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Veröffentlicht am 18.02.2019

Einsamkeit

Unter den Menschen
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Schon die ersten Sätze dieses bemerkenswerten Romans führen den Leser in raue, abweisende Gegend: „Irgendwo weit im Norden steht am Seedeich ein Bauernhof, der wie ein wartendes Arbeitspferd sein Hinterteil ...

Schon die ersten Sätze dieses bemerkenswerten Romans führen den Leser in raue, abweisende Gegend: „Irgendwo weit im Norden steht am Seedeich ein Bauernhof, der wie ein wartendes Arbeitspferd sein Hinterteil dem Meer zuwendet.“ Dort lebt der Bauer Jan allein, seine Einsamkeit empfindet er besonders in den stillen Wintermonaten als bedrückend. Wochenlang spricht er mit keinem Menschen. Er sehnt sich nach Liebe und einer Familie. So gibt er eine Annonce auf: Bauernsohn sucht Frau, wohnt allein, 80 ha.


Wil sucht keinen Mann, aber ein Haus am Meer wäre die Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Sie sitzt in der Anzeigenabteilung der kleinen Zeitung und Jans Inserat erweckt ihr Interesse. Sie lässt alle Zuschriften verschwinden, schreibt selbst einige Antworten unter verschiedenen Namen und rückt bei Jan an.


Zwei Menschen treffen in diesem Roman aufeinander, die an ihren Problemen fast zu zerbrechen scheinen. Können sie einander gut tun oder gar eine Stütze sein? Mir schien, die düstere niederländische Polderlandschaft ist ein Spiegel dieser beiden Figuren. Der Autor versucht auch gar nicht beim Leser Empathie für seine Protagonisten zu erwecken. Er selbst steht ihnen ja distanziert gegenüber. Das wird durch die spröde und kühle Sprache deutlich. Trotzdem hat mich dieser Text fasziniert, vielleicht durch das langsame Eindringen in das komplizierte Innenleben seiner Figuren. Gefallen hat mir die intensive und dichte Sprache mit wunderschönen Bilder und Metaphern. Wenn zum Beispiel Wil im Frühjahr die zarten Triebe der gesetzten Kartoffeln durch den schweren Kleiboden sprießen sieht und sie nur mühsam den Drang unterdrückt, sie mit ihrem Absatz zurück in die Erde zu stampfen, ist das eine gelungene Entsprechung ihres Gemütszustandes.


Der Mare Verlag hat in seinem Programm immer wieder ganz besondere Romane, jenseits des Mainstreams und immer der Entdeckung wert. Hier passt auch die sorgfältige Ausstattung. Der Schutzumschlag ist beidseitig bedruckt, so kann der Leser sein eigenes Titelbild wählen.


Interessant auch, dass der Autor das Buch bereits 1997 zum ersten Mal veröffentlichte und es jetzt in einer bearbeiteten Neuauflage erscheint. Man merkt es diesem Buch an einigen Stellen auch an, nicht nur durch die Erwähnung von Gulden als Zahlungsmittel.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Mathildes zweiter Fall

Die Richterin und die tote Archäologin
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In ihrem zweiten Fall wird die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt zu einer archäologischen Ausgrabungsstätte gerufen. Die leitende Archäologin Flavia Leone wurde tot auf der Grabungsstelle gefunden. ...

In ihrem zweiten Fall wird die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt zu einer archäologischen Ausgrabungsstätte gerufen. Die leitende Archäologin Flavia Leone wurde tot auf der Grabungsstelle gefunden. Das Gesicht bedeckt mit einer antiken Totenmaske und unter einer Plane versteckt. Zusammen mit ihren Kollegen Commandant Rachid Bouraada und Lieutenant Felix Tourrain übernimmt sie diesen rätselhaften Fall. Es gibt einige Spuren, die im Privatbereich zu verorten sind, Flavia hatte eine Vorliebe für sehr junge Männer, aber auch im Kollegenkreis gibt es Eifer- und Rachsucht. Als dann auch noch einige Tage später Flavias Lebensgefährte tot in der gemeinsamen Wohnung entdeckt wird, nimmt der Fall erneut eine Wende.
Wie bei ihrem ersten Südfrankreich Krimi darf auch hier die Landschaft wieder eine große Rolle spielen. Die Autorin schildert das Languedoc kenntnisreich und mit viel Sinn für bildhafte Landschaftsbeschreibung. Das erweckt bei mir Urlaubsfeeling und einen großen Wiedererkennungswert. Aber auch das Thema Archäologie wird immer wieder in kleinen Exkursen angerissen. Es ist die Stärke der Autorin Liliane Fontaine in den Krimi viel Atmosphäre und nebenbei viel Wissenswertes einfließen zu lassen.
Mit Mathilde hat sie auch eine durchaus sympathische Hauptfigur mit Ecken und Kanten erdacht. Sie ist unangepasst und trotzt den allgegenwärtigen Rauchverboten mit ihrer Lust auf Gitanes. Sie scheut sich nicht, die Hände schmutzig zu machen, besticht aber auch durch Eleganz und modischen Schick. Das private Umfeld kommt auch nicht zu kurz, so lebt Mathilde an den Wochenende auf dem Chateau ihres Großvaters, zusammen mit der Winzerfamilie und ihrem liebenswerten Neffen Sèbastien.
Die Ermittlungsarbeiten sind sehr anschaulich geschildert und lädt zum Miträtseln und Spekulieren ein. Allerdings hat mich das Ende dann doch sehr überrascht.
Mir hat auch der zweite Fall sehr gut gefallen, er ist spannend, aber eben auch ein richtiger Wohlfühlkrimi. Ich finde die Autorin schreibt das französische Pendant zu englischen Landhauskrimi und trifft damit ganz meinen Geschmack.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Wer hat am Brett gesägt?

