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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Schwarz, weiß und alles dazwischen

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Robin ist neun Jahre alt und in einem Vorort von Johannesburg aufgewachsen. Als ihre Eltern ausgehen und nicht wieder zurückkommen, weil sie ermordet wurden, gerät Robins Welt ins Schwanken. Die schwarze ...

Robin ist neun Jahre alt und in einem Vorort von Johannesburg aufgewachsen. Als ihre Eltern ausgehen und nicht wieder zurückkommen, weil sie ermordet wurden, gerät Robins Welt ins Schwanken. Die schwarze Maid, die sie aufzog, macht sich nach dem Tod der Eltern und einem brutalen Verhör auf den Weg zurück in ihre Heimat. Robin verliert mit einem Schlag also die drei Personen, die das Wichtigste in ihrem Leben waren und die Konstante bildeten. Fortan lebt sie bei ihrer Tante, die jedoch als Stewardess arbeitet und nach erfolgloser Jobsuche wieder wochenlang unterwegs ist.
Beauty hat ihre 17-jährige Tochter seit dem Schüleraufstand in Soweto nicht mehr gesehen, lässt ihre Söhne und ihre Heimat zurück um sie zu suchen.

Robins und Beautys Wege kreuzen sich und schon bald lernt Robin, dass nicht alles immer so ist, wie es auf den ersen Blick scheint, dass nicht alle Schwarzen schlechte Menschen sind und dass Hautfarbe im Allgemeinen nicht über die Charaktereigenschaften entscheidet. Weil sie schon so viele Verluste hinnehmen musste, will sie Beauty nicht auch verlieren und trifft eine folgenschwere Entscheidung...

Bianca Marais hat mit "Summ, wenn du das Lied nicht kennst" einen wunderbaren Roman, eingebettet in die 1970er Jahre Südafrikas, geschaffen, der die Apartheid und die Rassenpolitik thematisiert.
Mit dem historischen Kontext als Basis zeigt sie mit Robin und Beauty, wie wichtig Halt und Liebe in einer Welt voller Unsicherheiten sind.
Die Figurenen entwickeln sich jede auf ihre Art, der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig und die Handlung bis zum Schluss plausibel und authentisch.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Momentaufnahme: Leben in schillerndem Rauch

Sonnenkönige
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Aidan ist auf der Suche inmitten aller Freiheiten Berlins. Zusammen mit seiner Freundin Hannah, Mitbewohnerin Sam und dessen Freundin Cherry taucht er immer wieder ein: in Partys, Fetisch, Sex und in den ...

Aidan ist auf der Suche inmitten aller Freiheiten Berlins. Zusammen mit seiner Freundin Hannah, Mitbewohnerin Sam und dessen Freundin Cherry taucht er immer wieder ein: in Partys, Fetisch, Sex und in den Drogenrausch. Doch daneben hat er Ziele und Träume. Auf dem großen Festival Favilla, das in der Wüste Nevadas stattfindet, will er einen Drachen anzünden lassen, den er voller Mühe und Begeisterung baut. Mit der Zusage für sein Projekt und einer Festanstellung im Verlag gerät seine Beziehung zu Hannah ins Wanken.

Marianne Jungmaier hat einen unglaublich schönen und mitreißenden Schreibstil. Er ist enerseits schnörkellos und schildernd, auf der anderen Seite mit der Liebe zum Detail und zur Wortkunst ausgestattet, mutet poetisch an. Es gelingt ihr, den Leser sofort in den Bann von Aidan und seinen Erlebnissen in seiner Clique zu ziehen. Die Begeisterung, das volle Engagement, mit dem sie sich in ihren Rausch und die schillernden Erfahrungen stürzen, ist auf jeder Seite spürbar. Dennoch wird schnell klar, dass trotz schillernder Farben und den buntesten Fantasien eine gewisse Melancholie mitschwingt. Die jungen Menschen bleiben einfach auf der Suche, sind Getriebene. Sie haben Vorstellungen vom Leben, wollen offene Beziehungen führen, das Leben und sich selbst spüren und stoßen dabei immer wieder an ihre Grenzen - trotz der großen Feiheit, die ihnen geboten wird.
"Sonnenkönige" ist kein Roman, der eine starke Entwicklung einer Geschichte oder einzelner Figuren schildert. Vielmehr bildet er eine Momentaufnahme ab von jungen Menschen, die sich begeistert ins Leben und in den Rausch stürzen und manchmal finden, was sie suchen.
Mich konnte der Roman überzeugen, mitnehmen und wundervolle Lesestunden bereiten! Vor allem liegt das an dem bildhaften Schreibstil, der in Kombination mit dem Inhalt die schillernde Atmosphäre schafft, die Marianne Jungmaier wohl transportieren wollte!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein angenehmer Roman für nette Stunden

Das Geheimnis der Muse
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"Das Geheimnis der Muse" erzählt auf zwei Zeitebenen von einem Gemälde. Im London der 60er Jahre erbt Lawire Scott das Gemälde von seiner Mutter, die es liebt und immer im Schlafzimmer hängen hatte. Er ...

"Das Geheimnis der Muse" erzählt auf zwei Zeitebenen von einem Gemälde. Im London der 60er Jahre erbt Lawire Scott das Gemälde von seiner Mutter, die es liebt und immer im Schlafzimmer hängen hatte. Er bringt es zur Kunstgalerie Skelton in der Hoffnung, dort etwas über dessen Hintergrund herauszufinden. Er bändelt mit Odelle an, die aus Trinidad kommt und von der Schuhverkäuferin zur Sekretärin aufgestiegen ist. Eigentlich möchte sie jedoch als Schriftstellerin ihr Geld verdienen.
Der zweite Erzählstrang spielt in Malaga, in den 30er Jahren, kurz vorm Spanischen Bürgerkrieg und erzählt von der Schaffensgeschichte des Gemäldes. Olive, die für ihr Leben gern malt, den Rebellen Isaac verehrt und ein schwieriges Verhältnis zu ihrer depressiven Mutter und dem egozentrischen Vater hat. Einzige Vertraute und Freundin in diesem Debakel wird Isaacs Schwester Teresa.

