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Veröffentlicht am 15.03.2019

Eine schöne Idee verkommt zu einer langweiligen Story mit blassen Charakteren

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Einst zerbarst unsere Welt - seitdem fliegt sie in 21 Archen und viele kleinere Trümmer zerschlagen um ihren Weltkern. Diese Archen sind so unterschiedlich wie heutzutage die Nationen. Auf der Arche Anima ...

Einst zerbarst unsere Welt - seitdem fliegt sie in 21 Archen und viele kleinere Trümmer zerschlagen um ihren Weltkern. Diese Archen sind so unterschiedlich wie heutzutage die Nationen. Auf der Arche Anima lebt z. B. Ophelia mit ihrer Familie in einer matriarchaischen Welt. Die Animisten haben in Bezug auf Gegenstände besondere Fähigkeiten, können diese durch Berührung reparieren, bewegen oder die Gefühle der früheren Besitzer auslesen. Im letzteren ist Ophelia sehr gut, zudem kann sie durch Spiegel reisen, in denen sie bereits ihr Antlitz sah. Ihre Welt gerät aus den Fugen, als über ihren Kopf hinweg eine Ehe mit Thorn arrangiert wird, einem Bewohner der Arche Pol. Die Welt dort gleicht dem ewigen Winter Skandinaviens und die Bewohner haben gänzlich andere magische Fähigkeiten. Und ihr Zukünftiger würdigt sie kaum eines Blickes…
Das Buch begann so schön mit ein bißchen Magie hier und da: Gegenstände haben ein Gedächtnis, Gebäude einen Charakter und Ophelia und ihr Patenonkel wirkten zu Beginn etwas skurril, aber auf ihre Art liebevoll. Anima war wie ein früheres Frankreich aufgebaut und ich freute mich, dass es zur Abwechslung mal ein Matriarchat gab, die Frau in der Zukunft endlich mal dem Mann gleichgestellt. Und da hörte es dann aber auch schon auf. Plötzlich gibt es eine arrangierte Ehe mit einem völlig Fremden, der sich seine Frau einfach nach ihren Fähigkeiten (eine gebärfreudige Animistin!) aussuchen durfte und der nur ein wenig maskulin auftreten muss, damit auf Anima alle nach seiner Pfeife tanzen. Als er seine Verlobte gleich nach seiner Ankunft wie seinen Besitz einfach mitnehmen will, begehrt keiner aus Ophelias Familie auf oder nimmt sie in Schutz - stattdessen murren sie nur rum wegen der vielen geplanten Freizeitaktivitäten, welche sie für Ophelias Anwärter geplant hatten und die nun ins Wasser fallen. Ophelias Rechte? Gestrichen! Auf der Arche Pol wird es dann tatsächlich noch schlimmer: Dort regiert der Adel, welcher sich durch soziale Inkompetenz, Tratsch und Intrigen auszeichnet - und natürlich sind alle Adligen blond. Ophelia wird dort ignoriert, schikaniert, gedemütigt, misshandelt, wie Eigentum oder Freiwild betrachtet - und was macht sie? Sie ist devot und lässt sich den ganzen Mist gefallen! Bezeichnet sich selbst auch noch als undankbar. Zudem hat sie die Macke, rund um die Uhr uralte, abgetragene Leserinnenhandschuhe zu tragen, mit denen sie alles anfasst und auch noch daran herumknabbert. Das ist keine Marotte mehr, das ist eklig! Bei Ophelia hatte ich wirklich den starken Verdacht, dass sie nicht mehr alle Sticker im Album hat.
Der Großteil des Romans dreht sich leider um gähnend langweiligen Klatsch und Intrigen in und um den Mondscheinpalast, eine unterwürfige Ophelia, die sich Misshandlungen und Demütigungen gefallen lässt und eine zukünftige Schwiegerfamilie, die nur scharf auf Ophelias magische Fähigkeiten ist, um dadurch am Hofe mehr Einfluss zu gewinnen. Und ihre eigene Familie kommt nach einem Dreivierteljahr der Funkstille seitens Ophelia endlich mal auf die Idee, dass vielleicht doch irgendwas mit ihr nicht stimmen könnte. Na, wer solch eine Familie hat benötigt keine Feinde mehr.
Begann der Roman anfangs noch recht vielversprechend, war der Großteil jedoch einfach nur fürchterlich, troff vor Dekadenz, Intrigen und Misshandlungen, wobei der Adel selbst vor Mord nicht Halt macht. Eine wirklich spannende Handlung suchte ich zwischen Schampus und Hochnäsigkeit leider vergeblich. Ophelias Fähigkeiten kamen kaum zu Einsatz, erst zum Ende hin wurde es langsam wieder interessant. Die Charaktere blieben alle farblos und oberflächlich bis auf einen Nebencharakter: Die Mechanikerin Gwenael, welche eine starke Persönlichkeit ist und sich durch eine bewegende Vergangenheit kämpfen musste. Das ist auch die einzige Person, welche man in dem Roman als Heldin bezeichnen könnte.
In meinen Augen hat die Autorin zwar eine geniale Idee gehabt mit ihrer Welt voller magischer Gegenstände und verzauberter Gebäude, ihr Potential jedoch komplett verschenkt durch diesen unsinnig langen Adelsabschnitt, blasse Charaktere und eine Protagonistin, die alles devot über sich ergehen lässt statt für ihre Rechte zu kämpfen. Bleibt zu hoffen, dass die Folgebände besser ausfallen.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Der magische Funke verlosch mittendrin

