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Veröffentlicht am 29.03.2019

Beängstigende und zugleich faszienierende Zukunftsutopie zum Thema "Künstliche Intelligenz"

Die Reinsten
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Was wäre, wenn die Menschheit in knapp 20 Jahren angesichts des voranschreitenden Klimawandels und seiner Folgen nur noch eine Chance hätte, nämlich sich vollständig unter die Kontrolle einer Künstlichen ...

Was wäre, wenn die Menschheit in knapp 20 Jahren angesichts des voranschreitenden Klimawandels und seiner Folgen nur noch eine Chance hätte, nämlich sich vollständig unter die Kontrolle einer Künstlichen Intelligienz (KI) zu stellen, die dann alle nötigen Entscheidungen für das Überleben nach rein rationalen Gesichtspunkten und frei von jeglichen Emotionen treffen würde ?
Würden wir uns darauf wirklich einlassen ?

Mit dieser Frage beschäftigt sich der Autor Thore D. Hansen in diesem Buch und zeigt uns dabei eine Menschheit, die diese Frage mit Ja beantwortet hat und nun 150 Jahre später unter der Kontrolle der KI Askit ein scheinbar unbeschwertes Leben führt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Eve Legrand, die kurz vor ihrer wichtigsten Prüfung steht, um als sogenannte "Reinste" anerkannt zu werden, um dann wichtige Aufgaben für die Gesellschaft zu übernehmen. Doch dann wird sie urplötzlich und ohne Angabe von Gründen verstoßen. Ihr bleibt nur die Flucht in Zonen, die sich außerhalb des Zugriffes von Askit befinden. Dort wird sie mit einer unangenehmen Wirklichkeit konfrontiert, die alles in Frage stellt, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat.
Beruhen die letzten 150 Jahre der Menschheit etwa auf einer Lüge ?
Die Zukunftsutopie, die der Autor hier entwirft, ist beängstigend und faszienierend zugleich. Zu Beginn des Buches wird man zunächst mit einer Fülle an Informationen und Hintergründen überhäuft, durch die man sich erst einmal so ein wenig hindurchkämpfen muss, bevor man sich dann voll auf die Geschichte einlassen kann.
Der packende Schreibstil und die bildhaften Beschreibungen machen einem dieses aber doch ziemlich einfach.
Die Charaktere sich gut gezeichnet und durchgehend vielschichtig angelegt. Insbesonde die Hauptfigur Eve durchläuft im Laufe der Geschichte eine erstaunliche Entwicklung und gewinnt dabei auch immer deutlicher an Kontur.

Durch seine zahlreichen Andeutungen und Querverweise auf die heutige Zeit ist hier ein Buch entstanden, das man nicht so einfach zwischendurch lesen kann, sondern auf das man sich komplett einlassen muss.
Neben einer spannenden Geschichte mit einer verblüffenden Auflösung bietet das Buch darüber hinaus viel Stoff zum Nachdenken und wirkt so auch über sein Ende hinweg noch länger nach.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Spannender Thriller, der das Thema des religiösen Fundamentalismus auf ausgewogene Art behandelt

Roh
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Mit diesem Buch legt der Autor Uli T. Swidler einen fulminanten Thriller vor, der sich mit dem Thema des religiösen Fundamentalismus bzw. Terrorismus und seinen Folgen auseinandersetzt und dabei neben ...

Mit diesem Buch legt der Autor Uli T. Swidler einen fulminanten Thriller vor, der sich mit dem Thema des religiösen Fundamentalismus bzw. Terrorismus und seinen Folgen auseinandersetzt und dabei neben spannender Unterhaltung auch reichlich Raum zum Nachdenken bietet.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Kölner Polizist Carl Gruber, der während eines Einsatzes in eine gezielt aufgebaute Falle läuft, bei der ein 15-jähriger Junge mit seiner Dienstwaffe erschossen wird. Obwohl er aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, verliert er seinen Job und auch seine Ehe zerbricht.
Fortan versucht er als Privatdetektiv mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen und sucht verzweifelt nach Beweisen, um seinen Namen wieder reinzuwaschen. Die Spuren führen ihn zu Meti Arslan, dem Kopf einer islamischen Parallelwelt mitten in Köln. Bei seinen Nachforschungen gerät er ins Visier eines international agierenden, radikal-christlichen Netzwerkes mit Namen "Caring Christians" und droht, zwischen die Mühlsteine der beiden skrupellosen Organisationen zu geraten.

