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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2019

Bleibt ihrer Linie treu!

Schwestern bleiben wir immer
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Alexa und Katja sind Schwestern und ihre Lebenssituation völlig unterschiedlich. Alexa reibt sich auf für ihre Kinder und Ehemann Martin. Sie mussten vor 3 Jahren Tochter Clara beerdigen und Alexa trauert ...

Alexa und Katja sind Schwestern und ihre Lebenssituation völlig unterschiedlich. Alexa reibt sich auf für ihre Kinder und Ehemann Martin. Sie mussten vor 3 Jahren Tochter Clara beerdigen und Alexa trauert noch immer um ihr drittes Kind. Als Martin sie verlässt ist sie am Tiefpunkt ihres Lebens angelangt. Ihre Schwester Katja nimmt das Leben viel leichter. Obwohl auch sie mit ihrem 15 jährigen Sohn Jonas Probleme hat. Katja lebt in einer WG und Jonas wird mehr oder weniger von ihren WG Freunden betreut. Als Alexa in einer Schachtel einen geheimnisvollen Brief der kürzlich verstorbenen Mutter Ines entdeckt, sind sich die Schwester einig. Sie wollen unbedingt wissen, was die Mutter ihnen ein Leben lang verschwiegen hat.

Beziehungen zwischen Schwestern können kompliziert, schön und mitunter auch belastend sein. Barbara Kunrath reisst hier ein Thema an, das wohl viele beschäftigt. Wohlgemerkt … anreissen! Denn, so wie der Titel verspricht, war mir das Thema Schwesternbeziehung doch zu wenig vertieft worden. Die Geschichte handelt grösstenteils um anderes. Es rückt einfach zu viel anderes ins Zentrum. Ein Leben mit einem schwerbehinderten Kind, das Fremd gehen eines Partners, Pubertät und daraus resultierende Probleme mit einem Pubertierenden, Überforderung als Mutter …. und dann ist da auch noch das grosse Familiengeheimnis. Bei all der Themenflut wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen.
Dafür hat mir der Aufbau der Story gefallen. Man liest abwechselnd von Katja und Alexa. Immer wieder, wurden kurze und kursiv geschriebene Rückblicke in die Vergangenheit eingefügt. Schlüsselszenen, die eine Bedeutung für das Geschehen in der Gegenwart haben. Dieses Stilmittel ist bei mir gut angekommen. Erfährt man doch dadurch Stück für Stück mehr von und über die Schwestern. Und so kann man auch ihre Charaktereigenschaften besser einschätzen. Die Figuren haben mich überzeugt und ich empfand sie als sehr gut charakterisiert. Auch wenn sie sehr unterschiedlich sind, kann ich mir vorstellen, dass es genau so ein Schwesternduo auch im realen Leben gibt.
Ich habe von der Autorin schon " Töchter wie wir " gelesen. Buchcover und auch Titel haben Wiedererkennungswert. In " Schwestern bleiben wir immer " bleibt Barbara Kunrath damit ihrer Linie treu. Beziehungen in Familien so zu verpacken, dass daraus eine nachdenklich machende Story entsteht. Ihre Geschichten lassen unweigerlich Parallelen ziehen zum eigenen Leben.
Mich hat das Buch nicht nur gut unterhalten, sondern auch gefesselt.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Das Trostbuch!

Es ist nur eine Phase, Hase
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Um die 50 geht's wieder los: mit diesen verflixten Hormonen und den körperlichen Veränderungen. Diesmal ist man ja gewappnet, da man das Ganze schon mal in jungen Jahren durchgestanden hat. Doch ist man ...

Um die 50 geht's wieder los: mit diesen verflixten Hormonen und den körperlichen Veränderungen. Diesmal ist man ja gewappnet, da man das Ganze schon mal in jungen Jahren durchgestanden hat. Doch ist man wirklich gewappnet für die nächste Pubertät? Die Alterspubertät, eine ganz neue Herausforderung für Männer und Frauen. Was auch der Partner zu spüren kriegt.

