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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2019

Ein kalter, harter und unbarmherziger Ort

Die Mauer
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„Kapital“ hatte mich überzeugt und auch „Die Mauer“ hat mich nicht enttäuscht. Ein Buch, das den Klimawandel und Migration thematisiert. Worum geht es?
Seit dem „Wandel“ ist England von einer hohen Mauer ...

„Kapital“ hatte mich überzeugt und auch „Die Mauer“ hat mich nicht enttäuscht. Ein Buch, das den Klimawandel und Migration thematisiert. Worum geht es?
Seit dem „Wandel“ ist England von einer hohen Mauer umgeben, die von den Einwohnern mit Waffengewalt gegen „Die Anderen“ verteidigt wird. Errichtet wurde die Mauer nach einer globalen Klimakatastrophe, bei der der Meeresspiegel drastisch anstieg.
Zitat: Du durchläufst eine kurze, nicht besonders umfangreiche Ausbildung. Sechs Wochen. Hauptsächlich geht es um das richtige Halten, Pflegen und Abfeuern deiner Waffe.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Joseph Kavanagh, einem jungen Verteidiger, der gerade seinen zweijährigen Dienst auf der Mauer antritt. Für jeden Anderen, der es über die Mauer schafft, wird ein Verteidiger aufs Meer verbannt.
Der Roman erinnert einen an die Mauer in Berlin, die geplante Mauer an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, aber auch an die Mauer in unseren Köpfen.
John Lanchester beschreibt die Mauer als eine Grenze zwischen "uns" und den "anderen", zwischen Einwohnern und den Menschen, die aus ökonomischen und ökologischen Gründen in das Land hinter der Mauer eindringen wollen. Hier denkt der Leser natürlich sofort an die Flüchtlinge im Mittelmeer oder die Boatpeople in den 70er Jahren.
Der Autor ist ein guter Beobachter. Sein Schreibstil ist karg und klar, die Charaktere sind überzeugend gezeichnet. Der Roman gliedert sich in drei Teile: Die Mauer, Die Anderen und Das Meer. Eine bedrückende Vision, aus Ängsten, implantierten Chips und Sklaverei. Kein Spielraum, keine Freiheiten, nichts als Schwarz und Weiß.
Zitat: »Es ist kalt auf der Mauer.« Für Liebe, wie sie sich zwischen Joseph und Hifa anbahnt, ist in dieser Welt eigentlich kein Platz. Aber es gibt auch Hoffnung, wenn wir JETZT etwas tun.

Fazit: Mein absolutes Highlight in diesem Frühjahr. Düster und beklemmend!

Veröffentlicht am 09.02.2019

Die Angst geht um

Der Patriot
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…nach dem Mord an der Stockholmer Journalistin Hannah Löwenström und Drohungen gegen Vertreter der sogenannten Lügenpresse. Weitere Opfer folgen. Nur eine fürchtet sich nicht: Die junge Madeleine Winther. ...


…nach dem Mord an der Stockholmer Journalistin Hannah Löwenström und Drohungen gegen Vertreter der sogenannten Lügenpresse. Weitere Opfer folgen. Nur eine fürchtet sich nicht: Die junge Madeleine Winther. Sie nutzt die Morde als Sprungbrett für ihre Karriere.
Woher kommt dieser Hass? Der rechtsextreme Carl Cederhielm will Rache nehmen an allen, die dazu beitragen, dass seine Heimat Tag für Tag von Flüchtlingen überschwemmt wird. Gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten eine Todesliste mit zehn Namen aufgestellt.
Und dann ist da auch noch Ibrahim Chamsai, der einst aus Syrien nach Schweden eingewandert war, Taxi fährt und sich scheinbar voll integriert hat. Last but not least, der Schwede August Novak, ein ehemaliger Fremdenlegionär, der in Chile als Leibwächter eines Russen arbeitet.
Bald wird ihr Schicksal miteinander verwoben und in Schweden wird nichts mehr so sein wie es war…
Pascal Engman war selbst Journalist und hat mit seinem Thrillerdebüt ein aktuelles und heißes Eisen angepackt. Gut geschrieben, keine Frage. Stets glaubwürdig und niemals, wirklich nie vorhersehbar. Gleich mehrere spannende Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Erst ganz am Ende schließt sich der Kreis und mündet in einen actionreichen Showdown. Ich bin begeistert, auch wenn der Epilog etwas kitschig daher kommt.

Fazit: Gelungenes Thrillerdebüt. Spannend, erschreckend, real.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Südstaaten-Stoff vom Feinsten

Nacht über dem Bayou
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„Nacht über dem Bayou“ von James Lee Burke ist der 9. Fall für Detective Dave Robicheaux aus New Iberia, Louisiana - und ein grandioses Buch. Es handelt sich um die überarbeitete Neuausgabe aus dem Pendragon ...