Das schwarze Uhrwerk
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Das schwarze Uhrwerk ist die Führungsriege einer Inselgruppe, welche von den als „13 Stunden“ bezeichneten Regenten recht despotisch überwacht und kontrolliert wird. Wer auch nur etwas gegen die Regierung ...

Das schwarze Uhrwerk ist die Führungsriege einer Inselgruppe, welche von den als „13 Stunden“ bezeichneten Regenten recht despotisch überwacht und kontrolliert wird. Wer auch nur etwas gegen die Regierung andeutet, wird als Rebell von der Garde verhaftet und mit Glück mit Hirndrähten im Schädel wieder in die Freiheit entlassen. Dem Adel hingegen geht es wunderbar, wer es sich leisten kann, wertet seinen Körper dank Funkenmagie zu einem Metallhybriden auf.
Taiden Belarron ist ein Kind des Adels, er kennt das Leid der Bevölkerung nicht. In ihm schwelt jedoch der Hass gegen die Rebellen, weil ein solcher Schuld trägt, dass er seit seiner Kindheit eine verstümmelte Hand hat. Mit jedem Jahr wächst sein Wunsch, den Schatten von Assara, den Rebellenführer, zu töten. Bis dieser ihm das Leben rettet…
Mir gefällt die Idee hinter dieser Steampunk-Fantasy sehr. Es gibt Rebellen, welche die Tyrranei der Regierung zu Fall bringen wollen, die Kunst der Metallhybride, wobei jedes Metall seine eigenen Eigenschaften mit sich bringt, und das Wissen, den Lebensfunken zu nutzen, welcher vielfältiger einsetzbar ist als die elektrische Energie. Neben der Klassenhierarchie kommt im Roman zusätzlich noch die Diskriminierung anderer Völker zum Tragen.
Zu Beginn ist Taiden noch ein naiver, sich bemitleidender Schnösel, der einfach keine Ahnung hat, was in der Welt vor sich geht. Mit seiner verklärten Vorstellung, sich mal eben wie ein Held am Rebellenkönig zu rächen, reitet er sich jedoch schnell in arge Schwierigkeiten. Kyron, der Schatten, ist hingegen ein charismatischer Rebell, welcher das gemeine Volk wie ein maskierter Ritter der Armen unterstützt und der menschlich auf der Sympathieskala ganz weit oben steht. Bis hier ist alles noch verständlich und gut, allerdings hätte ich mir ab dem Punkt, an dem die beiden aufeinander treffen und sich besser kennen lernen, eine Wendung von Taidens Charakter erhofft. Leider blieb diese aus, Taiden charakterlich naiv, er handelte wiederholt unverständlich und dumm und brachte dadurch nicht nur sich, sondern auch andere fahrlässig in tödliche Gefahr. Setzte Kyron sich für andere ein, glänzte Taiden damit, vor brenzligen Situationen buchstäblich davon zu laufen oder schlicht unüberlegt zu handeln. Da er jedoch immer mehr zum Hauptcharakter der Erzählung mit relevanter Position wurde, machte mir das Buch von Seite zu Seite immer weniger Spaß. Ich konnte seinen Werdegang ebenso wie sein Handeln nicht mehr nachvollziehen. Da wurde in meinen Augen die Chance vertan, aus einem Naivling einen Mann zu machen. Sehr schade vor allem vor dem Hintergrund der wirklich fantastischen Ideen dieser Welt und einem so gelungenem Anfang.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Ich hatte mehr starke Frauen erwartet

