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Veröffentlicht am 10.02.2019

In einem Sommer zum Erwachsenen?

Von Männern und Menschen
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Für den 17-jährigen Erzähler verändern die Sommerferien seinen bisherigen Lebensstil. Sein Vater leidet unter Schlaganfällen und ist berufsunfähig. Da sich die Familie vor kurzer Zeit ein Auto auf Raten ...

Für den 17-jährigen Erzähler verändern die Sommerferien seinen bisherigen Lebensstil. Sein Vater leidet unter Schlaganfällen und ist berufsunfähig. Da sich die Familie vor kurzer Zeit ein Auto auf Raten gekauft hat, muss der Erzähler in einer Baufirma arbeiten, damit sie das Auto schuldenfrei zurückgeben können. Der Erzähler muss seinen Fokus nun weg von der Schule, weg von dem Stipendium, das ihm in Amerika in Aussicht gestellt wird, auf das Arbeitsleben verlagern.

Der Alltag und die Arbeitsabläufe in der Baufirma, die Regenrinnen herstellt und montiert, sind für den 17-Jährigen nicht leicht. Er muss sich an den Umgangston, die tägliche körperliche Arbeit und die neue Denkensweise gewöhnen. Er begreift sehr schnell, dass er die berufliche Position seines Vaters einnehmen muss und nun der Versorger der Familie ist. Er fällt selbständige Entscheidungen und entwickelt ein Verantwortungsbewusstsein. Diese Sommerferien zwingen ihn dazu schneller erwachsen zu werden, als er es normalerweise würde.
Auf dem Weg in das Erwachsene begegnet er dem rauen Umgangston unter den Kollegen, dessen Lebensinhalt hauptsächlich aus Alkohol und Frauen besteht. Der Erzähler macht erste Erfahrungen mit Alkohol und mit Frauen, statt wie sonst, in Ruhe mit seinem Vater Krebse zu angeln.
Der junge Mann übernimmt Verantwortung für seinen Kollegen Rekku, der ein tüchtiger Arbeiter, jedoch geistig zurückgeblieben ist und aus diesem Grund oftmals von den anderen Arbeitern auf's Korn genommen wird. Der Erzähler setzt sich für ihn ein, spricht ihm zu und bezieht vor seinem Chef ganz klar Stellung. Er merkt selbst, dass er sich verändert und erwachsen wird.
Diese Entwicklung des Erzählers ist eingebettet in die politischen Gegebenheiten der finnischen Provinz zu Beginn der 70er Jahre. Es herrscht Armut, die Männer haben nur saisonal Arbeit und die Frauen verdienen ihr weniges Geld durch mehrere Putzjobs.
Der Erzähler und sein Freund Jukka starten mit viel Bastelei und Geheimniskrämerei einen Piratensender, wodurch der Erzähler feststellt, wie leicht das Volk durch derartige Medien zu manipulieren ist.

Olli Jalonen nimmt den Leser mit in den Sommer, in dem der Erzähler erwachsen wird und berichtet von den täglichen Herausforderungen und den Veränderungen, die er und sein Umfeld durchlaufen. Obwohl das Buch einige Längen hat, lässt es sich wunderbar lesen und hat an einigen Stellen einen leichten, melancholischen Unterton.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Todesstrand

Todesstrand
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Emma Klar war Polizistin und trug eigentlich den Namen Josy. Nachdem ihre Ermittlungen gegen einen Mädchenhändlerring schief liefen und sie von dessen Anführer Teith und seinen Männern gefangen gehalten, ...

Emma Klar war Polizistin und trug eigentlich den Namen Josy. Nachdem ihre Ermittlungen gegen einen Mädchenhändlerring schief liefen und sie von dessen Anführer Teith und seinen Männern gefangen gehalten, vergewaltigt und beinahe getötet wurde, musste sie ihre Identität wechseln. Nun lebt sie in Wismar und arbeitet in einer Detektei. Ihren ersten Fall bestreitet sie zusammen mit Johanna, die beim BKA arbeitet, und Emma so hilft, verdeckt ermitteln zu können. Ein Vater möchte den Tod seiner Tochter erneut untersucht haben, da er nicht an einen Suizid glaubt. In diesem Zusammenhang finden Emma und Johanna heraus, dass es weitere junge Mädchen gibt, die verschwunden sind. Emma nähert sich bei den Ermittlungen erneut Teith, dessen Name in diesen Fall eingebunden ist.

Der Ostsee-Krimi beginnt mit einem packenden Prolog, der von der Nacht handelt, in der Emma von Teith gefangen gehalten wurde und nur knapp überlebte.

Die weiteren Kapitel setzen sich aus den beiden Handlungssträngen zusammen: Teith, der seine offene Rechnung mit Emma unbedingt begleichen will, und die Ermittler, die den Fall der verschwundenen Mädchen aufklären wollen. Da die Kapitel kurz gehalten sind, lässt sich das Buch sehr schnell lesen. Befeuert wird das durch den Fokus, der hierbei auf unterschiedliche Personen gelegt wird. So erfährt der Leser, was Emma, Johanna, ihre Kollegen und Teith und seine Männer vorhaben, wie sie vorgehen, was ihnen widerfährt und kann so schnell eigene Theorien aufstellen.

Der Handlungsverlauf hat mich nicht überrascht, da die einzelnen Zusammenhänge absehbar waren. Gepusht wurde die Handlung durch Details, wie die sexuellen Vorlieben einiger Figuren oder die Verhältnisse der Figuren untereinander.

