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Veröffentlicht am 07.02.2019

Manchmal ist es ein Zeichen wahrer Liebe, wenn man loslässt

Das Mädchen, das den Blumen zuhörte
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Manchmal ist es ein Zeichen wahrer Liebe, wenn man loslässt

Antoinette und Lily Martin sind zwei ziemlich unterschiedliche Schwestern, doch sie lieben sich von ganzem Herzen. Der Tod ihrer Eltern hinterließ ...

Manchmal ist es ein Zeichen wahrer Liebe, wenn man loslässt

Antoinette und Lily Martin sind zwei ziemlich unterschiedliche Schwestern, doch sie lieben sich von ganzem Herzen. Der Tod ihrer Eltern hinterließ bei den beiden eine große Lücke, und die alleinerziehende Rose war auf die Hilfe ihrer Schwester Lily angewiesen. Aufgrund eines Zerwürfnisses sprachen die beiden jedoch nicht mehr miteinander. Rose blieb auf der Eden Farm in Redbud, Kentucky, während Lily in ein altes Backsteinhaus in Covington am Südufer des Ohio zog. Sie sehnt sich verzweifelt nach der Heimat, der geliebten Blumenfarm, doch weder Rose, noch sie selber schaffen es, den ersten Schritt aufeinander zuzugehen. Erst ein Hilferuf der schwer erkrankten Rose durchbricht die Mauer, die Lily um sich herum aufgebaut hatte, und sie macht sich auf den Weg nach Hause.

Stephanie Knipper erzählt die berührende Geschichte eines jungen Mädchens, das ganz genau wusste, was es bedeutete, anders zu sein. Lily Martin sehnte sich ihr gesamtes Leben lang danach, so zu sein wie ihre strahlende, beliebte und quirlige Schwester Rose. Beide Frauen haben mit ihren Einschränkungen zu kämpfen. Die Autorin wartet mit sehr authentischen und liebevoll ausgearbeiteten Charakteren auf, die ich auf der Stelle ins Herz geschlossen hatte. Rose Martin musste viele ihrer Hoffnungen und Pläne begraben, durfte aber durch die Geburt einer Tochter allergrößtes Glück erleben. Die Andersartigkeit der kleinen Antoinette stellt jedoch eine riesengroße Herausforderung für sie dar. Ihre Ängste, die Kraft, die sie aufbringen muss, um mit der Situation fertig zu werden, und ihre Sehnsucht nach Versöhnung mit der entfremdeten Schwester wurden unglaublich berührend dargestellt. Lilys kleine Eigenheiten erinnern oftmals an jene ihrer Nichte Antoinette. Das ungewöhnliche Mädchen, das nie zu sprechen lernte, jedoch über eine hohe Intelligenz verfügt und heilende Fähigkeiten besitzt, hat mich fasziniert. Antoinette zeigt zwar Symptome autistischen Verhaltens, ist aber dennoch nicht als klassische Autistin einzustufen. Um das Mädchen herum passieren Dinge, die sich niemand erklären kann. Ganz besonders beeindruckt hat mich die Fähigkeit der Autorin, die innere Welt dieses ganz besonderen Kindes darzustellen, ihre permanente Reizüberflutung zum Ausdruck zu bringen und sich trotz ihrer Unfähigkeit zu sprechen mit jenen Menschen, die ihr nahestehen, zu verständigen. Um anderen Lesern den Lesegenuss nicht zu schmälern, werde ich auf die Handlung und die Figuren nicht näher eingehen. Ich möchte jedoch anmerken, dass Stephanie Knipper durch die beiden Nebenfiguren William Grayson und Seth Hastings zwei ganz besondere Charaktere in die Handlung einbrachte, die nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass ich dieses Buch nicht mehr aus den Händen legen konnte.

„Das Mädchen, das den Blumen zuhörte“ ist eine in äußerst einnehmendem Schreibstil und in wunderschöner Sprache erzählte Geschichte mit tiefen Emotionen, die mir ausgezeichnet gefallen hat. Ich habe jede einzelne Seite dieser Lektüre genossen und kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Zwischen Hoffnung und Sehnsucht. Eine tragische Liebe in den Wirren des Zweiten Weltkrieges.

