Platt, dafür überlang und unfreiwillig komisch
Das Verschwinden der Stephanie MailerEinst sind in Orphea am Premierenabend des Theaterfestivals vier Menschen ermordet worden. Der Fall scheint geklärt, doch 20 Jahre nach dem Verbrechen ist Journalistin Stephanie Mailer dabei den Fall wieder ...
Einst sind in Orphea am Premierenabend des Theaterfestivals vier Menschen ermordet worden. Der Fall scheint geklärt, doch 20 Jahre nach dem Verbrechen ist Journalistin Stephanie Mailer dabei den Fall wieder unter die Lupe zu nehmen. Doch bevor sie ihre Enthüllungen erklären kann, verschwindet sie selbst. Rosenberg und Scott, die einst den Vierfachmord aufgeklärt hatten, machen sich nun auf, Stephanies Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Ich möchte mal mit einem Zitat einsteigen, das ziemlich genau mein Lesegefühl wiedergibt: „Wie lange bleiben wir denn noch in diesem Scheißkaff?“ „Keine Ahnung. So lange wie nötig.“
Der Autor hält einen Aufenthalt von fast 700 Seiten offensichtlich für sehr nötig. Ich nicht. Schon nach kurzer Zeit wollte ich nur noch weg aus Orphea. Weg von den beschränkten Bewohnern, allen voran sämtlichen Polizisten, Ermittlern, Detektiven etc. Der Klappentext spricht von Ermittlungen „mit größter Sorgfalt“, das scheint mir ein Druckfehler zu sein; ermittelt haben die Polizisten schon, ob nun 1994 oder 2014, besonders clever oder auch nur sorgfältig arbeiten sie nicht. Dafür herrscht aber auf dem Revier Vetternwirtschaft, Sexismus und allgemein eine Stimmung, die mich an Kleinkinder erinnert hat, die sich im Sandkasten gegenseitig eins mit der Schippe überziehen. Manchmal fand ich das witzig; aber eben halt nur so lange bis klar war, dass der Autor sicherlich keine so aberwitzige Story schreiben wollte. Die Handlung wirkt verdammt oft an den Haaren herbeigezogen und künstlich aufgebauscht. Die dabei entstehenden Probleme sind jedoch oft entweder zum Kopfschütteln weil derart banal, oder extrem klischeebeladen. Dazu erzählt Dicker in ziemlich platten Sätzen, noch plätteren Dialogen und hat anscheinend nicht verstanden, dass Stilmittel (wie z.B. Rückblenden) wohldosiert eingesetzt werden müssen, damit der Leser nicht vollends genervt ist. Manche Passagen haben mir gut gefallen, ich mochte Stephanie (die ja leider viel zu schnell verschwindet) und auch den völlig überzeichneten Regisseur des Theaters. Ab und an hat sich sogar eine Prise Spannung in die Handlung verirrt. Doch insgesamt fühlte ich mich – und auch das ist wieder ein Zitat – wie „in so einem Stück für Volldeppen.“