Mit seinem packenden Schreibstil konnte mich der Autor schnell in den Bann seiner gut aufgebauten Geschichte ziehen, so das ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Carl Gruber ist zu Beginn der Geschichte alles ander als ein Sympathieträger, macht im Laufe der Geschichte aber eine erstaunliche und zugleich glaubwürdige Entwicklung durch, mit der er bei mir doch noch ordentlich punkten konnte. Auch die weiteren Charaktere sind durchweg vielschichtig angelegt und für so manche Überraschung gut.
Zudem gelingt es dem Autoren, das Thema des religiösen Fundamentalismus ausgewogen zu behandeln und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Insbesondere die Hauptfigur Carl Gruber und seine ehemalige Kollegin Lena Gülec mit ihren türkischen Wurzeln tragen dazu einen gehörigen Anteil bei.

Wer auf spannende Thriller zu hochaktuellen Themen steht, wird hier bestens bedient und mit einer außergewöhnlichen Geschichte belohnt, die nach der Lektüre noch längere Zeit nachhallt und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Atmosphärisch dichter und bildgewaltiger Kriminalroman im klassischen Stil

Nacht über dem Bayou
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Mit diesem atmosphärisch dichten und bildgewaltigen Kriminalroman im klassischen Stil legt James Lee Burke den bereits neunten von insgesamt 21 Bänden seiner Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux aus ...

Mit diesem atmosphärisch dichten und bildgewaltigen Kriminalroman im klassischen Stil legt James Lee Burke den bereits neunten von insgesamt 21 Bänden seiner Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux aus Louisiana vor. Im Original bereits 1996 erschienen, hat ihn der Pendragon Verlag nun aktuell in einer überarbeiteten Neuausgabe herausgegeben.
Man kann diesen Roman auch ohne Vorwissen aus den vorherigen Bänden problemlos lesen und verstehen, alle erforderlichen Informationen zu den Protagonisten werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.
Und so konnte auch ich mich als Quereinsteiger in diesen Serienkosmos schnell in den Bann dieser gut aufgebauten Geschichte begeben, die mein Kopfkino auf Hochtouren hat laufen lassen.

Aaron Crown wurde wegen des Mordes an dem schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon zu 40 Jahren Haft verurteilt, behauptet aber seit Jahren, unschuldig hinter Gittern zu sitzen. Als er nun Dave Robicheaux um Hilfe bittet, lässt sich dieser eher widerwillig in die Angelegenheit verwickeln. Er stößt dann aber schnell auf einige Ungereimtheiten, die mächtig Staub aufwirbeln. Die Spuren führen in höchste politische Kreise und Dave muss bald am eigenen Leib erfahren, das er mal wieder in ein Wespennest gestochen hat.

James Lee Burke versteht es wie kaum ein anderer Autor, Bilder in den Köpfen seiner Leser entstehen zu lassen. Und glaubt man dann beim Lesen auch, das hitzige Klima der Sümpfe Lousianas förmlich spüren zu können. Passend dazu bilden auch seine gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten einen wahren Sumpf menschlicher Abgründe ab, in dem wir Leser uns nun genau wie auch die Hauptfigur Dave Robicheaux mühsam zurechtfinden müssen. Mit viel Finesse und einigen überraschenden Wendungen fügt der Autor die zahlreichen Stränge seiner Geschichte zu einem insgesamt überzeugenden Gesamtbild mit verblüffender Auflösung zusammen.
Ab und an verliert er sich dabei aber doch ein wenig zu sehr in seinen Beschreibungen und nimmt so immer mal wieder ein wenig das Tempo aus seiner Geschichte. Es gelingt ihm dabei aber auch immer, das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen und die Geschichte wieder deutlicher ins Zentrum des Geschehens zu rücken.
Und so fällt das Gesamturteil am Ende doch mehr als positiv aus.

Mein erster Kriminalroman von James Lee Burke wird mit Sicherheit nicht mein letzter bleiben.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Überzeugender Thriller der etwas härteren Art, der sich mit dem Thema Selbstjustiz auseinandersetzt

Tannenstein
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Mit diesem Thriller legt der Autor Linus Geschke den überzeugenden ersten Band einer neuen Reihe um den Ex-Polizisten Alexander Born vor. Die hier erzählte Geschichte ist zwar grundsätzlich in sich abgeschlossen, ...

Mit diesem Thriller legt der Autor Linus Geschke den überzeugenden ersten Band einer neuen Reihe um den Ex-Polizisten Alexander Born vor. Die hier erzählte Geschichte ist zwar grundsätzlich in sich abgeschlossen, am Ende bleiben aber dennoch ein paar einzelne Erzählstränge offen, die dann im nächsten Band fortgeführt werden.

