Hamburg 1900 / 2017
Die Villa an der ElbeIm Jahr 1900 befinden sich die Hamburger Schwestern Helena und Anni mit ihrer Familie und den Dienstboten auf dem luxuriösen Kreuzfahrtschiff "Kaiser Wilhelm die Große". Hier soll, auf der Fahrt nach New ...
Im Jahr 1900 befinden sich die Hamburger Schwestern Helena und Anni mit ihrer Familie und den Dienstboten auf dem luxuriösen Kreuzfahrtschiff "Kaiser Wilhelm die Große". Hier soll, auf der Fahrt nach New York, offiziell die Verlobung von Helena mit dem Reeder-Sohn Gustav Clausen verkündet werden.
Als in Hobogen ein Feuer ausbricht werden nicht nur große Teile der Hafenanlage zerstört, sondern auch mehrere Schiffe in Mitleidenschaft gezogen. Viele Menschen sterben, noch mehr werden vermisst. Darunter auch Helena und ihr Dienstmädchen Clara. Sie sind einfach verschwunden und die Familie reist, vom Tod der Mädchens überzeugt, zurück nach Hamburg. Die 12jährige Anni glaubt jedoch nicht daran. Sie ist überzeugt ihre Schwester im Hafen noch gesehen zu haben!
Der Leser erfährt schon nach wenigen Seiten, Helena hat die Chance genutzt einer lieblosen Ehe mit einem schrecklichen Mann zu entkommen und ist in New York untergetaucht um ein neues Leben zu beginnen.
Im Jahr 2017 wird parallel die Geschichte von Jonas Clausen in Hamburg und Amely Thompson in New York erzählt.
Jonas stellt kurz nach dem Tod des Vaters fest, dass die Familienreederei kurz vor der Insolvenz steht. Da entdeckt er Unterlagen zu einem fast 100 Jahre alten Golddepot der Reederei in einer Bank in New York. Begünstigte war damals eine Clara Hauser, Dienstmädchen der Familie seiner Urgroßmutter Anni Clausen.
Auch Amely erfährt von dem Gold. Genau wie Jonas braucht auch sie dringend Geld. Sie möchte sich gern selbstständig machen!
Clara Hauser war ihr Urgroßmutter - aber genau wie Jonas muss auch sie eventuelle Ansprüche erst beweisen....
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Jonas und Amely, Anni und Helena (die sich nach dem Tod des Dienstmädchen Clara Hauser nennt) erzählt.
Dies ist kein allzu großer Spoiler, denn der Identitätstausch findet nach wenigen Seiten statt
Annis "Entdecken" von Helenas Foto in einer Zeitung ist jedoch erst recht spät, ja fast am Ende des Buches, Jahre nach dem Brand!
Die eigentlich Handlung ist das Leben der Hauptprotagonisten!
Mir hat der Weg von Helena/Clara am besten gefallen. Wie sie, Tochter aus besserem Haus, plötzlich allein dasteht, das war spannend zu lesen. Zuerst ein luxuriöses Leben mit Dienstboten, muss sie jetzt selbst für Ihr Einkommen sorgen. Das könnte damals für alleinstehende Frauen auch die Straße oder ein Hurenhaus bedeuten...
Was mir etwas zu kurz kam, war ein eventueller Kampf um das Golddepot von Jonas und Amely.
Und die titelgebende Villa spielt keine tragende Rolle....
Ich habe mich aber beim lesen aber jederzeit gut unterhalten gefühlt!
Den verheerenden Brand im Hafen von Hobogen hat es so tatsächlich gegeben. Er ist, wenn ich das richtig verstanden habe, bis heute die größte Brandkatastrophe in der Geschichte New Yorks.