Leserunde zu "Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann

Sechs Tage in Berlin-Wedding, drei Schicksale und eine Nacht, die alles verändern wird
Cover-Bild Großer Bruder Zorn
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Mit Autoren-Begleitung
Johannes Ehrmann (Autor)

Großer Bruder Zorn

Box-Promoter Aris braucht den Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert einen letzten großen Kampfabend. Jessi vom Netto will ein besseres Leben für ihre kleine Tochter und muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Und Serdar aus dem Späti denkt an nichts anderes als an einen Knockout am Freitag.

Eine Woche im Weddinger Kiez, jeder hat seine eigenen Pläne und eine andere Herkunft, aber alle haben dieselbe Heimat. Die Wege der Protagonisten irrlichtern jeden Tag schneller umeinander, bis sie bei der großen Fight Night schließlich aufeinanderprallen.

Ein Plot, der in die Sitze presst, Typen wie das echte Leben, ein unverwechselbarer Sound.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.07.2016 - 21.08.2016
  2. Lesen 05.09.2016 - 25.09.2016
  3. Rezensieren 26.09.2016 - 09.10.2016

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 27.09.2016

super schönes Buch

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Ich finde das Buch sehr spannend geschrieben, mich hat es auch richtig gefesselt und ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen.
Leider hat alles ein Ende, aber bis dorthin war es durchgehend faszinierend. ...

Ich finde das Buch sehr spannend geschrieben, mich hat es auch richtig gefesselt und ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen.
Leider hat alles ein Ende, aber bis dorthin war es durchgehend faszinierend.
Mir hat es auch sehr gefallen, dass es sich in unserer Stadt abspielt.

Immer wieder gerne würde ich es Lesen.

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Veröffentlicht am 26.09.2016

Ungewöhnlicher Berlin-Roman

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"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ungewöhnlich: Die Sprache, die Protagonisten. So etwas habe ich bisher noch nie gelesen - und es hat mir gefallen.

Aufgrund der ungewöhnlichen Sprache macht ...


"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ungewöhnlich: Die Sprache, die Protagonisten. So etwas habe ich bisher noch nie gelesen - und es hat mir gefallen.

Aufgrund der ungewöhnlichen Sprache macht es Sinn, einen Blick in die Leseprobe zu werfen, um herauszufinden, ob diese doch gewöhnungsbedürftige Erzählweise für einen das richtige ist. Die Sprache hat ihre eigene Melodie - schwer das zu beschreiben. Es hört sich aber für mich aber nicht an wie die bekannte Klischee-Berliner-Schnauze. Bei der wörtlichen Rede wird auf Anführungszeichen verzichtet. Das ist alles gewöhnungsbedürftig und ich brauchte einige Zeit, mich einzulesen. Trotzdem hat die Sprache von Beginn an einen Reiz auf mich ausgeübt und das Buch zu etwas besonderem gemacht.

Rund um den fiktiven Bellermann-Platz im realen Berlin-Wedding begleitet der Leser die sehr unterschiedlichen Charaktere durch ihre Woche. Deren Geschichten werden im Wechsel jeweils in kurzen Kapiteln erzählt. Diese häufigen Perspektivwechsel führen dazu, dass sich eine gewisse Spannung aufbaut - irgendetwas wird am Ende der Geschichte passieren.

Über Authentizität und Realitätsbezug kann ich leider nichts sagen - ich finde die Charaktere extrem, teilweise vielleicht überspitzt, aber doch glaubwürdig. Ohne Berlin-Wedding persönlich zu kennen, konnte ich mich gut in die Personen, die Geschichte und den Handlungsort hineinversetzen.

Ein ungewöhnlicher Berlin-Roman - fernab von Szene-Vierteln, Start Ups und Hipstern. Definitiv lesenswert!

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Veröffentlicht am 26.09.2016

ein Berlin Roman

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"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ein weiterer, gelungener Berlin Roman.
Schauplatz des Romanes ist der Bellermann Platz im Wedding. Einer der Multikult Plätze, an denen nicht nur viele verschiedene ...

