Profilbild von ulliken

ulliken

Lesejury Star
offline

ulliken ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ulliken über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Erschütternde Einsichten

Das Haus der Verlassenen
0

Das Cover zeigt ein hohes Tor, dahinter einen herrschaftlichen Park und ein großes Haus, das sowohl ein Schloss als auch ein Kloster sein kann.

Mit ihrem Roman "das Haus der Verlassenen" zeigt uns Emily ...

Das Cover zeigt ein hohes Tor, dahinter einen herrschaftlichen Park und ein großes Haus, das sowohl ein Schloss als auch ein Kloster sein kann.

Mit ihrem Roman "das Haus der Verlassenen" zeigt uns Emily Gunnis wie mit ledigen Müttern in den 50ern und 60ern in entsprechenden Mutter-Kind-Heimen und Armenhäusern umgegangen werden konnte. Sicherlich sind nicht alle Heime so wie das von Nonnen geführte St. Margaret's (ein fiktiver, von der Autorin erfundener Ort), doch gab es in Irland und auch in England noch genug Heime, die wie im 19. Jahrhundert geführt wurden.

Über die Magdalene Laundries schreibt Wikipedia:
"Irische Magdalene Wäscherei, Die Magdalene Laundries in Irland, auch Magdalenen- Anstalten genannt, waren Haftanstalten, die normalerweise vom römisch-katholischen Orden verwaltet wurden und vom 18. bis zum späten 20. Jahrhundert betrieben wurden. Sie wurden angeblich zur Unterbringung gefallener Frauen" geführt, von denen schätzungsweise 30.000 in diesen Einrichtungen in Irland eingesperrt waren. 1993 wurde auf dem Klostergelände einer der Wäschereien ein Massengrab mit 155 Leichen entdeckt. Dies führte zu Medienoffenbarungen über die Operationen der geheimen Institutionen. Im Jahr 2013 erging eine förmliche staatliche Entschuldigung, und die irische Regierung richtete ein Entschädigungssystem für Überlebende in Höhe von 50 Millionen Pfund Sterling ein. Die religiösen Orden, die die Wäschereien betrieben haben, haben Forderungen von Aktivisten abgelehnt, dass sie finanziell zu diesem Programm beitragen. ..."

Es ist erschütternd, wie abhängig diese Frauen von den Nonnen waren. Selbst die frisch geborenen Kinder nahm man ihnen weg. Die Unterbringung mussten sie abarbeiten wie Sklaven, wenn die Familie nicht genug Geld hatte oder nicht zahlen wollte.

In dem Roman geht es um das St. Margaret's Heim, in das die unbedarfte Ivy 1956 von ihrem Onkel geschickt wird Dies geschieht mit Unterstützung eines Priesters und des Hausarztes. Sie hatte sich in einen Mitschüler verliebt und wurde schwanger. Leider will dieser aber wohl nichts mehr von ihr wissen, was sie erst merkt, als er auf ihre Briefe aus dem Heim nicht antwortet. Sie lernt das Leben von der härtesten Seite kennen, darf nicht sprechen und wenn den Nonnen etwas nicht passt, gibt es Hiebe. Die schlimmste Strafe erfährt sie, als sie ihr Baby nicht zur Adoption freigeben will.

Eines Tages lernt sie die 6-jährige Elvira kennen und versucht, sich so gut wie möglich um sie zu kümmern. Noch weiß sie nicht, weshalb ein Kind dieses Alters sich in dem Heim aufhält. Elvira muss genau soviel und hart arbeiten wie die anderen Frauen. Ivy liebt sie wie ihr eigenes Kind. Sie tut alles, um ihr eine Freundin zu sein. Nachdem sie festgestellt hat, was mit diesen Kindern, zu denen Elvira gehört, passiert, fasst sie einen Entschluß: Sie verhilft ihr zur Flucht, nachdem sie ihr mitgeteilt hat, dass sie draußen jemanden hat, an den sie sich wenden kann - Elviras eigene Zwillingsschwester.

Die junge, bisher erfolglose Journalistin Samantha, getrennt lebend und Mutter einer 4-jährigen Tochter, lebt 2017 bei ihrer Oma. Diese ist Witwe eines Antiquitätenhändlers und findet Briefe von Ivy. Samantha macht sich auf die Suche, nicht ahnend, in welches Wespennest sie sticht.

Emily Gunnis schlägt uns mit ihrem Buch in den Bann, sie hat eine wunderbare Art, die Vorkommnisse zu erzählen. Das Buch ist unterteilt in 46 Kapitel, die zwischen den Zeiten 1956 bis 2017 immer wieder hin- und herspringen. Dies bringt auch die Spannung auf die Spitze und wir erleben immer wieder neue Erkenntnisse, obwohl wir denken, schon alles zu wissen.

