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Veröffentlicht am 24.02.2019

Eine Dystopie ohne Action, jedoch mit umso mehr Sprachgewalt und Atmosphäre.

Die Straße
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Die Welt nach dem Ende der Welt
Ein Mann und ein Kind schleppen sich durch ein verbranntes Amerika. Nichts bewegt sich in der zerstörten Landschaft, nur die Asche im Wind. Es ist eiskalt, der Schnee schimmert ...

Die Welt nach dem Ende der Welt
Ein Mann und ein Kind schleppen sich durch ein verbranntes Amerika. Nichts bewegt sich in der zerstörten Landschaft, nur die Asche im Wind. Es ist eiskalt, der Schnee schimmert grau. Sie haben kaum etwas bei sich: ihre Kleider am Leib, einen Einkaufswagen mit der nötigsten Habe und einen Revolver mit zwei Schuss Munition. Ihr Ziel ist die Küste, obwohl sie nicht wissen, was sie dort erwartet. Die Geschichte der beiden ist eine düstere Parabel auf das Leben, und sie erzählt von der herzzerreißend Liebe eines Vaters zu seinem Sohn....
(Klappentext)

❄❄❄❄❄

"Dass die Welt auf einen rohen Kern nicht weiter zerlegbarer Begriffe zusammenschrumpfte.
Dass die Namen der Dinge langsam den Dingen selbst in die Vergessenheit folgten.
Farben. Die Namen von Vögeln. Dinge, die man essen konnte.
Schließlich die Namen von Dingen, die man für wahr hielt.
Zerbrechlicher, als er gedacht hätte.
Wie viel war schon verschwunden?"
(S. 81)


Dieses Buch beinhaltet eine Dystopie der ganz anderen Art, denn hier passiert im Grunde nicht viel. Keine Zombies, keine actiongeladenen Szenen und keine Bandenrivalitäten zwischen den Überlebenden.
Ein Vater und sein Sohn bewegen sich in einer dystopischen Welt auf einer Straße in Amerika nach Süden, um dem kalten Winter zu entgehen und um an der Küste eventuell Hilfe zu finden, eine Gemeinschaft von Überlebenden, die ihnen nicht ans Leder wollen. Man erfährt nicht, was der Auslöser für die postapokalyptischen Zustände sind oder in welchem Jahr sie sich befinden.
Man streift mit den beiden durch eine Welt, die nicht mehr so ist wie sie einmal war und nie mehr so sein wird. Eine Welt, in der es nichts mehr gibt außer verbrannte Erde, Ruß und Asche, welche selbst die Sonne nicht hindurch lässt. Eine Welt ohne Tiere, dafür mit umso mehr Überlebenden vor denen man sich in Acht nehmen muss. Denn was isst man, wenn es keine Tiere zum Schlachten mehr gibt und man von Hunger getrieben wird?

"Die Stadt war größtenteils ausgebrannt. Keinerlei Anzeichen von Leben.
Autos auf der Straße mit einer Aschekruste überzogen, alles von Asche und Staub bedeckt. Im getrockneten Schlick Fossilien.
In einem Eingang ein ledrig mumifizierter Leichnam. Der dem Tag eine Grimasse schnitt.
Er zog den Jungen näher an sich heran.
Vergiss nicht, dass das, was du in deinen Kopf lässt, für immer dort bleibt."
(S. 14)


Der Schreibstil ist flüssig und beinhaltet, trotz der düsteren und beklemmende Atmosphäre literarisch poetische Züge.
Der Erzählstil ist packend und die Dialogführung nur auf das Nötigste beschränkt. Doch gerade dies führt zu einer unheimlichen Ausdruckskraft der Gespräche zwischen Vater und Sohn.

"Wenn deine Träume von einer Welt handeln, die es nie gegeben hat oder nie geben wird, und du wieder glücklich bist,
dann hast du aufgegeben.
Verstehst du? Und du darfst nicht aufgeben.
Das lasse ich nicht zu."
(S. 169)


Der Autor entführt den Leser in eine unglaublich düstere und herzzerreißende Story voller Erschöpfung, Hunger, Angst, aber auch voller Liebe und Mut.
Aufgrund der äußerst plastischen Beschreibungen von Setting und Gefühlen, fiebert man mit den beiden mit - spürt den Hunger und die Angst in einem hoch kriechen, riecht und schmeckt Rauch und Asche, sieht die verbrannte Welt vor Augen. Hier wird das nackte Überleben von Vater und Sohn mit einer unglaublichen Sprachgewalt erzählt, welche einem als Leser die Gänsehaut rauf und runter laufen lässt.
Wie soll man in so einer Welt überleben und schafft man es trotzdem im Herzen gut und seinen Prinzipien treu zu bleiben? Kann man hier weiterhin zu den Guten gehören?

