wichtige Thematik fesselnd aufgegriffen - überrascht aber nicht so sehr, wie der krasse hype vermuten lässt!
Someone NewMicah, Tochter aus reichem, versnobten Anwaltshaus, trifft kurz nach Antritt ihres Studiums auf ihren neuen Nachbarn: Es ist Julian, den sie einige Zeit zuvor als Kellner auf einer Party bei ihren Eltern ...
Micah, Tochter aus reichem, versnobten Anwaltshaus, trifft kurz nach Antritt ihres Studiums auf ihren neuen Nachbarn: Es ist Julian, den sie einige Zeit zuvor als Kellner auf einer Party bei ihren Eltern kennengelernt und um seinen Job und seine Bezahlung gebracht hat. Sie will ihr schlechtes Gewissen beruhigen, aber Julian bleibt unnahbar und distanziert. Davon lässt sie sich aber nicht abhalten, ist sie doch fasziniert von ihm und will seine Nähe suchen. Auf der Suche nach "seinem Geheimnis", das ihn dazu bringt, niemanden nah an sich heran zu lassen, entwickelt sich - sonst wäre es doch kein New Adult Roman - dennoch eine Liebesgeschichte zwischen ihnen.
Kaum ein Buch wurde mit so viel Spannung erwartet wie dieses, kaum ein New Adult Roman wurde in jüngster Vergangenheit so gehyped und hatte eine solche Aufmerksamkeit. So kam auch ich nicht drum herum, so schnell wie möglich den neuen Roman von Laura Kneidl zu lesen: Gewohnt flüssig und klar schreibt sie, bringt die Persönlichkeit von Micah dem Leser aus der Ich-Perspektive nahe und stellt Julian, Aurie, Cassie, Lilly und Aliza vor, ebenso wie Micahs Zwillingsbruder Adrian. Wie immer lässt einen ihre Schreibstil nicht abschweifen, sondern gespannt weiterlesen, ohne Umschweife schreibt sie deutlich auf den Punkt. Auch beginnt der Einstieg in die Welt um Micah gemächlich, bis dann zum Ende hin viel auf einmal passiert und sich die Story fast überschlägt.
Leider muss ich bereits an dieser Stelle sagen, dass mich "Someone New" nicht so überzeugt hat, wie der Hype es hat vermuten lassen: Es bleibt eine recht spannende New Adult Lovestory mit krassem Plottwist, der einen kontroversen Hintergrund hat - mit absoluter Sicherheit ist mir die Brisanz dieses Hintergrundes klar, und auch ich empfinde es als durchaus wichtig, dass die Thematik dahinter viel von ihrer Stigmatisierung abbauen sollte. Dennoch gilt es in meinen Augen für einen herausragenden Roman nicht nur ein brisantes, tabuisiertes Thema aufzugreifen.
Jedoch hat es mir sehr gut gefallen, mit welcher Selbstverständlichkeit weitere nicht "typische" Themen aufgegriffen wurden: Cosplay, Live Action Role Play, homosexuelle Orientierung, Schwangerschaft in jungen Jahren etc. Eine solche Selbstverständlichkeit für sämtliche Neigungen, Vorliegen, Hobbys, Lebensereignise ... die etwas aus der Reihe tanzen, wünsche ich mir auch im echten Leben!
AB HIER SPOILER
Micahs Charakter bleibt für mich etwas flach, ihr Bruder Adrian nach seinem Auftauchen auch. Was genau hat ihn dazu bewegt, den Kontakt abzubrechen? Seine Erklärung, sich seiner Zwillingsschwester nicht anvertrauen zu können, bleibt für mich schwach. Generell fehlt es mir an Tiefe der Beziehung zwischen den beiden, obwohl immer wieder Versuche auftauchen, die Geschwisterliebe zwischen den beiden zu illustrieren.
Nach dem großen Knall um Julians frühere Identität passiert alles Schlag auf Schlag. Mir ging es im Vergleich zum gemächlichen Anlauf zu Beginn etwas zu schnell.
Was mich aber vor Allem nicht ganz überzeugt hat, ist die Beziehung zwischen Julian und Micah: Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer Fan von Laura Kneidl, und bspw. Sage und Luca habe ich GELIEBT. Bei den beiden konnte ich ihre Gefühle zueinander förmlich durch die Buchseiten hindurch spüren, das hat mir bei Micah und Julian einfach gefehlt. Für mich blieb die Gefühlswelt zwischen den beiden einfach flach. Ich konnte nicht fühlen, was Micah an Julian so reizt und was er in ihr auslöste, damit sie weiterhin den Kontakt zu ihm sucht.
Insgesamt möchte ich aber auch betonen, dass das hier alles "Meckern auf hohem Niveau" ist - in Anbetracht des Hypes um Someone New bin ich aber davon überzeugt, dass eine Rezension mit einer besonderen Strenge verfasst werden sollte.
ZUSAMMENFASSUNG
Ich habe Someone New gern und zügig gelesen und war ganz angetan aufgrund der Selbstverständlichkeit, mit der Micah und ihre neuen und alten Bekanntschaften durch ihr jeweils nicht ganz dem Stereotypen entsprechenden Leben gehen. So viel Akzeptanz in allen Bereichen wünsche ich mir auch für's echte Leben! Allerdings konnte mich die Liebesbeziehung zwischen Micah und Julian nur bedingt überzeugen - mir hat es ein wenig an Gefühl gefehlt.
Alles in allem kann ich Someone New getrost empfehlen, möchte aber die riesigen Erwartungen und Hoffnungen auf einen bahnbrechenden Roman etwas zurückschrauben!