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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2019

erfreuliche Lektüre

Rheinblick
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Hilde Kessel ist die Wirtin des Rheinblicks. Ihr Lokal ist beliebt bei der gesamten Belegschaft des Deutschen Bundestags und deshalb auch ein Zentrum von Ratsch und Tratsch, ganz nah dran am politischen ...

Hilde Kessel ist die Wirtin des Rheinblicks. Ihr Lokal ist beliebt bei der gesamten Belegschaft des Deutschen Bundestags und deshalb auch ein Zentrum von Ratsch und Tratsch, ganz nah dran am politischen Parkett. Hilde versucht sich in Verschwiegenheit und Neutralität und auch wenn ihr das nicht immer gelingt, so ist sie doch bekannt für ihre Integrität. Die Gerüchteküche gärt, als der neu gewählte Willy Brand nach einer OP nicht sprechen kann und dadurch scheinbar an Macht und Einfluss verlieren könnte, obwohl die SPD ein fulminantes Wahlergebnis eingefahren hat. Eine junge Logopädin versucht ihm zu helfen.

Geschickt flicht die Autorin in die politischen Ränke und die Infos über reale Persönlichkeiten der 70er Jahre eine fiktive Geschichte um eine WG mit einigen jungen Bewohnern und einen Mord. Mir hat vor allem der Schreibstil sehr gefallen und ich hätte nicht gedacht, dass diese Zeit und ihre Politiker mich so fesseln würden. Sie schafft es, Leuten wie Brand tatsächlich näher zu kommen ohne dass es unglaubwürdig oder aufgesetzt klingt und Interesse für die Machtspiele der Politiker aber auch für die kleinen Leute und ihre Sorgen zu wecken.

Eine hochinteressante Autorin, die mit Rheinblick bestätigt, dass ihr Vorgängerroman „Bühlerhöhe“ keine Eintagsfliege war. Erfreuliche Lektüre.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Toller Erstling

Als die Tage ihr Licht verloren
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Wir befinden uns mitten in der Nazizeit „Als die Tage ihr Licht verloren“. Drei junge Frauen stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Zwei Schwestern, Linda und Gitte, die gerade herausfinden, wo sie ihr ...

Wir befinden uns mitten in der Nazizeit „Als die Tage ihr Licht verloren“. Drei junge Frauen stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Zwei Schwestern, Linda und Gitte, die gerade herausfinden, wo sie ihr Lebensweg hinführen soll, und das Nachbarsmädel, Lene, eine gute Freundin, etwas naiv aber eigentlich einfach ein Kind ihrer Zeit. Während die Liebe die Gefühle durcheinander wirbelt, verändert sich um sie herum Deutschland. Und als erst der Krieg beginnt und dann die Nazis beginnen, die Daumenschrauben anzuziehen und mit Erlässen und Gesetzen Maßstäbe für „Lebensunwertes Leben“ setzen, bröckelt die heile Welt und Furcht und Bedrohung halten Einzug. Vor allem Linda trifft es hart, als ihr Mann nicht von der Front zurückkommt und sie durch eine tiefe Depression die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zieht.

Ein schwieriges Stück Zeitgeschichte, welches Stephanie von Hayeck für ihren Erstlingsroman gewählt hat. Die Fakten und Daten der Nazi-Methoden werden sehr rational und klar geschildert und sind für mich immer noch unfassbar, obwohl das Alles natürlich nichts Neues für mich war. Die Mischung zwischen der Empathie, die man für die drei Frauen auf unterschiedliche Weise empfindet, und dem Grauen, welches die Beschreibungen über die Tötungsmaschinerie auslösen, rütteln den Leser ganz schön durch. Ein bewegendes Buch, welches nicht beschönigt und mich auch nach dem Ende noch ziemlich lange beschäftigt hat.

Stephanie Hayek erzählt eindringlich und schafft es, Hauptdarstellern aber auch Nebenfiguren lebhafte Charaktere zu geben, mit denen man mitfiebert und die einem nahe kommen in einer sehr spannenden Geschichte. Volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 17.02.2019

bewegend und sehr spannend

Wenn die Nacht in Flammen steht
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Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich das letzte Buch von Anita Shreve gelesen habe. Nach ihren ersten Büchern wie "Das Gewicht des Wassers", die mich hellauf begeistert hatten, kamen einige, die ...

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich das letzte Buch von Anita Shreve gelesen habe. Nach ihren ersten Büchern wie "Das Gewicht des Wassers", die mich hellauf begeistert hatten, kamen einige, die mir nicht so gut gefallen hatten. Es wurde Zeit, der Autorin wieder mal eine Chance zu geben und diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Mit "Wenn die Nacht in Flammen steht" gelingt Shreve erneut ein Pageturner, den ich von der ersten bis zur letzten Seite genossen habe.

