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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2019

schöne runde Geschichte

Madame Ernestine und die Entdeckung der Liebe
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Madame Ernestine ist weder jung, Mittdreißigerin und in der Medienbranche unterwegs noch hat sie eine Midlife Crisis, zu viele High Heels oder champagnertrinkende Freundinnen. Nein, Madame Ernestine ist ...

Madame Ernestine ist weder jung, Mittdreißigerin und in der Medienbranche unterwegs noch hat sie eine Midlife Crisis, zu viele High Heels oder champagnertrinkende Freundinnen. Nein, Madame Ernestine ist Anfang 50, etwas schrullig und eigen und eine Haushaltshilfe. Sie hat jahrelang in einer Metzgerei gearbeitet und seit einigen Jahren putzt sie den Haushalt anderer Menschen. Sie kommt mit wenig aus und liebt Musik sowie die alten (Klassiker-) Bücher. Auch wenn der Titel des Buches eine Liebesgeschichte vermuten lässt, steht hier nicht die ganz große Liebe im Vordergrund, sondern die Liebe zur Musik und dem Buch Homers und natürlich auch zu einem Mann.

Es ist ein ruhiges Buch, welches mit viel Liebe zum Detail die Geschichte von Ernestine erzählt. Es wird selten laut oder spannungsgeladen, dafür hat die Autorin einen wunderbaren Erzählstil. Fast schon unaufgeregt, erzählt sie von den Begegnungen, den Gedanken und der Vergangenheit der Charaktere. Ernestine mit den grauen Augen und Locken steht dabei im Mittelpunkt. Und Belgien. Man bekommt schon fast eine kleine Rundreise und Städtetour, wenn man das Buch liest. Vieles wird verschnörkelt und blumig erzählt, aber auch eine gute Portion Humor und Selbstironie stecken in dieser Geschichte. Die Figuren sind gut ausgearbeitet und man kann sie sich gut vorstellen. Auch die vielen kleinen Marotten von Ernestine sind amüsant und erheiternd.

Insgesamt ist es eine schöne runde Geschichte, die man einfach so in einem Rutsch durchlesen kann.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Sebastian Bergmann von der sanften Seite

Das Mädchen, das verstummte
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Sebastian Bergmann in seinem bisher emotionalsten Fall. Ich war überrascht und musste nun das Bild des knallharten, egoistischen und sarkastisch-zynischen Kriminalpsychologen ändern bzw. anpassen. Nun ...

Sebastian Bergmann in seinem bisher emotionalsten Fall. Ich war überrascht und musste nun das Bild des knallharten, egoistischen und sarkastisch-zynischen Kriminalpsychologen ändern bzw. anpassen. Nun darf man nicht erwarten, dass der "alte" Sebastian Bergmann völlig verschwunden ist, aber die Fassade bekommt Risse.

Der Fall ist grausam (wie fast jeder Fall von Hjorth & Rosenfeldt) und ist kaum nachvollziehbar. Die Reichsmordkommission dreht sich immer wieder im Kreis und ist frustriert. Und während dies geschieht, muss sich ein kleines Mädchen vor ihrem Verfolger schützen und verstecken. Sie ist klug und getrieben von Angst.

Die Handlungsstränge sind gut geschrieben und aufgebaut, auch die vielen Wendungen und neuen kleinen Hinweise sind gut gemacht und interessant, jedoch zog es sich diesmal etwas in die Länge. Gerade das Finale hätte etwas kompakter sein können.

Das Ende des Buches sorgt jedoch wieder dafür, dass man den nächsten Band unbedingt lesen möchte. Es ist schockierend und verwirrend und beängstigend, was Sebastian sieht und dann wird er auch noch persönlich in die Enge getrieben. Man weiß, die Auflösung findet man wahrscheinlich nur im nächsten Fall.

Hjorth & Rosenfeldt haben es wieder geschafft einen sehr guten Cliffhanger zu schreiben und so langsam werden die Charaktere der Reichsmordkommission spannender als die eigentlichen Fälle.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Eine Geschichte, die entschleunigt

Ein Monat auf dem Land
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Ein sehr schönes leises Buch, welches ohne große Aufregung eine interessante Geschichte erzählt. Durch den schönen Schreibstil von J.L.Carr gleitet man ganz einfach durch die Geschichte und begleitet ...


Ein sehr schönes leises Buch, welches ohne große Aufregung eine interessante Geschichte erzählt. Durch den schönen Schreibstil von J.L.Carr gleitet man ganz einfach durch die Geschichte und begleitet den Restaurator Tom Birkin zu seinem neuen Auftrag. In einer Kirche soll ein Fresko freigelegt und restauriert werden. Langsam setzt er sich mit seiner neuen Wohn- und Arbeitstätte auseinander und ebenso langsam erfährt man einiges aus seinem Leben und interessantes über das Fresko.