"Sie kampierten auf einem terrassenförmigen Stück Land jenseits eines zugefrorenen Baches an der Straße.
Der Wind hatte die Asche vom Eis geweht, und das Eis war schwarz,
sodass der Bach aussah wie ein sich durch den Wald windender Basaltpfad."
(S. 35)


Fazit:
Dieses Buch ist eines meiner absoluten Lesehighlights.
Der Autor schaffte es, mich mit dieser Story völlig einzunehmen. Ich habe voller Spannung die Seiten umgeblättert, habe geweint, nachdenklich vor mich hin gestarrt und manche Passagen mit Genuß mehrmals gelesen.
Eine vergleichbare Dystopie, welche mich trotz fehlender Action so sehr in die Story hineingesogen hat, ist mir noch nicht untergekommen. Eine Dystopie ohne Action, jedoch mit umso mehr Sprachgewalt und Atmosphäre.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 19.02.2019

Wundervolles Kinderbuch mit spannender Story, traumhafter Atmosphäre und unheimlich toller Message.

Der Polarbären-Entdeckerclub 1 – Reise ins Eisland
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Ihre erste Expedition mit dem legendären Polarbären-Entdeckerclub beginnt mit einer Katastrophe: Die Juniorforscher Stella, Beanie, Shay und Ethan werden von der Gruppe getrennt und sind plötzlich mitten ...

Ihre erste Expedition mit dem legendären Polarbären-Entdeckerclub beginnt mit einer Katastrophe: Die Juniorforscher Stella, Beanie, Shay und Ethan werden von der Gruppe getrennt und sind plötzlich mitten in Eis und Schnee auf sich gestellt – und sie können einander nicht ausstehen! Aber im Kampf gegen gruselige Frostelfen und fleischfressende Kohlköpfe wird ihnen bald klar, dass sie dieses Abenteuer nur bestehen können, wenn sie eines tun: ihre Rivalitäten überwinden und fest zusammenhalten. Der Beginn eines großen phantastischen Abenteuers voller wundersamer Welten und magischer Entdeckungen!....(Klappentext)

❄❄❄❄❄

"Dann rannten die Wölfe schnurstracks auf den Eingang einer Berghöhle zu und die Kinder verloren sämtliche Erwachsenen aus dem Blick,
als der Schlitten in die Kälte und Dunkelheit eines unheimlich lautlosen Eistunnels hineinschoss.
Alles Vertraute bleib hinter ihnen zurück,
und sie waren unterwegs zu einem ungewissen Schicksal voller Gefahren."
(S. 116)


Stella Starflake Pearl ist eine Schneewaise. Felix, Mitglied des Polarbären-Entdeckerclubs, ist ein berühmter Feenforscher und hat Stella mit 2 Jahren im Schnee gefunden und sogleich adoptiert. Nun ist sie ein glückliches 12-jähriges Mädchen mit einem Einhorn als Reittier und einem Eisbären als Haustier.
Ihr sehnlichster Wunsch ist Entdeckerin zu werden, doch für Frauen und vor allem für junge Mädchen, ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Der Beruf des Entdeckers ist nämlich dem männlichen Geschlecht vorbehalten. Zu allem Überdruss möchte ihre Tante Agatha sie in ein Mädcheninternat stecken, um ihr eine entsprechende Erziehung zukommen zu lassen. Doch da hat diese miesepetrige Agatha nicht mit Felix gerechnet, der kurzerhand beschließt Stelle lieber auf eine seiner Expeditionen mitzunehmen, anstatt sie in ein Internat zu stecken, in dem die Mädchen zwei Stunden mit Büchern auf dem Kopf herumspazieren, anstatt diese zu lesen. Somit ist Stella das erste Mädchen auf einer Expedition. Auf dieser nimmt nicht nur ihr bester Freund Beanie teil, sie lernt auch zwei weitere junge Entdecker kennen. diese bunt zusammengewürfelte Truppe von Kindern könnte unterschiedlicher nicht sein.