Dieses Büchlein richtet sich an Menschen, die zwischen 40 und 50 Jahren sind und langsam aber sicher in den Herbst des Lebens eintreten. Das Autorenduo hat Themen aufgegriffen, die in dieser Lebensphase topaktuell sind. Und das auf eine überaus witzige Art. Manche Szene kam mir so bekannt vor und ich habe Tränen gelacht. Der Protagonist mischt als Partypetze so manche Nachbarschaftsparty auf. Schwächelndes Kopfhaar, atmungsaktives Wurstpellen Outfit und dem Alter angepasste Sportarten werden unter anderem thematisiert. Und dies in Kurzgeschichten artigen Kapiteln, die kurz und knackig sind. Weiter sind ein paar Kapitel eingefügt, die sich den medizinischen und körperlichen Besonderheiten von Alterpubertierenden widmen. Diese waren mir zu trocken und so habe ich sie grosszügig überlesen. Schade, hier hätte ich lieber noch ein paar Kapitel wie " als wir unter anderem mal einen Dampfgarer kauften" oder "Müde, gereizt und enttäuscht vom Feminismus" gelesen.
Obwohl zwei männliche Autoren dieses Buch geschrieben haben, kommt auch die weibliche Seite nicht zu kurz. Entweder haben die Herren Leo & Gutsch sehr viel Einfühlungsvermögen oder gute Recherchen betrieben. Denn auch die weibliche Seite der Alterpubertät ist gut getroffen.
Humorvoll und oft mit ganz viel Situationskomik!

Veröffentlicht am 03.02.2019

Gläserne Gesellschaft

I can see U
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Es ist Liebe auf den ersten Blick als Ben ins Klassenzimmer kommt. Marie sieht den neuen Mitschüler und ist hin und weg. Ihre Freundin Elli findet ihn weniger toll. Doch Marie lässt sich nicht beirren. ...

Es ist Liebe auf den ersten Blick als Ben ins Klassenzimmer kommt. Marie sieht den neuen Mitschüler und ist hin und weg. Ihre Freundin Elli findet ihn weniger toll. Doch Marie lässt sich nicht beirren. Endlich ein Junge, der sie versteht, ihre Wünsche und Träume zu erfüllen versucht. Auch der Rest der zehnten Klasse ist begeistert von Ben. Als Fotos, die verschiedene Mitschüler in peinlichen Posen zeigen, im Internet kursieren, verdächtigt jeder jeden etwas damit zu tun zu haben. Nur Ben bleibt relativ gelassen….



Ich mochte den Schreibstil von Matthias Morgenroth sehr. Mit seinem prägnanten und klaren Stil konnte er mich mit diesem Jugendbuch auch als Erwachsene, und weit ausserhalb der Zielgruppe, erreichen. Immer wieder hat er tiefsinnige, sehr schön klingende oder bedeutungsvolle Sätze, die nachhallen, eingeflochten.

Die Geschichte ist über und für Jugendliche und so geht es hauptsächlich um Marie und ihre Klassenkameraden. Cybermobbing, den Umgang mit sozialen Medien und die Folgen bei Missbrauch zeigen topaktuelle Probleme, die Jugendliche heutzutage haben können. In der Story wird vom Prolog an unterschwellig ein grosses Geheimnis angedeutet. Die Andeutungen, die auf einem Vorfall hinweisen, machen neugierig und sind sehr spannend. Irgendwann fragt man sich, wer wer ist … und wer für die sonderbaren Vorfälle verantwortlich ist?

Die Jugendlichen in diesem Buch sind in der zehnten Klasse und relativ brav. Drogen, Alkohol oder andere Suchtprobleme bleiben aussen vor. Auch Ausgang und Partys sind kein Thema. Was dann doch die Figuren etwas unrealistisch macht. Ausgrenzung wird anhand eines Klassenkameraden angedeutet. Wird jedoch so dargestellt, dass er selbst keinen Kontakt zu seinen Mitschülern möchte. Dafür ist Mobbing ein grosses Thema bei den Jugendlichen. Doch auch das ist relativ harmlos beschrieben. So scheinen die verleumderischen Fotos im Netz für die Betroffenen wenig Konsequenzen zu haben. Marie weint ein wenig, als ein gefaktes Foto von ihr und Elli im Klassenchat kursiert. So wirklich abgenommen habe ich ihr die Verzweiflung darüber jedoch nicht. Wenn man bedenkt, dass im realen Leben so was einen Jugendlichen völlig aus der Bahn werfen kann. Ganz seltsam war die Burn out Geschichte von Ellis Mutter. Zu welchem Zweck, die und auch noch so oberflächlich, eingefügt wurde, bleibt mir ein Rätsel.