"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ein weiterer, gelungener Berlin Roman.
Schauplatz des Romanes ist der Bellermann Platz im Wedding. Einer der Multikult Plätze, an denen nicht nur viele verschiedene Nationalitäten, sondern auch verschiedene Schichten Tür an Tür wohnen. Ein Stadtbezirk, auch ab und zu in den Schlagzeilen wegen der Motorrad-Gangs und blutiger Gewalt.
Der Roman ist recht vielschichtig, denn er fängt dieses multikulturelle Dasein, dieses Sich-durchs-Leben schlagen und doch nicht vorwärts kommen, sehr gut ein.
Da leben Säufer, die in ihrer früheren Kriegsgeschichte verhaftet blieben, neben frühen Müttern, neben jungen Kerlen, die nicht wirklich wissen, was sie im Leben anfangen sollen und froh sind, die Zeit hinter Ladentheken von schmuddeligen Abkömmlingen früherer "Tante Emma"-Läden abzuhängen, alle träumen in ihrem schmalen Horizont vom Glück, vom Sinn und vom Leben.
Mich persönlich packte schon der Prolog. Nicht nur durch den schroffen Schreibstil, der so typisch den Berliner Flair wiedergibt, sondern auch die Atmosphäre, die zwar phasenweise sehr düster ist, aber eben auch so realitätsnah.
Ich habe fast 15 Jahre im Wedding gelebt, für mich eines der schönsten Stadtbezirke Berlins, aber auch einer der Bezirke mit der höchsten Kriminalität, deren Opfer ich ebenfalls wurde.
Ich hatte tatsächlich einen flash back nach dem nächsten, habe wieder von meiner früheren Wohnung geträumt und trotz der Gewalt, die ich dort erlebt hatte, überrollte mich Heimweh und Sehnsucht.
Der Roman ist so lebensnah, so wirklich, gleichzeitig spannend und trotz des harschen Schreibstils, wachsen die Figuren zunehmend ans Herz.
Wenn ich las, dann verschwand ich für Stunden in den Seiten, alles um mich vergessend und hatte immer große Probleme, nach dem Zuklappen in meine eigene Realität zurück zu finden.
So wünsche ich mir Romane, so wird Lesen zur Bereicherung,

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Veröffentlicht am 09.10.2016

Außergewöhnlicher Schreibstil

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Zur Buchbeschreibung:
Box-Promoter Aris braucht den Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert einen letzten großen Kampfabend. Jessi vom Netto will ein besseres Leben für ihre kleine ...

Zur Buchbeschreibung:
Box-Promoter Aris braucht den Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert einen letzten großen Kampfabend. Jessi vom Netto will ein besseres Leben für ihre kleine Tochter und muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Und Serdar aus dem Späti denkt an nichts anderes als an einen Knockout am Freitag.

Eine Woche im Weddinger Kiez, jeder hat seine eigenen Pläne und eine andere Herkunft, aber alle haben dieselbe Heimat. Die Wege der Protagonisten irrlichtern jeden Tag schneller umeinander, bis sie bei der großen Fight Night schließlich aufeinanderprallen.

Ein Plot, der in die Sitze presst, Typen wie das echte Leben, ein unverwechselbarer Sound.

Mein Leseeindruck:
Dieses Erstlingswerk des Autors stufe ich als gelungendes Werk ein, wenn es auch nicht unbedingt eine einfache Lektüre ist, wenn man sich nicht so richtig auf den außergewöhlichen Schreib- und Sprachstil einlassen kann. Dennoch ist das Buch irgendwie erfrischend anders. So etwas liest man nicht jeden Tag und war für mich auch zum ersten Mal.

Die Protagonisten des Buches sind gut beschrieben und unterscheiden sich sehr von ihren Charakteren, doch kann man sich gut in sie und ihre Probleme hineinversetzen, da der Autor sie sehr gut beschrieben hat. Dazu spielt das Buch in Berlin, wo der Berliner selbst sicher schon abgehärtet ist, aber ein Stadtteil wie Wedding, ist auch nicht jedem Berliner so erfrischend. Ein Problembezirk, der sehr oft in den Medien ist und sich dort auch Multikulti angesiedelt hat, wodurch immer wieder Schlagzeilen rund um Wedding sind. Dennoch oder gerade deswegen halten die einzelnen Protagonisten zusammen.

Letztlich bleiben einige Dinge offen, was wohl für einen Folgeband spricht.