Das Geheimnis der schwedischen Briefe
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Zwischen Hoffnung und Sehnsucht. Eine tragische Liebe in den Wirren des Zweiten Weltkrieges.

„Du musst Curt finden und ihm einen Brief von mir geben, den ich vor sechzig Jahren geschrieben, aber niemals ...

Zwischen Hoffnung und Sehnsucht. Eine tragische Liebe in den Wirren des Zweiten Weltkrieges.

„Du musst Curt finden und ihm einen Brief von mir geben, den ich vor sechzig Jahren geschrieben, aber niemals abgeschickt habe. Wirst du das für mich tun?“

Johanna Arndt ist eine warmherzige und liebevolle Frau über neunzig, der es gesundheitlich nicht gut geht und die sich mit einer dringlichen Bitte an ihre Enkeltochter wendet. Es ist ihr ein großes Anliegen, dass endlich jemand die Wahrheit erfährt. Und so erzählt die alte Dame ihrer Enkelin Emilia die Geschichte ihres Lebens. Sie taucht tief in die Vergangenheit ein und kehrt gedanklich mit der jungen Frau an der Seite ins Jahr 1945, zurück. Johanna lebte damals mit ihrer Mutter und ihrer Schwester auf einem kleinen, idyllischen Hof in Pommern, nahe der Stadt Pyritz, der Vater und die Brüder kämpften an der Front. Während die Rote Armee immer weiter vorrückte und die drei Frauen sich vergeblich um eine Abreisebescheinigung bei der Deutschen Wehrmacht bemühen, entdeckt die junge Frau am Waldrand den verletzten deutschen Soldaten Curt Ehlert. Sie rettet ihm das Leben, und trotz seiner Verwundung beschützt er Johanna und ihre Familie, versucht, sie in Sicherheit zu bringen. Dieses Unterfangen gestaltet sich als lebensgefährlich, da nicht nur die immer rascher vorrückenden russischen Soldaten, sondern auch der eisig kalte Winter ihre Flucht zu einem Kampf auf Leben und Tod machen.

Tanja Bern erzählt die Lebensgeschichte einer mutigen jungen Frau, die mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges ihr Herz verschenkte. In wunderschönem Schreibstil und in äußerst einfühlsamen Worten beschreibt sie die Schrecken des Krieges, beleuchtet das Leben aus der Sicht eines Soldaten, aber auch die Schwierigkeiten, mit denen die Landbevölkerung konfrontiert war. Kälte, Hunger, Angst und schreckliche Verluste beherrschen die Menschen, und sowohl das Zuhause, als auch geliebte Angehörige zu verlieren, bringt sie an die Grenzen des Erträglichen. Die Autorin zeichnet ein sehr lebhaftes Bild dieser Zeit und schildert die Hoffnung der Bevölkerung auf ein baldiges Ende dieses Krieges. Sowohl die Protagonisten dieses Buches, als auch sämtliche Nebenfiguren wurden hervorragend charakterisiert, sie zeugten von großer Authentizität und haben mich emotional sehr stark in die Handlung einbezogen. Johanna wird als sehr starke Persönlichkeit dargestellt, die trotz schrecklicher Schicksalsschläge niemals der Mut verlässt, die Hoffnung nie aufgibt. Der Wehrmachtssoldat Curt trug als männlicher Gegenpart eine Menge zum Kampfgeist der jungen Frau bei, in die er sich nach kurzer Zeit verliebte.

Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, wobei die Ereignisse der Gegenwart mit Emilia Arndt als Protagonistin stets mit jener im Jahr 1945 und Johanna in der Hauptrolle wechselt. Obgleich mich die Ereignisse in der Zeit des Zweiten Weltkrieges tief betroffen und stark berührt haben, vermochte ich mich auch dem Zauber der Gegenwart nicht zu entziehen, nachdem Emilia sich entschlossen hatte, nach Schweden zu reisen. Auch hier hat die Autorin eine wunderschöne Geschichte ersonnen, die mein Herz berührte.