Meiner Meinung nach hätte man etliche Themen tiefer … eindringlicher …. darstellen dürfen. Im Anbetracht des Alters der Zielgruppe (12 bis 15 Jahre), hätte es da schon noch einen Schuss Authentizität vertragen.

Der Autor konnte mich zum Schluss sehr überraschen. Denn er hat in seinem Plot ein Horrorszenario der heutigen, stark Technik- und Ueberwachungs- gezeichneten Gesellschaft gezeigt.

Veröffentlicht am 02.02.2019

Hat er oder hat er nicht?

Anatomie eines Skandals
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Sophie Whitehouse ist verzweifelt. Ihr Mann James, steht als Staatssekretär in der Öffentlichkeit. Und wird nun von Olivia Lytton, die seine persönliche Assistentin und 20 Jahre alt ist, der Vergewaltigung ...

Sophie Whitehouse ist verzweifelt. Ihr Mann James, steht als Staatssekretär in der Öffentlichkeit. Und wird nun von Olivia Lytton, die seine persönliche Assistentin und 20 Jahre alt ist, der Vergewaltigung angeklagt. Dies als Schlusspunkt einer fünfmonatigen Affäre. James ist sich sicher, dass sein Freund, der Premierminister, ihn aus dieser Sache rausboxen wird. James bestreitet die Vergewaltigung und der Verdacht liegt nahe, dass Olivia sich rächen will. Es kommt zur Gerichtsverhandlung und Rechtsanwältin Kate Minnwey versucht ein Exempel zu statuieren. Und dies nicht nur aus beruflichen Gründen ... sondern aus persönlichen Gründen, die im Studium in Oxford ihren Ursprung haben.

Ich muss gestehen, dass ich grosse Schwierigkeiten hatte, mit dem Schreibstil klar zu kommen. Sarah Vaughan hat ein Faible für ausschweifende Beschreibungen der Örtlichkeiten, Kleidung und Situationen. Gerade zu Beginn, wenn man in einem Buch "ankommen" möchte, lang und breit die Kleidung der Anwältin zu beschrieben empfinde ich als äusserst gewagt.
Die Charakterisierung ist grösstenteils sehr klischeehaft. James ist ein Mann, den ich nicht geschenkt haben möchte. Er betrügt seine Frau. Denkt, dass sie nach einer gewissen Zeit schon wieder Lust auf körperliche Liebe bekommt und der Seitensprung stillschweigend zu den Akten gelegt wird. Es liegt klar auf der Hand, um was es ihm in einer Beziehung geht. Sein Frauenbild ist untere Schublade. Er benutzt die Frauen, egal ob eigene oder Affäre, wie es ihm passt. Denn schliesslich braucht er körperliche Liebe um sich entspannen zu können. Der Arme hat ja auch so einen Stress bei der Arbeit. Deshalb muss er sogar Sex im Fahrstuhl seiner Arbeitsstelle praktizieren. Ironieoff. Die Sicht von James auf Frauen und Beziehungen hat mich schockiert. Gleichzeitig war jedoch James, die Figur, die mich durch das Buch getrieben hat. Ich wollte nur zu gerne lesen, wie er ordentlich auf die Schnauze fällt. Ob es dazu gekommen ist, oder ob er sich wieder mal aus allen Schwierigkeiten rauswinden konnte, spoilere ich hier natürlich. Ich schreibe "wieder mal", da immer wieder auch ein Strang in der Vergangenheit eingefügt wurde. 1992, als Sophie James an der Uni kennenlernt… und noch Holly, eine Freundin von Sophie, involviert ist. Auch in der Vergangenheit trumpft James mit seinem überheblichen Getue auf.
Sophie ist eine Vorzeigefrau, wie sie sich wohl jeder Politiker wünscht. Der eigene Mann schläft fremd: Zähne zusammenbeissen und zu ihm stehen. Die halbe Welt lacht über den Ort des Beischlafs: Sophie hält eisern zu ihrem Mann. Ich konnte kaum glauben, dass sie ihn nicht schon längst verlassen hat. So empfand ich die Figuren als sehr interessant und sie haben bei mir Emotionen ausgelöst.
Die wechselnden Perspektiven, in denen James, Sophie, Holly und Kate im Mittelpunkt stehen und die verschiedenen Zeitebenen machen das Buch abwechslungsreich und so schleicht sich keine Langeweile ein. Sehr gefallen hat mir, dass ein grosser Teil der Story im Gerichtssaal stattfindet. Die Verhandlung rund um die Vergewaltigung ist äusserst gut geschrieben. Die Welt des Strafrechts, die Geschworenen, das Urteil sehr interessant und spannend. Die Autorin hebt diese Verhandlung auf eine emotionale Ebene, da immer wieder Gedanken und Gefühle von Sophie, Kate und auch James eingeflochten wurden, die das Ganze äusserst lebendig machen. Ein grosser Wurf von Sarah Vaughan ist eine überraschende Wendung, die die Identität einer Figur betrifft. Da fiel mir der ganze Zusammenhang wie Schuppen vor die Augen und damit hatte ich genau den "Aha - Effekt" den ich in Büchern so liebe.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Selbstjustiz!

