Hut ab vor diesem Debüt !
Was man unter Wasser sehen kannLuca hatte es nie leicht - aufgewachsen in einer Familie, in der sich Mutter und Großmutter gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen und in einem Dorf, das eigentlich idyllisch eingebettet zwischen Wäldern ...
Luca hatte es nie leicht - aufgewachsen in einer Familie, in der sich Mutter und Großmutter gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen und in einem Dorf, das eigentlich idyllisch eingebettet zwischen Wäldern und Hügeln liegt. Doch genau dieses Eingebettet sein ist es, das die junge Luca zum Grübeln verleitet.
Denn sie kehrt in ihren Heimatort zurück, weil ihre Mutter verschwunden ist und sich die Fragen nach dem "Warum" stellen. Auf der Suche nach ihrer Mutter stößt sie auch auf die Geschichte des Ortes, der einst gegen den Willen der Bewohner geflutet werden sollte. Das Puzzle wird langsam immer vollständiger und Luca erhält die Antworten auf ihre Fragen...
"Was man unter Wasser sehen kann" ist ein wahnsinnig gelungenes Debüt von Henriette Dykerhoff, das von der ersten Seite an mich wie ein Strudel in die Geschichte hineinzeiht und auch erst wieder nach dem letzten Buchstaben freigibt.
Die Autorin verpackt anschauliche Bilder von damals mit lebhaften Sequenzen von heute und lässt so den Aufruhr und den Widerstand der Bewohner des Ronnetals lebendig werden.
Durch den steten Wechsel der Zeitebenen wird es nie langweilig, im Gegenteil - der Spannungsbogen bleibt konstant erhalten, wirkt manchmal fast zum Zerreißen gespannt und lässt mich an Lucas Stelle die Suche nach dem Sinn erleben.
Es ist nicht nur die Suche nach den Antworten auf die Fragen, die Luca unter den Nägeln brennen, es ist auch ein Weg zu sich selbst, den Luca hier beschreitet und mir mit vielen Weggefährten schmackhaft macht.
Hier wird mit vielschichtigen Charakteren gearbeitet, die alle die Geschichte beleben. Die Autorin hat alle Personen sehr differenziert gestaltet, manchmal meine ich sogar, die alten Menschen mit ihren von Leben gezeichneten Gesichtern vor mir sehen zu können, wenn sie von damals erzählen.
Die historische Komponente erhält noch zusätzlichen Schliff, in dem Dykerhoff ein bisschen Krimi mit einfließen lässt. So entsteht noch mehr Spannung, noch mehr Suchtpotential und ich kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ein wenig erinnert mich dieses Buch an die Bewohner vom Edersee, die ja auch durch den Bau der Talsperre ihr Heim verloren haben.
Für mich ist dieses Buch Geschichte zum Anfassen - Hut ab vor diesem Debüt !
Herzliche Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei über Netalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.