Mir hat das Buch ganz gut gefallen und es lohnt sich zu lesen, besonders wenn man mal das Leben in sozialen Brennpunkten Berlins miterleben möchte.

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Veröffentlicht am 09.10.2016

Zornig aufs Leben?

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Johannes Ehrmann, dem ein oder anderen Leser womöglich durch seine Beiträge für den Tagesspiegel bekannt, legt mit „Großer Bruder Zorn“ seinen ersten Roman vor. Schauplatz ist der Berliner Wedding, Brennpunkt ...

Johannes Ehrmann, dem ein oder anderen Leser womöglich durch seine Beiträge für den Tagesspiegel bekannt, legt mit „Großer Bruder Zorn“ seinen ersten Roman vor. Schauplatz ist der Berliner Wedding, Brennpunkt von Kulturen und sozialen Schichten, den der Autor aus eigener Erfahrung so gut wie seine Westentasche kennt. Genauer gesagt fokussiert sich die Handlung auf den fiktiven, aber dennoch echten Orten angelehnten, Bellermannplatz. Hier beobachten wir Aristoteles Andreadakis, Box-Promoter kurz vor der Privatinsolvenz, Sedar Schröder, gute Seele vom Spätkauf, Jessi, Angestellte im roten Netto, Heinz Hönow, Opfer eines Überfalls in seinem Schmuckgeschäft sowie last but not least den Flaschenfascho, auf seiner täglichen Tour durch seinen persönlichen Wahnsinn. Die Einblicke in verschiedene Leben sind zusammengefasst ähnlich einer Daily Soap, man schaut den Protagonisten bei allen möglichen Szenarien über die Schulter. Für die Figuren mag das alles gar nicht so witzig sein, für den Leser bedeutet es hingegen amüsanten Lesespaß! Der Einstieg in die Story geschieht in medias res. Johannes Ehrmann nimmt kein Blatt vor den Mund. Gerade die ungeschönte Ausdrucksweise wirkt schließlich lebensnah. Man findet schnell in die parallel laufenden Handlungsstränge hinein. Ob die Figuren nun stellvertretend alle Anwohner der Umgebung ausmachen, sei dahingestellt. Hier winkt schon in der Vorstellungsrunde das eine oder andere Klischee. Aber ehrlich gesagt, es stört nicht. Schon eingangs finden sich Hinweise, dass sich die Schicksale der Charaktere später in der Erzählung kreuzen und machen neugierig auf das große Ganze. Der Schreibstil ist natürlich kein Einheitsbrei, gerade das macht allerdings einen gewissen Reiz aus. Die Dialoge fügen sich nahtlos ein, sind trotz fehlender Anführungszeichen dennoch als solches erkennbar. Die relativ kurzen Kapitel, 86 an der Zahl, und Perspektivenwechsel springen im hohen Tempo durchs Geschehen, machen es dadurch aber auch irgendwie spannend. Langsam aber sicher gewinnen die Charaktere im weiteren Verlauf an Substanz und ihre Beziehungen werden deutlich. Selbst der Flaschenfascho bringt seine Vergangenheit ein und Verhalten und Denkweisen bekommen ihren Sinn. Der Leser kann hier und da spekulieren, sich Dinge zusammenreimen und erkennt Missverständnisse - das ist ein großer Pluspunkt des Buches! Man hat in der Tat das Gefühl, als kenne man diese Menschen, wenn auch nur vom Sehen oder Beobachten im Alltag. Es sind schon eine Menge Schicksale, die da Knall auf Fall aufeinandertreffen. Ein bisschen Normalität täte der Geschichte hier und da ganz gut. Aber vielleicht wird das Geschehen dadurch auch umso interessanter und vor allem unterhaltsamer. Die Story lebt gerade von diesen überspitzten Darstellungen. Nebenbei erwähnt seien aber auch recht feinfühlige Passagen. Ob im Buch nun Wedding dran steht oder nicht, es könnte genauso gut ein anderer Knotenpunkt diverser Kulturen und Bevölkerungsschichten sein. Das Ende ist in sehr vielen Belangen offen und bis dato dem Leser überlassen. Ein ungewöhnliches Debüt, ein Buch, das irritiert, schmunzeln lässt aber schlussendlich auch zum Nachdenken anregt.

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