Da hätten wir neben Stella noch:
Shay - der Wolfsflüsterer; ist ein ruhiger und mutiger Junge, der sich mit Wölfen unterhalten kann.
Ethan - Meereskrakenentdecker; ein junger und hochnäsiger Zauberer
und Beanie - Halbelf; er ist mein absoluter Favorit unter den Kindern. Er ist eine Leseratte und eher still. Das Besondere an ihm ist, dass er das Asperger Syndrom hat und dementsprechend hat er es nicht leicht im Leben. Doch gerade er ist dann der Gruppe eine große Hilfe und zugleich sorgt er für so einige witzige Dialoge.

Diese Expedition verläuft jedoch alles andere als glatt. Kaum im eisigen Eisland angekommen, werden die Kinder von den Erwachsenen getrennt und sind in diesem unbekannten Land auf sich gestellt.
Und so beginnt das fantastische Leseabenteuer für uns Leser. Mit Stella und ihren Reisegefährten begeben wir uns in eine Welt voller Eis und Schnee, eine Welt voller fantastischer Wesen, skurrilen Figuren und haufenweise spannender Ereignisse. Wir begegnen z.B Pygmäendinos, welche nicht größer als kleine Kätzchen sind, 19 Meter großen Yetis mit Zähnen so groß wie Stella, Frosties, welche entfernte Feenverwandte sind, tätowierten Banditen und noch vielen mehr.
Und während wir den Junior-Entdeckern auf ihrer Reise durch das Eisland folgen, kommen wir auch gleichzeitig der Abstammung von Stella näher und lernen viel über Freundschaft.

"Das Schiff war nicht weit entfernt, und sie hatten es bald gefunden.
Es war schief im Eis festgefroren, und im fahlen Mondlicht sah es mit seinen zerfetzten Segeln
und schwarzen Löchern im verfaulten Holz wie ein unheimliches Geisterschiff aus.
(S. 185)


Der Schreibstil ist flüssig und die Erzählweise packend und kindgerecht. Hier wird es spannend, witzig und zugleich beschleicht einem beim Lesen ein wohliges Gefühl. Die Charaktere sind fein und gut ausgearbeitet und das gesamte Buch wird von einer unheimlich tollen Atmosphäre durchzogen.

Des Weiteren enthält die Story wunderschöne Messages bereit, wie z.B., dass man nie von Äußerlichkeiten auf das Innere eines Wesens/Menschen schließen soll, oder das Mädchen alles ebenso gut machen können wie auch Jungs und das es wunderbar ist, wenn man anders oder sogar wunderlich ist. Es ist ein Buch über Freundschaft, Mut und das Anderssein.

">>Gib ihm eine Chance<<, erwiderte Felix beharrlich.
>>Es ist nicht gut, ein vorschnelles Urteil zu fällen über Menschen.
Und manchmal müssen sie Kämpfe austragen, von denen wir nichts ahnen.
Was kostet es, nett zu sein?<<"
(S. 75)


Dieses Buch ist der Auftakt einer neuen Kinderbuchreihe und ich bin begeistert. Daher bin ich auch schon gespannt was die Autorin noch für uns Leser bereit hält. Der 2. Teil erscheint, lt. Verlag, im Semptember 2019.

Ein besonderes Schmankerl gibt es auf der Verlagsseite auch noch. Hier findet man nämlich Downloads von Vorlagen für eine Entdeckungsreise zu Hause, welche sich vor allem für einen Kindergeburtstag eignet. So macht ein Kindergeburtstag dann auch im Winter und bei Kälte Spaß.

Fazit:
Dieses wundervolle Buch bescherte mir tolle Lesestunden. Ich habe gelacht und mit Spannung die Seiten umgeblättert. Vor allem die Charaktere und die Messages dieser Story konnten mich begeistern und von sich einnehmen. An diesem Buch werden nicht nur Kinder ihre Freude haben.

© Pink Anemone (inkl. Bilder, Leseprobe, Link zu Downloads und Autoren-Info)

Veröffentlicht am 17.02.2019

Ein meisterhafter Noir-Krimi auf typisch schottische Art und Weise.

Blutiger Januar
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Januar 1973: Mitten in Glasgow erschießt am helllichten Tag ein Jugendlicher auf offener Straße eine junge Frau, bevor er sich selbst eine Kugel in den Kopf jagt. Detective Harry McCoy, dem der Mord am ...