Wer Furcht sät
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Ein Taxifahrer, der Kinder missbraucht. Ein unfallflüchtiger Fahrer, der einen kleinen Jungen tot fährt. Ein Anstifter von Terroranschlägen, bei denen Dutzende Unschuldige sterben. Und sie alle kommen ...

Ein Taxifahrer, der Kinder missbraucht. Ein unfallflüchtiger Fahrer, der einen kleinen Jungen tot fährt. Ein Anstifter von Terroranschlägen, bei denen Dutzende Unschuldige sterben. Und sie alle kommen mit vergleichsweise geringen Strafen davon. Bis sie in den Blickpunkt des Clubs der Henker rücken. Dieser Club hat sich zur Aufgabe gemacht, die Strafe so zu vollziehen, dass die Opfer gerächt werden. Sie bringen die Schuldigen um und die Hinrichtungen kursieren im Internet. Detektiv Max Wolfe ermittelt und muss seine persönlichen Gefühle hinten an stellen um das Gesetz, das keine Selbstjustiz kennt, durchzusetzen.


Selbstjustiz! Das zentrale Thema, das sich wie ein roter Faden durch " Wer Furcht sät " zieht, empfand ich als sehr emotional. Zugegeben, auch ich habe, wie die Täter, das eine oder andere Mal gedacht, dass das Gesetz bei gewissen Straftaten zu lasch ist. Nur schon darüber nachzudenken, wie ich reagieren würde, wenn mir oder meiner Familie das angetan würde, was die Toten ihren Opfern angetan haben. Sehr geschickt hat der Autor 2 Fälle eingewoben, in denen Max Wolfe persönlich betroffen ist. Einerseits, als ein guter Freund von einer Gruppe Halbstarker zu Tode geprügelt wird. Andererseits, als der 15jährige Sohn seiner Chefin wegen einer Nichtigkeit sein Augenlicht verliert.
" Manche Menschen verdienen Hass " denkt Max Wolfe … und ehrlich gesagt, muss ich ihm zustimmen.
Die Ermittlungen gestalten sich denn auch sehr emotionsgeladen. Die Befragung der Familien der Opfer empfand ich als sehr berührend. Ein toller Einblick in die Arbeit der Ermittler mit Methoden, die ich so noch nicht kannte, liefert uns der Autor. Fingerabdruckauswertung und die Arbeit einer Sprachenanalytikerin zeigen die hervorragenden Recherchen. Einzig die pathologische Untersuchung der Opfer war mir zu spezifisch und ausschweifend beschrieben. Hier hätte ruhig gekürzt werden dürfen. Dies vor allem, weil es nur darum geht, den Zustand der Opfer zu beschrieben und keinerlei für die Ermittlungen wichtige Ergebnisse rausschauen. Absolut nichts für sensible Leser sind die Passagen, in denen die Hinrichtungen erklärt werden. Man ist als Leser haunah dabei. So authentisch und bildlich hat Tony Parsons den Tod durch Erhängen beschrieben.
Der Schreibstil war mir ab und zu mal zu umständlich und dadurch leicht holperig. Mit Sätzen, die man einfacher und damit flüssiger hätte formulieren können. Die kurzen Kapitel verleiten dazu, kein Ende zu finden. Noch ein Kapitel wird gelesen … und noch eines … und…. Max entwickelt ein, zwei mal im Buch Superman Qualitäten. Als sehr unrealistisch empfand ich seine Befreiung, als er in die Fänge der Täter gerät.
An und für sich hat mich dieser dritte Fall rund um Max Wolfe wieder überzeugt. Einige Abstriche muss ich aus den oben genannten Gründen bei meiner Bewertung doch machen.