Das Buch wird am 01.03.2019 beim Verlag Heyne veröffentlicht. Ich danke Jellybooks und dem Sponsor Heyne, dass ich es bereits vorher lesen durfte.

Veröffentlicht am 13.01.2019

Süchtig machende Fantasy

Das Erbe der Macht
0

Ich habe dieses Buch als Print gelesen, finde es aber hier nicht. Deshalb schreibe ich meine Rezension hierher:

In seiner Urban-Fantasy-Reihe "Das Erbe der Macht" zeigt uns Andreas Suchanek, dass unter ...

Ich habe dieses Buch als Print gelesen, finde es aber hier nicht. Deshalb schreibe ich meine Rezension hierher:

In seiner Urban-Fantasy-Reihe "Das Erbe der Macht" zeigt uns Andreas Suchanek, dass unter uns Magier weilen. Wir, die Nimags (Nichtmagier) wissen das natürlich aus Sicherheitsgründen gar nicht, sie existieren nur noch in Sagen. Es ist allerdings so, dass die Magier vor 166 Jahren einen Wall gewoben haben, der uns normale Menschen dies alles bewusst nicht sehen lässt.
Insbesondere sehen wir nicht den Kampf zwischen Lichtkämpfern und Schattenkämpfern.

Die Magier werden von geschichtsbekannten Unsterblichen geleitet, wie Johanna von Orleans, Einstein, Leonardo da Vinci, Dschinghis Khan etc. - Wenn ein Lichtkämpfer endgültig stirbt, so muss auch ein Schattenkämpfer sterben - und umgekehrt. Nur so bleibt das Gleichgewicht erhalten. Die Geschichte beginnt, als Mark stirbt und Alex, bisher ein Nimag, gerade noch rechtzeitig ein neuer Lichtkämpfer wird.

Es sind sympatische junge Menschen in den 20ern, die zusammen eine von mehreren Gruppen der Lichtkämpfer bilden. Alex ist in der Gruppe um Kevin und Jen, man albert herum, teilt seine Sorgen und natürlich muss Alex auch noch viel lernen. Er geht in Vorlesungen, die von den Unsterblichen gegeben werden. Alles ist neu und aufregend. Aber es wird auch sehr gefährlich, denn es gibt einen unbekannten Feind innerhalb des Walls.

Andreas Suchanek hat mit der Reihe "Das Erbe der Macht" in mir etwas losgetreten. Ich fühlte mich sofort wohl bei all den sympatischen Gestalten der Lichtkämpfer und habe logischerweise auch gleich Partei ergriffen. Der Autor schreibt flüssig, mitreissend und äußerst spannend. Es steht mit Sicherheit fest, dass ich nun auch alle weiteren Bände noch lesen werde.
Also Achtung: Suchtgefahr!

Die Cover wirken sehr geheimnisvoll, ihre Gestaltung: Nicole Böhm

Die Folgen sind in Büchern zu erwerben, die je 3 Bände beinhalten aber auch als eBooks und Audio-Books. Veröffentlicht wurden die Bücher von Greenlight-Press.

Veröffentlicht am 08.01.2019

Knisternde Spannung in Oldcliff-on-Sea

Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit
0

Das Cover zeigt eine junge Frau an einem Pier, der in die tosende See hineinführt. Die Farben sind in dunkelgrau, die Wolken über See hellgrau gehalten, der Titel in mettalicblau. Mir schaudert, wenn ich ...

Das Cover zeigt eine junge Frau an einem Pier, der in die tosende See hineinführt. Die Farben sind in dunkelgrau, die Wolken über See hellgrau gehalten, der Titel in mettalicblau. Mir schaudert, wenn ich es ansehe und es verführt dazu, den Klappentext zu lesen.

Sophie ist aufgetaucht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vor 18 Jahren verschwand sie eines Nachts spurlos, zurück blieb nur ein Turnschuh am Pier. Ihr Bruder Daniel ruft ihre beste Freundin Francesca an und bittet sie, ihm beizustehen und zu helfen, ihre sterblichen Überreste zu identifizieren. Natürlich sagt diese ihre Hilfe sofort zu. Sie regelt alles soweit, dass sie Daniel zu Hilfe eilen kann.

Frankie ist Tochter eines Hoteliers und selbst auch für die Hotelgruppe tätig, gerade jetzt, da ihr Vater von einem Schlaganfall genest. Doch sie hat gute Mitarbeiter, so kann sie sich ausklinken.

