Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Das Auerhaus, ein Ort der Freundschaft und des Lebens

Auerhaus
0

Bov Bjerg, Schriftsteller, Kabarettist und Begründer einiger Lesebühnen, berichtet in seinem zweiten Roman „Auerhaus“ über Freundschaft, Jugendlichkeit und die damit verbundene Widersetzung der dörflichen ...

Bov Bjerg, Schriftsteller, Kabarettist und Begründer einiger Lesebühnen, berichtet in seinem zweiten Roman „Auerhaus“ über Freundschaft, Jugendlichkeit und die damit verbundene Widersetzung der dörflichen Enge.

Der Ich-Erzähler Höppner erzählt von dem Jahr, das er und seine Freunde im Auerhaus verbringen. Dazu gehören Frieder, Höppners kleptomanische Freundin Vera, die es mit der monogamen Liebe nicht so ernst nimmt, und die strebsame und reiche Tochter Cäcilia. Später nehmen sie die Brandstifterin Pauline, die Frieder in der Psychiatrie kennenlernt, und den kiffenden, schwulen Harry auf, der sich neben der Lehre zum Elektriker am Stuttgarter Bahnhofsstrich zusätzliches Geld verdient.

Der Grund für den Einzug in das Auerhaus ist Frieders Suizidversuch, über den er sagt: „Ich wollte mich nicht umbringen. Ich wollte bloß nicht mehr leben. Ich glaube, das ist ein Unterschied.“ Sein Therapeut rät ihm einen Auszug von Zuhause und da er nicht allein wohnen soll, ziehen seine Freunde mit ihm in das Bauernhaus seines Großvaters. Dort wollen sie zusammen den Moment leben, das „richtige Leben“. Für sie hat es große Priorität achtzehn zu werden, denn „nicht achtzehn zu werden, war scheiße. Wenn man nicht achtzehn wurde, war alles umsonst.“

Während die Sechs ihre gemeinsame Zeit im Auerhaus verbringen, in dem sie füreinander sorgen, sich im sogenannten ‚Einkaufen‘ unterrichten, damit sie der Dorfpolizist nicht erwischt, und über das Leben reden, fühlen sich die anderen Oberstufenschüler auf dem Gymnasium heimisch: „Hätte man sie vor einer Klausur gefragt: ‚Wozu lebst du eigentlich?‘, hätten sie geantwortet: ‚Das kommt nicht dran, das müssen wir nicht wissen.‘“ Während die anderen Oberstufenschüler sich also darauf vorbereiten, in die (beruflichen) Fußstapfen ihrer Eltern zu treten, hat die Schüler-WG andere, beziehungsweise noch keine konkreten Pläne: Höppner heftet die Einladungen zur Musterung lieber in seinem Ordner ab, statt ihnen nachzugehen, weil er bei der Bundeswehr kein „Spezial-Schwachmat“ werden, sondern lieber nach Berlin gehen möchte.

Bov Bjerg lässt den Ich-Erzähler die eigenen Regeln, die im Auerhaus herrschen, und die Ansichten über die Außenwelt, vertreten durch die Lehrer, Mitschüler, Eltern, Bundeswehr und den Dorfpolizisten, darstellen. Die Beobachtungen über die Welt, die die Freunde formulieren sind immer pointiert, teils nüchtern: „Die klügsten und freundlichsten Frauen hatten die dümmsten Arschlöcher zum Mann“, teils zynisch: „Ich sucht doch dauernd nach dem Sinn. Hier, Suchscheinwerfer. Könnt ihr überall suchen damit“, teils scharfsinnig: „Ein Gehirn mit Depressionen, das war wie ein Fahrrad mit einem kaputten Tretlager. Man konnte strampeln, wie man wollte, aber man kam doch nicht vom Fleck.“

Der Roman lässt den Leser durch den jugendlich-lockeren und zugleich ernsthaften, oft zynischen, Ton der Protagonisten zu einem Teil des Auerhauses werden und bringt so die jugendliche Mentalität in der westdeutschen Provinz der 80er Jahre zum Ausdruck.

Veröffentlicht am 10.02.2019

In all den Jahren

In all den Jahren
0

Barbara Leciejewski nimmt auf die Reise einer 20-jährigen Freundschaft. Die Freundschaft zwischen Elsa und Finn, die mit einem ungewöhnlichen Kennenlernen beginnt und ewig bestehen soll.

Schon die ersten ...

Barbara Leciejewski nimmt auf die Reise einer 20-jährigen Freundschaft. Die Freundschaft zwischen Elsa und Finn, die mit einem ungewöhnlichen Kennenlernen beginnt und ewig bestehen soll.

Schon die ersten Seiten haben mich vollkommen in den Bann der Geschichte gezogen. Elsa und Finn waren mir auf Anhieb sympathisch. Ich mag ihre Charaktereigenschaften, die Art, wie sie kommunizieren und den Witz, der ihre Vertrautheit unterstreicht. All diese feinen Details, die dem Roman seinen Schliff geben, wurden durch den Schreibstil hervorgerufen. Er ist locker und lieblich und füllt die Charaktere (alle!) mit Leben und Persönlichkeit. Ich konnte jeden Moment mitfühlen, als sei ich direkt anwesend.

Der Roman beinhaltet die komplette Fülle des Gefühlsspektrums, nimmt den Leser mit in die Höhen und Tiefen der Freundschaft, lässt ihn die Intensität, die Vertrautheit und die Liebe spüren. Die Geschichte ist mit Charme, Witz und Sarkasmus gespickt, sowohl die Erzählung als auch die Dialoge, was noch mehr Nähe zu den Figuren und ihren Gedanken aufbaut.

Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, weil es mich zutiefst berührt hat und dabei absolut ehrlich war. Ich habe schon lange keinen Roman gelesen, der mich derart begeistert hat. Es handelt sich hier also um einen absoluten Favoriten!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Das Mittwochszimmer

Das Mittwochszimmer
0

Dagmar Seifert hat hier eine tolle Geschichte erzählt, die von Connys Leben und dem ihrer Freundin Nelli berichtet. Der Schreibstil ist leicht und zart formuliert, was mich in eine ganz besondere Atmosphäre ...

Dagmar Seifert hat hier eine tolle Geschichte erzählt, die von Connys Leben und dem ihrer Freundin Nelli berichtet. Der Schreibstil ist leicht und zart formuliert, was mich in eine ganz besondere Atmosphäre versetzt hat.
Conny hat als Protagonistin eine sehr starke Persönlichkeit verliehen bekommen und der Leser wird in jeder Lebensphase mit ihrem Inneren vertraut gemacht. Aber auch die anderen Figuren werden sehr stark geschildert, sodass jede eine Rolle einnehmen und auch als Nebenfigur stark auftreten konnte.
Durch das Spiel mit der Sprache, beispielsweise mit dem Hamburger Dialekt, wird die soziale Zugehörigkeit der einzelnen Figuren unterstrichen, was die Charaktere noch authentischer macht.

Die gesamte Handlung, die die Geschichte erzählt, ist so vielschichtig, dass es sich bei "Das Mittwochszimmer" um viel mehr als nur einen Liebesroman handelt.
Ich wurde für eine Zeit lang ein Teil von Connys Leben und wurde von dem Buch bestens unterhalten!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Meditation für Anfänger und Fortschritte

Meditation
0

Das Übungsbuch "Meditation" bietet einen Überblick über sehr viele verschiedene Meditationsübungen und erklärt in Infokästchen die Hintergründe hierzu. Sehr schön finde ich, dass die einzelnen Übungen ...

Das Übungsbuch "Meditation" bietet einen Überblick über sehr viele verschiedene Meditationsübungen und erklärt in Infokästchen die Hintergründe hierzu. Sehr schön finde ich, dass die einzelnen Übungen eine so genaue Anleitung haben, sie ausführlich genug sind, sodass ich alles verstehen konnte und doch nicht zu lang, um mir den Ablauf merken zu können. So konnte ich die einzelnen Übungen (sofort) durchführen, und zwischendrin bei Bedarf immer wieder nachlesen.
Ich bin zwar nicht der Typ, dem eine schriftliche Reflektion sehr viel bringt, aber mir gefällt die Möglichkeit, einzelne Beobachtungen und Fazits nach einer speziellen Übung oder bestimmten Abschnitten abzugeben. So ist die Entwicklung des eigenen Meditationsverhaltens sicherlich sehr gut nachvollziehbar.
Auch das Layout gefällt mir sehr gut, denn es ist schlicht gehalten und drückt zugleich etwas Liebevolles, Anregendes aus. Dieser Eindruck wird sicherlich durch die (auf mich) beruhigend wirkende Schriftart und die gedeckten Farben unterstützt.

Ich kann das Buch allen empfehlen, die gern mit Meditation beginnen möchten, oder sich von verschiedenen Ansätzen und Übungen inspirieren lassen möchte. Ich bin sicher, dass jeder eine Übung findet, die ihm vollkommen zusagt.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Liebe auf den ersten Chat

Liebe auf den ersten Chat
0

Charlotte chattet regelmäßig unter dem Namen LadyChatterley mit MrNiceGuy. Zwischen ihnen hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Im wahren Leben ist Charlotte Buchhändlerin, hält sich selbst für ...

Charlotte chattet regelmäßig unter dem Namen LadyChatterley mit MrNiceGuy. Zwischen ihnen hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Im wahren Leben ist Charlotte Buchhändlerin, hält sich selbst für langweilig und schwärmt für den bekannten Schauspieler Jonas Föster. Sie lernt ihn tatsächlich kennen und findet ihn unglaublich. Doch gibt es für die beiden eine Chance? Und welche Rolle spielt MrNiceGuy für LadyChatterley?

Der Klappentext und das Cover lassen einen romantischen Liebesroman erwarten. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn Barbara Leciejewski hat einen unglaublichen Schreibstil und verbindet Gefühl und Emotion mit (Wort-)Witz. Die Protagonisten werden sehr detailliert dargestellt, indem der Leser den Alltag der beiden miterlebt und sich daher ein eigenes Bild machen kann, das Kapitel für Kapitel vervollständigt werden kann. Sehr gelungen finde ich die Gestaltung der Chatverläufe, weil ganz klar ist, dass sich beide viel offener und freier als in ihrem Privatleben bewegen, es sich allerdings unverkennbar um Charlotte und Jonas handelt. Beide Charaktere waren mir von Beginn an sympathisch und haben durch ihren Witz und Charme mein Herz erobert.
Doch auch die Nebenfiguren - und zwar ausnahmslos alle - sind sehr lebendig gestaltet, obwohl sie nicht so ausführlich beschrieben werden, dass es den Leser langweilt. Ihre Präsenz entwickelt sich im Gesamtkontext und wird durch den unterhaltsamen, gefühlvollen und mitreißenden, sehr lebendig gestaltetem Schreibstil unterstützt.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich gern von Charme und Witz unterhalten lässt und gleichzeitig von einer zauberhaften Liebesgeschichte berührt werden möchte!