Januar 1973: Mitten in Glasgow erschießt am helllichten Tag ein Jugendlicher auf offener Straße eine junge Frau, bevor er sich selbst eine Kugel in den Kopf jagt. Detective Harry McCoy, dem der Mord am Tag zuvor im Gefängnis von einem psychotischen Gefangenen angekündigt wurde, steht vor einem Rätsel. Zumal der Gefangene selbst um die Ecke gebracht wird. McCoy nutzt seine alten Verbindungen zu Glasgows Unterwelt, um in den Ermittlungen voranzukommen, legt sich dabei aber schnell mit den Dunlops an, der mächtigsten Familie der Stadt. Und auch sein Boss pfeift ihn zurück. Aber McCoy lässt sich nicht beirren....(Klappentext)

♟♟♟♟♟

"Denn jede Stadt besteht aus einer Vielzahl von Städten.
Mindestens zwei stehen einander feindlich gegenüber,
die Stadt der Reichen und die der Armen."
(Nach Platon)


Der Januar im Jahr 1973 war ein Monat der in Glasgow in Erinnerung blieb, vor allem in Polizisten- und Ermittlerkreisen. Sechs Opfer in einer Woche. Die meisten Polizisten und Ermittler hatten keine Ahnung was da wirklich vor sich ging. Sechs Opfer, viele Verdächtige, aber keine Verhaftung.
Nur einige wenige von ihnen wissen Bescheid - Detective Harry McCoy von der Glasgow Police Force ist einer von ihnen. Wir, die Leser, dürfen mit McCoy dabei sein, begeben uns in die 70er Jahre Glasgows, sehe wie alles begann und vor allem wie dieser blutige Januar endete...

Damals in den 70ern, als Detectives noch in Anzügen, Hüten und Trenchcoats herum liefen, als Gangs noch als Clans bezeichnet wurden - zwar mit wesentlich mehr Stil als die heutigen Kriminellen, jedoch auch brutaler. Damals, als einem Musik von Rod Stewart und David Bowie genauso um die Ohren flogen, wie Pistolenkugeln aus den Knarren der rivalisierenden Clans. Tja, damals herrschten noch andere Gesetze und Regeln. Das Letztere gilt vor allem für Glasgow. Hier nimmt auch alles seinen Anfang und zwar mit einem Anruf aus dem Gefängnis.

Howie Nairn, ein Krimineller, möchte unbedingt mit Detective McCoy sprechen - persönlich! Als dieser auf diesen Wunsch eingeht, sagt ihm dieser, dass am nächsten Tag ein Mädchen ermordet wird und McCoy soll dies unbedingt verhindern. Den Vornamen und wo das zukünftige Opfer höchstwahrscheinlich arbeitet sind die einzigen Infos die McCoy von ihm erhält. Er konnte diesen Mord nicht verhindern und das Mädchen wird erschossen. Das 1. Opfer von sechs und die Zeit läuft.

Der Protagonist McCoy ist führender Detectiv und bewegt sich selbst am Rande der Legalität. Er ist Drogen, Alkohol und Nutten nicht abgeneigt und pflegt eine etwas bizarre Freundschaft mit einem Gangsterboss. Er selbst wurde seit der Kindheit vom Leben ordentlich durchgebeutelt, hat aber den Absprung auf die richtige Seite geschafft...mehr oder weniger. Er hat jedoch das Herz am rechten Fleck und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, agiert meist besonnen und ruhig, außer er ist besoffen und auf Drogen. Er muss hier ziemlich viel einstecken und läuft auch nicht gerade selten mit einem Kater und einem blauen Auge herum. Er trägt auch durchaus nachdenkliche Züge in sich und ist somit ein melancholischer Hard-boiled Detectiv wie er im Buche steht.
Detectiv Wattie ist sein Partner, der ihm aufs Auge gedrückt wurde und diese Figur könnte kontrastreicher nicht sein. Wattie ist noch ziemlich grün hinter den Ohren, hat von der Straße und ihren eigenen Regeln und Gesetzen noch nicht viel Ahnung, ist idealistisch, noch hoch motiviert und agiert streng nach Lehrbuch. Das er so nicht weiter kommt wird ihm schnell klar und in McCoy hat er dafür den idealen Mentor gefunden.

