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Veröffentlicht am 21.02.2019

Frauen, die ihre innere Zerrissenheit zelebrieren

Die Liebe im Ernstfall
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Auf der Suche nach Erfahrungen sind die fünf Frauen, um die es in Daniela Kriens Roman "Die Liebe im Ernstfall" geht. Für mich ist es eher eine Sammlung von fünf (längeren) Kurzgeschichten, denn ...

Auf der Suche nach Erfahrungen sind die fünf Frauen, um die es in Daniela Kriens Roman "Die Liebe im Ernstfall" geht. Für mich ist es eher eine Sammlung von fünf (längeren) Kurzgeschichten, denn jede der hier vorgestellten Frauen hat ihre Geschichte - und diese haben nur bedingt miteinander zu tun. Denn es ist nicht so, dass sich alle fünf Frauen kennen - jede kennt manche davon und nur Judith kennt alle - die meisten allerdings im Rahmen ihrer Tätigkeit als niedergelassene Hausärztin.

Und alle diese Frauen haben Wünsche und Sehnsüchte, vor allem aber Erfahrungen. Erfahrungen in einem Bereich, nämlich in der Liebe. Um sie geht es hier und zwar nicht nur im Ernstfall.

Ich muss gestehen, ich bin nicht zum Fan dieses Romans geworden: vor allem deswegen, weil die Frauen nicht eindringlich genug charakterisiert wurden. Und ihre Liebesgeschichten - von denen durchaus viele Folgen hatten - waren aus meiner Sicht nur selten Ernstfälle. Oftmals mit unsympathischen Männern. Oder auch die Frauen wurden in der Konfrontation der bestehenden oder vergehenden Liebe zu Unsympathinnen.

Hier rein, da raus - das ist leider mein Fazit dieser Lektüre, die - durchaus gefällig geschrieben - sich nicht allzu tief in meinem Bewusstsein eingenistet hat - ich habe fast schon während des Lesens vergessen, was es mit der vorherigen Frau eigentlich auf sich hatte.

Für mich sind alle fünf Frauen, die ihre innere Zerrissenheit zelebrieren, jede auf ihre eigene Art und teilweise auch nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens. Das kann spannend sein, doch die verlorenen Chancen, die bei einer Monika Zeiner oder Vea Kaiser witzige, spritzige oder auch tiefgründige Folgen haben, verpuffen hier vielfach im Nichts.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Ein Job in Schottland

Das kleine Hotel an der Küste
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Die US-Amerikanerin Andrea ist zu beneiden. Und wie! Sie hat einen Traumjob als Unternehmensberaterin und berät vor allem Hotels - natürlich solche der anspruchsvolleren Art - weltweit. Tolle Dienstreisen ...

Die US-Amerikanerin Andrea ist zu beneiden. Und wie! Sie hat einen Traumjob als Unternehmensberaterin und berät vor allem Hotels - natürlich solche der anspruchsvolleren Art - weltweit. Tolle Dienstreisen hat sie ständig. So muss sie bspw einmal im Monat nach London reisen. Diesmal jedoch verschlägt es sie ins wildromantische Schottland - ihr aktueller Kunde nimmt sie einfach mit zu seinem Objekt - einem Hotel in Familienhand.

Sie lernt nicht nur diesen erstaunlichen Ort, sondern auch seine ganze Familie kennen - seine Tante und seine Schwester sind einfach bezaubernd und nehmen Andrea mit offenen Armen auf, sein älterer Bruder Ian jedoch ist irgendwie komisch drauf - bald merkt Andrea, dass nicht sie der Grund ist - da schwelt wohl noch ein heftigerer Konflikt.

Dem Titel folgend hatte ich mir eine wunderbare Geschichte um die Rettung eines kuscheligen Hotels vorgestellt, doch es kam alles ganz anders. Das besagte Hotel spielt in der Geschichte allenfalls eine Statistenrolle, im Vordergrund stehen Andrea und James, die durchgehend wie die Teenies flirten, was mir stellenweise a) zu viel und b) zu flach wurde. Zumal auch wieder und wieder ihr Aussehen thematisiert wurde, was aus meiner Sicht weder interessant noch passend war.

Auch wenn sich alsbald herausstellt, dass sie beide ein ordentliches Päckchen zu tragen haben, das der sich entwickelnden Beziehung ganz gehörig im Weg steht. Und beide sind wesentlich tiefgründiger als es zu Beginn - vor allem im Hinblick auf James - erschien.

