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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2019

Befreiung aus dem Gefängnis der Gefühle

Agathe
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Ein Psychiater, der kurz vor dem Ruhestand steht und sich darauf zu freuen scheint, denn er zählt die Anzahl seiner noch zu leistenden Sitzungen rückwärts, bekommt entgegen seinem Wunsch noch eine neue ...

Ein Psychiater, der kurz vor dem Ruhestand steht und sich darauf zu freuen scheint, denn er zählt die Anzahl seiner noch zu leistenden Sitzungen rückwärts, bekommt entgegen seinem Wunsch noch eine neue Patientin, Agathe Zimmermann, zugewiesen. Seine Sekretärin konnte ihr den Terminwunsch nicht verweigern. Und so beginnt eine neue Behandlungseinheit, die sowohl das Leben des Psychiaters als auch Agathes Alltag durcheinander wirbelt. Denn beide befinden sich in einem Gefängnis der Gefühle, das sie nicht so einfach verlassen können.
Das Buch liest sich leicht und locker, ist in kurze Abschnitte unterteilt, und der Schreibstil der Autorin ist fließend, informativ und ohne überflüssige Beschreibungen. Man fühlt sich schnell ein in diese Welt des Wartens, des Wartens auf den Ruhestand, des Wartens auf den Tod, des Wartens auf Erlösung.....
Der Psychiater hat mein ganzes Mitleid, er ist gefangen in Einsamkeit und eingefahrenen Verhaltensmustern, Automatismen, denen er nicht entfliehen kann, auch nicht in seinem Berufsalltag. Erst durch die Gespräche mit Agathe lernt auch er, sinnerfüllt zu leben. Und das ist das Schöne an diesem Buch, es hinterlässt Hoffnung, auch für die ältere Generation. Es vermittelt die Botschaft, dass es nie zu spät ist, sein Leben umzukrempeln und es zu bereichern. Einer Patientin gibt er den Tipp, ihr eigenes Ich zu lieben und nicht zu hassen, um Erfüllung und Sinn im Leben zu finden, und ich denke, dass dies der Kernsatz in diesem Roman ist. Möglichst viel Liebe und menschliche Nähe in das Leben einfließen zu lassen, um es mit Sinn zu füllen....
Das bezaubernde Cover versteht man erst, wenn man das Büchlein gelesen hat, und dann sagt es vieles aus, ich empfinde es als hoffnungsvoll, optimistisch und vielversprechend.
Das Buch hat mich oft zum Nachdenken angeregt, und ich bin sehr froh, dass ich es gelesen habe. Sicherlich werde ich es irgendwann noch einmal lesen, denn es hat mich überzeugt und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Absolute Leseempfehlung für 'Agathe'!

Veröffentlicht am 23.02.2019

Dunkle Geheimnisse im Bergischen Land

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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In diesem Krimi, der im Nachkriegsjahr 1947 spielt, treffen wir Friederike Matthée, eine Beamtin der weiblichen Polizei in Köln, und Lieutenant Davies von der Royal Military Police wieder. Beide ermitteln ...

In diesem Krimi, der im Nachkriegsjahr 1947 spielt, treffen wir Friederike Matthée, eine Beamtin der weiblichen Polizei in Köln, und Lieutenant Davies von der Royal Military Police wieder. Beide ermitteln zunächst in getrennten Fällen, Friederike ermittelt in einem brutalen Mord an einer früheren Kollegin, während Davies versucht, die Mörder von britischen Soldaten zu finden, die noch im Krieg nach einem Kampffliegerabsturz heimtückisch erschlagen wurden. Davies erbittet sich Friederike als Hilfe, und schon bald verweben sich die Ereignisse.
Schnell entwickelt sich zwischen Friederike und Davies wieder die alte Sympathie, aber werden sie in Liebe zueinander finden? Werden sie sich entscheiden, zusammen zu bleiben und eine Familie zu gründen? Man wünscht es sich stets, aber die Bedingungen sind schwierig.
Beide Protagonisten sind mir auch in diesem 2. Band wieder sehr sympathisch, jeder auf seine Weise. Friederike ist fürsorglich, gewissenhaft und sehr sozial eingestellt, auf der anderen Seite geht sie ohne Erlaubnis eigene Wege, wenn sie sie für notwendig hält, wobei sie sich teilweise in gefährliche Situationen begibt. Ich bewundere ihren Mut und ihre Ausdauer in dieser entbehrungsreichen Zeit.
Davies ist mir auch sympathisch, auch wenn er manchmal ein Sturkopf ist, der sich an seinen selbst gemachten Grenzen festklammert. Er ist verschlossener und besonnener als Friederike. Aber auch er ist fürsorglich, korrekt, zuverlässig und sozial. Eigentlich passen die beiden gut zusammen.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und anschaulich. Man fühlt sich regelrecht in diese schlimme Nachkriegszeit versetzt und kann die tiefen Sorgen der Menschen verstehen. Ich denke auch, dass die Autorin sehr gründliche Recherchearbeit über diese entbehrungsreichen Jahre geleistet hat, was zudem im Anhang deutlich wird. Ebenso habe ich das Buch als spannend empfunden, denn es gibt nicht nur einen Verdächtigen, und man rätselt mit, was nun genau passiert ist. Es gibt einige falsche Fährten, so dass man wieder umdenken muss, und so sollte ein Krimi sein! Ich musste immer kurz in das nächste Kapitel hineinlesen, wenn ich eine Pause eingelegt habe.....
Am Anfang hatte ich zunächst kleine Probleme mit den vielen neuen Namen, erst später habe ich die Personenliste hinten im Buch entdeckt.
Ich habe das Buch so gern gelesen, dass mir der Abschied schwer fällt und ich auf einen dritten Band mit diesen sympathischen Ermittlern hoffe.
Gern spreche ich eine Lesempfehlung aus und bewerte das Buch mit 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Rückkehr auf die Hebriden - für immer

