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Veröffentlicht am 07.06.2017

Unaufgeregt, sanft und leise wird hier nach einem Schicksalsschlag ein Abschluss gesucht.

Moshi Moshi
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„Moshi Moshi“ ist mein erster (und definitiv nicht letzter!) Roman von der beliebten Autorin Banana Yoshimoto, deren Werke mir auf Social Media Kanälen immer wieder ins Blickfeld gerutscht sind. „Gefühlvoll“, ...

„Moshi Moshi“ ist mein erster (und definitiv nicht letzter!) Roman von der beliebten Autorin Banana Yoshimoto, deren Werke mir auf Social Media Kanälen immer wieder ins Blickfeld gerutscht sind. „Gefühlvoll“, „sanft“, „unaufgeregt“ waren die Verben, die im Zusammenhang mit ihren Büchern immer wieder genannt wurden. Das hat meine Neugier geweckt und so zog dieses Büchlein bei mir ein. „Moshi Moshi“ erzählt die Geschichte der jungen Yotchan und ihrer Mutter, die nach dem Tod ihres Vaters bzw. Mannes versuchen, mit der Welt klar zu kommen, sich langsam wieder ins Leben herantasten und vor allem auf der Suche nach „closure“ sind, einem Abschluss, der sie den schweren Schicksalsschlag überwinden lässt. Doch nicht nur um Tod und Trauer geht es hier, sondern auch kulinarische Abenteuer spielen eine Rolle, genauso wie das Erwachsenwerden Yotchans. Um die Liebe, um das Leben selbst, um den Sinn und die Bedeutung der Handlungen jedes einzelnen Menschens.

"Trotzdem ging der Alltag irgendwie weiter. Ich fand es seltsam, wie äußerlich normal ich beim Spaziergehen wirken musste, ich unterschied mich in nichts von den anderen Menschen, die mir unterwegs begegneten. Obwohl es in meinem Inneren brodelte, sah mein Spiegelbild in den Schaufensterscheiben aus wie immer."

Banana Yoshimoto schafft mit „Moshi Moshi“ einen wunderschönen und unaufgeregten Roman über das Leben nach einem Schicksalsschlag. In einer leisen, fast schon poetischen Sprache erzählt sie, wie die 20-jährigem Yotchan trotz ihres Kummers beginnt, sich ein neues Leben aufzubauen – weg von daheim in einer kleinen Wohnung beginnt sie, in einem Restaurant zu arbeiten. Eines Tages steht jedoch ihre Mutter vor der Tür und beschließt, eine Zeit lang bei ihr zu wohnen, da sie es in dem alten Haus voller Erinnerungen nicht mehr aushält. Die beiden raufen sich trotz der Enge zusammen, unterstützen sich gegenseitig beim Trauern und gewinnen durch kulinarische Köstlichkeiten langsam die Lust am Leben wieder.

"Wie Efeu waren Lust und Hässlichkeit, Erbärmlichkeit und Liebe, Schönheit, Lachen und Überfluss miteinander verflochten. Auch wenn man es mit einem Beil zerschlüge oder verbrennen würde: Man konnte den Menschen die Landschaft in ihrem Innern und ihre gelebte, im Herzen aufbewahrte Zeit nicht nehmen. Niemand konnte das antasten. Auch mein Vater war durch mich ein Teil des Ganzen."

Die vollstöndige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com

Veröffentlicht am 10.06.2019

Markerschütterndes Thema, das leider unzufriedenstellend in Romanform gegossen wurde.

Die Aussprache
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Nichtstun, bleiben und kämpfen oder gehen – das sind die Optionen, die die acht Frauen in Miriam Toews’ Roman “Die Aussprache” für sich und all die anderen Frauen in ihrer Gemeinschaft sehen. Denn in ihrer ...