Was mich beeindruckt hat: die herrlichen Beschreibungen der schottischen Landschaft, die mich fast schon den Koffer packen ließen.

Alles in allem ein Liebesroman, der durchaus Tiefgang besitzt: jedenfalls stellenweise. Andere Teile erschienen mir wie eine Teenie-Schmonzette. Insgesamt ein unterhaltsamer, stimmungsvoller Roman für Fans von Liebesromanen, in denen es eben mal nicht nur zur Sache an sich geht...

Veröffentlicht am 18.02.2019

Ein Blüthner on the road

Das Gewicht eines Pianos
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Was im Prinzip nicht verwunderlich ist. Denn ein Blüthner ist ein Konzertpiano, das sicher auch in dieser Funktion das ein oder andere Mal unterwegs ist, um den jeweiligen Künstler zunächst zu und dann ...

Was im Prinzip nicht verwunderlich ist. Denn ein Blüthner ist ein Konzertpiano, das sicher auch in dieser Funktion das ein oder andere Mal unterwegs ist, um den jeweiligen Künstler zunächst zu und dann auf seinen Konzerten zu begleiten.

Das ist hier nicht der Fall - das Piano steht zunächst in Moskau in Katyas Zimmer, dann in einer kalifornischen Kleinstadt im Zimmer von Clara, einer jungen Automechanikerin. Dazwischen liegen einige Jahrzehnte, nämlich die Zeit zwischen den 1960er- und den 2010er Jahren.

Katya wird zu einer begnadeten Pianistin, was sie vor allem diesem besonderen Klavier zu verdanken hat - es begleitet sie also auf den Höhen ihres Lebens. Aber auch an den Tiefen hat es seinen Anteil. Und Carla - sie kann kaum darauf spielen, doch das Instrument liegt ihr am Herzen - denn es war das letzte Geschenk eines Menschen, der ihr sehr wichtig war.

Die amerikanische Autorin Chris Cander schlägt einen Bogen vom Moskau der Sowjetzeit bis in die USA lange nach 09/11. Dieser gelingt ihr meisterhaft, werden doch tatsächlich die weit auseinanderliegenden Elemente alle punktgenau zusammengefügt.

Doch ganz glücklich bin ich nicht mit diesem Gesamtergebnis, da mir einiges doch zu konstruiert vorkommt. Und einige Aktionen - sowohl von Katya als auch von Clara - ziehen sich und damit den Handlungsverlauf ziemlich in die Länge.

Mein Eindruck von diesem zweifellos originellen Buch: Der Begriff "Zerstörung" spielt eine übergeordnete Rolle,sowohl im direkten als auch im übertragenen Sinne. Dies hat mich beim Lesen zeitweise ziemlich verstört, so dass ich reichlich Nerven lassen musste! Was aus meiner Sicht vor allem an der fehlenden Empathie der Autorin sowohl ihren Figuren als auch dem zentralen Gegenstand des Romans, nämlich dem Blüthner-Klavier gegenüber. Wobei das zeitweise durchaus aufblitzt - letztendlich jedoch wird jeder in diesem Roman von ihr allein gelassen, so mein Empfinden. Wenn auch Clara eine Chance hat, aus dieser Nummer rauszukommen, aber nur sie!

Ein Roman für Leser, die es musikalisch mögen, auch beim Lesen. Und für solche, die einen Sinn für die Ränke des Schicksals haben, auch wenn diese alles andere als wohlwollend ausfallen!

Veröffentlicht am 12.02.2019

Jüdische Zwillinge, eineiig

Mischling
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Diese Kombination von Begriffen lässt im Zusammenhang mit der Geschichte des Dritten Reiches gleich die Alarmglocken schrillen - nicht nur bei mir. Denn es gab einen Arzt und Wissenschaftler, Mengele nämlich, ...

Diese Kombination von Begriffen lässt im Zusammenhang mit der Geschichte des Dritten Reiches gleich die Alarmglocken schrillen - nicht nur bei mir. Denn es gab einen Arzt und Wissenschaftler, Mengele nämlich, der im bekanntesten Konzentrationslager überhaupt, nämlich in Auschwitz unmenschliche Experimente an ihnen vornahm. Solche nämlich, bei denen die Folgen völlig egal waren, es waren ja sowieso minderwertige Kreaturen und damit außerordentlich gut geeignetes Forschungsmaterial. Aus damaliger Sicht, versteht sich!