Die Menschen in dem kleinen Ort sind zunächst skeptisch ihm gegenüber, aber öffnen sich immer mehr und so verbringt er immer häufiger seine Zeit mit ihnen. Doch wirklich ankommen, tut er nicht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es entschleunigt den Leser, denn schnelles Lesen oder das Überfliegen des Textes ist hier kaum möglich, denn dann würde man die Feinheiten, die dieses Buch ausmachen, überlesen.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Spannende und sehr gut geschriebene Geschichte

Wundbrand
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Wer die vorherigen Bücher von Cilla & Rolf Börjlind gelesen hat, wird schnell wieder in die Geschichte finden und auch schnell wieder einen Zugang zu den Charakteren finden. Für Leser ohne Kenntnisse ...


Wer die vorherigen Bücher von Cilla & Rolf Börjlind gelesen hat, wird schnell wieder in die Geschichte finden und auch schnell wieder einen Zugang zu den Charakteren finden. Für Leser ohne Kenntnisse aus den Vorgängerbüchern wird es schwierig werden, die Charaktere und deren Handlungen nachvollziehen zu können. Zwar gibt es immer wieder Rückblenden, aber diese können nur begrenzt das Verhalten und die Reaktionen erklären.

Mette muss in Rente gehen und hat fast schon Angst davor. Die starke und kluge Kriminalkommissarin, die alle Fäden zusammenhält, selbst im größten Chaos die Ruhe und Sachlichkeit bewahrt, muss ihre Tasche packen. Aber nicht nur für sie wird es schwer Abschied zu nehmen, sondern auch ihr Team wird den Verlust spüren. Doch dann geschieht ein Bombenattentat und Mette ist wieder mittendrin.

Zeitgleich versucht Tom mit Freundin Luna und Halbschwester Aditi in Thailand zu entspannen, Yogaübungen zu praktizieren und die innere Mitte zu finden. Was den Frauen gut gelingt, lässt Tom immer mehr in ein tiefes schwarzes Loch rutschen. Er isoliert sich und wird zunehmend unnahbar. Da kommt die Suchanfrage von einer Schwedin, die ebenfalls in Thailand lebt, gerade recht. Doch dieser Auftrag zieht Tom in die Hölle und in Lebensgefahr. Er wird mit grausamen Handlungen konfrontiert und zu schweren Entscheidungen gezwungen.

Wieder schaffen es die Autoren die Handlungsstränge geschickt miteinander zu verknüpfen und das Ende überrascht und lässt Raum für Spekulationen. Der Humor findet diesmal einen großen Platz und lockert die sonst eher beklemmende Geschichte etwas auf. Auch die Nebenfiguren aus den ersten Büchern haben wieder einen eigenen (leicht ausgebauten) Part bekommen und so hat man das Gefühl, man trifft die ganze "Familie" wieder. Nicht immer erschien mir die Geschichte schlüssig, manche Charaktere etwas zu konstruiert, aber trotzdem war es spannend und sehr gut geschrieben.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Ändere deinen Blick

Weniger haben, mehr leben
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Momentan lese ich sehr gern diese Bücher (das wird auch wieder weniger - versprochen). Sie öffnen mir etwas die Augen, die Dinge anders anzugehen, etwas anzupacken und zu verändern. Dies gefällt zwar nicht ...

Momentan lese ich sehr gern diese Bücher (das wird auch wieder weniger - versprochen). Sie öffnen mir etwas die Augen, die Dinge anders anzugehen, etwas anzupacken und zu verändern. Dies gefällt zwar nicht jedem, aber mir ausgesprochen gut.

Bei Cait erfährt man mehr über ihre Kämpfe gegen den Alkohol, gegen die Fressattacken und ihre Abstürze als über ihre Art des Aufräumens, trotzdem hat mir diese Mischung ganz gut gefallen. Sie erzählt sehr offen von ihren Zweifeln, ihrem unsteten Leben (mehrere Umzüge im Jahr) und ihrem Neustart. Sie hat zuerst ausgemistet und ihre Räume entmüllt, um dabei festzustellen, für was sie alles erschreckenderweise sehr viel Geld ausgegeben und Schulden aufgebaut hat. Ihr Verdienst war gut, ihre Sparrate nicht und der Frust sehr hoch. So hat sie sich vorgenommen mehr zu sparen, mehr zu reisen und weniger zu besitzen und dabei trocken und gesund zu bleiben.

Sie hat das Buch in Monatskapitel eingeteilt, so dass man es wie ein Tagebuch lesen kann. Ihre Ehrlichkeit und ihre Direktheit haben mir gut gefallen und sie hat einen gut lesbaren Schreibstil.

Natürlich gibt es auch Ansichten und Eigenheiten, die mir nicht so ganz zugesagt haben, aber hier muss man auch auf die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland achten, so dass manches zwar aus unserer Sicht schwer nachvollziehbar ist, aber in den USA als normal bzw. akzeptabel gilt.