Fazit: „Das Geheimnis der schwedischen Briefe“ stellte ein überwältigendes Lesehighlight für mich dar. Es war eine Lektüre, die betroffen macht, den Leser dermaßen fesselt, dass man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Man leidet, hofft und weint mit der Protagonistin, versinkt in die bittersüße Geschichte einer lebenslangen großen Liebe und darf im zweiten Handlungsstrang auch die Geschicke der liebenswerten Enkeltochter Emilia miterleben.

Fünf Bewertungssterne für diesen außergewöhnlichen Roman und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.02.2019

Das alles war Gottes Plan

Geliebt. Getäuscht. Gefunden.
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Das alles war Gottes Plan

„Nichts, was sich in meinem Leben ereignet hätte, war zufällig passiert, sondern von Gott so beabsichtigt.“ (Janek/Hans)

Der kleine Janek wächst in einem liebevollen Elternhaus ...

Das alles war Gottes Plan

„Nichts, was sich in meinem Leben ereignet hätte, war zufällig passiert, sondern von Gott so beabsichtigt.“ (Janek/Hans)

Der kleine Janek wächst in einem liebevollen Elternhaus in Polen auf und erlebt eine glückliche und behütete Kindheit. Seine Eltern Piotr und Sonia sind tief gläubige Menschen, denen eine große Leidenschaft für Jesus ins Herz gelegt wurde. Piotr arbeitet als Pastor, und Janek fühlt sich dazu berufen, in seine Fußstapfen zu treten. Nach dem Tod des Vaters entdeckt der knapp fünfzigjährige Janek einen seltsamen Umschlag, der einen Brief und Adoptionsunterlagen enthält. Seine gesamte Welt stürzt plötzlich ein. Die Fragen nach seiner Herkunft und seiner Ursprungsfamilie beschäftigen ihn von diesem Augenblick an ununterbrochen, und mithilfe seines Cousins Mariusz macht er sich schließlich auf die Suche nach jenen Menschen, die ihm das Leben schenkten.

„Es ist schwer zu beschreiben, wie man sich fühlt, wenn sich plötzlich herausstellt, dass die Leute, die man sein Leben lang für seine Eltern gehalten hat, es gar nicht sind.“

Lidia Czyz erzählt in diesem Buch, das sie sehr treffend als „eine deutsch-polnische Moses-Geschichte“ tituliert, von einer wahren Begebenheit. Ihrer Erzählung liegt die Lebensgeschichte eines alten polnischen Pastors zugrunde, der in den Wirren des Krieges in Gleiwitz zurückblieb und in einem Kinderheim landete, wo er kurze Zeit darauf von einem kinderlosen polnischen Ehepaar adoptiert wurde. Wie auch bei Mose damals musste Janeks Mutter ihr geliebtes Kind loslassen, in der Hoffnung, dadurch dessen Überleben zu ermöglichen. Und genauso wie Mose wurde auch Janek durch den Feind gerettet und wie ein eigenes Kind geliebt und aufgezogen.

Der einnehmende und tief berührende Schreibstil von Lidia Czyz hat mich bereits in ihren beiden anderen Lebensgeschichten vollständig für sich eingenommen. Auch in dieser vorliegenden Neuerscheinung gelang es ihr auf der Stelle, mich gedanklich und emotional ganz tief in die Ereignisse um den deutsch-polnischen Jungen namens Janek (Hans) einzubeziehen. Zu gerne hätte ich darüber hinaus auch Bilder von Janek, seiner Herkunftsfamilie sowie seiner Adoptiveltern im Buch gefunden. Als einzigen winzigen Kritikpunkt möchte ich die eigenartige Darstellung des Buchstaben „g“ anführen, der mich 220 Seiten lang permanent irritierte.

