Is it Love?
EntführtDieses Mal hat die 16-jährige, lebensfrohe, aber auch aufmüpfige Louisa wirklich Mist gebaut, weshalb sie die Ferien mit ihren Brüdern beim Zelten verbringen muss, statt, wie geplant, mit ihren Freundinnen. ...
Dieses Mal hat die 16-jährige, lebensfrohe, aber auch aufmüpfige Louisa wirklich Mist gebaut, weshalb sie die Ferien mit ihren Brüdern beim Zelten verbringen muss, statt, wie geplant, mit ihren Freundinnen. Im Sequoia-Nationalpark geschieht es dann. Gleich am ersten Abend lernt Louisa Brendan kennen und wird von ihm in die Wildnis Kanadas verschleppt. Nach wochenlanger Angst und Isolation, muss Louisa jedoch erkennen, dass Brendan vielleicht doch kein schlechter Mensch ist und dass er selbst Schreckliches erlebt haben muss. Doch darf sie in dieser Situation überhaupt positive Gefühle für ihn zulassen?
Diese Geschichte ist für mich keine typische Entführungsgeschichte. Aber sie ist auch keine typische Liebesgeschichte. Diese Geschichte ist eine Gefühlsexplosion, bei welcher das Verhältnis zwischen Täter und Opfer irgendwie verschwimmt.
Dabei hat Mila Olsen einen super angenehmen Schreibstil, der sich richtig gut und schnell weg lesen lässt und das, obwohl er recht beschreibend und sogar poetisch ist. Doch genau das hat die Geschichte auch gebraucht, weil man sich dadurch nämlich direkt in die Handlung versetzt fühlt. Ich konnte mir jedenfalls die beschriebene Umgebung richtig gut vorstellen und teilweise sogar schon fast die Natur riechen. Außerdem konnte ich mit der Protagonistin mitfühlen.
Dazu fand ich die Geschichte richtig richtig toll, denn die Autorin hat es geschafft, aus einer Entführungsgeschichte eine Liebesgeschichte entspringen zu lassen, ohne Louisa zu einem Opfer zu machen und das auch noch richtig nachvollziehbar. Zu keiner Zeit hatte ich nämlich das Gefühl, dass sie an einem Stockholm Syndrom leiden könnte. Vielmehr entwickelt sie langsam und aus vollkommen logischen Gründen Gefühle für Brendan. Und auch er ist nicht der typische Entführer, der seine Macht demonstrieren will. Dabei ist die ganze Handlung eher ruhig und man könnte sagen, dass sie sich an manchen Stellen zieht, doch genau das braucht sie, um die jeweiligen Entwicklungen richtig zur Geltung zu bringen und die beiden Hauptcharaktere kennenzulernen. Außerdem fand ich das Setting wunderschön und sehr gut beschrieben. Wie schon gesagt, fühlte ich mich direkt in die Geschichte hinein gezogen und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Das Ende dann fand ich außergewöhnlich, aber auch passend und ich freue mich schon auf die weiteren Bände der Reihe, weil ich unbedingt wissen will, wie es mit Louisa und Brendan weiter geht.
Auch die Charaktere sind super gut umgesetzt. Hier passte einfach alles. Louisa ist eine starke Persönlichkeit, die am Anfang des Buches noch nicht weiß, was sie eigentlich will und sich durch Brendan weiter entwickelt. Brendan hingegen scheint anfangs noch stark zu sein, zeigt aber immer mehr, dass er alles andere als stark ist. Vielmehr ist er ein gebrochener Charakter, den ich trotz seiner Tat einfach nicht verurteilen konnte. Und dann sind da noch Louisas Brüder, die alle sehr unterschiedlich und individuell sind.
Dieses Buch ist einfach großartig und ich mochte die Geschichte, weil sie eben mal keine typische Entführungsgeschichte ist, bei der die Rollen von Täter und Opfer klar abgestochen sind. Und vor allem mochte ich sie, weil sie nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher kommt, sondern vielmehr mit vielen Emotionen, ohne dabei in den Kitsch abzuschweifen oder unrealistisch zu wirken.