Iron Flowers. Die Kriegerinnen
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Prinz Asa hat gewaltsam die Macht über Viridia an sich gerissen und Nomi sowie Kronprinz Malachi auf die Gefängnisinsel verbannt, auf welcher Serina kurz zuvor ihre erfolgreiche Rebellion führte. In diesem ...

Prinz Asa hat gewaltsam die Macht über Viridia an sich gerissen und Nomi sowie Kronprinz Malachi auf die Gefängnisinsel verbannt, auf welcher Serina kurz zuvor ihre erfolgreiche Rebellion führte. In diesem zweiten Teil der Dilogie schmieden die beiden Schwestern Serina und Nomi nun Pläne, wie sie die Frauen von der Gefängnisinsel retten und Asa vom Thron stürzen können, der die Frauen noch stärker unterjochen will als sein Vater zuvor.
Der zweite Band von Iron Flowers schließt direkt an den ersten an. Durch ein paar eingestreute Wiederholungen kommt man auch nach längerer Zeit wieder sehr gut in die Handlung hinein. Leider kam jedoch im zweiten Band die Handlung anfangs kaum von der Stelle. Die Frauen auf der Gefängnisinsel wurde mir viel zu naiv dargestellt, wodurch ihnen zuviele vermeidbare Fehler passierten, was die Zeit auf der Gefängnisinsel unnötig streckte. Aus Kämpfernatur Nomi war zudem ein verhuschtes Mädchen geworden, was sich erstmal in Selbstmitleid suhlte, bevor sie zu alter Stärke zurück fand. Erst zum Ende hin nahm das Buch wieder an Fahrt auf und wurde stellenweise richtig spannend und emotional. Da machte sich allerdings negativ bemerkbar, dass das Hörbuch um einige Szenen gekürzt wurde, welche dem Hörbuch vielleicht gut getan hätten. Dafür haben die beiden Sprecherinnen wieder einen guten Job gemacht.
Eine nicht ganz so gelungene Fortsetzung, da für meinen Geschmack der Aufstand der Frauen nicht stark genug umgesetzt wurde.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Ein Buch voller unnötiger Geheimniskrämerei

Nächte, in denen Sturm aufzieht
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Liza McCullen floh vor 5 Jahren Hals über Kopf mit ihrer Tochter Hannah aus England nach Australien zu ihrer Tante Kathleen. Dort lebt sie im kleinen Ort Silver Bay von Bootstouren für Touristen zu den ...