Obwohl der Schreibstil hervorragend unkompliziert ist, die Kapitel kurz sind und dem Leser reichlich Perspektiven geboten werden und er aufgrund all dieser Faktoren von der Handlung und der im Verlauf ansteigenden Spannung mitgerissen wird, enttäuscht das Ende. Die Spannung, die hier in den einzelnen Kapiteln und durch die Verstrickungen aufgebaut wird, reißt abrupt ab. Die Konfliktlösung war zu schnell, zu unspektakulär. Würde das Erzähltempo nicht so schnell angezogen, könnte der Spannungsbogen etwas sachter abklingen und der Leser würde nicht so hart aus der Handlung gerissen.

Insgesamt handelt es sich hier jedoch um einen spannenden Krimi mit einer glaubwürdigen Handlung.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein Roadtrip durch Deutschland

Tschick
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Wolfgang Herrndorf berichtet in "Tschick" von Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, die in ihrer Klasse Außenseiterpositionen besetzen und dadurch zusammenfinden, weil sie beide ...

Wolfgang Herrndorf berichtet in "Tschick" von Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, die in ihrer Klasse Außenseiterpositionen besetzen und dadurch zusammenfinden, weil sie beide nicht zur Geburtstagsparty der beliebten Mitschülerin eingeladen werden, in die Maik verliebt ist.
Obwohl beide minderjährig sind, "leihen" sie sich einen Lada, den Tschick fährt und starten einen Roadtrip quer durch Deutschland. Ihr ursprüngliches Ziel ist die Walachei, wo sie Tschicks Verwandtschaft besuchen wollen. Diverse Stops und Hindernisse bringen sie jedoch davon ab.

Wolfgang Herrndorfs Schreibstil ist so leicht und locker wie die Sommerluft in den Sommerferien, wenn Pläne geschmiedet werden. Er bringt die Sehnsüchte und Wünsche der beiden Jungen in den Dialogen und den Beschreibungen ihrer Reise sehr gut zum Ausdruck. Obwohl nicht viel passiert, passiert so einiges. Maik und Tschick lernen nicht nur Deutschlands Ecken, den Umgang mit Autos und den Hindernissen, die ein gestohlener Wagen mit sich bringen kennen, sondern auch sich selbst. Der Leser erlebt, welche Ziele sich die beiden 14-Jährigen stecken, welche Ansichten sie haben und was sie aus dem Sommer machen wollen. Das Buch ist gespickt mit einem leichten, jugendlichen und zugleich leicht melancholischem Ton, der ausgezeichnet zum Inhalt passt.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Leuchtturmmord

Leuchtturmmord
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Bei Romy Beccares neuem Fall handelt es sich um die Leiche einer jungen Frau, die auf Rügen gefunden wird. Das Ermittlerteam findet heraus, dass frühere Freunde der Toten ebenfalls verstorben sind. Romy ...

Bei Romy Beccares neuem Fall handelt es sich um die Leiche einer jungen Frau, die auf Rügen gefunden wird. Das Ermittlerteam findet heraus, dass frühere Freunde der Toten ebenfalls verstorben sind. Romy macht sich auf die Suche nach Zusammenhängen. Parallel dazu taucht in Stralsund die Leiche eines Boxers auf, die an frühere Fälle erinnert...

Der Krimi ist spannend und flüssig geschrieben, sodass er sich sehr gut lesen lässt. Die Vorgängerbände habe ich nicht gelesen, hatte jedoch keine Probleme damit, die Ermittler richtig zuzuordnen.
Da sich die beiden aufzuklärenden Fälle (Merles Leiche auf Rügen und der tote Boxer in Stralsund) lokal unterscheiden, hatte ich auch bei der Verfolgung der einzelnen Entwicklungen keinerlei Verständnisprobleme oder -schwierigkeiten.
Der Krimi baut eine gelungene Spannungskurve auf, indem in beiden Fällen neue Erkenntnisse auftauchen, die Vermutungen beim Leser erzeugen. Er besticht durch die Komplexität und durch schlüssige Entwicklungen, und das bis zum Schluss.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Schmetterlingstränen

Schmetterlingstränen
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April Galagher hat als zehnjähriges Mädchen dabei zusehen müssen, wie ihre Mutter ermordet wurde. Die Erinnerung an diese Zeit hat sie verdrängt, doch nun, Jahre nach dem Tod ihrer Mutter, schlägt der ...

April Galagher hat als zehnjähriges Mädchen dabei zusehen müssen, wie ihre Mutter ermordet wurde. Die Erinnerung an diese Zeit hat sie verdrängt, doch nun, Jahre nach dem Tod ihrer Mutter, schlägt der Mörder erneut zu und sucht nach seiner Seelenverwandten - nach April.

Der Einstieg ist mir sehr gut gelungen, da das Buch von Anfang an spannend war und mich sofort in die Geschichte mitgenommen hat.
Die Erzählperspektiven des Mörders, die manchmal eingeschoben wurden, haben mir sehr gut gefallen, da ich so nicht nur Aprils Vorgehen, sondern auch die des Mörders nachvollziehen konnte.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, sodass sich das Buch sehr flott lesen lässt. Auch die Kapiteleinteilung finde ich von der Länge her sehr gelungen.
Die Handlung nimmt an Fahrt auf und Spannung entwickelt sich immer mehr. Das Rätsel des Mörders konnte ich tatsächlich erst im letzten Viertel des Buches lösen, trotzdem habe ich während der gesamten Lesezeit fleißig geraten.

Ein sehr spannender und schlüssiges Buch, das ich eher als Thriller statt Roman bezeichnen würde.