Der Herzschlag der Steine
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Dies ist die Geschichte von Ailsa, aufgewachsen auf Lewis, einer Insel der Äußeren Hebriden an der Westküste Schottlands. Als junge Frau hat sie ihre Heimat verlassen und hat Karriere in Toronto gemacht. ...

Dies ist die Geschichte von Ailsa, aufgewachsen auf Lewis, einer Insel der Äußeren Hebriden an der Westküste Schottlands. Als junge Frau hat sie ihre Heimat verlassen und hat Karriere in Toronto gemacht. Dort hat sie auch geheiratet und scheint glücklich zu sein. Aber der Schein trügt, denn als sie für eine kurze Zeit auf die Hebriden zurückkehrt, stellt sie fest, dass ihr Herz immer noch mit ihrer Heimat verwachsen ist und auch mit den Personen, die dort leben. Außerdem muss sie erkennen, dass ihr Ehemann in Toronto eine Geliebte hat und ihre Ehe nicht von Bestand sein kann. Sie leitet die Scheidung ein und beschließt, nicht nach Kanada zurückzukehren, sondern sich ein neues Leben in ihrtem Heimatort einzurichten. Dazu gehört auch die Wiederannäherung an Grayson, den Mann, den sie als Jugendliche zutiefst geliebt hat....
Natürlich ist es auch eine Liebesgeschichte, zwei Menschen finden sich nach vielen Jahren wieder. Aber es ist auch eine wunderbare Beschreibung der schottischen rauen Inseln, im Atlantik gelegen und irgendwie eine ganz spezielle Welt. Wir lernen viel über das Leben und die Mythen dieser Inseln, denn die Geschichte ist eingerahmt von der noch weitgehend unberührten Natur und ihren mystischen Legenden. Wunderbar zu lesen und man ist gefühlsmäßig gefangen in einer anderen Welt, die man unbedingt kennenlernen möchte. Ich habe mir zusätzlich noch die Bilder im Netz angeschaut und bin begeistert.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und die Beschreibungen sehr detailliert, aber keineswegs langweilig. Außerdem baut sich eine gewisse Spannung auf, die am Ende nochmal einen Höhepunkt erreicht, als eine unschöne Wahrheit ans Licht kommt.
Die Hauptcharaktere wirken weitgehend authentisch, wenn auch teilweise ein wenig überzogen, aber durchaus sympathisch. Sie passen in ihrer Art und ihrem Verhalten ausgezeichnet zu der Naturbeschreibung. Viele von ihnen möchte man gerne persönlich kennen.
Ich habe bereits zuvor 'Die Rückkehr der Wale' von Isabel Morland gelesen, das Vorgängerbuch, das mich sogar noch etwas mehr begeistert hat. Wer 'Der Herzschlag der Steine' liebt, sollte unbedingt auch dieses Buch lesen. Ich spreche eine klare Lesempfehlung aus, nicht nur für Schottland-Fans, sondern auch für Liebhaber von Love Stories sowie mythischen Überlieferungen.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Auch diesmal rührend und anrührend

Abendrot
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Dies ist das zweite Buch, das ich von Kent Haruf gelesen habe, und es hat mich ebenfalls sehr angesprochen. In gewisser Weise ist es die Fortsetzung von 'Lied der Weite', aber man kann es problemlos lesen, ...