Die Amerikanerin Affinity Konar, Nachfahrin von Juden, die das Glück hatten, sich rechtzeitig in die USA absetzen zu können, zeichnet mithilfe ihrer jungen Protagonistinnen, der zwölfjährigen Zwillinge Stasia und Perle, eine besonders aufwühlende Darstellung dieser Vorgänge. Zumal aus Sicht von Perle und Stasia berichtet wir, immer im Wechsel. Stasia ist diejenige, die als vor allem in geistiger Hinsicht schwächere angesehen wird und an der damit die meisten Experimente vorgenommen werden, um danach die Entwicklung und das Verhalten des Pärchens zu testen.

Stasia und Perle haben bereits ihren Vater verloren und wurden beim Eintreffen in Auschwitz von Mutter und Großvater getrennt. Sie kommen aus einem gutbürgerlichen Haus - der Vater selbst war Arzt, der Großvater Wissenschaftler und sind einerseits gefördert, andererseits aber auch sehr stark behütet worden.

All dies kommt in ihrer Sichtweise der Entwicklungen zum Ausdruck, währenddessen sie stellenweise sehr weitsichtig sind, andererseits jedoch ein Vertrauen zu Mengele entwickeln, das aus jetziger Sicht kaum nachzuvollziehen ist. Doch im Rahmen der damaligen Gegebenheiten und dazu mitten drin tickte manche Uhr anders.

Eine sehr schmerzhafte und dramatische Darstellung, die jedoch durch diverse sprachliche und stilistische Feinheiten der Autorin aus meiner Sicht sehr verlor. Die Präsenz des Unglaublichen geht dadurch für mich verloren und ich habe mich mit der Lektüre sehr schwer getan. Und nicht, weil jeder Schritt, auf dem ich Stasia und Perle begleitete, so schmerzhaft war, sondern weil ich mich in die Ausdrucksweise der Autorin einfach nicht einzufinden wusste. Ein wichtiges Buch und in vielerlei Hinsicht ausgesprochen schwere Kost!

Veröffentlicht am 06.02.2019

Dunkelheit

Blind
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umfängt nicht nur den blinden Protagonisten Nathaniel in diesem Krimi, der ja tatsächlich nichts sieht, nein: lange tappen auch Journalistin Milla und das Kripo-Team um ihren Liebsten Sandro im Dunkeln, ...

umfängt nicht nur den blinden Protagonisten Nathaniel in diesem Krimi, der ja tatsächlich nichts sieht, nein: lange tappen auch Journalistin Milla und das Kripo-Team um ihren Liebsten Sandro im Dunkeln, was den Fall angeht. Ist es überhaupt einer? Denn Nathaniel hat beim Benutzen seiner App "Be my eyes" (eine Unterstützung für Blinde, bei der sie an einen zufälligen Helfer vermittelt werden, der ihnen völlig unkompliziert übers Handy den Weg weist, wo auch immer sie sind) seine aktuelle Helferin Carole - den Namen hat sie ihm verraten - mitten im Vorgang einen verzweifelten Schrei gehört und dann nichts mehr.

Was ist passiert? Niemand vermisst Carole und tatsächlich findet man sie auch in ihrer Wohnung auf. Oder ist da doch etwas faul? Nathaniel lässt nicht locker und allmählich schöpfen auch andere Verdacht.

Ein ungewöhnlicher Krimi ist dies, mit Nathaniel als ebenso ungewöhnlichen wie faszinierenden Protagonisten inmitten des Geschehens, ja, im Kreuzfeuer! Ist er nun ein Held oder hängt er in einem Verbrechen mit drin? Oder wird er gar zum Opfer?

Atmosphärisch beschreibt Autorin Christine Brand seine Welt und auch einiges andere. Ermittler Sandro und seine Freundin Milla, die hinsichtlich der detektivischen Aktivitäten mit ihm konkurriert bleiben hingegen aus meiner Sicht merkwürdig blass und haben wenig Alleinstellungsmerkmale vorzuweisen. Auch wenn mir der Fall ganz gut gefallen hat, sind sie für mich nicht charismatisch genug, um mich schon auf ihren nächsten Fall zu freuen. Ob ich diesen lese, werde ich von der Ankündigung abhängig machen - vielleicht ist ja auch Nathaniel wieder dabei. Und schon allein seinetwegen würde sich die Lektüre lohnen!

Zudem gibt es einige Seitenstränge, die kräftig in Richtung Räuberpistole tendieren und mir ganz deutlich des guten zu viel sind. Ein Krimi mit viel Potential, der leider kurz davor ist, ins Mittelmaß abzudriften!