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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Berührend!

All I want for Christmas
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Bea, Olivia und Chloe lernen sich im Honey Pot Café in London kennen. Die Frauen sind so unterschiedlich wie ihre Lebenssituationen. Bea ist die Besitzerin des Cafés und allein erziehende Mutter. Olivia ...

Bea, Olivia und Chloe lernen sich im Honey Pot Café in London kennen. Die Frauen sind so unterschiedlich wie ihre Lebenssituationen. Bea ist die Besitzerin des Cafés und allein erziehende Mutter. Olivia steht kurz vor der Heirat mit Kieran. Und Chloe hat sich gerade von ihrem verheirateten Freund getrennt. Weihnachten steht vor der Tür und jede kämpft mit der Aussicht auf das Fest der Liebe und der Familie.

Der Titel gaukelt eine Weihnachtsgeschichte vor, was diese Story nur im entferntesten ist. Zwar spielt sie an Weihnachten, doch die Themen sind eigentlich " ganz Jahres tauglich". Der Verlust eines geliebten Menschen, die Freundschaft zwischen drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und das Loslassen von Lebensplänen, ist meiner Meinung nach etwas, was die Menschen das ganze Jahr über interessiert und fesselt. Und obwohl es mir zuerst komisch vorkam, im Februar ein Weihnachtsbuch zu lesen, bin ich nun positiv überrascht. Einfach, weil die Autorin das Thema Weihnachten nicht so in der Vordergrund rückt. Und auch, weil es sehr tiefgründig ist.
Dies war mein erstes Buch von Amy Silver, wird jedoch definitiv nicht mein letztes sein. Mir gefiel unheimlich gut, wie sie die Figuren zum Leben erweckt. Wie sie durch die hervorragende Charakterisierung lebensecht wirken. Das Kennenlernen der Frauen, die Annäherung bis daraus Freundschaft entsteht, ist sehr gut beschrieben. Dabei geht es jedoch nicht von Beginn weg harmonisch zu. Denn jede der Figuren hat mit ihren Dämonen zu kämpfen. Gerade Chloe empfand ich zu Beginn als sehr unsympathisch und kaltschnäuzig. Ihre Verwandlung zur Frau, mit der man eine Freundschaft aufbauen möchte, ist berührend. Sehr clever wurden zudem die Perspektivwechsel eingesetzt. Man liest abwechslungsweise aus der Sicht von Bea. Olivia und Chloe. Und manche Szenen werden dann aus den unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Dies ohne, dass man als Leser das Gefühl hat, es wird endlos wiederholt. Da die Autorin diese Szenen vor allem auf der Gefühlsebene beschrieben hat, ist das sehr abwechslungsreich.
Bea hat die Tendenz bei grosser Wut, statt wie andere langsam von 1 bis 10 zu zählen, Rezepte vor sich hin zu brabbeln. So kommt man als Leser zugleich noch in den Besitz eines guten Pastasaucen Rezeptes. Eine Idee, die mir gut gefallen hat und ich so noch nie gelesen habe in einem Buch.
Der Schreibstil, Plot und die Durchführung haben mich mehr als überzeugt. Und so wird das, wie schon gesagt, bestimmt nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich von der Autorin gelesen habe.

Veröffentlicht am 06.02.2019

WoW!

Liebes Kind
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Die Studentin Lena Beck wird entführt, ihre Eltern Matthias und Karin haben die Hoffnung nie aufgegeben, dass sie eines Tages wieder auftaucht. Als eine junge Frau in einem Waldstück, in der Nähe der tschechischen ...

Die Studentin Lena Beck wird entführt, ihre Eltern Matthias und Karin haben die Hoffnung nie aufgegeben, dass sie eines Tages wieder auftaucht. Als eine junge Frau in einem Waldstück, in der Nähe der tschechischen Grenze vor ein Auto rennt, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Lena handelt. Bei der Frau ist ihre Tochter, die dreizehnjährige Hannah. Im Krankenhaus stellt sich heraus, dass die junge Frau monatelang von ihrem Entführer in einer Waldhütte gefangen gehalten wurde. Ihr Leben und das ihrer beiden Kinder Hannah und dem 11jährigen Jonathan folgte strengen Regeln. Die Kinder kennen nur ein Leben in Gefangenschaft, alle drei sind zutiefst traumatisiert.


