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Veröffentlicht am 28.04.2019

Bedrückende Zukunftsvision, leider wenig emotional und zu langatmig erzählt

Die Mauer
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Seit dem „Wandel“ ist der Wasserspiegel der Erde gestiegen und viele Menschen auf der Flucht. Großbritannien hat eine Mauer um die britische Insel gebaut, um „Andere“ abzuhalten, ins Land zu kommen. Die ...

Seit dem „Wandel“ ist der Wasserspiegel der Erde gestiegen und viele Menschen auf der Flucht. Großbritannien hat eine Mauer um die britische Insel gebaut, um „Andere“ abzuhalten, ins Land zu kommen. Die Mauer wird von „Verteidigern“ bewacht, die, sollte es jemand schaffen, die Mauer zu überwinden, Gefahr laufen, selbst auf dem Meer ausgesetzt zu werden. Jeder Brite muss wenigstens einmal im Leben auf die Mauer.

Der Leser begleitet Joseph Kavanagh, von seinen Mauerkameraden Yeti genannt, der zu Beginn des Romans seinen Dienst auf der Mauer antritt. Wer die Anderen sind, ist ihm nicht ganz klar, er weiß nur, das diese Menschen wegen des Wandels ihre Heimat verlassen mussten und nun verzweifelt nach etwas suchen, wo sie in Sicherheit sind. Diejenigen, die an der Mauer erwischt werden, haben zwar nur die Wahl zwischen Tod und Sklaverei (wer sich für letzteres entscheidet, wird verniedlichend „Dienstling“ genannt), aber ihre Kinder haben die Chance, britischer Bürger zu werden (wohl auch, weil das britische Volk selbst die benötigte Geburtenrate nicht mehr gewährleisten kann). Für mich dabei mit am schockierendsten war die Aussicht der Verteidiger selbst auf dem Meer zu landen, nicht, weil sie etwa Schuld daran sein könnten, dass jemand illegal ins Land gekommen ist, sondern einfach nur, weil für jeden, der es geschafft hat, einer gehen muss.

Der Dienst auf der Mauer ist langweilig, 12 Stunden müssen die Männer und Frauen ausharren und aufs Meer starren. Kommt es tatsächlich zu einem Überfall wird es brandgefährlich, denn die Anderen tun alles, um die Mauer zu überwinden, und so kommt es immer zu Toten auf beiden Seiten. Und selbst wenn man das überlebt, hat man noch lange nicht überlebt, denn dann droht die Aussetzung auf dem Meer.

Leider ist, trotz dieses Hintergrundes, auch der Roman relativ langweilig. Kavanagh erzählt in Ich-Form, und er erzählt ausführlich und erstaunlich sachlich, wenig emotional. Und das, obwohl er sich auf der Mauer verliebt, mehr als einmal in Lebensgefahr gerät und erleben muss, wie Kameraden sterben. Auch erfährt der Leser leider wenig über die gesellschaftlichen und sozialen Hintergründe des Landes bzw. der Welt und das alltägliche Leben, alles bleibt relativ abstrakt, die Charaktere blass. Das hat zwar einerseits auch etwas Bedrückendes, weil man als Leser so im Ungewissen bleibt, aber, es hätte den Roman auch interessanter machen können, hätte man mehr erfahren.

Die Geschichte ist hochaktuell, und oft hat man das Gefühl, die Situation zu kennen, auch der Bau einer Mauer, um sich abzuschotten, alles Fremde draußen zu lassen, ist eine durchaus mögliche und von einigen gewünschte Zukunftsversion. Das ist im Grund auch das, was den Roman letztlich ein wenig rettet. Mehr hätte man aber mit einer emotional packenderen und interessanteren Geschichte erreichen können. Erst im letzten Drittel kommt mehr Spannung auf, man kann nur hoffen, dass es viele Leser bis hierhin geschafft haben. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten empfinde ich das Ende der Geschichte übrigens als sehr passend.