Als Alexander Born aus dreijähriger Haft entlassen wird, treibt ihn nur noch ein Gedanke an. Er will Rache an dem unheimlichen Mörder mit Namen "Der Wanderer", der seine Ex-Partnerin und Geliebte Lydia ermordet hat, als Born schon hinter Gittern saß. Die Spur des Wanderers führt direkt zur Russenmafia.
Mit Unterstützung der jungen und ehrgeizigen Polizistin Norah Bernsen stößt Born bei seiner Jagd in ein Wespennest.
Und welche Rolle spielt der nahe der tschechischen Grenzen gelegene Ort Tannenstein, in dem der Wanderer seinerzeit zum ersten Mal in Erscheinung getreten war und 11 Bewohner des Ortes ermordet hatte ?

Mit dem Thema Selbstjustiz packt der Autor hier ein ziemlich heißes Eisen an, bei dem man sich auch schnell die Finger verbrennen kann. Es gelingt ihm hier aber, das Thema insgesamt dann doch auf angemessene Art und Weise zu behandeln.
Grundsätzlich spart dieser Thriller der etwas härteren Art in Sachen Gewalt wenig bis nichts aus. Die Gewalt ist hier aber kein reiner Selbstzweck, sondern ergibt sich zwangsläufig aus der Geschichte. Auch auf billige und allzu blutige Effekte wird hier weitestgehend verzichtet.

Eine gut aufgebaute Geschichte, ein packender Schreibstil und eine Riege gut charakterisierter und vielschichtig angelegter Protagonisten waren der Garant dafür, das mich die Geschichte schnell in ihren Bann ziehen konnte, so das ich das Buch beim Lesen kaum mehr aus der Hand legen wollte.
Echte Sympathieträger sucht man hier allerdings lange Zeit vergebens, gerade Alexander Born macht es einem zu Beginn nicht gerade leicht, ihn zu mögen. Doch je länger man hinter seine Fassade blicken und seine Motive nachvollziehen kann, kommt einem die Figur doch immer näher, ohne das man dabei alle seine Handlungen gutheißen kann oder muss.

Wer auf spannende Thriller der etwas härteren Art steht, wird hier auf jeden Fall bestens bedient und unterhalten.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Spannende Mördersuche vor der Kulisse der Kulturhauptstadt Ruhr 2010

Mord eines Anderen
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Mit diesem Buch schickt der Autor Klaus Heimann den Essener Kommissar Sigi Siebert in seinen inzwischen schon vierten Fall. Vorkenntnisse aus den ersten Büchern sind hier allerdings nicht erforderlich, ...

Mit diesem Buch schickt der Autor Klaus Heimann den Essener Kommissar Sigi Siebert in seinen inzwischen schon vierten Fall. Vorkenntnisse aus den ersten Büchern sind hier allerdings nicht erforderlich, zumal die Geschichte zeitlich vor den beiden ersten Bänden angesiedelt ist.
Wie schon beim dritten Band stattet der Autor seine Geschichte daher mit einer Rahmenhandlung aus, in der der inzwischen wegen einer Schussverletzung in den Ruhestand versetzte Kommissar einem ehemaligen Kollegen von den damaligen Ermittlungen erzählt.
Und natürlich sind auch Sigis damalige Mitarbeiter Möhrchen und Erich wieder mit an Bord.

Geschickt bettet der Autor hier die Ermittlungen zum Mord an dem Geschäftsführer einer Essener IT-Firma in die Ereignisse der Ruhr 2010 ein, als Essen stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet die Rolle als Kulturhauptstadt Europas übernommen hatte.
Insbesondere die beiden Großereignisse Still-Leben Ruhrschnellweg, bei dem die Autobahn A40 zwischen Duisburg und Dortmund einen Tag lang mit Tischreihen ausgestattet war und nur von Fußgängern und Radfahrern und nicht von Autos bevölkert wurde, und die Loveparade in Duisburg mit ihrem so tragischen Verlauf spielen im Rahmen der Geschichte eine größere Rolle.

Neben der spannenden Mördersuche, bei der es an Verdächtigen wahrlich nicht mangelt, wird das Geschehen immer wieder durch eingestreute Szenen aus Sigis Privatleben und dem gelungenen Zusammenspiel der Ermittler aufgelockert. Auch für ein wenig Essener Lokalkolorit bleibt wieder ausreichend Platz.
Der Autor verzichtet bewusst auf blutige Details und Actioneinlagen, sondern verlässt sich komplett auf seine gut gezeichneten Figuren und ihre Psychologie. Mit seinem packenden Schreibstil versteht er es aber auch so, ausreichend Spannung zu erzeugen.
So ergibt sich ein eher ruhiger Kriminalroman, der gut aufgebaut ist und am Ende mit einer ziemlich tragischen, aber auch überzeugenden Auflösung aufwartet.

Kleiner, aber feiner Kriminalroman, der mich insgesamt aber absolut überzeugen konnte und Lust auf weitere Fälle mit diesem Team macht.