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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2019

brillante Mischung aus Krimi und Erzählung

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist für mich das erste Buch von Joël Dicker, nach der Lektüre kann ich die Begeisterung über sein Erzähltalent verstehen und freue mich schon darauf sein Debüt „Die ...

„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist für mich das erste Buch von Joël Dicker, nach der Lektüre kann ich die Begeisterung über sein Erzähltalent verstehen und freue mich schon darauf sein Debüt „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ bald als Hörbuch genießen zu können.
Zum Inhalt: Vor 20 Jahren wurde in der amerikanischen Kleinstadt Orphea am Tag der Premiere des Theaterfestivals der Bürgermeister mit seiner Familie und eine Joggern vor seinem Haus erschossen. Dieser 4-fach Mord wurde unter anderem von Jesse Rosenberg und seinem Partner Derek Scott aufgeklärt, 20 Jahre später meldet sich die Journalistin Stephanie Mailer bei Jesse, die offenbar über andere Informationen verfügt. Bevor Jesse Rosenberg Details zu ihrem Verdacht erfahren kann, verschwindet sie spurlos. Als kurz darauf in Orphea eine weitere Leiche auftaucht, beginnt Jesse zu ahnen, dass tatsächlich mehr hinter der Geschichte steckt, er beginnt mithilfe seines alten Freundes und der Polizistin Anna Kanner, die neu in Orphea ist, den Fall neu aufzurollen, auch wenn er damit alte persönliche Wunden aufreißt.
Der Roman ist inszeniert wie ein Puzzlespiel mit vielen falschen Fährten, der Leser tappt über die Zusammenhänge und die tatsächlichen Tathergänge ebenso im Dunkeln wie die Ermittler. Die Kapitel wechseln zwischen verschiedenen Zeitebenen und unterschiedlichen Erzählperspektiven. Im Jahr 2014 zur Zeit der aktuellen Ermittlungen werden die Tage in einer Art Countdown zur Premiere der 20. Auflage des Theaterfestivals herunter gezählt, das eine Art roten Faden des Romans darstellt. Während manche Kapitel an eine Reportage erinnern, sind andere Abschnitte sehr persönlich gehalten oder lassen durch viele Dialoge das Geschehen lebendig werden.
Das Buch bietet eine brillante Mischung aus Krimi und Erzählung, es beschäftigt sich nicht nur mit der Lösung eines Mordfalls sondern karikiert auch das Leben und Sozialgefüge in der Kleinstadt Orphea, indem es in den Biographien einiger Bewohner zum Teil sehr skurril anmutende Begebenheiten und Entwicklungen zum Vorschein bringt. In seiner Überzeichnung und seiner Satire erinnert mich der Roman an Filme der Brüder Ethan und Joel Coen. Die Vielzahl an Charakteren ist anfangs verwirrend, es gibt am Ende des Buches eine Auflistung der wichtigsten Figuren, damit der Leser nicht den Überblick verliert.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn der Autor in einigen Punkten den Bogen meiner Meinung nach etwas sehr überspannt hat. Kirk Harvey und sein Theaterstück habe ich mit der Zeit als nervtötend empfunden, die Auflösung der Geschichte hatte für mich ein paar Verwicklungen zu viel.

Veröffentlicht am 24.03.2019

eine erfrischende Liebes- und Verwechslungsgeschichte für die leichte Lektüre zwischendurch

Bleib doch, wo ich bin
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Der Roman „Bleib doch, wo ich bin“ von Lisa Keil, erschienen im März 2019 bei Fischer bietet eine erfrischend erzählte Liebes- und Verwechslungsgeschichte und ist ideal für eine leichte Lektüre zwischendurch.
Kaya ...