Venuswalzer
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Handwerker im Haus können die Hölle sein. Ruby merkt das im Augenblick tagtäglich, es ist ja nicht nur der Lärm und der Dreck, nein – Ruby sieht sich den perfiden Attacken eines Malers ausgesetzt, der ...

Handwerker im Haus können die Hölle sein. Ruby merkt das im Augenblick tagtäglich, es ist ja nicht nur der Lärm und der Dreck, nein – Ruby sieht sich den perfiden Attacken eines Malers ausgesetzt, der vor ihrem Fenster sehr zeigefreudig ist. Als er eines Morgens auch noch Hand an sich legt, reicht es Ruby, sie reißt das Fenster auf und schreit ihm in voller Wut ein „ich bring dich um“ entgehen. Als der Mann keine zwei Minuten später um Gerüst stürzt, hat sie damit eine Steilvorlage geliefert. Sie gerät prompt in Verdacht.
Gut, dass ihr guter Freund Ben zur Unterstützung kommt und gleich Stella mitbringt. Stella ist Astrologin der ernsthaften Art und hat schon einmal bei einem Kriminalfall den richtigen Riecher gehabt. Was dem ermittelnden Kommissar gehörig auf die Nerven ging, obwohl er Stella ansonsten sehr charmant findet.
Neben der berühmten „Lotta“-Serie hat Autorin Lotte Minck hier eine zweite Reihe erfolgreich gestartet. Der Ton dieser Krimödie ist humorvoll und punktet wieder mit sehr viel Situationskomik und Wortwitz und das alles mit einem perfekten Timing. Wobei auch die ernsten Untertöne nicht fehlen und der Kriminalfall auch ganz klassisch aufgebaut ist. Die Spannung kommt jedenfalls nicht zu kurz. Ihre Figuren sind mit viel Liebe gezeichnet und sie sind alle sehr lebensecht und natürlich. Vielleicht mit Ausnahme von Susanne, der Tochter des Malermeisters, die mir doch zu naiv für ihre 25 Jahre daher kommt.
Mit Stella und ihrer Großmutter Maria, die in der gleichen Branche arbeitet, allerdings in der etwas volkstümlichen Variante mit Turban und Glaskugel, habe ich mich bestens unterhalten. Wenn sie in die Polizeiermittlungen eingreifen, kommt der Leser auf seine Kosten.
Ein Markenzeichen der Krimis von Lotte Minck sind die Coverabbildungen des Künstlers Ommo Wille. Sie sind detailreich, passen wunderbar zum jeweiligen Buch sind auf alle Fälle einen zweiten und dritten Blick wert.
Mit einem Satz: amüsante Krimiunterhaltung mit ein bisschen Ruhrpott Feeling.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Zurück nach Lewis

Der Herzschlag der Steine
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Als junge Frau hat Ailsa die Hebrideninsel Lewis verlassen und sich in Toronto ein erfolgreiches Leben aufgebaut. Sie kehrt nach 18 Jahren zurück um das Haus ihrer verstorbenen Mutter zu verkaufen, aber ...

