Sci-Fi-Fantastereien à la Solaris, vermischt mit der tschechischen Geschichte, einer Prise Philosophie und einer Nutella-vernarrten Riesenspinne ergeben eines meiner bisherigen Jahreshighlights.
Wie unwahrscheinlich! Und doch sind wir hier.
Ohhh, dieses Cover! ❤ Wie sehr hat es mich gelockt! Und dann klang auch noch der Klappentext so vielversprechend… Wo ist der Haken? Spoiler: Es gibt keinen! ...
Wie unwahrscheinlich! Und doch sind wir hier.
Ohhh, dieses Cover! ❤ Wie sehr hat es mich gelockt! Und dann klang auch noch der Klappentext so vielversprechend… Wo ist der Haken? Spoiler: Es gibt keinen! Jaroslav Kalfars Debütroman „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ hat mich so von den Socken gehauen, dass es echt schwer war, fast drei Monate nichts zu verraten. Aber jetzt ist die Pressesperre vorbei und endlich darf ich euch etwas über dieses wunderbare Buch erzählen. Beginnen wir mit dem Inhalt:
Jakub, ein Astrophysiker aus Tschechien, wird im Frühjahr 2018 mit dem Raumschiff JanHus1 ins All geschossen, um eine mysteriöse Staubwolke zu erkunden, die aus dem Nichts erschienen ist und den Menschen auf der Erde ein permanentes Lichterspektakel beschert. Woher kommt dieser Staub? Wieso scheint er sich zu verändern? Das sind die Fragen, denen Jakub nachgehen muss. Und er soll auch eine Probe mit zurück auf die Erde bringen. Während des doch sehr zeitintensiven Fluges erinnert sich Jakub zurück an seine Kindheit, die irgendwo in einem kleinen tschechischen Dorf seinen Lauf nahm, sein Vater ein Kommunist, dessen Handeln irgendwann der ganzen Familie schadet. Spätestens, nachdem seine Frau Lenka sich weigert, mit ihm zu telefonieren und plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint, ist Jakub in der Einsamkeit des Alls dazu gezwungen, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Eines Tages bekommt er sogar Gesellschaft an Bord des Schiffes: Ein riesiges Spinnenwesen mit 34 Augen und einer Vorliebe für Nutella („Köstlich, dieser Nutellaaufstrich. Reichhaltig und cremig, wie die Shtoma-Larven zu Hause. Man knackt sie auf und saugt das Fett heraus.“) hat sich in seinem Raumschiff eingenistet und ist auf einen Plausch aus. Doch ist das nur ein Hirngespinst Jakubs oder ist Hanuš real? Und was wird aus seiner Ehe, wenn er wieder zu Hause ankommt?
Ich wollte sehen, wie Gott das Universum berührte und durch den schwarzen Vorhang griff, um die Fäden zu schütteln, an denen die Planeten hängen. Ein Beweis. […] Ich wollte einen Beweis für das Chaos. So sehr wollte ich ihn, dass ich ihn gar nicht wollte. Ich wollte, was jeder Mensch will. Dass jemand mir sagt, wofür ich mich entscheiden soll.
Jaroslav Kalfar hat mit seinem Erstlingswerk eine Perle geschaffen, die inmitten der Belletristik-Neuerscheinungen funkelt und glänzt. „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist nämlich nicht nur das, sondern auch eine Geschichte über Tschechien, seine Kriege, seine Kämpfer, und mittendrin Jakub und seine Familie und eigentlich über Jakub gesamtes Leben. Kalfar erzählt hier mit einer derben, aber doch poetischen und nachdenklichen Sprache, wie Jakub im Weltraum über all diese Dinge kontempliert, und ich muss sagen, obwohl ich gar nicht der Geschichts-Typ bin, fand ich das Buch doch zu keinem Zeitpunkt langweilig. Kalfar nimmt uns mit auf eine Reise, nicht nur in vergangene Zeiten Tschechiens, sondern auch in ferne Weiten. Dass Jakub im All Besuch bekommt, ist dank dem Klappentext keine Überraschung mehr, trotzdem ist man positiv überrascht, als Hanuš das erste Mal in der JanHus1 erscheint. Jakub wächst das große Spinnenwesen im Verlauf des Buchs doch ziemlich ans Herz, aber was passiert, wenn er erst einmal wieder auf der Erde ist? Erfährt er Geheimnisse von Hanuš‘ Welt? Bekommt er sie vielleicht sogar zu Gesicht? All diese Fragen geistern dem Leser während der Lektüre im Kopf rum, und auf manche erhält man auch tatsächlich die Antwort. „Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist so hervorragend erzählt, dass ich, obwohl ich noch nicht ahnte, wohin die Reise geht, von Anfang an schon gemerkt habe, dass ich hier ein wahres Schätzchen in den Händen halte. Humor und Philosophie ecken hier aneinander, gewürzt mit einer kräftigen Ladung „Was ist der Sinn?“.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com