"Liebes Kind" ist das Thrillerdebut der Autorin Romy Hausmann. Und ich frage mich, wie sie das nach dieser Vorlage toppen will? Denn schon lange habe ich kennen Thriller mehr gelesen, der mich so gefesselt hat, wie hier das Schicksal von Lena, Jonathan und Hannah. Was die Autorin hier bietet ist ganz grosses Kino. Hier ist einfach alles gelungen. Schreibstil, Perspektiven, Plot, Aufbau und Umsetzung. Doch der Reihe nach: Den Schreibstil habe ich erst als kryptisch empfunden. Die ersten Kapitel, aus der Sicht von der 13jährigen Hannah deuten Vieles an, Gedanken werden angerissen und ich musste mich regelrecht einlesen. Erst mit der Zeit habe ich begriffen, dass genau hier die herausragende Eigenschaft des Schreibstils gezeigt wird. Die Vielseitigkeit! Da vor allem aus der Sicht dreier Personen, Lena, Vater Matthias und Hannah, erzählt wird. Und aus jeder Sicht der Schreibstil sich ändert / der Person angepasst wurde. Bei Hannah verwirrt, da sie nach ihrem ganzen Leben in Gefangenschaft zum ersten mal frische Luft riecht. Doch Hannah ist auch etwas altklug und sehr belesen. Weshalb, zeigt sich dann durch eine schlüssige Erklärung. Matthias, der wütend auf jeden und alle ist, weil die Polizei es so lange nicht geschafft hat, seine Tochter zu finden. Und dann Lena, die traumatisiert und zutiefst verängstigt ist.
Dann der Plot: Hervorragend ausgearbeitet schleust die Autorin den Leser durch eine ganz neue Idee des Thrillers. Immer wenn man hier denkt zu wissen, wer wer ist und wie alles zusammenhängt, ergibt sich eine neue Wende, die das vorher Gedachte durcheinander wirbelt. So ist die Geschichte sehr fesselnd und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Aufbau wurde, wie schon angedeutet auf verschiedene Perspektiven gestützt und nicht immer chronologisch geordnet. Trotzdem weiss man als Leser immer schon nach ein paar Sätzen, wo man genau in der Story steht. Sehr hat mir gefallen, dass durch die verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, die Geschichte sehr vielseitig ist. Die fiesen Cliffhanger, die oft das Ende einer Perspektive markieren, erhöhen die Spannung und verleiten dazu die halbe Nacht durchzulesen.
Gerade die Passagen, die in der Waldhütte spielen sind harte Kost. Obwohl sehr subtil die Demütigungen, der psychische und körperliche Missbrauch beschrieben wurde. Es ist weder blutig, noch ist der Täter besonders brutal. Das Ganze wird eher auf einer anderen Ebene und wie gesagt subtil beschrieben.
Gerade die Gefühle, die Liebe zwischen Lena und ihren Kindern ist sehr eindrücklich und berührend geschriebenen. Durch eine überraschende Wende, die ich hier spoilern muss, sieht man diese als Leser noch einmal in einem anderen Licht. Dieser Thriller hat mich durch ein Wechselbad der Gefühle geschleust. Mitleid, Spannung, Ekel, Faszination, Trauer. Eine klare Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 29.01.2019

Ernstes Thema, witzig verpackt!

Schau mir in die Augen, Audrey
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Audrey Turner ist 14 Jahre alt und leidet unter einer sozialer Phobie. Sie kann nicht mehr aus dem Haus gehen, trägt ständig eine Sonnenbrille und spricht nur mit ihrer Familie. Doch ihre Eltern machen ...

Audrey Turner ist 14 Jahre alt und leidet unter einer sozialer Phobie. Sie kann nicht mehr aus dem Haus gehen, trägt ständig eine Sonnenbrille und spricht nur mit ihrer Familie. Doch ihre Eltern machen sich nicht nur um Audrey Sorgen. Der 15jährige Frank mutiert zu einem Computerfreak und spielt nächtelang am Computer. Nur der 4jährige Felix scheint sich normal zu entwickeln. Als Linus, ein Freund von Frank, Zugang zu Audrey findet, verliert sie Stück für Stück ihre Angst. Ihre Therapeutin, Dr. Sarah, ist sehr zufrieden mit Audrey. Doch bis zur Heilung, ist noch ein weiter Weg.

