Von der Flüchtigkeit der Liebe und ihrer (Un)verbindlichkeit
Hat Yukihiko Nishino nur Mädchen im Kopf oder sie ihn? Sobald er irgendwo auftaucht umschwärmen diese ihn, wie Motten das Licht; er hat zahlreiche Freundinnen, manchamal auch zwei auf einmal; meist beenden ...
Hat Yukihiko Nishino nur Mädchen im Kopf oder sie ihn? Sobald er irgendwo auftaucht umschwärmen diese ihn, wie Motten das Licht; er hat zahlreiche Freundinnen, manchamal auch zwei auf einmal; meist beenden seine Geliebten die Beziehnung.
Hiromi Kawakami erzählt Stationen aus Leben Nishinos, vom Schüler bis zum Mann in den mittleren Fünfziger, wobei sie kapitelweise, aber nicht chronologisch, eine seiner Geliebten zu Wort kommen läßt. Diese beschreiben ihn ähnlich und doch auch ganz unterschiedlich; als Leser lernt man seine ihn prägenden Erlebnisse als Kind samt zurückgeblieber Schuldgefühle, seine Einsamkeit und stetige Suche nach Liebe, die ihn auch gleichzeitig in Angst versetzt. Nach und nach setzt sich ein Bild seines Lebens zusammen, wobei er überwiegend als charmant, bemüht und durchaus liebenswert beschrieben wird.
Hiromi Kawakami erzählt diese Geschichte in leisen Tönen, die sich häufig auch zwischen den Zeilen geflüstert finden. Häufig wirkt das Gelesene auf mich bild- und märchenhaft, nicht nur sprachlich. So beschreiben die Frauen beispielsweise ihre Liebesabenteuer als „jemanden wie einen Schmetterling einfangen und zu einem Exemplar in der Sammlung machen“, trennen sich von Nishino, nachdem er ihnen nicht mehr gleichgültig oder sie verliebt in ihn sind – meist ist der Trennungsgrund, dass sie ihn lieben. Auf mich wirkt das bildhaft für die stattfindende Emanzipation, denn die Frauen betonen immer wieder, dass sie nicht heiraten möchten und sich selber glücklich machen können, dafür keinen Mann zu brauchen.
Ich würde meinen, Hiromi Kawakami zeigt eher die Wandlung im Rollenverhalten als konkrete Einzelschicksale auf; nebenbei erfährt man beim Lesen einiges über die japanische Kultur und Ereignisse, wozu es manchesmal Fußnoten gibt.
Insgesamt hat mir diese aussergewöhnlich erzählte Geschichte über die Suche nach der Liebe und ihre Flüchtigkeit sehr gut gefallen.