Liza McCullen floh vor 5 Jahren Hals über Kopf mit ihrer Tochter Hannah aus England nach Australien zu ihrer Tante Kathleen. Dort lebt sie im kleinen Ort Silver Bay von Bootstouren für Touristen zu den dort vorbei ziehenden Walen und Delphinen. Genau diesen Ort hat sich Mike Dormers Arbeitgeber als perfekten Baugrund für eine moderne Urlaubsanlage der gehobenen Preiskategorie ausgesucht, und Mike soll vor Ort den Weg zur Baugenehmigung ebnen.
„Nächte, in denen Sturm aufzieht“ ist eine Neuauflage des 2008 erschienenen Romans „Dem Himmel so nah“. Gut gefallen haben mir die Momente, in denen die Protagonisten den Delphinen und Walen begegneten, das war wirklich sehr anschaulich und emotional beschrieben. Da der Roman mit einer solchen Bootstour begann hatte ich mir entsprechend auch einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman erhofft. Leider entpuppte sich die Haupstory jedoch als eine Geschichte mit ziemlich verworrenen Personen. Allen voran Liza, die ich als sehr anstrengend empfand, da sie fast jedem vor den Kopf stieß und ihrer 10-jährigen Tochter alles verbot, was auch nur ansatzweise gefährlich sein könnte - und dazu gehörte auch das Mitfahren auf einem der Touristenschiffe zu den Delphinen. In einer Zeit der Schwimmwesten völlig übertrieben in meinen Augen, zumal die Mutter-Tochter-Beziehung auch ansonsten vielmehr durch Abwesenheit der Mutter glänzte - diese war lieber mit ihrem Katamaran auf dem Meer unterwegs. Dazu kam dann Mike, der aus seiner englischen Hochglanz-Welt in dem kleinen Dorf auftauchte und glaubte, alles ließe sich mit Geld regeln. Wobei Mike wenigstens im Buch zu einer 180 Grad-Wende seines Charakters ansetzte. Das ganze Pro und Contra zur modernen Ferienanlage und welchen Einfluss der Bau auf die Wale und die Dorfbewohner haben könnte wurde nach und nach zum Hauptthema, wurde jedoch überschattet von Lizas Geheimnistuerei , ihre Vergangenheit betreffend. Ließen sich die Bewohner, allen voran Hannah, wenigstens noch was einfallen, um ihr uriges Dorf vor dem geplanten Upperclass-Tourismus zu schützen, enttäuschte mich jedoch das Geheimnis um Lizas Vergangenheit sehr.
Der Roman ist so gestaltet, dass fast jeder Charakter mal zu Wort kommt mit seinem eigenen Kapitel. Und dennoch blieben mir viele Charaktere zu flach und unnahbar mit Ausnahme der kleinen Hannah, die ich sofort ins Herz geschlossen hatte. Die ganze Geschichte war durchzogen von Geheimniskrämerei vor anderen Personen, was alles unnötig verkomplizierte. Und die Romanze wirkte auf mich auch nur steif und verkrampft. Da hab ich von der Autorin bereits deutlich gefühlvollere Romane gelesen.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Kurzweilig

Der Dämonenprinz und ich
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Halbdämonin Chloe Sanchez wohnt in einer WG mit einem gefallenen Engel und einer schwarzen Fee und verdient ihr Geld als Privatdetektivin. Ihr langweiliges Leben ändert sich schlagartig, als ihr der älteste ...

Halbdämonin Chloe Sanchez wohnt in einer WG mit einem gefallenen Engel und einer schwarzen Fee und verdient ihr Geld als Privatdetektivin. Ihr langweiliges Leben ändert sich schlagartig, als ihr der älteste Sohn des Dämonenkönigs blutüberströmt über den Weg läuft, verfolgt von einer Horde Bluttrinker, die es auf ihn abgesehen haben. Chloe rettet nicht nur sein Leben sondern erhält vom Dämonenprinz den gefährlichen Auftrag, den Auftraggeber heraus zu finden und Beweise gegen diesen zu sammeln. Allerdings stellt sie auch fest, dass der Dämonenprinz verdammt sexy sein kann...
Der kurzweilige Roman erinnert an den klassischen Privatschnüffler, den das Schicksal in seinen Job getrieben hat und welcher sich von Job zu Job hangelt. Nur, dass hier Wesen wie Engel, Dämonen, Vampire, Werwölfe, Feen und Ghoule zum Alltag gehören. Chloe wirkt zuweilen etwas chaotisch, hat aber das Herz am rechten Fleck und eine gehörige Portion Humor. Zum Glück laufen ihre Ermittlungen alles andere als rund, sonst wäre das Buch recht langweilig. Leider blieb mir Prinz Mason zu blass und inaktiv, ebenso störten mich ein paar Unstimmigkeiten wie das Kräfteverhältnis bei der Baba Jaga oder generell, dass besondere Fähigkeiten der anderen Wesen kaum ausgereizt wurden.