Meine Zusammenfassung zeigt, dass dieses Buch keine leichte Lektüre ist. Auf Grund ihrer Erkrankung ist Audrey und ihre Familie in allen Bereichen des Lebens eingeschränkt. Was hier beklemmend tönt, ist für die Familie gar nicht so einschneidend. Wohl auch, weil die Familie und Audrey die Neurose als momentan gegeben ansehen und ganz natürlich damit umgehen. Doch dieses Buch handelt nicht nur von Phobien und Erkrankung. Dieses Buch ist auch überaus humorvoll und ich habe mich praktisch durch das Buch gelacht. Ich kannte Sophie Kinsella bisher nur als Romanautorin für Erwachsene. Hier ist ihr mit einem Jugendbuch der Schritt in den Jugendbuchbereich mehr als gelungen. Mit sehr viel Wortwitz und lustigen Szenen … die Dialoge, vor allem zwischen Mutter Anne und Frank, sind der Hammer …. zeigt sie Familienleben mit Teenagern unverfälscht und genau wie es auch in der Realität sein kann. Streit und Diskussionen um Computerzeit, Hausaufgaben und sinnvoller Beschäftigung sind an der Tagesordnung. Mutter Anne ist die Karikatur einer Mutter, die möchte, dass ihre Kinder sich zu normalen Menschen entwickeln. Und dazu gehört definitiv nicht, dass der 15jährige nächtelang Computerspiele spielt. Ihr Mann, der ihr beipflichtet und dabei in so manches Fettnäpfchen tritt, ist für Anne nicht immer eine Hilfe.
Meiner Meinung nach hat die Autorin es hervorragend geschafft die schwierige Gratwanderung zwischen Humor und Witz und einer lebenseinschränkenden Neurose zu meistern. Man nimmt zur Kenntnis, fühlt mir Audrey mit, da ihre Ängste wirklich sehr gut beschrieben sind. Und trotzdem ist die Geschichte lustig, ohne ins Lächerliche oder gar Peinliche abzurutschen.
Audrey wagt sich auf Anregung ihrer Therapeutin an ein Filmprojekt mit dem Titel "Einblicke in das harmonische Familienleben meiner liebevollen Familie". Und die sind so witzig, voller Situationskomik ...haben mich begeistert!

Veröffentlicht am 25.01.2019

Toller Krimi!

Kälter als die Angst
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Als Katrin Ortrup nach ihrer Scheidung mit ihren beiden Söhnen umzieht, freut sie sich auf einen Neuanfang. Bei der Einweihungsparty im Mehrfamilienhaus erfährt sie, dass die Bewohner schon seit Monaten ...

Als Katrin Ortrup nach ihrer Scheidung mit ihren beiden Söhnen umzieht, freut sie sich auf einen Neuanfang. Bei der Einweihungsparty im Mehrfamilienhaus erfährt sie, dass die Bewohner schon seit Monaten anonyme Drohbriefe bekommen. Auch bei ihr flattert, kurz nach der Party, so ein Brief ins Haus. Einige Tage danach wird in einer Tischlerei in der Nähe, eine verbrannte Leiche gefunden. Die Tote ist die Frau des Tischlers, Carla Dellbrück, und auch sie hat vor ihrem Tod Drohbriefe erhalten. Peter Käfer und Charlotte Schneidmann von der Mordkommission Münster ermitteln auf Hochtouren. Ist doch zu befürchten, dass Carla Dellbrück nicht die einzige Tote bleiben wird.


