Rezension:
Wie ein sturzbesoffener Biker im Garten alles verändern kann...
Mit „Idol – Gib mir die Welt“ eröffnet Kristen Callihans ihre neue Rockstar-Reihe rund um die Band „Kill John“. Den Anfang mach dabei die Geschichte des Leadsängers und Gitarristen Killian James, der nach einem Schicksalsschlag der Band versucht, seine Leidenschaft für die Musik wiederzufinden und dabei irgendwie im Garten einer Fremden landet... Allein der Klappentext versprach eine vielversprechende Konstellation, die unter anderem durch die ungewöhnliche Grundidee die Neugierde in mir entfachte.
Doch bereits die erste Seite des Romans, die einen „Timejump“ zwischen Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart, sowie die Erzählform eines Interviews offenbarte, hat meiner Euphorie einen unglaublichen Dämpfer verpasst. Eigentlich liebe ich diese ungewöhnlichen Erzählstrukturen, doch die Tatsache, dass diese nur durch den Verweis auf das Interview, welches alles offenbaren soll, möglich werden, hat es der Idee und der Geschichte der Protagonisten von Anfang an erschwert, eine vertraute/private Atmosphäre, die sich vermutlich entstehen sollte, aufzubauen. Und auch die Handlung selbst lässt leider Wünsche offen. Obwohl es immer wieder zu Lachern und kurzen emotionalen Momenten kommt, so baute sie für mich nie wirklich eine Spannung auf, die mich gefangen genommen hätte oder gar große Sympathien zu dem Protagonistenpaar hätte entwickeln lassen.
Um dahingehend ein Beispiel zu nennen: Nachdem ich mit dem Lesen des Romans begonnen hatte, musste ich nach ca. einer bis zwei Stunden eine Pause machen um Dinge zu erledigen. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich 'Was für eine schöne Einleitung, ich freue mich schon darauf, dass die Geschichte richtig losgeht'...das war, bevor ich auf meinem E-Reader gesehen habe, dass ich schon bei über einem Drittel des Romans war. Und leider hat der „ewige Prolog“ sich auch noch eine lange Zeit wacker gehalten. Erst im letzten Drittel von „Idol“ konnte ich langsam mit den Figuren warm werden und mich auf den – wenn auch nur kleinen – Spannungsbogen entspannt zurücklegen und die Geschichte genießen.
Doch nicht nur der Aufbau des Romans hat es mich schwer gemacht. Auch die Protagonisten Libby und Killian haben einige Ecken und Kanten aufzuweisen gehabt, mit denen ich mich nur schwer anfreunden konnte. Einerseits hat die Autorin mit einigen Charaktereigenschaften, wie Killians Ehrfurcht vor seinen Musikidolen und Libbys Introvertiertheit, interessante und ungewöhnliche Eigenheiten gewählt, die man in diesem Rockstar-Genre nicht all zu oft findet. Andererseits wurde sich auch unglaublich vielen Klischees bedient. Es fängt allein schon damit an, wie die Band „zerbrach“ und gipfelt in einem ewigen “Ich-kann-nicht-mit-dir-zusammen-sein,-da-ich-nicht-gut-genug-für-dich-bin“, da einfach nicht aufhören will...
Einzig die Konstellation der anderen Bandmitglieder, die trotz ihrer kurzen Auftritte mehr Eindruck und Persönlichkeit zeigen konnten, als die Protagonisten in einem kompletten Roman, und damit sehr vielversprechende Geschichten für künftige Romane der Reihe verheißen, hat mich an „Idol – Gib mir die Welt“ wirklich positiv überrascht und sehr gut unterhalten.
Bewertung:
Obwohl mich das knallige, kitschige Cover des Romans abschreckte, hatte ich mir wirklich, wirklich sehr auf „Idol – Gib mir die Welt“ gefreut. Doch im Endeffekt blicke ich sehr gespalten auf de Roman zurück. Zum einen hat Kristen Callihan eine Geschichte mit sehr viel Potenzial und noch vielen potenziell interessanten Handlungssträngen geschaffen, die mich besonders am Anfang und kurz vor Schluss recht gut unterhalten haben. Doch all dies wird im nächsten Moment von der Umsetzung sowie einer großen Ansammlung von Klischees überschattet, die dazu führen, dass man den Inhalt der Geschichte innerhalb weniger Tage wieder vergisst.
Dadurch, dass mir die Story-Andeutungen zu den anderen Bandmitgliedern sehr gefallen haben und ich trotz allem noch großes Potenzial sowie eine Steigerung in den einzelnen Büchern der Reihe sehe, möchte ich dem zweiten Band auf jeden Fall noch eine Chance geben. Doch „Idol – Gib mir die Welt“ kann ich schweren Herzens nur folgende Bewertung geben:
6/10 bzw. 3/5 Sterne
★★★★★★☆☆☆☆