Obgleich der Klappentext bereits einiges über das Leben von Janek verrät, verspürte ich die gesamte Handlung hindurch dennoch einen latenten Spannungsbogen, der schließlich in der Familienzusammenführung seinen Höhepunkt findet. Die Autorin rollt die Geschichte des kleinen Jungen behutsam auf und einige ihrer Zitate ließen mich aufgewühlt und nachdenklich zurück:

„Welche Eltern sind wichtiger: die, die ein Kind zur Welt gebracht haben, oder die, die es großgezogen haben?“

„Manchmal ist es besser, ein Geheimnis zu bewahren“

„Weißt du, die Dinge sind nicht immer so, wie sie uns erscheinen.“


Im Nachwort berichtet Lidia Czyz über die Entstehung dieses Buches und auf welche Art und Weise sie von Janek erfuhr. Diese Hinweise sowie die geschichtlichen Hintergrundinformationen bildeten eine perfekte Ergänzung dieser beeindruckenden Geschichte, die mir ausgezeichnet gefallen und mich zutiefst berührt hat.

Ich kann nicht nur das vorliegende Buch „Geliebt. Getäuscht. Gefunden“, sondern auch die beiden anderen außergewöhnlichen und emotionalen Lebensberichte aus der Feder dieser Autorin uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Die Stadt der Verdammten – wenn Alpträume Realität werden

Gehetzt
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Die Stadt der Verdammten – wenn Alpträume Realität werden

Die beliebte Lehrerin Cora Gunderson aus Minnesota hat ein großes Herz, sie ist eine freundliche Romantikerin, die ihre poetischen Gedanken gerne ...

Die Stadt der Verdammten – wenn Alpträume Realität werden

Die beliebte Lehrerin Cora Gunderson aus Minnesota hat ein großes Herz, sie ist eine freundliche Romantikerin, die ihre poetischen Gedanken gerne zu Papier bringt. Seit einiger Zeit jedoch leidet sie an starken Migräneanfällen und träumt von loderndem Feuer. Und völlig unvermittelt wird Cora zur Massenmörderin. Mit einem Auto voller Benzin rammt sie ein Hotel, in der darauffolgenden Explosion sterben viele Menschen, darunter auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Jeder, der Cora kannte, ist angesichts dieser unerklärlichen Tat fassungslos, doch die Fakten sprechen für sich. Als das FBI die Angelegenheit übernimmt, weckt deren auffällig nachlässige Vorgehensweise das Misstrauen des County Sheriffs Luther Tillman. Der gesetzestreue und selbstbewusste Mann war ein langjähriger guter Freund Coras, und strengt daher auf eigene Faust Recherchen an. Doch damit bringt er nicht nur sich selber, sondern auch seine Ehefrau und seine beiden Töchter im Teenageralter in allergrößte Gefahr.

Die FBI-Agentin Jane Hawk gilt als Abtrünnige und ist abgetaucht. Ihr Wissen über bestimmte mächtige Leute ist brandgefährlich. Um ihrer habhaft zu werden, wird sie des Diebstahls von Militärgeheimnissen bezichtigt und aufgrund einer angeblichen Bedrohung der nationalen Sicherheit erbarmungslos gejagt.

In Iron Furnace, Kentucky, treffen Jane und Luther schließlich aufeinander, und versuchen ab diesem Zeitpunkt, diesen Verschwörungsfall unfassbaren Ausmaßes gemeinsam aufzudecken. Doch es gibt niemanden, dem sie noch trauen können – sowohl FBI, als auch CIA, die gesamte Legislative und Exekutive, scheinen in diese Verschwörung involviert zu sein. Es beginnt ein atemberaubender Wettlauf mit der Zeit…

Vor vielen Jahren war Dean Koontz mein favorisierter Autor von Spannungsromanen, dessen Werke ich ausnahmslos alle gelesen hatte. Nachdem er sich jedoch verstärkt dem Übernatürlichen zuwandte und diese Elemente vor allem in seinen Buchreihen „Frankenstein“ und „Odd Thomas“ dominierten, nahm ich keines seiner Bücher mehr zur Hand. Zu meiner großen Freude konnte ich in dieser vorliegenden Neuerscheinung den brillanten Thrillerautor wiederfinden, der mir mit seinen früheren Werken so viele außergewöhnliche und aufregende Leseerlebnisse beschert hatte. Der Schreibstil des Autors ist umwerfend - detailverliebt, mit bildhafter Sprache und von der ersten bis zur letzten Seite von hohem Spannungsbogen durchdrungen, der den Leser in die Geschichte hineinzieht und mitreißt. Nervenkitzel und Anspannung geben sich in diesen beinahe schon alptraumhaft anmutenden Szenarien die Hand. Mein einziger (winziger) Kritikpunkt sind die Kraftausdrücke, derer sich Dean Koontz bedient. Da sich die Verwendung jedoch im Rahmen hält, wird dieser Störfaktor keinen Einfluss auf meine Bewertung haben.

