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Veröffentlicht am 04.02.2019

So macht Geschichte Spaß

Vespasian: Das Tor zur Macht (1 MP3-CD)
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Der Autor der Reihe über Vespasian wurde in Genf geboren und schrieb bereits etliche historische Bücher. Seine Romane über den späteren Kaiser Roms zeichnen sich durch Authentizität und Genauigkeit, was ...

Der Autor der Reihe über Vespasian wurde in Genf geboren und schrieb bereits etliche historische Bücher. Seine Romane über den späteren Kaiser Roms zeichnen sich durch Authentizität und Genauigkeit, was historische Fakten betrifft, aus.

Der junge Vespasian gerät mit seinen Vertrauten immer wieder in Kämpfe und wird dabei, wie durch ein Wunder, nicht getötet. Für ihn bedeutet das mehr als nur Glück. Er ist der Meinung, dass eine höhere Macht über ihn wacht, damit er im Leben noch Großes vollbringen kann. Zu seinen Getreuen gehören sein Bruder Sabinus und Markus, der ihm dient.

In Rom herrschen Unfrieden und Ungerechtigkeit. Kaiser Tiberius lebt weit weg auf Capri. Die Beschreibung seines Äußeren sowie der „Fischlein“ und „Lustjungen“ ist gelungen und entspricht den Überlieferungen. Vespasian dient einer mächtigen Frau in Rom, der Königin Antonia. Sie durchschaut die Ränke und das politische Kalkül der Obersten Roms und versteht es sehr gut, das Wissen darum für ihre Zwecke zu nutzen.

Das Hörbuch ist eine ungekürzte Fassung und läuft über 13,5 Stunden. Die Stimme des Sprechers Erich Wittenberg wurde perfekt ausgewählt. Er versteht es wie kaum ein zweiter, die Stimmen und Stimmungen der Personen umzusetzen. Die Beschreibung der Schlachten ließ mich hautnah dabei sein. Sowohl Kleidung als auch das Äußere der wichtigsten Personen ist so treffend geschildert, dass ich sie praktisch vor mir sah.

Über die Zeit rund um die Geburt Jesu und des christlichen Glaubens wurde schon viel geschrieben. Aber Archäologen und Historiker finden immer wieder neue Fragmente, die noch mehr Klarheit bringen. Das kommt auch in der Reihe rund um Vespasian zum Tragen. Dabei ist sie nicht nur ein Muss für Hobbyhistoriker. Auch Freunde von Abenteuer und Spannung werden ihre Freude daran haben.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Wahrlich ein Held unserer Zeit

Meine Stimme für das Leben
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Herr Denis Mukwege wurde 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er bekam ihn für sein Engagement in seiner Heimat, dem Kongo. Dort wurde auf sein Bestreben hin ein Krankenhaus errichtet, welches ...

Herr Denis Mukwege wurde 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er bekam ihn für sein Engagement in seiner Heimat, dem Kongo. Dort wurde auf sein Bestreben hin ein Krankenhaus errichtet, welches mittlerweile zu einer eindrucksvollen Größe gewachsen ist. Die Anfänge waren voller Hindernisse und daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Die Autobiographie von Denis Mukwege trägt den Namen Meine Stimme für das Leben. Herr Mukwege schreibt über seine Kindheit, wie es zu seinem Berufswunsch kam und von seinem besonderen Verhältnis zum Vater. Zudem schildert er die Lebensumstände in seiner Heimat und wie sehr insbesondere die Frauen darunter leiden müssen. Er wird keineswegs immer mit offenen Armen empfangen und von allen akzeptiert. Ständig lebt er in Angst, dass ein Attentat seinem Leben ein Ende setzen könnte. Das hat seinen Grund, da er schon einige Male großes Glück hatte und dem Tod nur knapp entrinnen konnte.

Für mich war es ein sehr bewegendes Buch, welches ich bei etlichen Berichten mit Tränen in den Augen las. Es ist für uns hier in Deutschland unvorstellbar, dass eine werdende Mutter viele Kilometer laufen muss, um in eine Klinik zu gelangen. Und das mit einem Toten Säugling zwischen den Beinen, der nur noch an der Nabelschnur hängt. Herr Mukwege sorgt dafür, dass Schwangere und Wöchnerinnen gut versorgt sind und auch die Babys nicht vernachlässigt werden.

