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Veröffentlicht am 04.02.2019

Wendepunkt im Leben eines Psychiaters

Agathe
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Ein alternder Psychiater erwartet sehnsüchtig seinen Ruhestand, einem Countdown gleich zählt er die verbleibenden Sitzungen. Doch gleichzeitig hat er Angst vor der drohenden Einsamkeit, welche ihn erwartet, ...

Ein alternder Psychiater erwartet sehnsüchtig seinen Ruhestand, einem Countdown gleich zählt er die verbleibenden Sitzungen. Doch gleichzeitig hat er Angst vor der drohenden Einsamkeit, welche ihn erwartet, wie einer Vorstufe zum Tode gleich. Denn im Laufe seines Lebens hat er schleichend den Bezug zu den Menschen verloren.

"Es war noch nie meine Art gewesen, eine einmal in Gang gesetzte Bewegung zu unterbrechen" (Zitat S. 37)

Als seine Assistentin gegen seinen Willen Agathe als neue Patientin aufnimmt, gerät der Psychiater dank der beiden Frauen in Situationen, welche sein Leben in neue Bahnen lenken.

"Wie findet man heraus, wovor man Angst hat?!" - "Meiner Meinung nach (...) beginnt man mit seiner größten Sehnsucht." (Zitat S. 97)

Die Geschichte wird vom Psychiater selbst erzählt, wodurch man seine Gedanken und Gefühle miterlebt. Auf mich wirkte der Charakter schnell soziophob, was sich u. a. durch Teilnahmslosigkeit und Zynismus äußerste. Der Wandel hin zum Menschen, der sein altes Leben entstaubt und neue Ziele entdeckt, verläuft zunächst subtil. Hierbei ist Agathe einer von mehreren Faktoren, wobei ihr Charakter für meinen Geschmack zu blass bleibt, um den Titel zu rechtfertigen.
Agathe ist ein Buch ohne wirklich Anfang oder Ende, vielmehr beschreibt es eine Art Wendepunkt im Leben des Psychiaters, ohne eine Erklärung zu liefern, wie der Mann überhaupt in seine Isolation geraten konnte. Das Buch überzeugt durch seine poetische Sprache und regt zum Nachdenken an, kratzt jedoch für meinen Geschmack eher an der Oberfläche als dass es die Personen näher beleuchtet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Geschichte
  • Gefühl
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 20.01.2019

Plötzlich Prinzessin? Nein, plötzlich Eichhörnchen!

Miep & Moppe
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Sommerzeit - Ferienzeit! Und ausgerechnet dieses Jahr muss die 13-jährige Miep den Sommer bei ihrer Oma auf dem Land verbringen, statt in Hamburg mit TV und Skateboard abzuhängen.
Öde! Bis sie ein Kaninchen ...