Shreves Stärke ist das Beschreiben zwischenmenschlicher Gefühle aber auch entscheidende Umbrüche im Charakter der Menschen, oft hervorgerufen durch dramatische äußere Ereignisse. Hier ist es ein verheerendes historisch belegtes Feuer, welches der jungen Ehefrau und Mutter Grace den Mann und sämtliches Hab und Gut nimmt. Weil die Umstände sie dazu zwingen aber auch, weil in ihr schon lange mehr geschlummert hat als eine brave Hausfrau und Ehefrau, wächst sie über sich hinaus und beweist eine Stärke und einen Mut, der den Leser gleichermaßen rührt wie begeistert.

Ein Buch über eine starke Frau, die sich durch ein großes Unglück nicht aus der Bahn werfen lässt. Bewegend und extrem spannend und für mich ein Lesehighlight, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Veröffentlicht am 08.01.2019

volle Punktzahl

Zwischen uns die Sterne
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Manchmal brauche ich eine gesunde Dosis Romantik und Liebe in meinen Büchern. Wichtig ist bei mir die richtige Mischung aus beiden mit einem Schuss Realität und einer Prise Humor oder Trauer – beides finde ...

Manchmal brauche ich eine gesunde Dosis Romantik und Liebe in meinen Büchern. Wichtig ist bei mir die richtige Mischung aus beiden mit einem Schuss Realität und einer Prise Humor oder Trauer – beides finde ich nämlich Klasse.
Zwischen uns die Sterne bietet genau das. Die Geschichte beginnt mit einem tragischen Todesfall und einer tiefen Trauer, die seine besten Freunde, Everett und Cameron, gepackt hat. Man weiß von Anfang an, dass sie nur zusammen da rauskommen und dass etwas Größeres und Schönes auf sie wartet, wenn sie es schaffen sollten.
Alle Darsteller waren mir sehr schnell sympathisch und ich fand es besonders schön, dass das Buch auch starken Nebendarstellern Raum gibt. Die Rückblenden erklären die tiefe Freundschaft und Nähe zu dem verstorbenen Aiden. In der Gegenwart gibt es jede Menge Irrungen und Wirrungen und man kann wunderbar mitfiebern und mitleiden.
Die große Stärke der Autorin ist ihr gefühlvoller aber nie verkitschter Erzählstil, der mich von der ersten Seite an gefangen genommen hat. Ich konnte meinen Reader kaum aus der Hand legen und habe das Buch in drei Tagen schnell und mit großem Vergnügen gelesen. Von mir volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung. Ein Buch mit Herz und Verstand.

Veröffentlicht am 30.12.2018

leckere Gerichte

Ofirs Küche
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Da ich bereits jede Menge tolle Kochbücher besitze, muss ein neues Kochbuch einige wichtige Kriterien erfüllen, damit ich zufrieden bin und es auch endgültig in mein Küchenregal zur weiteren Verwendung ...

Da ich bereits jede Menge tolle Kochbücher besitze, muss ein neues Kochbuch einige wichtige Kriterien erfüllen, damit ich zufrieden bin und es auch endgültig in mein Küchenregal zur weiteren Verwendung wandert.

Das Buch muss mich optisch überzeugen. Es geht mir dabei nicht darum, dass tolle Food-Pictures drinnen sind, sondern dass die Fotos glaubwürdig und aussagekräftig sind und die gesamte Optik mich anspricht. Hier kann "Ofirs Küche" schon mal punkten, denn es hat eine angenehme raue Beschaffenheit - also kein glattes unpersönliches Papier und die Bilder zeigen neben guten Beispielen für gelungene Rezepte auch das Land und die Leute, die diese Gerichte lieben. Man bekommt also ein Gefühl für das Land und eine Vorstellung vom Essen. Und man bekommt Lust, die Rezepte nachzukochen.

Es ist ja heutzutage "in", dass ein Kochbuch auch jede Menge kleine Geschichten enthält, die dem Leser vor allem ausländisches Essen durch die Kultur und die Menschen näher bringen soll. Das gelingt Ofir Raul Graizer hervorragend in seinem Buch. Auch ohne in Israel oder Palästina gewesen zu sein, habe ich eine Neugierde auf diesen Teil der Welt entwickelt und mich gefreut, durch das Essen ein bisschen reinzuschmecken in ein fremdes Land.

Die Rezepte sind zum Großteil auch mit europäischen Lebensmitteln wunderbar nachzukochen und enthalten trotzdem eine schöne Prise Exotik und Neues. Ich probiere gerne unbekannte Gerichte aus, freue mich an Gewürzen und Zutaten, die ich noch nicht kenne oder deren Einsatz hier neu und ungewohnt ist. Die von mir gekochten Rezepte waren Gaumenfreuden und gelangen problemlos.
Zwei, drei Zutaten waren mir tatsächlich zu aufwendig und mühsam, sie zu besorgen. Ich habe sie teilweise nach eigenem Ermessen durch anderes ersetzt oder weggelassen. Dennoch war ich mit dem Ergebnis zufrieden und konnte auch bei meiner Familie punkten.

Ich kann das Kochbuch uneingeschränkt empfehlen. Es steht friedlich neben Schubeck und Mälzer in meinem Regal.