Alles im Leben ist eine Investition, alles hat einen Wert und alles hat ein Ziel …
Mit „Park Avenue Prince“ erscheint Louise Bays zweiter Teil ihrer „Royal Collection“ (engl. Bezeichnung) bei LYX. Nachdem man im ersten Teil den Unternehmer Max King verfolgen durfte, so wendet sich die Autorin nun einem scheinbar völlig neuen Charakter mit wenigen Verbindungen zu den ehemaligen Protagonisten zu: Sam Shaw. Er und Grace Astor ziehen jedoch den Leser sehr schnell in ihren Bann. Die beiden völlig unterschiedlichen Charaktere sorgen aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit von Beginn an für eine mitreißende Spannung, die sich auf den ersten Blick nicht ergründen lässt. Keine Morde, keine Intrigen und dennoch hängt man an jeder einzelnen Seite des Romans. Besonders der Anfang, der die sonderbare Beziehung der beiden Figuren behandelt hat große Auswirkungen auf den Roman, denn obwohl besonders gegen Ende Bay auf einige Klischees zurückgreift, ist man durch die starke Sympathie der ersten Hälfte der Geschichte so gefesselt, dass kleine Unannehmlichkeiten kaum bzw. weniger ins Gewicht fallen.
Doch was macht die Beziehung der beiden Figuren so besonders? Um diese Frage zu beantworten, muss man kurz erklären, die Grace und Sam sind. Die Protagonisten sind allein im Bezug auf ihre Herkunft völlig gegensätzlich. Sam wuchs nach dem Tod seiner Familie im Heim auf und fand sich danach mittellos in der „Welt der Erwachsenen“ wieder. Diese Mittellosigkeit ist es, die ihr und sein Handeln unglaublich stark geprägt haben und seinen unerschütterlichen Weg zu einem der reichsten Junggesellen der Stadt ebneten. Grace kommt im Gegensatz aus genau dieser Welt der Reichen und Schönen. Sie ist in der Park Avenue aufgewachsen und an Reichtum gewöhnt. Doch die Zwänge dieser Gesellschaft, die falschen Fassaden, die sich nur um die nächste Investition kümmern und hoffen, ihren Reichtum zu vergrößern sind es, die die junge Frau verschreckt haben. Sie will nicht eine dieser verwöhnten „Park Avenue Prinzessinnen“ sein.
Als Sam auf der Suche nach Kunstwerken für sein neues Appartement in Graces Galerie auf die passionierte junge Frau trifft, die in Kunst mehr als nur eine Wertanlage sieht, kann er nicht widerstehen, sie als seine Kunstberaterin zu engagieren. Doch auch Grace wird von Sam immer wieder überrascht. Als sie seine Wohnung in der Park Avenue einrichten soll, trifft sie lediglich auf ein nahezu leeres Appartement, das nur mit den nötigsten Dingen eingerichtet ist. Dieses bizarre Bild ist es, was schließlich die Neugierde in Grace weckt und zu einem unterhaltsamen kleinen Wettlauf zwischen den beiden Figuren führt. Doch tief verwurzelte Ängste der beiden Protagonisten überschatten die Geschichte von Sam und Grace ...
Neben Grace und Sam kommen jedoch auch einige neue Figuren in die Welt der Autorin. Sams beste Freundin Angie ist dabei eine von wenigen, die eine bedeutsame Rolle einnehmen und die Geschichte – wenn auch nur minimal – beeinflussen. Doch mit der Zeit wird für den Leser auch deutlich, wie die Verbindungen zwischen den einzelnen Protagonisten der ersten beiden Romane geknüpft sind: Harper (Protagonistin aus Band 1) und Grace kennen einander! Was bedeutet? Man erfährt auch endlich, wie es mit Harper und Max weiterging. Ihre Geschichte wird indirekt ein klein wenig weitererzählt und man hat als Leser bekannte Gesichter, die die sonst recht eintönige Romanwelt auflockern und für eine etwas realistischere Atmosphäre sorgen.
Bewertung:
In vielen Aspekten hat mir „Park Avenue Prince“ wirklich gut gefallen, durch die sympathischen Charaktere ist eine besonders in der ersten Hälfte unterhaltsame und spannende Atmosphäre entstanden, die sich wenigen Action- oder Dramenklischees bedient. Doch besonders in der zweiten Hälfte, als die Autorin ihr Hauptaugenmerk verstärkt auf Sams Verlustängste legt, beginnt die Handlung in eine für mich etwas unangenehme Richtung abzuschweifen, die das angenehme Bild der Figuren etwas zerstört. Ebenso hat diese Geschichte das Problem, dass die Autorin die Nebencharaktere etwas zu stark vernachlässigt hat, abgesehen von Max und Harper haben andere Figuren – soweit diese überhaupt existieren – kaum Einfluss auf die Handlung oder die Protagonistin und wirken damit recht platt und eindimensional.
Alles in allem ist „Park Avenue Prince“ jedoch eine sehr unterhaltsame Geschichte, die einem durchaus unterhalten kann und besonders in der ersten Hälfte sehr spannend und mitreißend ist.
7/10 bzw. 3,5/5 Sterne (Tendenz zu 4 Sternen)
★★★★★★★☆☆☆