Der Roman „Bleib doch, wo ich bin“ von Lisa Keil, erschienen im März 2019 bei Fischer bietet eine erfrischend erzählte Liebes- und Verwechslungsgeschichte und ist ideal für eine leichte Lektüre zwischendurch.
Kaya hat mit Mitte 20 ihren Lebensmittelpunkt in ihrem Heimatort gefunden und führt dort mit Leidenschaft eine kleine Buchhandlung. In der Kleinstadt auf dem Land kennt man sich, ihre Freunde sorgen für Abwechslung, ebenso ihre 13-jährige Nichte Milli, die an den Wochenenden und in den Ferien häufig bei ihr zu Besuch ist.
Einen festen Freund vermisst Kaya aktuell nicht, umso mehr ist sie selbst über ihre Gefühle erstaunt, als sie auf einer Scheunenparty für eine Wette den dort allein am Thresen sitzenden Lasse anspricht. Kaya ahnt dabei nicht, dass Lasse ausgerechnet Millis Klassenlehrer ist, der als Stadtmensch dem Landleben eher skeptisch entgegenblickt und Kaya mit Millis Mutter verwechselt. In der Folge sorgen einige Zwischenfälle und Missverständnisse für turbulente bis amüsante Entwicklungen.
Insbesondere Kaya mit ihrer offenen und selbstbewussten Art ist ein Sympathieträger, durch wechselnde erzählende Personen jeweils aus der Ich-Perspektive ist der Leser dicht an den Figuren dran und blickt hinter die Kulissen.
Liebesromane sind nicht mein bevorzugtes Genre, sie geraten schnell zu kitschig und mit rosa Zuckerguss überzogen oder zu erotisch. Hier stimmt die Mischung, es werden auch die Schattenseiten von Land- und Stadtleben beleuchtet ebenso wie die von Beziehungen ansich. Es gibt ein paar nicht ganz jugendfreie Szenen, die sich aber im Rahmen halten und in den Kontext passen.
„Bleib doch, wo ich bin“ ist der erste Roman Lisa Keils, die ansonsten ihren Lebensunterhalt als Tierärztin verdient. Ihre Liebe für die Tiere und die Tiermedizin fließen in die Geschichte mit ein, ihr Hintergrundwissen sorgt für Authentizität.
Die Figuren sind mir mit ihrer erfrischenden Art schnell ans Herz gewachsen, eine Leseprobe am Ende des Buchs macht neugierig auf die Fortsetzung, bei der die Geschichte um Kaya, Lasse, Rob und Milli weiter gesponnen wird.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Gefängnis oder Freiheit?

Die Frauen von Själö
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Johanna Holmströms aktueller Roman „Die Frauen von Själö“, der im Februar 2019 im Ulstein-Verlag erschienen ist, beschäftigt sich mit der Geschichte der auf dieser Insel im finnischen Schärengarten gelegenen ...