">>Mal gucken wir weg, erstatten keine Anzeige oder drücken ein Auge zu,
dafür liefern die uns irgendeinen beschissenen Sexualverbrecher aus, an den wir sonst nicht rankgekommen wären.
Verstehst du? [...]
Wir lassen ihn von der Bildfläche verschwinden, schicken ihn dorthin zurück, wo er herkam, und das Leben geht weiter seinen gewohnte Gang.
Ist einfacher für alle.<<"
(S. 103)


Erzählt wird aus der Sicht von McCoy und daher enthält dieser Krimi auch melancholische Züge. Der Schreibstil ist typisch schottisch - flüssig und fesselnd, aber auch durchaus derb, rau und direkt. Dabei schafft es der Autor die Atmosphäre der 70er Jahre hervorragend einzufangen und gleichzeitig eine Milieustudie von damals zu kreieren. Hier taucht man wirklich in den tiefsten Moloch von Glasgow ab.

Normalerweise habe ich genug von privat durchgebeutelten Ermittlern, bei denen die Privatprobleme den Kriminalfall überlagern und das ständige Mimimi mich spätestens nach der Hälfte des Buches nervt. Dem ist hier nicht so, da es hier zum Gesamtkonzept passt und alles auf unaufdringliche Weise miteinander verwoben wird.
Obwohl dieser Krimi auch ruhige und melancholische Züge trägt, ist es spannend die Story und vor allem die Ermittlungen zu verfolgen, auch wenn zwischendurch viel geflucht, gesoffen und Drogen eingeworfen werden. Auch Gewalt ist hier an der Tagesordnung und das nicht zu knapp. Da der Schreibstil auch sehr plastisch ist, ist dieser Krimi nicht unbedingt für sensible Gemüter geeignet. Aber wie schon erwähnt - hier würde überhaupt nichts anderes passen.

"Dieses Mal war das Geräusch gedämpft, kein Knall.
Roter Dunst trat auf der anderen Seite des Kopfes aus, Knochensplitter, ein dicker Blutstrahl spritzte schräg empor.
Er schwankte, die Augen ins Schädelinnere verdreht, und fiel auf die Knie,
verharrte ungefähr eine Sekunde in dieser Haltung,
dann kippte er vornüber."
(S. 36)


Fazit:
Ich bin begeistert! Alan Parks hat mit seinem Debüt einen meisterhaften Noir-Krimi erschaffen und das auf typisch schottische Art und Weise. Diesen habe ich mit Freude verschlungen, um mich am Ende zufrieden zurückzulehnen. Wieder einmal muss ich erwähnen, dass schottische Autoren eine ganz eigene Art zu schreiben haben und ich liebe diesen Stil. Diesen Autor werde ich im Auge behalten und freue mich schon auf den nächsten Teil der McCoy-Reihe, denn nicht viele Autoren schaffen es, einen Noir-Krimi zu erschaffen, der einem in die damalige Zeit eintauchen und versinken lässt und man dadurch gleichzeitig einen klassischen Detectiv begleitet - rau, derb, authentisch.

© Pink Anemone (mit Bildern, Autoren-Info, Buchtrailer und Leseprobe)

Veröffentlicht am 09.02.2019

Ein atmosphärischer Roman, der einem in die damalige Zeit und in die Welt der Berge eintauchen lässt.

Der Berg
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Wir schreiben das Jahr 1924. Auf der Nordostseite des Mount Everest machen sich die beiden englischen Bergsteiger George Mallory und Andrew Irvine auf den Weg zum Gipfel – und verschwinden für immer. Bis ...

Wir schreiben das Jahr 1924. Auf der Nordostseite des Mount Everest machen sich die beiden englischen Bergsteiger George Mallory und Andrew Irvine auf den Weg zum Gipfel – und verschwinden für immer. Bis heute weiß man nicht, was mit ihnen geschehen ist. Waren es die Wetterbedingungen, die an diesem Tag herrschten? Oder war noch etwas dort oben bei ihnen auf dem Berg, etwas Tödliches? Mit Der Berg erzählt Bestsellerautor Dan Simmons die packende Geschichte von der Erstbesteigung des Mount Everest – ein Roman, den man nie wieder vergisst....(Klappentext)

❄❄❄❄❄

"Während wir rasch von einer Eisnadel zur nächsten huschten, um Deckung vo reinem unbekannten Feind zu suchen,
fragte ich mich allmählich, wann diese Expedition die Grenze vom lediglich Ausgefallenen
ins Reich des Fantastischen überschritten hatte."
(S. 553)


Vor allem Kletterer und Alpinisten kennen die historischen Ereignisse bezüglich so mancher Erstbesteigungen. Hierbei ist das Verschwinden von den britischen Bergsteigern George Mallory und Andrew Irvine auf dem Mount Everest DAS Ereignis schlechthin.Sie wollten die "Mutter des Universums", so die Namensübersetzung aus dem Tibetischen, bezwingen, verschwanden jedoch spurlos.
Erst 1999 wurde Mallorys Leiche und ein Eispickel Irvines gefunden. Mallorys Leiche wies keine typischen Absturzverletzungen auf, lediglich ein gebrochener Unterschenkel und Irvines Überreste wurden bis heute nicht gefunden. Dies gibt natürlich bis heute Rätsel auf. Vor allem die Frage, ob die beiden womöglich den Gipfel erreichten und somit als die Ersten den Mount Everest bezwungen haben.