Sommerzeit - Ferienzeit! Und ausgerechnet dieses Jahr muss die 13-jährige Miep den Sommer bei ihrer Oma auf dem Land verbringen, statt in Hamburg mit TV und Skateboard abzuhängen.
Öde! Bis sie ein Kaninchen schräg von der Seite anquatscht. Moment - ein Kaninchen? Und wo kommt plötzlich dieser Puschelschwanz her?! Warum ist Miep auf einmal ein Eichhörnchen statt einer Superheldin? Und wer ist Holla, die Waldfee?
Ein unterhaltsames Sommerabenteuer mit dem Teenager Miep, welche die Fähigkeit des Gestaltwandelns geerbt hat und Freundschaft mit dem mutigen Zwergkaninchen Moppe schließt. Dabei verhält sie Miep typisch Teenager-like und macht es Moppe nicht immer einfach. Mehr über ihre geheimnisvolle Fähigkeit wissen Mieps Oma und so ein komischer Kauz im Wald, der mit Vorliebe Plattdeutsch redet. Aber mal ehrlich: Die haben doch nicht alle Möhrchen im Beet, oder?
Das Buch beginnt ganz lustig, wie Miep sich unfreiwillig in ein Eichhörnchen verwandelt und dabei auf Zwergkaninchen Moppe trifft. Anfangs genießen die beiden ihre frische Freundschaft, tanzen zu Rockmusik, schauen Filme und lesen gemeinsam Bücher - was Freunde halt so machen. Als Miep jedoch mehr über ihre Fähigkeit erfährt, wird ihr das alles zuviel und lässt es leider an Moppe aus, der die Welt nicht mehr versteht. Dabei ist das Kaninchen mit dem süßen Sprachfehler wirklich zum Knuddeln lieb. Aber was wären echte Freunde, wenn nicht doch wieder beide zueinander finden?
Mir hat die Idee mit dem Abenteuer der beiden gut gefallen. Weniger gefiel mir Mieps launisches Verhalten zwischendurch Moppe gegenüber, da hing dann auch das Abenteuer der beiden zu sehr in der Luft. Als unterhaltsames Extra haben Miep und Moppe hinten im Buch eine Liste mit besonderen sowie plattdeutschen Begriffen angehängt. Geschrieben ist das Buch abwechselnd aus Mieps und Moppes Sicht, über jedem Kapitel zeigt ein Bild von Miep oder Moppe an, wer grad erzählt. Schade fand ich, dass Moppe als Wald- und Wiesentier die Unterschiede zwischen Hase und Kaninchen ignorierte, hier wär die Chance gewesen, einem Stadtkind den Unterschied zwischen beiden Tieren zu erklären.
Ein unterhaltsames und lustiges Buch für Kinder ebenso wie für Erwachsene. Ich hoffe, die beiden werden noch weitere Abenteuer erleben.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Vom Schicksal vorherbestimmte Liebe?

Die Ballade von Max und Amelie
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Die einäugige Straßenhündin Narbe rettet Familienhund Max das Leben, als dieser auf einer Müllkippe fast zu Tode geprügelt wird. Um ihm neuen Lebensmut zu geben verspricht sie, ihn nach Hause zu seiner ...

Die einäugige Straßenhündin Narbe rettet Familienhund Max das Leben, als dieser auf einer Müllkippe fast zu Tode geprügelt wird. Um ihm neuen Lebensmut zu geben verspricht sie, ihn nach Hause zu seiner Familie zu bringen - und wagt sich das erste Mal in ihrem Leben in die weite Welt ausserhalb der Müllkippe.
Das Buch ist hauptsächlich aus Sicht der Hündin geschrieben, was dem Autor sehr gut gelungen ist. Sie kennt die Natur sowie die Welt der Menschen nicht und ist von vielem verwirrt: Den Gerüchen, dem Gassigehen und dass Menschen auch liebevoll zu Tieren sein können. Ich erwartete von dem Buch ein Abenteuer, welches die beiden Hunde auf der Suche nach Max' Familie erleben. Und zu großen Teilen ist es das auch, denn die beiden lernen andere Tiere kennen und geraten zwischendurch sowohl in gefährliche wie auch schöne Momente. Was ich jedoch vorher nicht wusste und mir weniger gefiel ist, dass die ganze Geschichte unter dem Thema der Reinkarnation steht: Vom Schicksal vorherbestimmte Liebe und eine jahrhunderte alte Gier nach Rache, basierend auf etwas, woran sich die Hunde nach und nach erst in Träumen wieder erinnern können. Entsprechend gesellt sich zu den immer aufs Neue wiedergeborenen und sich als Liebespaar findenden Hunden ein Mensch hinzu, der in jedem Leben erneut Jagd auf die beiden macht. Und das war mir einfach zu albern, machte das ganze Abenteuer der Hunde zunichte. Ebenso ging mir die Hündin mit ihrem falschen Stolz wiederholt auf die Nerven, die manchmal selbst nicht wusste, was sie wollte und lieber den Rüden vor den Kopf stieß als mal über ihren viel zu großen Schatten zu springen. In "Mieses Karma" war die ständige Wiedergeburt noch ganz unterhaltsam, hier machte sie das Hundeabenteuer für meinen Geschmack zunichte. Schade.

Veröffentlicht am 30.12.2018

Sehr faktenlastiges, gut recherchiertes Sachbuch

Stieg Larssons Erbe
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Der schwedische Journalist und Schriftsteller Stieg Larsson wurde einst berühmt durch seine Millenium-Trilogie. Darüber hinaus hatte er sich dem Ziel verschrieben, gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz ...