Johanna Holmströms aktueller Roman „Die Frauen von Själö“, der im Februar 2019 im Ulstein-Verlag erschienen ist, beschäftigt sich mit der Geschichte der auf dieser Insel im finnischen Schärengarten gelegenen Nervenanstalt für Frauen und deren Bewohnerinnen. Beispielhaft stehen die Schicksale zweier Patientinnen und einer betreuenden Krankenschwester im Mittelpunkt der Erzählung.
Die Geschichte nimmt ihren Anfang im Jahr 1891 mit Kristina, die nach der Geburt eines unehelichen Kindes an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurde. Sie findet zwar einen Partner, mit dem sie eine kleine Familie gründet, als Einari zur See fährt, um ihre gemeinsame Existenz zu sichern, ist Kristina mit der Last des Alltags und der Einsamkeit überfordert. Ihre Zunehmende Erschöpfung führt eines Abends zu einer dramatischen Szene, in der Kristina nicht ganz bei Sinnen ihre eigenen Kinder im Fluss ertränkt. Nach einigen Zwischenstationen landet Kristina in der Anstalt in Själö, die für die meisten Patientinnen eine Endstation bedeutet und die nur wenige jemals wieder verlassen. Es gibt keine wirkliche Therapie, die Patientinnen, die in der Gesellschaft unerwünscht sind, werden dort verwahrt und isoliert, sobald sie den Ansprüchen nicht genügen. Insgesamt erinnert das Krankenhaus eher an ein Gefängnis.
Ein Zeitsprung führt in die 1930 Jahre, als die 17-jährige Elli nach depressiven Phasen und einem Ausreißversuch mit ihrer ersten großen Liebe auf Själö eingewiesen wird. Wenig vor Elli hat Sigrid in der Anstalt als Pflegerin begonnen. Sie hat sich bewusst diesen Ort als Arbeitsstätte gewählt und versucht den Frauen dort mit mehr Empathie und Verständnis zu begegnen, stößt in dem damals herrschenden System und eingefahrenen Denken jedoch an ihre Grenzen.
Der Roman bewegt, stimmt nachdenklich und erschreckt immer wieder mit seinen schonungslosen Schilderungen. Frauen mit ernsten psychischen Problemen zerbrechen aufgrund mangelnder Hilfe, andere passen nicht in die Gesellschaft, ecken mit ihren Gefühlen und Verhaltensweisen an und werden nach Själö abgeschoben. Die Abgeschiedenheit der Insel führt zu einer ganz eigenen Dynamik, nicht zuletzt, weil die Frauen dort weitgehend auf sich allein gestellt sind.
Johanna Holmström greift auf sensible Weise tatsächliche Schicksale auf schildert mit zum Teil sehr eindringlichen Bildern, wie nah in dieser Zeit auf der Insel Själö der Eindruck von Gefängnis und Freiheit beieinander lagen. „Die Frauen von Själö“ ist ein ruhiger Roman, für den man sich Zeit nehmen sollte, um die wechselnden Stimmungen auf sich wirken zu lassen.

Veröffentlicht am 29.01.2019

gelungener Abschluss der Sience-Fiction-Thrillerreihe für Jugendliche

Pheromon 3: Sie jagen dich
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„Pheromon 3 - Sie jagen sich“, der dritte und abschließende Band der Jugend-Thrillerreihe des Autorenduos Rainer Wekwerth und Thariot, schließt in der Handlung direkt an das Ende des zweiten Teils an. ...

„Pheromon 3 - Sie jagen sich“, der dritte und abschließende Band der Jugend-Thrillerreihe des Autorenduos Rainer Wekwerth und Thariot, schließt in der Handlung direkt an das Ende des zweiten Teils an. Die drei Bücher sollten auf jeden Fall in der entsprechenden Reihenfolge gelesen werden, da sie aufeinander aufbauen und Schritt für Schritt eine ebenso faszinierende wie verwirrende Geschichte enthüllen. Aufgrund der Komplexität der Story ist es nicht einfach, zu Beginn des dritten Bandes gleich mitten ins Geschehen einzusteigen. Ich war kurz versucht, zumindest den zweiten Teil noch einmal quer zu lesen, um mir die Ereignisse wieder ins Gedächtnis zu rufen, doch Dank kleiner Hinweise und der bekannten Charaktere war das dann doch nicht notwendig.
Auch hier gibt es weiterhin zwei zeitlich getrennte Handlungsstränge, die parallel weiter geführt werden. Während im Jahr 2018 die Gruppe der jugendlichen Hunter um Jake Merdon weiter versucht zu überleben und den Jägern von HFP zu entkommen, wird im Jahr 2118 Giovanellas Metamorphose vollendet und der Kampf gegen die Aliens erreicht seinen Höhepunkt.
Einige Entwicklungen, die sich im zweiten Band angedeutet haben, werden hier aufgelöst, es gibt weitere Hinweise über die Verbindung der beiden Handlungsstränge, der Spannungsbogen nimmt gegen Ende noch einmal kräftig zu. Wie schon in den ersten beiden Teilen sind einige sehr brutale und grausame Szenen enthalten, aufgrund derer ich die Alterseinstufung ab 14 Jahren für zu tief angesetzt halte, sondern eher bei 16 Jahren sehe.
Dafür spricht auch die sehr komplexe Geschichte, die mit ihren Theorien zu Sprüngen zwischen verschiedenen Zeitebenen, künstlicher KI und fremden Lebensformen dem Leser einiges an abstraktem Denken abverlangt. Wie bei vielen Actionfilmen im Kino sollte man hier die Glaubwürdigkeit der aufgestellten Theorien jedoch nicht allzu sehr infrage stellen sondern für den Verlauf der Dramatik einfach akzeptieren. Die Idee der Pheromone als Kommunikationsmittel ist zumindest sehr interessant und hier sehr bildhaft und eindrucksvoll umgesetzt.
Die Trilogie findet in diesem Band einen spannenden Abschluss und greift einige Themen auf, die zum Nachdenken anregen wie zum Beispiel die Möglichkeiten künstlicher Intelligenzen, die Dynamik in menschlichen Gruppen oder die Manipulation ganzer Gesellschaftsgruppen.
Auch wenn ich der jugendlichen Zielgruppe bereits deutlich entwachsen bin, hat mich dieser Band wieder sehr gefesselt und gut unterhalten.