Sie ist erschüttert, denn jetzt steht der Tod ihrer Freundin endgültig fest. Natürlich sind kaum sterbliche Überreste da, bis auf einen Fuß, der in einem Turnschuh steckt. Dieser hielt wohl die Fische von ihrem Festmahl ab. Wahrscheinlich will die Polizei prüfen, ob sie über den Fuß DNA feststellen können. Dies wird nach so langer Zeit etwas dauern. In dieser Zeit möchte Daniel gerne mit ihr herausfinden, was damals wirkllich passiert ist. Seinerzeit hat die Polizei angenommen, Sophie hätte einen Unfall gehabt. Doch Daniel denkt, es muss etwas Besonderes passiert sein, Sophie sei verängstigt gewesen.

Frankie bezieht eine Ferienwohnung mit Blick auf den Pier. Sie nimmt gemeinsam mit Daniel ihre Untersuchungen auf, sie befragen alte Freunde und Leon, den damaligen Freund von Sophie. Diesen haben sie besonders im Visier. - Daniel und Sophie sind verzweifelt, sie merken, dass niemand ihnen die ganze Wahrheit sagt. Die Suche nach der Wahrheit gestaltet sich insbesondere für Frankie schwierig. Sie fühlt sich bedroht. In der Ferienwohnung wird es ihr unheimlich.

Der Roman beschreibt zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die verwöhnte Tochter und Einzelkind des Hoteliers, die überall ihren Willen durchsetzen will und das nette Mädchen von nebenan, mit dem auch noch andere gerne befreundet sind. Doch sie sind ganz dicke Freundinnen, die sich alles erzählen und keinerlei Geheimnisse voreinander haben, bis ....

Es gibt keine einzige Seite, die langweilig ist. Erzählt von Sophie aus ihrem Tagebuch 1997 und von Frankie 18 Jahre später 2015, beides in der Ich-Form. Die Autorin hat es geschafft, ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Dieses Buch habe ich deswegen auch sehr schnell ausgelesen, weil ich es nicht weglegen konnte, ohne zu wissen, wie es weitergeht.

Diesen Pageturner von Claire Douglas muss ich unbedingt empfehlen!

"Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit" wurde aus dem Englischen übersetzt von Ivana Marinovic. Veröffentlicht wurde dieser Bestseller aus England im Penguin-Verlag.

Veröffentlicht am 27.12.2018

Geheimnisvolle packende Familiengeschichte

Die Schwestern von Applecote Manor
0

Das Cover zeigt ein altes Herrenhaus umgeben von einem Park. Es muss für Kinder herrlich sein, hier aufzuwachsen.

Die vier Geschwister Flora, Pam, Margot und Dot verbringen ihren Sommer bei Tante und ...

Das Cover zeigt ein altes Herrenhaus umgeben von einem Park. Es muss für Kinder herrlich sein, hier aufzuwachsen.

Die vier Geschwister Flora, Pam, Margot und Dot verbringen ihren Sommer bei Tante und Onkel auf dem Lande, auf Applecote Manor. Ihre kapriziöse Mutter ist dem Ruf an eine Stelle im Sekretariat des Konsuls in Marrakesch gefolgt. Die Mädchen freuen sich sehr auf diesen Sommer 1959, den sie nun nicht in Chelsea, London verbringen müssen.

Margot wird uns alles über ihre Erlebnisse hier auf Applecote Manor erzählen. Auch, dass die Stimmung im Haus bei ihrem Eintreffen sehr gedrückt ist. Sie erkennen ihre Tante kaum wieder, die immer Scherze auf den Lippen hatte. Das alles hat einen Grund: Ihre Cousine Audrey verschwand hier von jetzt auf gleich vor fünf Jahren. Die Mädchen nehmen sich vor, das Geheimnis um ihre Cousine zu lüften.
Da sie eine zusammengeschweisste Gemeinschaft sind, schaffen sie es als erstes, die Tante und den Onkel aufzuheitern.

50 Jahre später: Jessie, die den Witwer Bill geheiratet hat, ist mit ihm auf der Suche nach einem Haus auf dem Land. Sie verliebt sich umgehend in Applecote Manor. In dieses Haus muss allerdings viel Geld gesteckt werden. Auch hat Bill immer eine lange Fahrtzeit zu seiner eigenen Firma vor sich.
Aber ihr gemeinsames Ziel ist es, Bills Tochter gewissen Einflüssen zu entziehen, deshalb kaufen sie das Haus. Bella ist in der Pubertät und lehnt Bills neue Frau Jessie absolut ab, ja sie scheint sie zu hassen. Den Unfalltod ihrer Mutter Mandy hat sie auch noch nicht verwunden. Ihre kleine Schwester Romy, die gemeinsame Tochter von Jessie und Bill, verachtet sie offensichtlich. Sie macht es Jessie auch hier kein bisschen leichter, an sie heranzukommen. Gleich ganz zu Anfang weist sie darauf hin, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt. Ob das Ablehnung ist oder Empathie?
Die Zeit ab dem Einzug erzählt uns Jessie.