Mit diesem historischen Ereignis im Hintergrund erschuf Dan Simmons einen fiktiven Roman, der den Leser in die damalige Zeit, in einen Teil der Geschichte des Bergsteigens und vor allem in die Welt der Berge eintauchen lässt. Dabei haben auch durchaus berühmte Bergsteiger und Pioniere ihren Auftritt, wie z.B. George Ingle Finch und Edward Felix Norton einen Auftritt.

Nur wenige Tage nach dem Verschwinden von Mallory und Irvine fand auch ein anderer Brite auf dem Mount Everest den Tod. Lord Bromley schien der Everest-Expedition von Mallory zu folgen und das auf eigene Faust und ohne die entsprechende Ausrüstung. Laut eines Zeugen wurden er und sein unbekannter Begleiter von einer Lawine erfasst und in den Abgrund gerissen. Drei Männer wollen diesen beiden Ereignissen, das Verschwinden von Mallory und Irvine und den angeblichen Tod von Lord Bromley, nachgehen.
Der Engländer Davis Deacon - von allen nur "Der Diakon" genannt. 37 Jahre und schon 1922 mit Mallory auf einer Mount Everest-Expedition und somit ein erfahrener Alpinist.
Der Franzose Jean-Claude Clairoux - kurz J.C., 25 und bereits erfahrener Bergführer.
Und der Amerikaner Jake Perry - 22, erfahrener Felskletterer, der ebenfalls schon einige Bergbesteigungen hinter sich hat und dessen Geschichte wir hier lesen.

"Bald nachdem wir vom Schnee auf Fels gelangen, fängt der Gipfel des Everest an golden zu leuchten.
Dann erstrahlen auch die Spitzen des Changtse, Makalu, Chomolonzo und anderen hohen Berge in der Nähe,
und auch weit im Norden begrüßen die ersten steinernen Riesen den Morgen."
(S. 479)


Diese drei machen sich zum Ziel den Mount Everest zu besteigen und den mysteriösen Hintergründen nachzugehen. Um dies finanzieren zu können, wenden sie sich an Lady Bromley, die Mutter von Lord Bromley, welche noch immer die Hoffnung hegt, dass ihr Sohn lebt. Schnell wird jedoch klar, dass sie eigentlich die Erstbesteigung des Mount Everest im Sinn haben und somit begeben wir uns mit ihnen auf eine waghalsige Mount Everest-Expedition und besteigen mit ihnen die Mutter der Berge. Doch hier scheinen nicht nur Schnee, Eis und die Berge selbst die Feinde der drei Bergsteiger zu sein...hier lauert noch etwas ganz anderes auf sie.

Dies ist mein erster Dan Simmons und ich bin begeistert. Wer jedoch einen spannenden Abenteuerroman erwartet, wird hier wohl eher enttäuscht sein. Simmons konzentriert sich vor allem auf die Charaktere und atmosphärische Natur- und vor allem Bergbeschreibungen. Bis man sich auf der eigentlichen Expedition befindet, gehen schon mal 250 Seiten ins Land. Diese gestalten sich jedoch keineswegs langweilig. Man erhält Kenntnisse in die tragische Matterhorn-Besteigung des Bergsteigers Whymper im Jahre 1865 , bei der drei Männer in den Tod stürzten.

Ebenso ist man bei den Vorbereitungen dabei, erhält so Einblick in die Ausrüstung, sowie in die Entwicklung dieser. Dadurch lernt man wiederum so einiges über die Geschichte der Bergsteigerausrüstung und mit welch einfachen und primitiven Mitteln damals geklettert wurde. Hier möchte ich anmerken, dass die Bergsteiger von damals den höchsten Respekt verdienen.
Man erfährt aber auch, dass mit dem Tod von Lord Bromley etwas nicht stimmt und dieser Zeuge alles andere als vertrauenswürdig ist. Dadurch blickt man auf die politischen Ereignisse von damals, als der Nationalismus bereits eine gefährliche Wendung annimmt und dessen Ausgang uns nur wohl bekannt ist.
Danach erhält man ein Bild von den Darjeeling-Teeplantagen und weiteren Vorbereitungen, bis man sich schließlich auf den Berg begibt.