„Nacht über dem Bayou“ von James Lee Burke ist der 9. Fall für Detective Dave Robicheaux aus New Iberia, Louisiana - und ein grandioses Buch. Es handelt sich um die überarbeitete Neuausgabe aus dem Pendragon Verlag. Worum geht es?
Die Ermittlungen führen Dave zurück in die Vergangenheit zu einem 28 Jahre alten Mord an einem schwarzen Bürgerrechtler. Aaron Crown, der damals ein Geständnis abgelegt hatte, beteuert jetzt seine Unschuld und bittet Dave um Hilfe.
Buford LaRose, ein schmieriger Politiker, zeigt auffälliges Interesse am Geschehen. Mookie, ein schwarzer Riese mordet sich durch die Sümpfe. Und dann ist da auch noch Daves alte Flamme Karyn, die ihm mehr zu Leibe rückt, als ihm lieb ist.
Die Spuren führen Dave nach Texas und Mexiko und sein Kumpel Clete muss ihn mehrmals retten. Angst und Misstrauen greifen um sich. Denn jemand hat es offenbar auf Dave abgesehen. Als Crown aus dem Gefängnis fliehen kann, überstürzen sich die Ereignisse…
James Lee Burke schreibt Krimis fürs Kopfkino, hochspannend und mit filmischer Dichte erzählt. Kein Wort zu viel, keins zu wenig. Wie immer gelingt es dem Autor Spannung aufzubauen - und zu halten. Auch mit Gesellschaftskritik spart er nicht.
Vietnam-Veteran Dave ist trockener Alkoholiker mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er ist ein Kind des Bayous, der Sümpfe von New Orleans, wo die Rassentrennung noch sehr präsent ist und Drogen und Gewalt auf der Tagesordnung stehen.

Fazit: Packender Krimi mit einer unvergleichlichen Atmosphäre.

Veröffentlicht am 25.12.2018

Vielversprechender Auftakt

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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„Doggerland. Fehltritt“, der erste Band der Doggerland-Trilogie, hat mich begeistert. Es handelt sich um eine fiktive Inselgruppe in der Nordsee. Die Hauptstadt ist Dunker. Worum geht es?
Kommissarin ...


„Doggerland. Fehltritt“, der erste Band der Doggerland-Trilogie, hat mich begeistert. Es handelt sich um eine fiktive Inselgruppe in der Nordsee. Die Hauptstadt ist Dunker. Worum geht es?
Kommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, hat lange in London gelebt, bevor sie nach Doggerland zurückgekehrt ist. Ihre Familie war dort bei einem Autounfall ums Leben gekommen, den sie selbst verschuldet hatte.
Es ist Sonntag, der Morgen nach dem großen Austernfest, als Karen neben ihrem Chef Jounas Smeed in einem Hotelzimmer aufgewacht. Kaum zuhause erhält sie einen Anruf vom Polizeichef: Susanne, die Ex-Frau ihres Chefs, wurde brutal ermordet.
Smeed kann den Fall nicht übernehmen, da er zu den Verdächtigen gehört. Deshalb soll Karen die Ermittlungen leiten. Wie sich herausstellt, kam Susanne in einer Hippie-Kommune zur Welt. Liegt hier das Motiv?
Maria Adolfsson ist mit „Doggerland. Fehltritt“ ein großer Wurf gelungen. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Falsche Fährten und überraschende Wendungen halten den Spannungsbogen hoch.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Rückblenden, die mit „Langevik 1970“ überschrieben sind, verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Nichts ist wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Ganz am Ende schließt sich der Kreis - und der Untertitel, Fehltritt, bekommt eine ganz neue Bedeutung.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Karen ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie ist tough und macht einen guten Job. Auf die Fortsetzung, „Doggerland. Tiefer Fall“, die Ende nächsten Jahres erscheinen soll, freue ich mich daher schon heute.

Fazit: Vielversprechender Start einer Trilogie. Starker Stoff. So muss Krimi!

Veröffentlicht am 19.12.2018

Ein perfides Spiel mit der Angst

Kälter als die Angst
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„Kälter als die Angst“ ist bereits der fünfte Fall für Charlotte Schneidmann, Kommissarin in Münster, und ihren Kollegen Peter Käfer. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene ...


„Kälter als die Angst“ ist bereits der fünfte Fall für Charlotte Schneidmann, Kommissarin in Münster, und ihren Kollegen Peter Käfer. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Seit „Schattenfreundin“ bin ich ein Fan von Christine Drews und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Die Geschichte startet mit einem mysteriösen Prolog, erzählt in der Ich-Perspektive. Danach gibt es ein Wiedersehen mit Charlotte und Peter sowie Katrin Ortrup und ihrem Sohn Leo aus „Schattenfreundin“.
Carla Dellbrück wurde brutal mit einem Zimmermannshammer ermordet. Offenbar wurde sie vor ihrem Tod bedroht. Genauso wie jetzt Katrin. Handelt es sich um denselben Briefeschreiber oder um einen Trittbrettfahrer? Ist der Täter auch Carlas Mörder? Charlotte und Peter ermitteln…
Christine Drews hat ihren neuen Kriminalroman, der sich wieder flott und flüssig lesen lässt, packend in Szene gesetzt. Ab und zu sind Abschnitte aus Tätersicht eingestreut. Sie verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Ist Katrin das nächste Opfer? Denn seit ihr Sohn Leo damals entführt wurde, ist die Angst ihr ständiger Begleiter.
Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Falsche Fährten und überraschende Wendungen halten den Spannungsbogen hoch. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Charlotte ist mir inzwischen ans Herz gewachsen. Sie ist tough und macht einen guten Job. Über eine Fortsetzung würde ich mich daher sehr freuen.

Fazit: Charlotte Schneidmann ermittelt in Münster. Für mich das beste Buch der Reihe.