Träume muss man leben
Ilse Schellhaas wächst in einem Haushalt auf, in dem sie einerseits erfährt, welchen Restriktionen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterliegen, andererseits wächst sie durch ihren Vater in die Welt ...
Ilse Schellhaas wächst in einem Haushalt auf, in dem sie einerseits erfährt, welchen Restriktionen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterliegen, andererseits wächst sie durch ihren Vater in die Welt der Architektur und seines Bauunternehmen hinein.
Deshalb beschließt sie, selbst ein Studium in diesem Bereich zu absolvieren. Es gelingt ihr gegen alle Widerstände. Nach dem Krieg und der Gründung der DDR gelingt es ihr tatsächlich, in das Planungskomitee berufen zu werden, das die neue Prachtstraße in Ostberlin, die Stalin- bzw. Karl-Marx-Allee entwickeln soll. Ilse als Frau wird jedoch nicht für voll genommen und ist durch einen Fehler in ihrer Vergangenheit erpressbar. Trotzdem bringt sie ihre Ideen ein, setzt sich durch und setzt sich außerdem für die Belange der Bauarbeiter auf den Baustellen ein. Sie will Häuser und Wohnungen für die einfachen Menschen, mit Annehmlichkeiten, aber ohne Schickimickikram.
Dieser Roman erzählt die Geschichte Ilses auf zwei Ebenen, einerseits entlang des Baufortschritts der Prachtstraße, andererseits in Rückblicken auf Ilses Leben, sodass sich nach und nach zeigt, wo ihr Weg wie verlaufen ist und warum sie heute steht, wo sie steht.
Ilse ist eine starke Frau, nicht unfehlbar, ein Kind ihrer Zeit, aber trotzdem intelligent, und man wünscht ihr beim Lesen recht bald, dass sie ihr Glück findet, sich beruflich verwirklichen kann und gleichzeitig die Liebe findet.
Zahlreiche Nebenfiguren bevölkern den Roman, einige tauchen wiederholt auf und spielen eine entscheidende Rolle in mehreren Lebensabschnitten von Ilse.
Zeitgeschichte wird en passant mit erzählt, aber weder belehrend noch als Mittel zum Zweck. Die beiden Autoren haben jeweils Szenen ausgewählt und „in Szene gesetzt“, die sich ausgezeichnet eignen, um exemplarisch zu erfahren, wie die Lebensbedingungen waren, die andererseits aber, da durch Ilses Augen betrachtet, eben auch entscheidend für ihre jeweiligen Entscheidungen waren.
Wie ein Puzzle setzt sich im Laufe des Romans Ilses Schicksal zusammen.