Der schwedische Journalist und Schriftsteller Stieg Larsson wurde einst berühmt durch seine Millenium-Trilogie. Darüber hinaus hatte er sich dem Ziel verschrieben, gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz zu kämpfen, allen voran gegen Faschismus, Rassismus und Sexismus. Als einer der Experten für rechtskonservative Bewegungen befasste er sich zudem eingehend mit Recherchen zum Mord am schwedischen Premierminister Olof Palme, welcher sich während seiner Amtszeit Feinde in Wirtschaft und Politik machte und am 28.02.1986 auf offener Straße erschossen wurde. Ein Mord, der bis heute nicht geklärt wurde. Der Journalist Jan Stocklassa entwickelte Interesse an dem Fall und bekam Zugang zu Stieg Larssons bis heute versteckt gehaltenem Recherchematerial, welches über zwanzig Umzugskartons füllt. Dieses Buch ist das Ergebnis von Jan Stocklassas akribischer Durchsicht von Stieg Larssons Archiv ebenso wie eigener Recherchen und Schlussfolgerungen zum damaligen Mordfall.
Die Stärke dieses Buches ist zugleich auch seine Schwäche. So ist es vollgepackt mit Wissen und Fakten - und das kann auf Dauer sehr ermüdend sein. Der Leser erfährt viel über Stieg Larssons Leben und dessen Arbeit, ebenso wie über Olof Palme und die damalige schwedische Politik und Wirtschaft, welche von Rechtspopulisten regelrecht durchwandert war. Man muss sich für dieses Buch wirklich Zeit nehmen, um sich in all den Namen und politischen Beziehungen nicht zu verlieren. Es ist definitiv ein Sachbuch und kein Krimi. Der Autor selbst hat zum Glück einen recht guten Schreibstil, welcher sich angenehm lesen lässt. Meinen Respekt hat er auf jeden Fall dafür, dass er sich so intensiv mit dieser schwierigen und gefährlichen Thematik befasst hat.

Veröffentlicht am 30.12.2018

Rund 100 Inspirationen, über sich hinaus zu wachsen

Stories for Boys Who Dare to be Different - Vom Mut, anders zu sein
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Das Buch ist eine wunderbare Sammlung über Jungen und Männer, die auf ihre Art zu Helden wurden, weil sie Mut bewiesen, Stärke zeigten oder einfach an sich glaubten. Dabei ist die Mischung der Personen ...

Das Buch ist eine wunderbare Sammlung über Jungen und Männer, die auf ihre Art zu Helden wurden, weil sie Mut bewiesen, Stärke zeigten oder einfach an sich glaubten. Dabei ist die Mischung der Personen ebenso bunt wie deren Schicksale. Einige mussten z. B. unter Mobbing oder Sklaverei leiden, aus welcher sie sich herauskämpften, während andere einfach einen unkonventionellen Weg einschlugen, über welchen andere vielleicht nur die Köpfe schüttelten. Möglichkeiten, sein eigener Held zu werden, gibt es unendlich viele - dieses Buch kann dem Leser Mut machen, über sich hinaus zu wachsen, wie es viele andere vor ihm auch bereits taten. Dabei gefällt mir vor allem, dass nicht nur bereits bekannte Personen genannt werden wie z. B. Muhammad Ali und Galileo Galilei, sondern auch viele unbekannte Namen ihren Weg ins Buch fanden.
In dem Buch werden über 100 Jungen und Männer beschrieben, wobei jedem eine Doppelseite zusteht. Eine Seite davon ist jeweils ein Bild, wobei mir die Bilder oftmals weniger gefielen. Die Beschreibungen der Personen beschränken sich meist auf das Wesentliche, die eigentliche Heldenleistung. Tiefergehende Informationen zu den Personen sucht man in dem Buch vergebens, dafür lassen sich die Beispiele recht schnell lesen. An einigen Stellen ist dies sehr schade, andererseits bleibt das Buch so auch für Lesefaule ein Anreiz, mal eben eine Kurzbiographie zu lesen.