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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2019

Hell und dunkel

Die Liebe im Ernstfall
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„Die Liebe im Ernstfall“ ist die Geschichte von fünf Frauen, deren Leben an gewissen Punkten miteinander verbunden ist; und jedes hat seine eigene Tragik.
Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde - jeder ...

„Die Liebe im Ernstfall“ ist die Geschichte von fünf Frauen, deren Leben an gewissen Punkten miteinander verbunden ist; und jedes hat seine eigene Tragik.
Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde - jeder ist ein eigener Abschnitt gewidmet; in den anderen Teilen tauchen sie manchmal als Nebenfiguren auf. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich im Leben behaupten müssen, als Geliebte, als Mutter, als Frau. Präsent ist auch der Handlungsort Leipzig, der Wohnort der Autorin, mit seinen Stadtteilen und Parks.
Was von der Handlung her mitunter düster wirkt, wird von der klaren Sprache der Autorin aufgehellt. Und so ist dies ein Buch der ersten Sätze, der feinen Beobachtungen, die einen Nachhall zur Lektüre bilden. „Der Tag, an dem Paula feststellt, glücklich zu sein, ist ein Sonntag im März.“ Schon dafür lohnt es sich, diesen Roman zu lesen!

Veröffentlicht am 01.03.2019

Hotel im Sperrgebiet

Was uns erinnern lässt
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Im Thüringer Wald, wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, findet Milla Überbleibsel eines Hotels und begibt sich auf die Suche nach dessen Geschichte.
Der Roman spielt abwechselnd in zwei Zeitebenen: ...

Im Thüringer Wald, wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, findet Milla Überbleibsel eines Hotels und begibt sich auf die Suche nach dessen Geschichte.
Der Roman spielt abwechselnd in zwei Zeitebenen: Milla lebt in der heutigen Zeit und ist die Ausgangsfigur der Rahmenhandlung. In der eingeschobenen Handlung, die zwischen 1945 und 1977 spielt, lernen wir die Hotelbesitzer, die Familie Dressel kennen. Ihr wurde vom DDR-Regime das Leben schwergemacht, da sie im Sperrgebiet lebten und somit einer besonderen Überwachung ausgesetzt waren.
Die Autorin lässt ihre Leser in ein Detail der deutschen Geschichte eintauchen, das sie sorgfältig recherchiert hat; so werden Stasiakten und eine Borkenkäferplage beschrieben, die es in der Realität tatsächlich gab. Neben dem historischen Abbild ist das Buch aber auch eine Familiengeschichte mit der wechselnden Dynamik der Anghörigen in sich wandelnden Zeiten.
Diese Kombination verbunden mit einem angenehm lesbaren Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. „Was uns erinnern lässt“ bleibt im Gedächtnis, und das ist gut so.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Eine inbrünstige Liebeserklärung

Winter
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„Winter“ berichtet von zahlreichen Exkursionen an die kalten Orte der Erde, von kühnen Forschern und furchtlosen Versuchen, sich unter schwierigen Umständen fortzubewegen oder einfach nur zu überleben. ...

„Winter“ berichtet von zahlreichen Exkursionen an die kalten Orte der Erde, von kühnen Forschern und furchtlosen Versuchen, sich unter schwierigen Umständen fortzubewegen oder einfach nur zu überleben. Aber das Buch zeigt auch die ganz alltäglichen Begegnungen mit Schnee und Eis, macht uns bewusst, dass nicht nur die Inuit, sondern auch wir, ganz viele Worte haben, um die weiße Pracht zu beschreiben und und entführt uns auf einen literarischen Weg in die Kälte.
Die Autorin findet immer wieder poetische Worte für ihre Leidenschaft. „Mal sahen die 3D-Streifen aus wie Feenschleier, zart, wie Polarlicht wehend. Mal zeigten sich im Eis eingebackene Schneescheiben wie gefrorene Quallen, und mal erkannten wir verzogene Schlieren, wie weiße Karamellgebilde auf teuren Desserts, die Kunst des Eis-Patissiers.“
Das in taubenblaues Leinen gefasste Büchlein mutet edel an; der Text wird von Zeichnungen harmonisch ergänzt. Aufmachung und Inhalt bilden eine inbrünstige Liebeserklärung für die kalte Jahreszeit, die Lust macht, sich die Skier anzuschnallen.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Zwischen München und Italien

Mein italienischer Vater
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Laura macht sich nach dem Tod ihrer Mutter von München auf nach Süditalien, um die Beziehung zu ihrem Vater wiederaufzunehmen. Die Begegnung mit seinem aktuellen Leben und der Vergangenheit birgt ihre ...

Laura macht sich nach dem Tod ihrer Mutter von München auf nach Süditalien, um die Beziehung zu ihrem Vater wiederaufzunehmen. Die Begegnung mit seinem aktuellen Leben und der Vergangenheit birgt ihre Höhen und Tiefen.
Die Autorin würzt ihren Roman mit italienischen Gesten und Worten (es gibt sehr oft caffè), die einem den Duft des Essens in die Nase zaubern und ein lebhaftes Bild der Eigenheiten der Italiener vermitteln.
Man könnte das Buch schnell als Liebesroman vor italienischer Kulisse abtun, denn natürlich taucht da ein netter Italiener auf, doch es ist mehr als das. Denn Laura und ihre Familie haben eine besondere Geschichte, die nicht geradlinig verläuft und mit einigen Besonderheiten aufwartet.
„Doch jetzt, wo sie hiersaß, ihrem Vater gegenüber, spürte sie nicht nur auf eine beruhigende Weise, dass sie ganz langsam am Tod ihrer Mutter zu wachsen schien, sondern auch, wie friedlich sie sich plötzlich fühlte.“
Diese Italienreise war unterhaltsam und bewegend und macht Lust auf weitere Werke von Anika Landsteiner.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Komputer als Kriegsgerät

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Helene arbeitet im Nationalen Sicherheitsamt im Weimar des Jahres 1942 als „Programmstrickerin“. Die Behörde ist für die Überwachung der Bürger und das Aufspüren von unliebsamen Personen zuständig.
Wir ...

Helene arbeitet im Nationalen Sicherheitsamt im Weimar des Jahres 1942 als „Programmstrickerin“. Die Behörde ist für die Überwachung der Bürger und das Aufspüren von unliebsamen Personen zuständig.
Wir befinden uns mitten im 2. Weltkrieg, jedoch ist in der Realität des Romans die Technologie so weit fortgeschritten, dass es bereits „Komputer“ und ein „Weltnetz“ gibt.
Neben der Eindeutschung uns bekannter technischer Begriffe ist es amüsant, dass sich auch Figuren im Buch fragen, wie die Welt ohne diese Technologie aussehen würde. „Hätte es keine Komputer gegeben, wäre Hitler vielleicht niemals an die Macht gekommen. Was sagst du zu dieser These?“
Die Geschichten der Protagonisten, Helenes und ihres Vorgesetzten, in dieser Welt voller Unsicherheit spielen eine große Rolle und bilden einen Brückenschlag zwischen dem fiktiven und dem realen Deutschland der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Eschbach hat damit ein einfallsreiches und zugleich beklemmendes Szenario geschaffen, das für spannende Lesestunden sorgt.