Jessie Burton hat einen sehr blumigen, ausschmückenden Schreibstil und versteht es, den einzelnen Erzählsträngen eine eigene Atmosphäre zu verpassen. So lässt sich leicht zwischen den Kapiteln wechseln.
Der Roman vereint eine geheimnisvolle Geschichte um ein Gemälde, inklusive Liebesgeschichten, mit historischen Ereignissen und beleuchtet gesellschaftliche Verhältnisse und Probleme.
Das Geheimnis um die Muse und den Zusammenhang zwischen Olive, Odette, Lawrie und dem Gemälde werden erst zum Ende des Buches sichtbar. Dennoch lüftet Jessie Burton ab und an das Tuch und lässt kleine Informationshäppchen an den Leser heran, der daraufhin eigene Vermutungen anstellen kann.

Ein schöner Roman, der Historizität und Liebe in sich vereint!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Auf eigene Weise berührend

Gegen alle Regeln
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Ariel Levy erzählt in ihrem Buch "Gegen alle Regeln" wie sie aufgewachsen ist, welche Ziele sie sich gesteckt und welche Etappen in ihrem Leben sie hinter sich gebracht hat. Dabei erzählt sie von ihrem ...

Ariel Levy erzählt in ihrem Buch "Gegen alle Regeln" wie sie aufgewachsen ist, welche Ziele sie sich gesteckt und welche Etappen in ihrem Leben sie hinter sich gebracht hat. Dabei erzählt sie von ihrem emanzipierten Werdegang, ihrer Journalismus-Karriere, die sie bis zum New Yorker gebracht hat, einer Affäre und vor allem von ihrer großen Liebe.
Ariel ist Frau, Freundin, Ehepartnerin, Journalistin und sehnt sich nach ausschweifenden, glücklichen Jahre voller Liebe, Glück und Freuden danach, Mutter zu sein. Tatsächlich wird sie mit 38 Jahren schwanger und reist im fünften Monat für ihre erstmals letzte Auslandsreportage in die Mongolei. Dort bringt sie viel zu früh, allein im Hotelzimmer, ihren Sohn zur Welt, der nach wenigen Stunden stirbt.
Für Ariel ist klar, dass sie wieder zurück nach Hause fliegen muss, doch in ihre altes Leben kann sie nicht zurück. Ihre Rolle als Ehepartnerin hat sich verändert, weil ihre Frau Lucy das Limit ihres Alkoholkonsums erreicht hat und Ariel in ihrer Trauer versinkt. Es folgt eine schwere Zeit, die von Umschwung und Traurigkeit geprägt ist.

Ariel Levy hat einen wunderbaren, ruhigen und angenehmen Schreibstil. Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ihr Leben. Da sie einzelne Situationen und Meilensteine ihres Lebens beschreibt, von ihren Gefühlen, Entscheidungen und deren Konsequenzen berichtet, ist der weitere Verlauf nachvollziehbar. Man kann verstehen, weshalb es ihr nach dem Tod ihres Sohnes so schlecht geht und weshalb ihre Liebe kaputt gegangen ist.
Die Autorin schildert zwar alles in einem recht nüchternen Schreibstil, berührt jedoch trotzdem ganz tief und lässt einen sowohl die Freuden als auch die Schwermut ihres Lebens spüren.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein sehr gelungenes Debüt!

Kreuzschnitt
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Bogard Bull muss den herben Verlust seiner Frau und seiner Tochter verkraften, was ihm alles andere als leicht fällt. Aus diesem Grund versetzt seine Chefin ihn zu Europol und schickt Bull schnell zu seinem ...

Bogard Bull muss den herben Verlust seiner Frau und seiner Tochter verkraften, was ihm alles andere als leicht fällt. Aus diesem Grund versetzt seine Chefin ihn zu Europol und schickt Bull schnell zu seinem ersten Fall im neuen Job.
Ein norwegischer Millionär und Kunstsammler wurde ermordet und geschändet. Einziger Anhaltspunkt für Bull und seinen Kollegen Moulin ist ein Gemälde, das aus dem Haus des Toten verschwunden ist.

Øistein Borge verfügt über einen sehr angenehmen Schreibstil, den er erzählerisch gut anzuwenden weiß. Der Prolog beginnt sehr spannend und wird dann von erzählenden Kapiteln abgelöst. Dadurch werden dem Leser jedoch die Charakterzüge des Ermittlers dargeboten, was eine gute Nähe schafft.
Der Autor erzählt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart und der Zeit um 1945. Es dauert, wie zu erwarten, bis der Leser die wichtigen Zusammenhänge sehen und die Bezüe zu Bulls Ermittlung erkennen kann. Wie es bei einem Kriminalroman üblich ist, nimmt die eher ruhigere Erzählung viel Raum ein. Dennoch weiß Øistein Borge Spannungsmomente herzustellen und so einen konstanten Spannungsbogen zu erhalten, der zwischenzeitlich immer wieder steigt und dann langsam wieder fällt.

Vor allem die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, sind sehr gut dargestellt und glänzen durch ordentlich recherchierte Fakten, die harmonisch in den Erzählverlauf eingearbeitet sind.

Øistein Borge ist hier ein tolles Debüt gelungen, das einen schlüssigen Fall mit einem sympathischen und authentischen Ermittler beinhaltet. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, sodass sich auch die erzählenden Passagen mit Genuss lesen lassen!