„Selection“ hat mich schon sehr lange gereizt, da ich das Cover so wunderschön fand. Leider hat mich jedoch die Kurzbeschreibung nie so ganz angesprochen, sodass ich das Buch erst einmal nicht weiter beachtet habe. Nun wurde ich jedoch erneut neugierig und habe versucht, mich voll und ganz auf die Geschichte einzulassen. Zum Glück, denn sonst hätte ich dieses wunderbare Buch verpasst.
Dystopien sind ja normalerweise nicht so ganz mein Genre und oftmals wurde ich dabei immer wieder enttäuscht, doch bei „Selection“ ist dies anders. Ich muss jedoch gestehen, dass ich, besonders am Anfang, sehr viele Ähnlichkeiten zu „Die Tribute von Panem“ entdecken musste. Da gibt es z.B. den Spitznamen „Kätzchen“, das Klassensystem, eine Kette mit Vogelanhänger, das Kapitol und weitere kleine Ähnlichkeiten. Diese haben mich nach einer gewissen Zeit jedoch immer weniger gestört, sodass ich mich wieder voll und ganz America und ihren Konkurrentinnen widmen konnte.
Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Kiera Cass hat das große Talent, jede Figur einzigartig darzustellen, sodass ich bei 35 Mädchen nur sehr selten Ähnlichkeiten feststellen konnte. Zwar brauchte ich einige Zeit, bis ich mich an die Dialoge gewöhnt habe, da diese meistens sehr förmlich ausfallen, aber wenn man sich darauf einlassen kann, wird man diesen Schreibstil sicherlich lieben. Die Geschichte wird aus der Sicht von America erzählt, sodass man das junge Mädchen bereits auf den ersten Seiten sehr gut kennenlernt.
America ist so ganz anders als die anderen Mädchen, die sich für das Casting beworben haben. Während die anderen Mädchen von Anfang an fast alle nur die Krone oder das Geld wollen, ist America da ganz anders, denn sie nimmt vorerst nur am Casting teil, um ihrem Freund und ihrer Familie einen Gefallen zu tun. Sie spielt von Anfang mit offenen Karten und agiert weniger scheinheilig, als so manch anderes Mädchen. Dies macht sie nicht nur greifbarer, sondern auch sehr sympathisch. Ich konnte mich in ihre Gefühlslage hineinversetzen und ihre Gedanken und ihre Handlungen bestens nachvollziehen, sodass ich sie direkt ins Herz schließen konnte. Sie geht nicht mit dem Ziel in das Casting, um die Krone oder Maxons Herz zu erobern, sondern vielmehr, um sich von ihrem (Ex-) Freund Aspen zu lösen und die Liebe zu ihm zu verarbeiten. Natürlich denkt sie dabei auch an die Aufwandsentschädigung und somit mehr Geld für ihre Familie, allerdings weiß sie auch, dass sie durch eine höhere Klasse ihre Liebe zur Musik aufgeben und einen anderen Beruf erlernen muss, was ihr nur bedingt gefällt.
Die anderen Mädchen sind dagegen oftmals sehr oberflächlich, egoistisch und arrogant, nur wenige Mädchen sind genauso herzlich und ehrlich wie America. Mit Maxon lernt man einen jungen Prinzen kennen, der durch das Königreich sehr isoliert aufwächst und hauptsächlich auf seine Arbeit als zukünftiger König vorbereitet wird. Da kommen Freunde und die Liebe zu kurz und somit muss er sich auf das Casting einlassen, damit er unter den jungen Frauen seine große Liebe finden kann. Er geht dabei oftmals recht blauäugig an die Sache und denkt auch häufig politisch, was nicht unbedingt von Vorteil ist, aber dennoch habe ich ihn als jungen und unsicheren Mann kennengelernt, der sich für sein Volk sehr interessiert.
Auch wenn so ein Casting auf den ersten Blick sicherlich nicht wirklich romantisch und oberflächlich wirkt, muss ich jedoch zugeben, dass es oftmals die ein oder andere romantische Stelle gab, die diese Geschichte unglaublich aufgewertet hat. Allerdings ist im Königreich nicht immer nur eitler Sonnenschein, denn es kommt immer wieder vor, dass Rebellen das Palastgelände erreichen und die Mädchen, ihre Zofen und die Königsfamilie evakuiert werden müssen. So erfahren die Mädchen auch, dass das Land weitaus gefährdeter ist, als man von den Medien und dem Königshaus erfährt.
Das Cover ist für mich ein absoluter Hingucker. America wird dort wunderschön und äußerst passend präsentiert. Die Schlichtheit und die Eleganz passen sehr gut zu ihrem Wesen und dem gesamten Ablauf der Geschichte. Die Kurzbeschreibung hat mich zunächst gar nicht gereizt, je mehr ich jedoch über die Geschichte erfahren habe, desto passender fand ich sie.
Insgesamt hat mir „Selection“ unglaublich gut gefallen und ich kann die Folgebände kaum noch erwarten. America und die anderen Figuren sind so interessant und vielseitig, sodass ich mich am liebsten gar nicht mehr von ihnen trennen wollte. Wer mal wieder eine romantisch augehauchte Dystopie lesen möchte und über gewisse Ähnlichkeiten zu anderen Büchern hinwegsehen kann, der wird bei „Selection“ beste Unterhaltung finden. Kauf- und Leseempfehlung!