"Während ich mich über die Leiter schiebe, mache ich den Fehler,
einen Blick in die blauschwarz schimmernden Tiefen zu werfen.
Unter den wackelnden, vereisten Sprossen tut sich ein gähnender Abgrund auf.
Die Neigung der Leiter wirkt auf einmal viel steiler.
Ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt."
(S. 391)


Der Roman punktet vor allem durch die detailreichen Natur- und Bergbeschreibungen und die Charakterzeichnungen. Obwohl es eher ruhig verläuft, konnte mich dieses Buch von Anfang an fesseln. Gegen Ende wird es dann aber doch sehr temporeich und der Roman entwickelte sich nahezu zu einer spannenden Story a la Indiana Jones. Ich muss jedoch gestehen, dass mir eher waghalsige und beklemmende Kletterpartien den Atem raubten. Ich las so manche Kletterszene mit angehaltenem Atem und durch gespreizte Finger.
Kurz gesagt - der Schreib- und Erzählstil von Simmons ist packend und plastisch zugleich.

Zusätzlich enthält dieser historische Roman durchaus wunderschöne und nachdenkliche Passagen, welche vor allem Alpinisten und Kletterer nachempfinden können.

"Doch heute weiß ich, dass Bergsteigen vor allem unter extremen Bedingungen, die keinen Fehler zulassen - ein sonderbares Pendant zu Zen ist.
Das Bewusstsein des Kletterers ist hier bis auf die nächsten Bewegungen, die er erspäht oder erspürt,
und die Geschwindigkeit, die er benötigt, um am Fels zu bleiben, beschränkt.
Im Geist spielt er die Griffe und Tritte durch, die ihn voranbringen und vor dem Sturz in den Tod bewahren."
(S. 677)


Fazit:
Dieses Buch habe ich auch teils im Gedenken an meinen Großvater gelesen, welcher leidenschaftlicher Alpinist und somit bei jeder sich bietenden Gelegenheit in und auf den Bergen war. Er bestieg, unter anderem, den Mount Blanc und als Bergführer auch das Matterhorn. Diese Liebe zur Natur und zu den Bergen habe ich Großteils ihm zu verdanken, wobei ich mich eher auf das "gemütlichere" Wandern in den tieferen Ebenen beschränke.
Dan Simmons schaffte es mich in die Welt der Berge eintauchen zu lassen und diese Welt ist alles andere als ungefährlich. Authentische, detailreiche und vor allem bildhafte Beschreibungen, egal ob Ausrüstung, Bergverhältnisse oder Klettermanöver betreffend - hier passt einfach alles.
Für Alpinisten, Kletterer und Liebhaber von Bergen und Natur ein absolutes Muss.

© Pink Anemone (mit Bildern, Leseprobe, entsprechender Lese-Begleitmusik, Autoren-Info und Filme)

Veröffentlicht am 27.01.2019

Genialer viktorianischer Krimi mit viel Humor, noch mehr Spannung und berühmter historischer Persönlichkeiten.

Die Todesfee der Grindlay Street
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"Heil Dir! Macbeth, bald findest du den Tod.
Heil Dir! Und Schottlands Bühne färbt sich rot." (S. 22)

Bram Stoker (ja, genau DIESER Bram Stoker) ist Theaterintendant des Lyceum Theatre in London und das ...

"Heil Dir! Macbeth, bald findest du den Tod.
Heil Dir! Und Schottlands Bühne färbt sich rot." (S. 22)


Bram Stoker (ja, genau DIESER Bram Stoker) ist Theaterintendant des Lyceum Theatre in London und das Stück Macbeth ist derzeit der Renner.Bis eine mysteriöse und vor allem blutige Nachricht nach einer Aufführung ganz London erschüttert. Nun heißt es dieses Stück wäre verflucht. Die Londoner Polizei nimmt dies natürlich nicht ernst, schon gar nicht, dass eine Todesfee geheult haben soll als diese Nachricht hinterlassen wurde. Der Fall war für sie abgeschlossen, doch nicht für Stoker und seine Theater-Crew.
Macbeth wird nun auch in Edinburgh aufgeführt und genau hier soll es angeblich zu einem Todesfall kommen, so die Prophezeiung. Stoker hat einen Tipp erhalten, dass er sich dort an Inspector McGray wenden soll, denn dieser ist genau der Richtige für SO EINEN Fall .... und somit beginnt die Jagd nach der mysteriösen Todesfee, denn diese lässt sich auch in Edinburgh blicken.