Koontz erzählt seine Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen und beschäftigt sich darin abwechselnd mit den einzelnen Protagonisten, bis dem Leser nach und nach die Zusammenhänge offenbart und die losen Enden schließlich verknüpft werden. Der Autor erzählt von intellektuellen Fanatikern, die eine Möglichkeit entdeckten, Menschen zu manipulieren, sie ihres freien Willens zu berauben und vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Die heutigen Möglichkeiten der digitalen Überwachung, die in dieser spannenden Abhandlung Janes und Luthers abenteuerliche Flucht erschweren, werden dem Leser drastisch vor Augen geführt und eindringlich ins Bewusstsein gerufen.

Was ich an diesem Autor bereits seit meiner ersten Lektüre schätze ist die Gepflogenheit, sich seinen handelnden Personen sehr ausführlich zu widmen. Die Charakterzeichnungen sämtlicher handelnder Figuren weisen stets sehr hohe Authentizität auf. Im vorliegenden Buch hat abgesehen von den beiden Protagonisten ganz besonders auch Bernie Riggowitz mein Herz gewonnen. Der liebenswürdige alte Witwer darf in seinen alten Tagen noch einmal ein aufregendes Abenteuer erleben und Fluchthelfer für Jane Hawk spielen. Als bekennender Hundeliebhaber darf in vielen Büchern von Dean Koontz auch ein Hund eine winzige Nebenrolle einnehmen. In diesem Fall handelte es sich um die Therapiehündin „Miss Dixie“, eine kleine, dynamische Persönlichkeit mit seelenvollem Blick in Gestalt einer gescheckten Langhaardackel-Hündin.

Fazit: „Gehetzt“ war ein großartiges Leseerlebnis, das mich von der ersten, bis zur buchstäblich allerletzten Minute gefesselt und ausgezeichnet unterhalten hat. Ich freue mich unsagbar, dass Dean Koontz wieder zu seiner früheren Form zurückgefunden hat und möchte mir nun unbedingt auch „Suizid“, den Vorgänger und ersten Teil dieser Reihe um Jane Hawk, zu Gemüte führen.

Gerne vergebe ich klare und uneingeschränkte fünf Bewertungssterne für diesen rasanten Thriller!

Veröffentlicht am 30.01.2019

Ein Mord im Bergischen Land

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Ein Mord im Bergischen Land

Im Bergischen Land wird auf einem Anwesen die brutal ermordete Gutsbesitzerin Ilse Röder aufgefunden. Die wunderschöne und charmante Frau war vor ihrer Heirat Kommissarin bei ...

Ein Mord im Bergischen Land

Im Bergischen Land wird auf einem Anwesen die brutal ermordete Gutsbesitzerin Ilse Röder aufgefunden. Die wunderschöne und charmante Frau war vor ihrer Heirat Kommissarin bei der Weiblichen Polizei in Köln, besaß ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und arbeitete gerne mit Kindern und Jugendlichen. Doch Ilse hatte auch eine dunkle Vergangenheit, und ihre Geheimnisse kommen nur sehr langsam ans Licht.

Friederike Matthée mag die Arbeit als Polizeiassistentin bei der Weiblichen Polizei in Köln. Aufgrund des aktuellen Personalmangels wird sie von ihrer Vorgesetzten mit der Vernehmung der Mordverdächtigen beauftragt. Friederike sieht darin eine willkommene Gelegenheit, sich in ihrem Job zu bewähren.

