Eine schöne Beziehungsgeschichte, umringt von zu vielen und vor allem zu kurz angesprochenen Themen
Erster Satz
Wie lange musste ich das wohl noch ertragen
Meinung
Micah wächst gut behütet in einem reichen Elternhaus auf und kann sich eigentlich nicht über ihr Leben beschweren, wäre da nicht der Familienstreit ...
Erster Satz
Wie lange musste ich das wohl noch ertragen
Meinung
Micah wächst gut behütet in einem reichen Elternhaus auf und kann sich eigentlich nicht über ihr Leben beschweren, wäre da nicht der Familienstreit gewesen, wegen dem ihr Bruder spurlos verschwand. Ihre Eltern kümmert es nicht, wo ihr Sohn ist und ob es ihm gut geht. Um Abstand zu ihnen zu gewinnen und Adrien zu suchen, schreibt sie sich am örtlichem College ein und bezieht eine eigene Wohnung. Doch ausgerechnet der süße Kellner von der letzten Party ihrer Eltern stellt sich als ihr neuer Nachbar heraus. Eigentlich super, da sie sich auf Anhieb verstanden. Blöd nur, dass er ihretwegen den Job verlor.
Von Micah geführt, geht es durch eine Geschichte voller Vorurteilen, Uneinsichtigkeit und Ausgrenzung. Der Schreibstil ist dabei packend, mitfühlend und dennoch witzig und locker.
Als Micah und Julian aufeinander treffen wird schnell klar, dass sie sich verstehen, trotz des unterschiedlichen Standes. Das Treffen ist nur von kurzer Dauer und auch das Wiedersehen danach und doch hegen beide sofort leichte Gefühle für einander, wie später raus kommt. Der Beginn der Beziehung wirkte für mich daher zu übereilt, zu unglaubwürdig. Der restliche Verlauf der Beziehung gefiel mir dagegen aber sehr gut. Es wurde sich Zeit gelassen und nichts überstürzt, es fühlte sich natürlich an.
In der Geschichte finden sich zahlreiche Probleme sogenannter „Randgruppen“, die größtenteils aber nur einmal kurz angeschnitten werden. Cassie und Auri, die wegen ihren unterschiedlichen Hautfarben keine Beziehung führen, da genügend Leute komisch auf sie reagieren, Micahs beste Freundin, die als Teenager schwanger wurde und nun versucht ihren Schulabschluss nachzuholen. Hinzu kommt ihr Bruder, den ihre Eltern mit einem anderen Jungen erwischt und danach aus dem Haus jagten und Julians Geheimnis. Dann ist dort noch Micah, die wegen ihrer Leidenschaft für Comics und Graphic Novels eine Außenseiterin ist. Alles in Allem: Viel zu viel. Anstatt jeder „Randgruppe“ einen Charakter zuzuweisen, hätte man sich lieber auf ein oder zwei konzentrieren sollen.
Charaktere
Die Harmonie zwischen Micah und Julian gefiel mir von Anhieb sehr gut und auch ihre lustige, herausfordernde Art untereinander. Einzig, wenn es um Julians Geheimnis ging, stand Micah mir definitiv zur sehr auf dem Schlauch, obwohl sie sonst eher nicht von der begriffsstutzigen Sorte war. Es zog sich relativ lang und ging später schon auf die Nerven.
Bei Adriens Rolle hatte ich irgendwie mehr erwartet, aber im Großen und Ganzem betrachtet, war seine Geschichte so unwichtig im Verlauf des Buches und wirkte eher wie ein „ausschmückendes“ Detail von Micahs Familie, um ihr Verständnis für Julians Problem zu geben.
Fazit
Die Beziehung zwischen Micah und Julian war schön und gefühlvoll, aber mitreißende Momente blieben eher aus. Die vielen angerissenen Themen waren zu viel und einfach zu wenig ausgeführt. Es wirkte eher wie eine Aufzählung ausgegrenzter Personengruppen unserer Gesellschaft, als dass sich wirklich damit auseinander gesetzt wurde. 3 Sterne