Dies ist der 3. Teil der Frey & McGray-Reihe und auch diesmal bin ich wieder begeistert.

Hier nimmt Bram Stoker eine sehr wichtige Rolle ein. Diejenigen, welche mit der Biografie des irischen Schriftstellers, aus dessen Feder "Dracula" stammt, vertraut sind wissen, dass er einen Hang zum Mystizismus hegte. Und diejenigen, welche diese viktorianische Krimi-Reihe bereits kennen wissen ebenso, dass sich auch Inspector McGray mit dem Paranormalen beschäftigt und sogar eine spezielle Polizeieinheit gründete - "Kommission zur Aufklärung ungelöster Fälle mit mutmaßlichem Bezug zu Sonderbarem und Geisterhaftem".
Sein Kollege Frey hält von dem ganzen Humbug hingegen so gar nichts und tut das natürlich auch immer laut kund. Ihr könnt Euch also vorstellen was sich hier abspielt. Angespannte Atmosphäre mit vielen Wortwechseln zwischen den Protagonisten und somit ein amüsantes Lesevergnügen für uns Leser.
Doch dieses Buch lässt den Leser nicht nur schmunzeln, sondern auch gespannt jede Seite umblättern. Dieser Fall ist nämlich wirklich äußerst verzwickt.

"Dann blinzelte sie, und ihr war, als weiche alles Leben aus ihr,
bis sie nur noch eisige Kälte in ihrer Brust spürte.
Fussie hatte an blutgetränktem Hirn rumgekaut.
Und genau in dem Moment, als Ellen Terry zu schreien anhob,
war der Schrei der Todesfee zu vernehmen."
(S. 18)



Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und klar und auch die Erzählweise wie immer packend. Als Leser hat man das Gefühl den Polizeibericht von Inspector Frey zu diesem Fall zu lesen und das auf sehr amüsante und vor allem packende Art und Weise. Dieser beinhaltet niedergeschriebene und gesammelte Dokumente von Inspector Frey, sowie Randnotizen und Tagebucheinträge von Bram Stoker leiten die Kapitel ein.
Es wird dabei auch auf die vergangenen Geschehnisse eingegangen, um sich wieder in der Welt von Frey & McGray zurechtzufinden und so manches aufzufrischen. Man muss also diese Reihe nicht zwingend der Reihe nach lesen, wobei es doch von Vorteil wäre, um in den vollen Lesegenuß zu kommen.

Oscar de Muriel schafft es bekannte historische Fakten, bezüglich der Biographie so mancher vorkommenden Charaktere, mit einer fiktiven Story zu verweben und so einen interessanten, wie auch spannenden viktorianischen Krimi mit viel Atmosphäre entstehen zu lassen.

Dieser Krimi beinhaltet auch unglaublich viele Wendungen, sodass es niemals langweilig wird, Man hat hier wirklich keine Ahnung was einem auf den nächsten Seiten erwartet.
Der Humor kommt auch hier wieder nicht zu kurz und vor allem der verbale Schlagabtausch zwischen Frey und McGray ließen mich öfters laut auflachen. Diese beiden schenken sich wirklich nichts und erinnern mich in gewisser Weise an die Filme mit Bud Spencer und Terence Hill, wenn Terence Hill ein versnobter Engländer wäre.

"Ich lachte lauthals auf.
>>Und das aus dem Mund von Nine-Nails McPorridge.<<
>>Och, halten sie den Schnabel, Sie Mädchen mit Haaren im Gesicht.<<"
(S. 86)


Am Ende des Krimis befinden isch noch "Historische Anmerkungen" und "Anmerkungen des Verfassers", welche man isch ebenfalls nicht entgehen lassen sollte.

Fazit:
Ich bin ja von Beginn an Fan dieser viktorianischen Krimi-Reihe und bisher konnte mich wirklich jeder Band begeistern. Im vorliegenden 3. Teil legt der Autor sogar noch ein Schäuflein nach. Dies kam natürlich auch daran liegen, dass ich ein Fan von Bram Stoker und vor allem auch vom Werk "Macbeth" bin. Tja, und nun kann ich es ein weiteres Mal nicht mehr erwarten bis der nächste Teil auf Deutsch erscheint.

© Pink Anemone