Großartiger Auftakt der Hamburg.-Saga
Die Villa an der ElbchausseeFriedas Herz schlägt für die Speicherstadt und für Schokolade, denn als jüngste Tochter einer Hamburger Kaufmannsfamilie bewegt sie sich quasi wie im Schlaf durch die Schokoladenmanufaktur und ist Zuhause ...
Friedas Herz schlägt für die Speicherstadt und für Schokolade, denn als jüngste Tochter einer Hamburger Kaufmannsfamilie bewegt sie sich quasi wie im Schlaf durch die Schokoladenmanufaktur und ist Zuhause in einer Welt aus schmelzenden Köstlichkeiten und hartem Business.
Doch Friedas heile Welt bekommt einen großen Riss, denn ihr Vater möchte sie unter die Haube bringen und mit einem Mann verheiraten, der so gar nicht nach ihrem Geschmack ist. Ihr Herz gehört längst einem Anderen. Muss sich Frieda den Traditionen beugen oder darf sie ihre große Liebe leben ?
Lena Johannson hat mit ihrem neuen Roman den Grundstein für die Hamburg-Saga gelegt und ich bin fasziniert von ihrer Geschichte, die die Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit verschwimmen lässt und mir so eine Zeitreise in das Hamburg der frühen 1920er Jahre ermöglicht.
Dabei bewege ich mich mit Frieda durch die Gassen des Gänge-Viertels , sehe die Welt mit ihren Augen und lerne so die Geschichte viel besser kennen.
Die Autorin hat akribische Recherche betrieben, die sie geschickt in ihre Erzählung einfließen lässt und ich bin hautnah dabei, wenn die Briten ihre Sanktionen verhängen, erlebe die ersten Schritte der jungen Weimarer Republik und - das hat mich meisten gefreut- darf dabei sein, wenn auf den Bühnenbrettern des Ohnesorg-Theaters die ersten Stücke gespielt werden.
Johannson kurbelt mächtig das Kopfkino an, lässt wunderschöne sepiafarbene Bilder entstehen und belebt ihre Szenen mit tollen Figuren, die sie sehr schön ausgearbeitet hat.
Frieda gefällt mir dabei ausgesprochen gut, denn sie hat ihren eigenen Kopf und will sich so gar nicht den gesellschaftlichen Zwängen beugen. Nicht alltäglich zur damaligen Zeit und deshalb umso schöner zu lesen, denn sie erinnert ein wenig an den "Trotzkopf" von Emmy von Rhoden. Für mich ist Frieda ein Vorbild, da sie ihre Ärmel hochkrempelt und sich zu behaupten weiß.
Zu ihre Bruder Hans habe ich nicht wirklich ein Verhältnis aufbauen können - sein Verhalten hat mich doch eher erzürnt, als dass ich für ihn Verständnis haben könnte.
Alle anderen Charaktere und ihre Schauplätze beleben mit ihrem Tun und Handeln die Geschichte, ergeben ein stimmiges Gesamtbild und runden so den Roman perfekt ab.
Für mich ist dieses Buch eine gelungene Komposition aus zartschmelzender Liebesgeschichte, kräftig würzigem Kakao und einigen Überraschungen...macht unendlich viel Lust auf mehr und ich hoffe, bald Band zwei lesen zu dürfen