Als junge Frau hat Ailsa die Hebrideninsel Lewis verlassen und sich in Toronto ein erfolgreiches Leben aufgebaut. Sie kehrt nach 18 Jahren zurück um das Haus ihrer verstorbenen Mutter zu verkaufen, aber die Insel übt eine Anziehungskraft auf sie aus, die sie längst überwunden glaubte. Eine unglückliche Liebesgeschichte hat ihr damals das Weggehen leicht gemacht, aber das Wiedersehen mit Grayson weckt wieder Gefühle in ihr, umso mehr da ihre Ehe gescheitert ist.
Isabel Morland hat einen richtigen Schmöker geschrieben, sie verbindet die raue Landschaft der Hebriden mit alten Mythen und Sagen und einer Geschichte von Verrat und ungelöster Familienkonflikte um ihre Protagonistin Ailsa. Dabei fängt sie die Stimmung sehr gelungen ein. Der alte Steinkreis übt eine unerklärliche Anziehungskraft auf Ailsa aus und sie fühlt eine Verbundenheit mit ihren gälischen Wurzeln, die sie lange nicht gespürt und erkannt hat.
Anfangs habe ich mir etwas schwer getan, die erfolgreiche Ailsa und ihre Träume und Visionen in Einklang zu bringen, aber von Seite zu Seite steigerte sich die Spannung und mein Leservergnügen. Die farbige, mitreißende Schilderung von Lewis, der rauen Insel vor der schottischen Küste, weckt Fernweh und ich vermeinte die feuchte, salzige Luft zu spüren und den Wind und den Regen zu hören. Die Autorin versteht es, die Dramatik der Landschaft mit der Liebes- und Lebensgeschichte ihrer Protagonistin zu verweben und bis zum Ende zu steigern. Sie schafft wunderschöne Stimmungsbilder und die passenden Figuren dazu. Eigensinnige skurrile Crofter wie Murdo oder Norman sind sympathisch gezeichnet und wirken lebensecht. Kleine Episoden um ein eigensinniges Schaf oder ein ganz besonders charakterstarkes Pony machen Vergnügen und lockern die dramatische Geschichte immer wieder auf.
Ein gelungener Frauenroman, der mich gut unterhalten hat und bis zum glücklichen Ende gefesselt hat.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Patsy Logan unter Druck

Schwarze Seele
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Patsy Logan, vielen Leser*innen vielleicht aus dem ersten Buch „Harte Landung“ bekannt, bekommt einen „Nicht-Fall“ auf den Tisch. Der Ire Donal McFadden ist an Halloween in einem eisigen Schwabinger Buch ...

Patsy Logan, vielen Leser*innen vielleicht aus dem ersten Buch „Harte Landung“ bekannt, bekommt einen „Nicht-Fall“ auf den Tisch. Der Ire Donal McFadden ist an Halloween in einem eisigen Schwabinger Buch ertrunken. Alles spricht für einen Unfall, der Alkoholspiegel im Blut des Toten, er war außerdem Nichtschwimmer, aber seine Schwester, die bereits Vermisstenanzeige gestellt hat, beschuldigt die Frau des Toten. Auch Patsys Bauchgefühl spricht für ein Tötungsdelikt.
Patsy kämpft im Augenblick an vielen Fronten, sie unterzieht sich einer Hormonbehandlung, um endlich schwanger zu werden, das hat sie physisch und psychisch ausgelaugt. Vor allem, da sie seit den vielen erfolglosen Versuchen das Gefühl hat, dass ihre Ehe diesen Belastungen nicht gewachsen ist. Im Kommissariat wird sie kritisch beäugt. Es ist ihre kompromisslose Art, die die Kollegen abschreckt und ihr eine echte Zusammenarbeit fast unmöglich macht.
Es sind nicht viele Verdächtige, die Patsy in diesem Fall hat. Die beschuldigte Ehefrau Fiona, hat ihren Mann verlassen, seine Gewaltausbrüche haben sie zermürbt. Sie will in München mit einem Jugendfreund neu anfangen. Doch Steve scheint auch nicht ehrlich zu ihr zu sein. So lebt er immer noch in einer WG mit seiner Ex und diese Dreieckskonstellation ist hochexplosiv. Dann taucht Donal auf, um seine Ehefrau zurückzuholen.
In diesem Krimi darf man keine einfache Mörderjagd erwarten. Das Beziehungsgeflecht der einzelnen Figuren ist viel zu kompliziert und oft tragisch. Das ist die Stärke in Ellen Dunnes Kriminalroman. Eine dichte, dabei farbige Beschreibung der Charaktere, die tief in die Psyche eindringt. Dabei lässt sie auch viel Raum für die Interaktionen unter den Kollegen. Verstecktes Mobbing, Missgunst und auch Frauenfeindlichkeit ist zu spüren. Patsy weiß, dass alle nur auf einen Fehler von ihr lauern, allen voran ihr Vorgesetzter, der mit seiner neuen Rolle als Chef nicht glänzt.
Ich bin oft skeptisch, wenn das Privatleben der Ermittler den Fall überlagert, aber hier ist es tatsächlich stimmig. Dunnes Sprache, ihre farbige, intensive Erzählweise hat mich gefesselt. Als Beziehungsdrama an mehreren Fronten funktioniert das Buch, dem ordnet sich manchmal die Krimihandlung unter. Ein Kriminalroman, der das Genre bereichert.