Dies ist das zweite Buch, das ich von Kent Haruf gelesen habe, und es hat mich ebenfalls sehr angesprochen. In gewisser Weise ist es die Fortsetzung von 'Lied der Weite', aber man kann es problemlos lesen, ohne den Vorgänger zu kennen. Auch diesmal wieder fällt es mir schwer, mich von Holt zu verabschieden. Holt ist der fiktive Ort in Colorado, in dem die Protagonisten dieses Romans wohnen. Man gewöhnt sich an diese Menschen, trauert mit ihnen, freut sich mit ihnen und nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Ich freue mich schon auf den nächsten Band, denn irgendwie fühle ich mich in Holt heimisch.
Hier geht es nicht um eine Geschichte, die erzählt wird, sondern um die Einzelschicksale verschiedener Bewohner, die teilweise miteinander zu tun haben oder sich nur vom Sehen kennen. Einige Erzählstränge überschneiden und verbinden sich, andere haben ein offenes Ende. Es geht überwiegend um Alltagsprobleme, die gelöst werden müssen, nichts Spektakuläres. Trotzdem verpackt Kent Haruf diese Handlungsstränge so geschickt, dass man im Erzählfluss davonschwimmt. Plötzlich ist das Ende da, und dabei möchte man noch soviel mehr erfahren: was wird aus DJ? Wird er Dena wiedersehen? Wie entwickelt sich Raymonds Beziehung? Was wird aus den misshandelten Kindern? usw.
Faszinierend ist es, das soziale Gefüge in dieser Stadt zu erleben. Da wird geholfen und unterstützt, wie man es im heutigen Stadtleben kaum noch kennt. Man erkennt die Sorgen und Nöte der anderen und versucht, eine Lösung zu finden.
Außergewöhnlich in Kent Harufs Büchern ist die fehlende Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede. Man gewöhnt sich schnell daran. Die Sprache ist einfach gehalten, aber beschreibt eindrücklich die Gefühle und Beweggründe der einzelnen Protagonisten, man bekommt einen tiefen Einblick in ihre Seelen.
Abschließend bleibt festzustellen, dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe, kaum eine Pause einlegen wollte, und deshalb gebe ich eine klare Leseempfehlung und völlig verdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Die Krähe sorgt für Hochspannung

Blinde Rache
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Mara Billinsky, Kommissarin im Morddezernat, ist eine außergewöhnliche Ermittlerin. Sie fällt sowohl durch ihr äußeres Erscheinungsbild auf (schwarze Kleidung, Tattoos und Piercings), als auch durch ihren ...

Mara Billinsky, Kommissarin im Morddezernat, ist eine außergewöhnliche Ermittlerin. Sie fällt sowohl durch ihr äußeres Erscheinungsbild auf (schwarze Kleidung, Tattoos und Piercings), als auch durch ihren gewagten Ermittlungsstil, überwiegend im Alleingang. Ihr Chef und die Kollegen, von denen sie 'Krähe' genannt wird, meiden und belächeln sie. Jeder ist überzeugt, dass sie die Frankfurter Polizei schnell wieder verlassen muss....Sie wird zunächst nur auf eine Einbruchserie angesetzt, aber dann passieren einige brutale Morde, und Mara sieht ihre Chance gekommen....Mit ihren ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden begibt sie sich in Gefahr und wird trotzdem nicht ernst genommen.
Mara war mir von Anfang an sympathisch, da sie eine aufrechte Person ist, die schon einiges hinter sich hat, sich aber fangen konnte und nun ihren Beruf mit vollem Einsatz und energisch ausübt. Sie gefällt mir allein schon durch ihren Mut, anders zu sein und sich nicht unüberlegt anzupassen. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die trotz heftiger Aversionen in ihrem Umfeld nicht aufgibt, sondern kämpft.
Auch ihr Kollege Rosen gefällt mir als Charakter in diesem Thriller außerordentlich gut, zunächst äußerst reserviert, wird er immer lockerer und sogar eine große Hilfe für Mara. Ich kann mir diesen Typen deutlich vorstellen, äußerlich und temperamentsmäßig ein krasser Gegensatz zu Mara, im Inneren sind vielleicht Gemeinsamkeiten festzustellen.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und lebendig, das Buch ist ein richtiger Pageturner. Dazu trägt natürlich auch die Spannung bei, die bereits im Prolog einsetzt, sich aber immer weiter steigert, die letzten 100 Seiten konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, es hat mich total gefesselt. Und die ganze Zeit rätselt man mit, wer der Täter sein könnte, was für mich einen guten Thriller ausmacht. Ich will in Gedanken dem Täter auf die Spur kommen und seine Motive nachvollziehen können. Die Story ist logisch aufgebaut, der Täter erwächst aus dem Geschehen, und für mich ist keine Frage offen geblieben. Ich habe aber noch länger über die Beweggründe des Täters und seine Aktionen nachgedacht.
Wie schön, dass weitere Bände folgen, denn ich möchte Mara gern wiedertreffen....Und wenn ich nächstes Mal in Frankfurt bin, werde ich bestimmt an dieses Buch denken.
Ich spreche hier eine klare Lesempfehlung aus, jeder Thrillerfan sollte dieses Buch lesen. Mich hat es überzeugt, und ich schmücke es gern mit 5 Sternchen.

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