Ein weitere Punkt, der im Buch Meine Stimme für das Leben erläutert wird, ist die Gewalt gegenüber den Frauen. Sie werden nicht „nur“ vergewaltigt. Danach fügen die Täter ihnen so schwere Verletzungen zu, dass sie ohne Operation kaum Überlebenschancen haben. Diese Frauen werden von ihren Familien verstoßen und dürfen nicht mehr in den Kreis der Lieben zurückkehren. Die Moral der Kirchen spielt hier auch eine Rolle. Herr Mukwege hat nicht Theologie studiert, predigt aber und das zurecht. Auch ich bin der Meinung, dass der Glaube an Gott aus dem Herzen und nicht aus dem Verstand kommt. Dieser Mann hat mich so sehr beeindruckt, dass ich mich noch intensiver mit dem von ihm gegründeten Krankenhaus beschäftige. Er hat unser aller Hochachtung verdient. Meine hat er auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Literatur für gehobene Ansprüche

Die Farben des Feuers
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Der französische Schriftsteller Pierre Lemaitre wurde im Jahr 2013 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Das ist in Frankreich die am höchsten dotierte und bewertete Auszeichnung für Schriftsteller. Damals ...

Der französische Schriftsteller Pierre Lemaitre wurde im Jahr 2013 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Das ist in Frankreich die am höchsten dotierte und bewertete Auszeichnung für Schriftsteller. Damals war es sein Roman Au revoir là-haut, welcher die Jury überzeugte. Auch sein Buch Die Farben des Feuers zeigt von der exzellenten Sprache und dem hintergründigen Humor des Schriftstellers.

Die Farben des Feuers beginnt mit der Beerdigung eines Bankiers, Herrn Marcel Péricourt. Beim Aufstellen des Trauerzuges vor dem Haus des Toten kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Der Grund dafür wird sich erst viele Jahre später offenbaren. Der reiche Bankier hinterlässt ein großes Vermögen, welches sowohl seiner Tochter als auch dem Enkel vermacht wird.

Aber bereits wenige Tage nach der Beisetzung beginnen Eifersüchteleien und Ränke. Das geht so weit, dass Madeline in wenigen Wochen das Geld verliert, das Haus verkaufen muss und mit ihrem behinderten Sohn Paul in Armut leben wird. Schnell reift in ihr ein Plan heran und sie rächt sich an denen, die ihr und ihrem Nachwuchs so viel Kummer bereitet haben.

Dass mir Die Farben des Feuers so gut gefiel liegt daran, dass ich selten eine so abwechslungsreiche Beschreibung von Personen und Situationen las. Herr Lemaitre gab mir stets das Gefühl, dass ich neben den Hauptpersonen stehe und ihnen bei ihrem Tun zuschaue. Die Beschreibung der Situation in Deutschland, kurz nach der „Machtergreifung“ Hitlers und das gegenseitige Misstrauen kommt sehr gut zum Ausdruck. Aber auch die Gefahr für Menschen, wenn sie sich den Anordnungen der Handlanger des „Führers“ widersetzten. Ein Buch über Missbrauch und Vertrauensbruch, über Spionage und Freundschaft sowie dem Aufstand der Anständigen. Keine leichte Kost dafür aber recht anspruchsvoll.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Leben kurz vor Beginn des 30jährigen Krieges

Der Astronom und die Hexe
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Die Autorin Ulinka Rublack wurde in Thüringen geboren und lebt mittlerweile in Großbritannien. Sie lehrt an einer Universität in Cambridge Europäische Geschichte und veröffentlichte bereits einige Sachbücher. ...

Die Autorin Ulinka Rublack wurde in Thüringen geboren und lebt mittlerweile in Großbritannien. Sie lehrt an einer Universität in Cambridge Europäische Geschichte und veröffentlichte bereits einige Sachbücher.

Der Astronom und die Hexe beschreibt eine Zeit, in der die Kirchen ihren Einfluss massiv geltend machten. So wurden Wissenschaftler der Ketzerei beschuldigt, die die Erde als Kugel sahen und behaupteten, dass sie um die Sonne kreist. Unter anderem wurde im Jahr 1600 der Wissenschaftler und Mathematiker Giordano Bruno in Rom verbrannt. Aber nicht nur Astronomen und Naturwissenschaftler hatten es zu der Zeit schwer. Auch viele Frauen wurden denunziert und der Hexerei beschuldigt. Zwischen den Jahren 1580 und 1599 gab es alleine im katholischen Erzbistum Trier hunderte Menschen, die wegen Hexerei angeklagt wurden. Zur Verhaftung genügte eine Denunzierung der Betroffenen, ohne dass diese bewiesen werden muss.

Die Aufarbeitung der Anklage von Katharina Kepler, der Mutter von Johann hätte nie erfolgen können, wenn nicht im Jahr 1820 zwei dicke Bündel mit Schriften gefunden worden wären. Es handelt sich hier um Dokumente der Niederschriften, die alle den Prozess gegen Katharina Kepler betreffen.