Dies ist mein erstes Buch von Eve Chase. Sie schreibt flüssig, fesselnd und steigert die unterschwellige Spannung langsam aber stetig. Ich kann mich in beide Zeiten, 1959 und 2009 gut hineinversetzen. Alle Charaktere, insbesondere Margots und Jessies, die Erzählerinnen, sind sehr gut beschrieben. Ich möchte sie hier nicht näher beschreiben, sonst spoiler ich.

Als ich das Buch aus der Hand legte, hatte ich eine Gänsehaut. Ein Roman, von dem man sagen kann: der Kreis schließt sich.

Der Roman wurde übersetzt von Carolin Müller. Umschlagsmotiv (c) Evelina Kremsdorf/Trevillion Images

Das Buch wurde veröffentlicht bei Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Ein Thriller, den man mit in den nächsten Tag nimmt

Ein Teil von ihr
0

Das Cover ist blau, es zeigt u.a. ein zerkratztes Frauenfoto. Es macht auf jeden Fall neugierig.

Karin Slaughters Roman "Ein Teil von ihr" geht an die Grenzen. Andrea ist mit ihrer Mutter zu ihrem 31. ...

Das Cover ist blau, es zeigt u.a. ein zerkratztes Frauenfoto. Es macht auf jeden Fall neugierig.

Karin Slaughters Roman "Ein Teil von ihr" geht an die Grenzen. Andrea ist mit ihrer Mutter zu ihrem 31. Geburtstag in einem großen Center zum Essen. Von jetzt auf gleich ändert sich ihr gesamtes Leben. Bei einer Schießerei schützt Laura ihre Tochter, indem sie sich direkt vor den Täter stellt und ein Messer mit der Hand abfängt. Dieses Messer, das durch den Handrücken herauskommt, wird zur Verteidigungswaffe. Andreas Mutter bringt den Angreifer damit um. Laura kommt schwerverletzt ins Krankenhaus. Sie wird operiert und lässt sich schnell wieder entlassen.

Dieser Vorfall aus dem Center wird immer und immer wieder im TV gezeigt. Ein Anwesender hat alles gefilmt.

Laura schickt ihre Tochter fort. Sie ist nicht wiederzuerkennen, so kalt ist sie Andrea gegenüber. Sie scheucht sie mit aller Gewalt fort, weil sie schon lange gesucht und verfolgt wird. Das weiß Andy aber nicht. Ihre Tochter kann nicht ahnen, wer diese Frau wirklich ist. Sie folgt der Anordnung ihrer Mutter, doch sie kommt dem Geheimnis um deren wahre Identität auf die Spur. Ihr gesamtes Leben scheint auf einer Lüge aufgebaut zu sein.

Durch ihre Neugier bringt Andy nicht nur ihre Mutter in allergrößte Gefahr.

Der Roman wird in zwei Zeiten erzählt. 1986: Ein charismatischer Mann vermag eine Menge Menschen um sich zu versammeln und zu manipulieren. 2018: die oben genannte Schießerei und der Beginn vom Ende.
Es mag einige stören, dass die Zeit in 1986 sehr ausfühlich beschrieben wurde. Aber wir müssen ja auch verstehen, weshalb alles so gekommen ist. Die Vergangenheit wird aus der Sicht von Andys Mutter berichtet. Die Neuzeit aus Andys Sicht, die ja von der Vergangenheit nichts weiß.

Karin Slaughter hat wieder einmal einen superspannenden Thriller geschrieben. Durch den Wechsel zwischen den Zeiten wird er immer spannender. Ihre bekannt flüssige Sprache lässt die Seiten dahinfliegen. Ich habe jede einzelne Zeile genossen.

Das Cover mit dem zerkratzte Frauenfoto weist darauf m.E. darauf hin, wie sich Andreas Bild von ihrer sanften Mutter immer mehr verändert.

Karin Slaughter hat zwei passende Zitate von Emily Dickinson ins Buch eingefügt. Sie sind aus Emily Dickinson, Sämtliche Gedichte, mit Genehmigung des Carl Hanser Verlags erfolgt.

Der Roman wurde veröffentlicht bei HarperCollins.

Original erschienen bei: William Morrow, New York
Veröffentlicht bei HarperCollins Publishers