Dies ist der fünfte Band rund um die Ermittler Käfer und Schneidmann. Dies war nicht mein erster Krimi, den ich von dem Team in Münster lese. Doch den vorderen Band kenne ich (noch) nicht. Trotzdem hatte ich keinerlei Schwierigkeiten mitzukommen. Ab und zu werden private und berufliche Gegebenheiten aus einem der vorderen Bände angesprochen. Dies jedoch sehr dezent. So, dass, meiner Meinung nach, auch Neuleser problemlos folgen können.
Wie schon gewohnt von Christine Drews, ist auch dieser Fall sehr gut und schlüssig aufgebaut. Es beginnt mit einem Prolog, der als Appetithappen, wirklich Lust auf die Geschichte macht. Weiter geht's, ohne langwierige Einführung, direkt zum Tatort und den Drohbriefen. Erst liest man noch in verschiedenen Erzählsträngen. Doch, auch wie schon gewohnt von der Autorin, muss man sich nicht lange und endlose Seiten lang fragen, wie die verschiedenen Personen und ihre Geschichten zusammenhängen. Relativ zügig wird das Ganze schlüssig verbunden. Trotzdem bleibt die Spannung erhalten und man fragt sich, wer denn der Täter ist und weshalb er mordet. Kurze Passagen aus der Sicht des Täters fachen diese Spannung noch an. Denn man begreift, dass er absolut krank ist. Mir hat gefallen, dass die Autorin starkes Gewicht auf die Resozialisierung verurteilter Täter und Gewaltprävention legt. Themen, die auch im realen Leben einen hohen Stellenwert haben und topaktuell sind.
Die Ermittlungen der Beamten der Mordkommission gestalten sich abwechslungsreich und nachvollziehbar. Hervorragend aufgebaut und beschrieben.
Ich mag sehr, wie die Autorin weder die Handlung noch die Personenzahl künstlich überlädt. Jeder Handlungstrang, jede Figur hat seine Berechtigung und so liest sich die ganze Story ohne langatmige Stellen. Die Charakterisierung der Figuren ist sehr gelungen. Ich mag die Ermittler sehr gerne. Peter Käfer, der durch ein Ereignis in der Vergangenheit traumatisiert ist und kürzlich Vater wurde. Und bei dem sich dieses Trauma in einem hohen Verantwortungsgefühl gegenüber Frau und Tochter spiegelt. Dann Charlotte Schneidmann, die nach Krankenhausaufenthalt und Reha erst mal im Innendienst eingesetzt wird. Und da äusserst unglücklich ist …. sie möchte unbedingt zurück an die Front. Eine Diensttauglichkeitsprüfung, die sie durchlaufen muss, lässt uns Leser Einblick nehmen, in das Denken einer Polizistin. Sie ist eine Ermittlerin, die mit Herz und Verstand agiert. Eine starke Frau und mit Partner Peter Käfer ein unschlagbares Team.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Kurz - Krimi

Miese kleine Morde
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Lars Hvilling Hansen wird von seiner Frau verlassen, weil er ein Langweiler ist. Kurzentschlossen, möchte er sich, im Salon von Friseur "Francois" vom Langweiler zum begehrten Mann verschönern lassen. ...

Lars Hvilling Hansen wird von seiner Frau verlassen, weil er ein Langweiler ist. Kurzentschlossen, möchte er sich, im Salon von Friseur "Francois" vom Langweiler zum begehrten Mann verschönern lassen. Als er das Gespräch zweier Kundinnen belauscht, kommt ihm eine rentable und geniale Idee!

Dieses Buch ist eher ein Büchlein als ein Buch mit seinen 124 Seiten. Ich bin immer ein wenig skeptisch bei Kurzgeschichten. Wurden die Figuren genügend charakterisiert? Sind genug Seiten da, um die Handlung rund und nachvollziehbar zu machen? Gibt es in diesem dünnen Krimi überhaupt einen Hauch von Spannung? Die Antwort ist drei mal ja! Jussi Adler- Olsen, ein Meister der gut durchdachten und wesentlich längeren Krimis, brilliert auch mit diesem Kurz- Krimi.
Die Figuren sind nicht zahlreich. Was ja auch zu einem ganz schönen Gedrängel führen würde in einer Kurzgeschichte. Der verlassene Ehemann, der zum Auftragsmörder wird, hat mich überzeugt. Beim ersten Auftrag spürt man gut seine Unsicherheit, beim zweiten lernt er dazu … und beim dritten Mal, schleicht sich schon so was wie "Freude am Job" ein. Der Friseur, der die Lunte riecht, konnte mich auch überzeugen. Ueberigens verkörpert er schlichtweg das Klischee eines Friseurs! Und der Rest der Figuren ist eigentlich eher "Beigemüse".
Die Handlung ist wunderbar rund, und zum Glück, konstruiert. Denn, wenn Geld verdienen so einfach wäre, sehe ich schwarz für unsere Gesellschaft. Apropos schwarz. Der Humor, der immer wieder mal durchdrückt ist schwarz … rabenschwarz! Der Autor hat es sogar geschafft mit ein paar Perspektivwechseln die Geschichte lebendig, und nicht unruhig zu gestalten.
Mich hat "Miese kleine Morde" bestens unterhalten und zum Schluss sogar noch überraschen können!