Die Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück, zum einen macht sie mich betroffen, auch, weil so die Zukunft möglich sein könnte, zum anderen hätte ich mir eine weniger langatmige und sachliche Erzählweise und greifbarere Charaktere gewünscht, um wirklich emotional beteiligt sein zu können, vielleicht hätten der Geschichte auch einige Seiten weniger gut getan. Dass die Geschichte eine durchaus mögliche Zukunftsvision darstellt, ist bedrückend, sie aus der Sicht eines Einzelnen darzustellen, gar nicht einmal eine so schlechte Idee, die Umsetzung lässt aber leider zu wünschen übrig, da sie emotional nicht packt und wegen ihrer Langatmigkeit Gefahr läuft, dass das Buch schnell wieder aus der Hand gelegt wird. Bis zum Ende lesen lohnt sich aber. Ich vergebe 3 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung – lasst euch auf die Geschichte ein und zum Nachdenken anregen.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt

Die Schand-Luise
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Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die Mutter Prinz Alberts, des Ehemannes Queen Victorias, hatte ein kurzes und skandalträchtiges Leben. Ihre beiden Söhne waren noch klein, als sie aus Coburg verbannt ...

Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die Mutter Prinz Alberts, des Ehemannes Queen Victorias, hatte ein kurzes und skandalträchtiges Leben. Ihre beiden Söhne waren noch klein, als sie aus Coburg verbannt wurde und sie sah ihre Kinder nie wieder. Ulrike Grunewald hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Leben nachzuspüren.

Das Buch basiert auf der Dissertation der Autorin, also ihrer Doktorarbeit, Fußnoten und ein umfangreiches Literaturverzeichnis sind naturgemäß vorhanden, vor allem die Fußnoten bringen mir aber kaum weitere Erkenntnisse. Interessant sind allerdings die 12 Illustrationen, die u. a. Porträts Luises zeigen.

Wer das Buch liest, wird eine Menge erfahren über die gesellschaftlichen Verhältnisse jener Zeit, über Affären und Gerüchte, und über die verschiedenen Adelshäuser, die beteiligt waren, einschließlich des britischen. Jedoch empfinde ich das Geschehen als nicht gut aufbereitet, zu zerrissen werden die Ereignisse erzählt, zu wenig komme ich an Luise und ihren Ehemann Ernst heran. Zunächst wird vieles angedeutet, später wird detaillierter erzählt, aber ich habe selten das Gefühl die Geschichte selbst zu lesen

Das Pferd wird von hinten aufgezäumt und beginnt mit Luises Gebeinen, die umgebettet werden müssen. Erst nach und nach erfährt man mehr aus dem Leben der Frau, wobei die Autorin, gerade zu Anfang öfter in der Zeit hin und her springt. Erzählt wird also nicht chronologisch, sondern eher thematisch, erst im späteren Verlauf wird eine gewisse Chronologie erreicht. Das führt u. a. dazu, dass vieles wiederholt wird, oft gibt es Andeutungen, die zunächst nicht weiter ausgeführt werden. Das führte bei mir schnell zu einer gewissen Unzufriedenheit und dem ständigen Gefühl, dass etwas fehlt.

Für mich wirkt es nicht wie eine Biografie, weil ich Luise nicht wirklich nahe komme, sondern eher ein Bericht, der vor allem den Skandal um sie, dessen Hintergründe, und ihre Verbannung aufarbeitet, wobei auch hier lange nicht klar ist, worin der Skandal eigentlich bestand. Gut hat mir dagegen gefallen, dass oft sehr detailliert erzählt wird, so erhält man z. B. gute Einblicke darauf, wie Räumlichkeiten gestaltet sind. Und auch manches eher Nebensächliche, wie die Geschichte der Hansteins, ließen sich interessant lesen.

Neben Luise ist wohl Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld, später von Sachsen-Coburg-Gotha, Alberts Vater und der Ehegatte, der Luise verbannte, derjenige, der am wesentlichsten zu den Geschehnissen beigetragen hat, aber auch er bleibt blass und ich kam ihm nicht nahe.

Vielleicht habe ich zu viel erwartet, ich hatte erst kürzlich eine Victoria-Biografie gelesen und war sehr begierig darauf, mehr über Alberts Mutter zu erfahren und die Gründe, warum sie aus seinem Leben verbannt worden war. Ich wollte diese Frau kennen lernen. Als ich „Die Schand-Luise“ zu Ende gelesen hatte, hatte ich letztlich schon gewisse Gefühle für sie entwickelt, vor allem Mitleid und Bedauern, dass sie nicht die Möglichkeit hatte, ein glückliches Leben zu führen, aber ich hatte eben auch dieses Gefühl, sie nur sehr unzureichend kennen gelernt zu haben. Zu zerrissen war erzählt worden, zu viel angedeutet, zu wenige Fragen beantwortet. Wie erwähnt habe ich aber ein Bild der Zeit erhalten und ein paar tiefergehende Einblicke in das Haus aus dem Prinz Albert stammte. Von mir gibt es daher 3 Sterne. Wer sich nicht allzu viel davon verspricht, Luise kennen zu lernen, kann auf jeden Fall einen Blick ins Buch wagen, immerhin gibt es einige Rezensionen, die es wohlwollender als ich besprochen haben.