In dem Buch wird nicht nur der Prozess erläutert. Der Astronom und die Hexe legt den Lebenslauf Katharinas dar. Wie sie mit ihrem Mann lebte und wie sie ihre Kinder fast alleine erzog. Der Begriff „Kindbett“ und seine Entstehung ist genau beschrieben. Es war einer ihrer Söhne, und zwar Heinrich, der sie im Jahr 1614 zum ersten Mal öffentlich als Hexe titulierte. Als sie 68 Jahre als war, wurde sie beschuldigt und von den Boten des Vogtes verhaftet. Es folgt die Beschreibung des Prozesses und auf welche Weise Katharina verteidigt wurde.

Mir gefiel das Buch sehr gut. Da gibt es zunächst eine Vielzahl an Abbildungen und zwei Karten. Kepler und seine damaligen Kollegen werden unter anderem präsentiert. Ein Foto des Denkmals von Katharina Kepler steht in Eltingen und das Foto wurde von der Autorin selbst gemacht. Mir gefiel auch, dass es hier nicht ein stures Abarbeiten der Fakten zum Prozess zu finden gibt. Viel mehr lernte ich die Lebensweise der damaligen Zeit kennen. Also die Schwierigkeiten der Menschen, wenn es um die Einstellung zu Gott und Kirche ging. Dass es damals bereits Armenkassen gab und sogar Kinder von minderbemittelten Leuten Stipendien für ein Studium erhielten. Das Leben Keplers selbst wird sehr genau beschrieben. Dass er sich nicht gerne wusch und wie er bei täglichen Verrichtungen nach dem Stand des Mondes richtete gehört ebenfalls dazu.

100 Jahre nach der Reformation, welche dann auch im 30jährigen Krieg ihren Höhepunkt erreichte, gab es in Deutschland gewaltige Umbrüche. Diese wirken bis heute nach und wer sich für deutsche Geschichte interessiert, muss dieses Buch einfach lesen. Das ist meine persönliche Meinung. Eins der besten Sachbücher, das ich las. Und davon gibt es viele.

DerAstronomUndDieHexe

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 15.01.2019

Ein literarische Genuss mit lehrreichen Aspekten

Liebe ist die beste Therapie
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John Jay Osborn ist ein US-amerikanischer Autor. Zudem war er als Anwalt und Professor für Jura tätig. Schon während seines Studiums schrieb er seine ersten Romane, die ebenfalls erfolgreich waren. Zum ...

John Jay Osborn ist ein US-amerikanischer Autor. Zudem war er als Anwalt und Professor für Jura tätig. Schon während seines Studiums schrieb er seine ersten Romane, die ebenfalls erfolgreich waren. Zum Teil gibt es sogar Filme, die an seine Bücher angelehnt sind.

Im Roman Liebe ist die beste Therapie geht es um ein Ehepaar, die seit einigen Monaten getrennt leben. Dass keiner von beiden sofort einen Anwalt einschaltete gibt Hoffnung und gemeinsam einigen sie sich für eine Ehetherapie. Der Grund für die Frau liegt darin, dass sie trotz Trennung mit ihrem Ehemann befreundet sein möchte. Ihr graut vor einer schmutzigen Scheidung. Er wiederum glaubt, dass diese vermieden werden kann. Zwei Kinder haben die beiden und die leben bei der Mutter. Er arbeitet so viel, dass er kaum Zeit für den Nachwuchs hat.

In den ersten Gesprächsrunden geht es darum zu lernen, wie eine gute Unterhaltung geführt werden kann. Die Therapeutin greift unmittelbar ein, wenn die Stimme erhoben wird. Sie besteht ebenfalls darauf, dass das gesagt wird, was auf der Zunge liegt. Also Ehrlichkeit der wichtigste Faktor für Gespräche ist. Anfangs schwierig aber später fast von selbst gelingt es den Eheleuten miteinander ruhig und bestimmt zu kommunizieren. Sie zeigen dem Gegenüber unter anderem auf, was sie am meisten verletzte. Hin und wieder lädt die Therapeutin auch zum Einzelgespräch ein. Lässt sich aber nicht überreden zu garantieren, dass der Partner nichts davon erfährt.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Gesprächstherapie ist in vielen Berufen ein ganz wichtiges Unterrichtsfach und sich gut zu unterhalten nicht einfach. Aneinander vorbeireden oder sich nicht trauen das zu sagen, was man gerade denkt, sind typische Merkmale. Aber auch seine Wünsche nicht auszudrücken sondern das genaue Gegenteil aussprechen, ist oft ein Hemmschuh für klare Kommunikation. Ich denke, dass das Buch tatsächlich helfen kann, aufeinander zuzugehen und den Partner besser zu verstehen. Besonders interessant war für mich ein grüner Sessel, der stets im Zimmer der Therapeutin stand. Niemand nahm dort Platz und mit der Zeit offenbarte die Dame, was es damit auf sich hat. Ein spannendes Buch, literarisch hochwertig und unbedingt empfehlenswert.