„I can see U“ konnte meine Neugier auf Anhieb wecken. In erster Linie der Klappentext; als ich den das erste Mal las, war ich sofort Feuer und Flamme für das Buch. Das Cover ist nicht so ganz mein Fall, allerdings hat es irgendwie auch etwas Faszinierendes. Vielleicht liegt es an dem Blick des Jungen, dieser hat so etwas Geheimnisvolles und irgendwie auch leicht Hinterhältiges an sich, finde ich. Für mich stand jedenfalls schnell fest: Den ersten Jugendroman von Matthias Morgenroth wollte ich unbedingt lesen!
Als ihr neuer Mitschüler das erste Mal den Klassenraum betritt, fühlt sich Marie sofort zu ihm hingezogen. Ben ist gutaussehend, er ist immer freundlich, höflich und hilfsbereit und trägt stets ein Lächeln auf den Lippen. Marie ist einfach fasziniert von ihm und nimmt sein merkwürdiges Verhalten durch ihre Rosarote Brille zunächst gar nicht wahr. Ihre Klassenkameraden aber spüren, dass mit Ben etwas nicht stimmt. Als plötzlich Fake-Bilder im Netz auftauchen, gut gehütete Geheimnisse ihrer Mitschüler ans Licht kommen und auch sonst so einige sehr seltsame Dinge passieren, beginnt Marie doch so langsam zu zweifeln. Hat all das etwas mit Ben zu tun? Wer ist ihr neuer Mitschüler eigentlich?
Wenn ich dieses Buch in wenigen Worten beschreiben müsste, wären diese wohl: Spannend, fesselnd, erschreckend, gruselig, realistisch, humorvoll. Ja, für mich war „I can see U“ genau das. Ich war hier am mitfiebern, stellenweise auch am schmunzeln, ich war hier wie gebannt beim Lesen und obwohl die Story Fiktion ist, habe ich sie als erschreckend realistisch empfunden.
In meinen Augen ist Matthias Morgenroth ein richtig cooler Jugendroman gelungen. Meinen Geschmack hat er absolut getroffen; ich habe das Buch quasi verschlungen und in weniger als einem Tag durchgesuchtet. Bis auf das Ende finde ich das Buch wirklich klasse. Das Ende hat mich leider ein bisschen unzufrieden zurückgelassen. Es ist zwar spannend, allerdings kam es mir zu schnell und etwas zu abrupt. Zudem war es mir auch zu offen. Mein erster Gedanke war, als ich das Buch beendet hatte: Wie, das war‘s jetzt? Dann aber habe ich noch mal über das Ende nachgedacht und mittlerweile finde ich es doch gar nicht mehr so schlecht. Komplett zufrieden damit bin ich nach wie vor nicht, aber es passt definitiv zur Geschichte.
Was mir richtig gut gefallen hat, ist der Schreibstil. Dieser liest sich sehr angenehm und locker-leicht. Er ist ziemlich jugendlich gehalten, was vor allem die Zielgruppe sehr ansprechen wird. Besonders klasse fand ich, dass es viele Textnachrichten gibt. So etwas liebe ich in Büchern. Ebenfalls begeistert bin ich von dem Humor. Da kann ich mir recht gut vorstellen, dass er eher Jugendliche als Erwachsene ansprechen wird; mich jedenfalls konnte er bestens unterhalten.
Humorvoll ist das Buch also, allerdings liegt das Augenmerk doch deutlich mehr auf der Spannung. Diese kommt hier nicht zu kurz. Ich hatte bezüglich Ben, dem neuen Mitschüler, zwar recht früh eine Vermutung, die sich dann auch bestätigt hat, aber meinen Lesespaß hat dies in keinster Weise beeinträchtigt.
Erzählt wird alles rückblickend aus der Sicht von Marie in der Ich-Perspektive. Sie schreibt die Geschehnisse auf und berichtet uns Lesern davon, was sie alles erlebt hat, nachdem Ben das erste Mal den Klassenraum betreten hat.
Marie war für mich eine absolute Sympathieträgerin. Ich konnte mich wunderbar in sie hineinversetzen und ihr Denken und Handeln jederzeit nachvollziehen. Na ja, okay, manchmal habe ich sie vielleicht doch als ein wenig naiv empfunden, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass sie ein Teenager ist und sich ziemlich in Ben verguckt hat. Wie heißt es so schön: Liebe macht bekanntlich blind. Ich habe ihr teilweise etwas Rosarote-Brille-Verhalten daher als sehr authentisch empfunden.
Auch die anderen Charaktere konnten mich überzeugen. Besonders interessant fand ich Ben. Bei ihm werde ich allerdings nicht näher ins Detail gehen, um nicht doch noch aus Versehen zu spoilern. Ben jedenfalls ist schon echt strange. Wie er redet, wie er sich benimmt – ich habe da öfters eine richtige Gänsehaut bekommen, weil ich sein Verhalten einfach so merkwürdig, schräg und gruselig fand.
Gänsehaut-Momente gab es für mich hier recht viele. Vor allem zum Ende hin habe ich die Handlung als extrem spannend und packend empfunden. Wäre das Ende etwas anders gewesen, wäre „I can see U“ auf jeden Fall ein 5 Sternen-Buch für mich geworden.
Matthias Morgenroth behandelt in seinem Buch viele aktuelle Themen wie Cyber-Mobbing, Digitalisierung sowie der Gebrauch vom Internet und den Social Medien und er verdeutlicht dabei, wie gefährlich die Technisierung sein kann.
Ich persönlich würde „I can see U“ als einen Mix aus Jugendbuch, Thriller und ein bisschen Dystopie bezeichnen. Eine sehr gelungene Mischung, muss ich sagen, eine, die einen beim Lesen richtig fesselt, schockiert und nachdenklich stimmt.
Was genau es nun mit diesem geheimnisvollen Ben auf sich hat, werde ich selbstverständlich nicht verraten. Auch über die vielen seltsamen Dinge, die sich in Maries Klasse zutragen werden, werde ich schweigen. Wenn in euch die Neugierde erwacht ist und ihr die Antworten darauf möchtet wissen, müsst ihr das Buch schon selber lesen. Ich kann es wirklich nur empfehlen, mir hat es tolle Lesestunden beschert.
Fazit: Mit „I can see U“ ist Matthias Morgenroth ein sehr spannender, fesselnder, humorvoller und trotz Fiktion ein schockierend realistischer Jugendroman gelungen. Mich hat die Handlung durchweg mitfiebern lassen und bestens unterhalten. Sie hat mir Gänsehautmomente beschert und mich sehr nachdenklich gestimmt. Mir hat das Buch echt gut gefallen und wäre das Ende ein bisschen anders gewesen, hätte ich hier auf jeden Fall 5 Sterne vergeben. Das Ende mag zur Geschichte passen, nur hat es mich dennoch ein wenig unzufrieden zurückgelassen. Ich kann „I can see U“ natürlich trotzdem absolut empfehlen und vergebe 4,5 von 5 Sternen!