Veröffentlicht am 20.01.2019

neue Krimireihe in einem interessanten Szenario aber mit einigen Längen

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Mit „Doggerland -Fehltritt“ wurde im Ullstein-Verlag der Auftaktband einer neuen Krimi-Trilogie veröffentlicht aus der Feder der schwedischen Autorin Maria Adolfsson. Schauplatz der Geschichte ist jedoch ...

Mit „Doggerland -Fehltritt“ wurde im Ullstein-Verlag der Auftaktband einer neuen Krimi-Trilogie veröffentlicht aus der Feder der schwedischen Autorin Maria Adolfsson. Schauplatz der Geschichte ist jedoch nicht Schweden sondern das fiktive Doggerland, in der Realität vor vielen hundert Jahren in der Nordsee versunken hat die Autorin hier eine autonome Region geschaffen, in der sich Einflüsse aus Skandinavien und Groß Britannien vereinigen. Im Mittelpunkt steht die Kriminalkommissarin Karen Eiken Hornby, die nach einem Schicksalsschlag vor ein paar Jahren aus ihrer Wahlheimat London in ihr Elternhaus zurückgekehrt ist. Am Morgen nach den Feiern zum großen Austernfest der Inselgruppe wacht Karen noch reichlich alkoholisiert in einem Hotelbett auf, ausgerechnet neben ihrem arroganten Chef Jounas Smeed. Sie bekommt kaum Zeit zum Ausruhen, denn nur wenige Stunden später wird die Ex-Frau Smeeds erschlagen in ihrem Haus aufgefunden. Da ihr Chef aus Befangenheitsgründen den Fall nicht übernehmen kann, wird Karen Hornby die vorübergehende Leitung übertragen, nicht zum Gefallen aller Kollegen. Karen steckt in einer Zwickmühle, muss sie doch erst einmal möglichst unverfänglich für ihren Chef ein Alibi finden, das von ihr selbst ablenkt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, es gibt kaum Spuren und keine Zeugen. Ein Strohhalm ist die Vergangenheit des Opfers, die bis in den Anfang der 70er Jahre führt zu einer Kommune, die deren Eltern damals mitbegründet haben. In Rückblenden bekommt der Leser Einblick in die Ereignisse und Geschichte der Kommune, es bleibt aber lange im Unklaren, ob der Täter tatsächlich im diesem Umfeld zu suchen ist.
Karen Eiken Hornby ist kein einfacher Charakter, wie so viele Ermittler in Kriminalromanen mit einem privaten Trauma behaftet, alles in allem aber eine sympathische Figur. Der Fall ist spannend und beinhaltet einige überraschende Wendungen, im Mittelteil muss man jedoch einige Längen überwinden, in denen zum einen Karens Person sehr im Fokus steht und zum anderen die Ermittlungen sehr ins Stocken geraten. Da dies der Auftaktband einer Reihe ist und zudem in einer Region angesiedelt, die einiger Erklärungen bedarf, hege ich die Hoffnung, dass die Folgebände sich eher an den deutlich spannenderen und aktionsreicheren letzten Kapiteln orientieren.