Veröffentlicht am 09.03.2019

Hat mich leider weniger überzeugt

Mord braucht keine Bühne
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1922: Kate Shackeltons Freundin Meriel hat mit Laiendarstellern ein Theaterstück inszeniert, das sich Kate natürlich nicht entgehen lässt. Wie konnte sie auch ahnen, dass sie mit Meriel zusammen einen ...

1922: Kate Shackeltons Freundin Meriel hat mit Laiendarstellern ein Theaterstück inszeniert, das sich Kate natürlich nicht entgehen lässt. Wie konnte sie auch ahnen, dass sie mit Meriel zusammen einen Toten finden würde. Eigentlich war sie, als Privatdetektivin, gerade dabei einen Raubüberfall zu klären, doch der Mord lässt sie nicht los, und so ermittelt sie auch hier.

Kates erster Fall (abgesehen von einem Kurzkrimi), der im Webermilieu spielte, hat mir sehr gut gefallen, so dass ich mich auf Band 2 freute, und, auf Grund des Titels und des Klappentextes einen Fall im Theatermilieu erwartete. Der Mord passiert auch im Umfeld einer Theatervorstellung und einige Verdächtige haben dort mitgespielt, das ist aber bereits alles, mehr Theatermilieu gibt es nicht. Dafür gibt es Rückblenden in den Burenkrieg Ende des 18. Jahrhunderts, die darauf schließen lassen, dass dieser den Hintergrund der Tat liefern könnte. Ob das so ist, werde ich hier natürlich nicht verraten.

Leider hat mir Band 2 weniger gut gemundet, was vor allem daran liegt, dass Kate, die ich in meiner Rezension zu Band 1 als patent, modern, klug und sympathisch bezeichnete, hier auf mich fremd wirkt, die Beziehung, die ich zu ihr aufgebaut hatte, ist nicht mehr vorhanden. Kate bleibt blass und manche ihrer Handlungen sind nicht nachvollziehbar – und das, obwohl ihre Perspektive wieder in Ich-Form erzählt wird. Die Rückblenden in die Zeit des Burenkrieges finde ich recht interessant, die Ermittlungen weniger, manchmal ist die Geschichte etwas verwirrend. Auch die anderen Charaktere bleiben blass, selbst wenn sie, wie Lucy Wolfendale, eine eigene Perspektive bekommen.

Insgesamt habe ich oft den Eindruck, die Autorin hat zu viel auf einmal erzählen wollen, meiner Meinung nach wäre weniger mehr gewesen, sie hätte sich besser auf die Charaktere und das Geschehen konzentrieren können und dem Leser eine Chance gegeben, wirklich dabei zu sein.

Dieser zweite Band der Serie um Kate ist im Original bereits 2010 erschienen, es existieren bereits 10 Bände der Reihe, Band 3 ist mittlerweile auch auf Deutsch angekündigt. Da mir Band 1 gefallen hat, werde ich diesen auf jeden Fall noch lesen, bevor ich entscheide, ob ich die Reihe weiter verfolge. Band 2 kann ich leider nur 3 Sterne geben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 10.02.2019

Kates erster Fall - etwas entäuschend

Eine unerhörte Tat
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England 1921: Kate Shackelton kann ihre Freundin Doris Butler gerade noch davor retten, erwürgt zu werden. Der Täter ist der Ex-Verlobte Doris', der sofort inhaftiert wird. Doch dann droht der Prozess ...

England 1921: Kate Shackelton kann ihre Freundin Doris Butler gerade noch davor retten, erwürgt zu werden. Der Täter ist der Ex-Verlobte Doris', der sofort inhaftiert wird. Doch dann droht der Prozess außer Kontrolle zu geraten ...

Nachdem mir „Mord nach Strich und Faden“ gut gefallen hat, konnte ich nicht umhin, dieses Prequel zu lesen. Erzählt wird Kates „erster Fall“, als Leser erfährt man, wie sie dazu kam, Privatdetektivin zu werden, und auch über Privates, wie man es aus dem ersten Roman kennt. Die Autorin lässt Kate wieder selbst in Ich-Form erzählen, jedoch fehlt es diesem Kurzroman sehr an Spannung, es gelingt Frances Brody nicht, mich zu packen.

