Psychogram eines Mörders
Sein GelübdeDer Plot zu diesem Krimi aus der Feder von Sabine Giesen hört sich ungeheuer interessant an. Die erste Hälfte fand ich auch absolut gelungen.
Als Leser begleiten wir vier junge Menschen von den 1960er ...
Der Plot zu diesem Krimi aus der Feder von Sabine Giesen hört sich ungeheuer interessant an. Die erste Hälfte fand ich auch absolut gelungen.
Als Leser begleiten wir vier junge Menschen von den 1960er bis in die 1980er Jahre. Alle von ihnen durchleben eine schwierige und lieblose Kindheit. Trotzdem schaffen es drei von den vier Jugendlichen sich dem Leben zu stellen und ihre Träume zu erfüllen. Einer davon sieht diese jedoch in Mord: In der Erlösung von einsamen und leidenden Menschen.
Zwei Schwestern, Ingrid und Susanne, wachsen bei ihren lieblosen Eltern auf einem Bauernhof in der Eifel auf. Zwei Jungen, Frank und Jürgen, enden beide im Kinderheim, wo sie ebenso Außenseiter bleiben, wie schon zuvor. Aus den vier werden zwei Familien. Während die Autorin die Jahre bis zum Erwachsen werden beschreibt, werden in kursiver Schrift die Gedanken eines späteren Serienmörders wiedergegeben. Diese lösen eine starke Beklemmung beim Lesen aus.
Mit Raffinesse beginnt Sabine Giesen ein Ratespiel, ohne die Identität des Täters zu lüften. Bis zum Mittelteil hat mich der Krimi, der für mich dem Psychogram eines Mörders ähnelte, gepackt. Doch danach hatte ich immer mehr und mehr das Gefühl, dass sich die Autorin verzettelt. Die letzten Morde und die Handlungen des Mörders waren mir etwas unglaubwürdig dargestellt. Polizeiliche Ermittlungen gibt es kaum. Da sich die Morde über 20 Jahre hinziehen, fragte ich mich oft, was die Polizei eigentlich dagegen unternimmt.
Ebenso verliert sich im Laufe des Krimis der Beweggrund für die Morde kontinuierlich. Das eigentliche Motiv für die Taten ist kaum mehr nachvollziehbar. Die Identität des Täters kristallisiert sich bald heraus und bietet darüber hinaus keine Überraschung mehr. Die erstaunliche Wende zum Schluss hatte ich zudem bereits erahnt. Somit fiel der Überraschungseffekt bei mir gänzlich weg, was ich schade fand. Vielleicht habe ich einfach schon zu viele Krimis gelesen?
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und sehr gut ausgearbeitet. Man taucht in die Tiefen der menschlichen Psyche und in ihre Abgründe ein. Im Vordergrund der zwei Pärchen stehen Frank und Susanne, aber auch die Verbundenheit der beiden Schwestern wird besonders hervorgehoben.Alle entwickeln sich weiter und sind sehr realistisch dargestellt.
Schreibstil:
Die kurzen Kapitel lassen einem schnell durch die Seiten flitzen. Der Schreibstil ist flüssig und vorallem die Charakterstudien haben mich wirklich überzeugt.
Insgesamt ist die Geschichte in sechs Abschnitte geteilt: Heranwachsen, Aufbruch, Zweisamkeit, Alltag, Veränderungen, Erwachen. Diese Überschriften deuten bereits den Lebensverlauf der Protagonisten an.
Fazit:
Ein interessanter Plot, großartige Charakterstudien und ein eiskalter Mörder. Leider verlor sich für mich das Motiv des Täters im Laufe des Krimis. Ebenso fand ich die letzten Morde und Handlungen des Mörders ziemlich unglaubwürdig. Die verblüffende Wendung zum Schluss ist absolut gelungen, konnte mich allerdings nicht mehr überraschen - sehr wohl aber die restlichen Mitleser in der Leserunde. Deswegen sollte sich jeder selbst ein Bild des Krimis von Sabine Giesen machen.