Franziska Wagners Akte weist ein langes Vorstrafenregister auf. Die Einundzwanzigjährige wurde von einem Hofknecht mit der Tatwaffe in Händen neben der Leiche entdeckt, sämtliche Indizien sprechen für ihre Schuld. Doch Friederikes Intuition rät ihr, auch in andere Richtungen zu ermitteln. Ein schwieriges Unterfangen für eine junge Polizeiassistentin, die keine Erfahrungen aufzuweisen hat und deren Vorgesetzte sich rasch auf Franziska als Täterin festgelegt haben. Als plötzlich der Mord an drei britischen Kampffliegern aufgedeckt wird, beordert die Royal Military Police den Ermittler Richard Davies nach Deutschland. Mit seiner Unterstützung verfolgt Friederike verschiedene Spuren. Und plötzlich erweist sich dieser Fall noch weit komplexer, als es zunächst den Anschein hatte.

Beate Sauer wählt als Schauplatz ihres Kriminalromans das Bergische Land bei Odenthal, wo im Juni 1947 besagter Mord an Ilse Röder verübt wurde. Die Handlung konzentriert sich in erster Linie auf die Zeit nach dem Kriegsende, wo die Protagonistin ihre Ausbildung bei der Polizei durchläuft. Die Lebensmittelrationierungen und die große Armut der Bevölkerung innerhalb der britischen Besatzungszone werden dem Leser anschaulich vor Augen geführt. Der Schreibstil der Autorin ist hervorragend. Beate Sauer erzählt in eindringlichen Worten, sehr flüssig und einnehmend. Sie führt den zu Beginn in die Handlung eingebrachten Spannungsbogen kontinuierlich bis zum Ende fort, und wartet mit einigen interessanten Fährten, aber auch mit Überraschungen auf. Der Fall, der zunächst ganz klar scheint, erweist sich als äußerst verwickelt und reicht tief in die Vergangenheit zurück. Das Polizeiliche Jugendschutzlager in der Uckermark mit ihren brutalen Bestrafungen und Erziehungsmethoden spielt eine wesentliche Rolle im Leben einiger handelnder Figuren. Sowohl die Protagonisten, als auch die Nebenfiguren dieses Buches wurden ausgezeichnet charakterisiert, sie wirken lebhaft und weisen hohe Authentizität auf. Friederike Matthée und Richard Davies wird die größte Aufmerksamkeit zuteil – die beiden ermitteln bereits in ihrem zweiten gemeinsamen Fall. Beate Sauer gewährt immer wieder kleine Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer beiden Protagonisten, sowohl auf privater, als auch auf beruflicher Ebene. Richard Davies erwies sich für meinen Geschmack als sehr vielschichtige Persönlichkeit. Seine ruhige Gelassenheit, seine Integrität und der etwas ungeschickte Umgang im zwischenmenschlichen Bereich machten ihn für mich zutiefst sympathisch und überzeugend. Seinen furchtbaren Erinnerungen an die Vergangenheit stehen großer Mut und starke Willenskraft entgegen. Er möchte keinesfalls zulassen, dass der Nationalsozialismus, der ihm bereits die Kindheit genommen hat, auch sein gesamtes weiteres Leben bestimmt. Um etwaige Spoiler zu vermeiden, werde ich auf Nebenfiguren, die eine bedeutende Rolle im Buch spielen, nicht näher eingehen. Trotz alledem möchte ich an dieser Stelle das kleine Waisenkind Elli Berneike anführen, derer Franziska Wagner sich angenommen hatte. Das kleine, zerlumpt gekleidete blonde Mädchen, das in einer Fabriksruine in Köln-Mühlheim hauste, hat mein Herz im Sturm erobert. Und zu meiner großen Freude weckte dieses Kind auch den Beschützerinstinkt von Friederike Matthée.

Fazit: „Der Hunger der Lebenden“ war ein bemerkenswerter Roman, der mich in die schreckliche Welt des Krieges und die Zeit danach entführte. An Friederikes Seite durfte ich ein wenig in den Alltag des Jahres 1947 eintauchen und die hoch interessanten Ermittlungen verfolgen. Aufgrund des ausgezeichneten Schreibstils, der überzeugenden Charaktere und des geschickt konstruierten Kriminalfalls würde ich dieses Buch auf jeden Fall als ganz großes Lesehighlight bezeichnen. Ich freue mich bereits auf weitere Werke dieser Autorin, die für mich eine grandiose Neuentdeckung darstellt.