Als Teil der Reihe ist die Geschichte okay, wäre es allerdings die erste Geschichte der Reihe gewesen, die ich gelesen hätte, hätte ich wenig Lust auf weitere bekommen. So bleibt mir die Vorfreude auf den nächsten Band erhalten. Ich vergebe knappe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Hat mich leider nur bedingt gepackt

Erbarmen
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Carl Mǿrck wurde bei einer Schießerei schwer verletzt, seine Partner hat es noch schwerer erwischt. Nun kommt er in die Dienststelle zurück, und wird zum Leiter des neuen Dezernats Q, das ungelöste Fälle ...

Carl Mǿrck wurde bei einer Schießerei schwer verletzt, seine Partner hat es noch schwerer erwischt. Nun kommt er in die Dienststelle zurück, und wird zum Leiter des neuen Dezernats Q, das ungelöste Fälle von besonderem Interesse wieder aufnehmen soll. Er erhält ein Büro im Keller und einen Assistenten, Assad. Als ersten Fall entscheidet er sich für das Verschwinden der Politikerin Merete Lyngaard fünf Jahre zuvor.

Meine Meinung zu diesem Roman ist etwas zwiegespalten. Er teilt sich in zwei Storiylines, zum einen begleitet man Carl durch sein Leben, zum anderen ist man bei Merete, beginnend noch vor ihrem Verschwinden. Carls Part ist anstrengender zu lesen als Meretes, und hier fehlt es auch sehr an Spannung. Ich war tatsächlich versucht, den Roman abzubrechen, wollte aber unbedingt wissen, wie es Merete ergeht und ob sie gerettet werden kann. Als Leser kommt man auch lange vor Carl auf die Lösung, wer dahinter steckt, und warum.

Carl ist der typische skandinavische Ermittler, gebrochen, depressiv, traumatisiert, mit schwierigem Privatleben, bei Carl findet sich das alles. Er hat Schuldgefühle, weil seine Kollegen bei der Schießerei so viel schwerer verletzt wurden als er, am liebsten würde er den ganzen Tag schlafen, und die Zeit in seinem Kellerbüro vertrödeln. Doch da hat er die Rechnung ohne Assad gemacht, der eigentlich vor allem Hilfsarbeiten leisten soll, wie putzen, chauffieren und Kaffee kochen, sich aber schnell in die Ermittlungen einmischt, Carl keine Ruhe gibt und wesentliche Erkenntnisse beiträgt. Seine Vergangenheit ist ein kleines Geheimnis, er kann einiges und kennt nützliche Leute.

Merete kann man nur bewundern. Mit welcher Stärke sie aushält, was man ihr antut, wie sie sich nicht unterkriegen lässt – man darf sich gar nicht vorstellen, in ihrer Situation zu sein, es ist einfach grauenhaft. Mein Herz war während des Lesens immer bei ihr und ich habe sehr gehofft, dass sie alles möglichst gut übersteht, sie war für mich der Grund, den Roman überhaupt zu Ende zu lesen.

Insgesamt sind dem Autor die Charaktere, auch in den Nebenrollen gut gelungen, man kann sie sich alle gut vorstellen. Auch die Ermittlungsarbeit ist nachvollziehbar, und irgendwann drückt man auch den Ermittlern die Daumen, dass sie endlich hinter das Geheimnis kommen können. Immer wieder erhält man Einblicke in Carls Privatleben, das, wie bereits erwähnt, auch seine Probleme birgt, an denen er zum Teil aber auch nicht unschuldig ist. Ich habe nichts gegen Ermittler mit Privatleben, aber Carl hat leider kaum Emotionen bei mir ausgelöst, so dass mir auch sein Privatleben relativ egal ist.

Leider konnte mich Jussi Adler-Olsens Roman nicht so packen, wie erhofft, teilweise zog sich der Roman zu sehr, es fehlte an Spannung. Diese ergab sich nur durch die Situation Meretes, hier kann man als Leser emotional dabei sein. Lust, weitere Romane der Reihe zu lesen, hat sich bei mir leider nicht entwickelt, so wird es wohl bei diesem ersten Band bleiben. Ich vergebe 3 Sterne.