Elisabeth Norebäck – Das Schweigemädchen
Als eine neue Patientin zu der Psychotherapeutin Stella Widstrand kommt, traut sie ihren Augen nicht: Isabelle sieht aus wie ihre Tochter heute aussehen würde, genau so hätte sich Alice entwickelt, wenn ...
Als eine neue Patientin zu der Psychotherapeutin Stella Widstrand kommt, traut sie ihren Augen nicht: Isabelle sieht aus wie ihre Tochter heute aussehen würde, genau so hätte sich Alice entwickelt, wenn sie nicht vor zwanzig Jahren verschwunden wäre. Stellas Umfeld glaubt nicht daran, vor allem nachdem sie einige Jahre zuvor schon einmal nach der vermeintlichen Wiederentdeckung ihrer Tochter völlig aus der Bahn geworfen worden war. Ihre Familie macht sich Sorgen, Stella ist völlig durch den Wind, verwirrt und abwesend und offenbar ist ihr nicht klar, auf welchem Weg sie sich wieder befindet. Das weiß sie in der Tat nicht, denn jemand möchte unbedingt den Kontakt zwischen Isabelle und Stella verhindern.
Elisabeth Norebäcks Debütroman kann auf der ganzen Linie überzeugen und hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Es gelingt der Autorin, viele Spuren zu legen, so dass man lange Zeit verunsichert bleibt und nicht weiß, welchen Reim man sich auf die Vorgänge machen soll. Wird Stella tatsächlich bedroht, hat sie doch eine Psychose, die Wahnvorstellungen auslöst und die sie alles falsch deuten lässt? Am Ende folgt eine saubere und glaubwürdige Auflösung, die keine Frage unbeantwortet lässt.
Die Handlung folgt im Wesentlichen den Ereignissen um Stella. Durch das Fehlen der Perspektiven der Figuren um sie herum, ist man auch als Leser eingeschränkt in dem, was man weiß und kann nur Stellas Deutungen folgen. Mit dem Risiko, auch ihren Denkfehlern oder Fehleinordnungen zu folgen. Gelegentlich werden Abschnitte über Isabelle eingeschoben, die junge Studentin, die nach dem Tod des Vaters psychologische Unterstützung sucht. Es würde zu viel verraten hier ins Detail zu gehen, aber vom Ende her gesehen, sind diese Abschnitte ungemein clever gestaltet und tragen entscheidend zur Spannung bei.
Fazit: ein stimmiger Skandinavien-Krimi, der geschickt mit den Ängsten und Sorgen der Figuren und der Leser spielt.