Interessante Dystopie, aber das Ende ist nicht geglückt.
Die Träumenden"Die Träumenden" von Karen Thompson Walker hat mich schon vom Klappentext her sehr angesprochen.
Kalifornien: Eine Studentin fühlt sich nach einer Party nicht wohl, legt sich schlafen und wacht nicht ...
"Die Träumenden" von Karen Thompson Walker hat mich schon vom Klappentext her sehr angesprochen.
Kalifornien: Eine Studentin fühlt sich nach einer Party nicht wohl, legt sich schlafen und wacht nicht mehr auf. Sie ist nicht tot, lässt sich aber nicht wecken. Schon bald darauf fallen weitere Mitschüler in einem tiefen Schlaf. Immer mehr Menschen werden müde, legen sich hin und wachen nicht mehr auf. Die Stadtbewohner geraten langsam in Panik, denn der Virus oder was immer es auch sein mag, breitet sich rasend schnell aus...
Die Grundidee der Dystopie ist gelungen. Es gab zwar schon ähnliche Plots, aber im Grunde ist die Umsetzung der Geschichte durch die Autorin neu. Das ist ein großer Pluspunkt in einem Genre, wo es kaum mehr Neues gibt. Der Schreibstil ist sehr distanziert und fast emotionslos. Als Leser beobachtet man die Ereignisse ähnlich wie die Menschen vor den TV-Geräten, die täglich über die Stadt in Quarantäne Bericht erstattet bekommen.
Es werden viele Personen vorgestellt, was eine Bindung zu den Figuren anfangs nicht wirklich ermöglicht. Abwechselnd begleiten wir die junge Studentin Mei, eine Außenseiterin am College, die auf derselben Etage im Wohnheim wohnt, wie die erste Schlafende. Wir lernen Ben und Annie kennen, die neu in die Stadt gezogen sind und vor kurzem Nachwuchs bekommen haben. Nathaniel und Henry, die befreundet sind, eine Psychiaterin, die zur HIlfe gerufen wird, die Schwestern Sarah und Libby, deren Mutter früh gestorben ist und deren Vater, ein Prepper, an sämtliche Verschwörungstheorien glaubt. Er hat für das Endzeitszenario vorgesorgt....
Trotz der Distanz zu den Figuren zeigt die Autorin gekonnt auf, wie sich die Menschen in der aufkommenden Notsituation verhalten. Es kommt zu Hamstereinkäufen, es wird geplündert und man versucht aus der Quarantäne zu flüchten. Hier gibt es jedoch keinen typischen Held, der alle errettet. Der Hauptprotagonist ist die ominöse Schlafkrankheit selbst.
Obwohl es im Roman kaum Dialoge gibt und die Distanz gewahrt bleibt, entwickelt das Buch einen Sog. Man fliegt durch die Seiten und zerbricht sich den Kopf darüber, was hinter dieser Epidemie stecken könnte. Warum sind keine Tiere davon betroffen? Wachen die Menschen wieder auf? Was passiert, wenn alle eingeschlafen sind?
Die psychologischen Aspekte der Autorin, wie Andeutungen betreffend Paralleluniversen, Traumdeutungen und unterbewusste Vorgänge, haben mich nicht zufrieden gestellt. Schon in ihrem ersten Roman "Ein Jahr voller Wunder" stellt sie die Frage: "Was ist Zeit"? Dieses Thema kommt auch hier immer wieder vor.
Positiv hingegen gestaltete sich die Charakterentwicklung der Figuren, die im Zentrum standen. Man lernt sie und ihre Handlungen im Laufe des Endzeitromans immer besser kennen.
Das Ende hat mich nicht wirklich glücklich gemacht. Es hat mich verwirrt und unzufrieden zurückgelassen. Worauf die Autorin eigentlich hinaus wollte, blieb mir ein Rätsel. Viele Fragen blieben offen. Man hat das Gefühl, dass Karen Thompson Walker am Ende die Ideen ausgegangen sind. Trotzdem wird mir das Buch in Erinnerung bleiben.
Schreibstil:
Wie bereits erwähnt ist der Schreibstil der Autorin sehr distanziert und sachlich. Man ist stiller Beobachter der Geschehnisse. Als Leser begleitet man verschiedene Figuren abwechelnd und erlebt hautnah ihre Sicht auf die Dinge mit. Der Roman ist in Präsens geschrieben und es gibt kaum Dialoge. Die Kapitellänge wechselt zwischen langen und sehr kurzen Kapitel.
Fazit:
Eine Dystopie, die fesselt, obwohl sie etwas distanziert daherkommt. Die ruhige Geschichte entwickelt trotzallem einen Sog, den man sich schwer entziehen kann. Das Ende hat mich allerdings nicht glücklich gemacht. Worauf die Autorin eigentlich hinaus wollte, verstehe ich nicht wirklich. So bleiben einige Fragezeichen und trotz spannender Lesestunden ein Gefühl von Ratlosigkeit.