Nichtstun, bleiben und kämpfen oder gehen – das sind die Optionen, die die acht Frauen in Miriam Toews’ Roman “Die Aussprache” für sich und all die anderen Frauen in ihrer Gemeinschaft sehen. Denn in ihrer Mennonitenkolonie in Bolivien gab es in jüngster Zeit immer wieder Vorfälle, die die Frauen und ihre Kinder nicht auf sich beruhen lassen wollen und dürfen: Blutverschmiert und schmerzerfüllt wachten die weiblichen Mitglieder der Gemeinde auf, selbst die kleinsten Mädchen. Der Grund dafür blieb zunächst im Verborgenen, denn die Frauen konnten sich an nichts erinnern. Bis sich eines Tages herausstellt, dass einige Männer der Kolonie die Frauen nachts mit Betäubungsmittel außer Gefecht setzten und sie immer und immer wieder, über mehrere Jahre hinweg aufs Schlimmste missbrauchten. Zwischen 2005 und 2009 gab es über dreihundert Opfer innerhalb der Kolonie, das jüngste war drei Jahre alt. Die Männer der Gemeinschaft wollten die Opfer allerdings glauben machen, dass Dämonen die Frauen für ihre Sünden heimsuchten oder gar ihre Fantasie mit ihnen durchginge. Schon während ich diese Zeilen schreibe, überzieht mich eine Gänsehaut, denn – man mag es sich überhaupt nicht vorstellen – diese Ereignisse fanden tatsächlich statt. Miriam Toews gibt diesen unfassbaren Vorfällen nun einen literarischen Rahmen und setzt die Frauen der Kolonie in ihrem Roman in eine Scheune, wo sie nach der fürchterlichen Offenbarung beraten, was sie nun tun sollen. Die Männer der Kolonie sind in der Stadt und stehen unter polizeilicher Verwahrung, sollen aber von einigen übrig gebliebenen Mitgliedern der Gemeinschaft gerade “freigekauft” werden – zumindest für die Dauer bis zur Anklage. Den Frauen bleiben also nur zwei Tage, bis ihre Peiniger wieder zurück im Dorf sind, um sich zu entscheiden, wie sie handeln sollen.

"Miep selbst versteht nicht, warum sie an bestimmten Stellen ihres kleinen Körpers Schmerzen hat oder dass sie eine Geschlechtskrankheit hat."

Bleiben, kämpfen oder gehen – die Optionen der Frauen der Mennonitenkolonie sind wahrhaftig nicht zahlreich. Die Männer lassen ihnen sogar nur eine Wahl aus zwei Möglichkeiten: den Männern verzeihen und bleiben oder den Männern nicht verzeihen und die Kolonie verlassen, wobei den Männern und wohlgemerkt auch ihnen das Leben nach dem Tod im Himmel versagt wird. Diese Option wird von einigen Frauen deshalb nicht akzeptiert, auch die Männer wünschen sich natürlich trotz ihrer Taten ihren Platz im Himmel. Wie absurd das ist, diskutieren die Frauen in der Scheune aufs Genaueste. Die lebhafte Diskussion der acht Frauen und die Entscheidungsfindung zieht sich durch das ganze Buch, wird an vielen Stellen allerdings durch Anekdoten sowie biblische Gleichnisse und Geschichten aufgebrochen. Dass die Frauen eigentlich keine Rechte innerhalb der Kolonie haben und lediglich “Gebärmaschinen” und Arbeitskräfte sind, wird schnell klar; viele der Frauen haben mehr als zehn Kinder. Keine der Frauen kann lesen und schreiben und auch Schulbildung wird ihnen untersagt. Einem Außenstehenden mag die Entscheidung möglicherweise leicht fallen, denn um nichts in der Welt würde man doch freiwillig an einem solchen Ort bleiben – doch die Frauen kennen nichts anderes und haben Angst, außerhalb der Gemeinde nicht zurechtzukommen mit der Welt, dem Fortschritt und der Gesellschaft. Und das macht den Grundgedanken von “Die Aussprache” so interessant: Tiefgläubige Frauen, die in einer mennonitischen Gemeinde aufgewachsen sind und ihr Leben lang nichts anderes gesehen haben als vielleicht das angrenzende Mennoniten-Dorf, müssen sich entscheiden zwischen den andauernden Gewalttaten an ihnen und ihren Kindern und der Ungewissheit, ob sie “draußen” in der Welt überhaupt einen Weg zum Überleben finden würden oder mit ihrem Nachwuchs Hunger leiden müssten.

Weiterlesen unter: https://killmonotony.de/buecher/rezension/miriam-toews-die-aussprache

Veröffentlicht am 21.02.2019

Als Einstieg gut geeignet

No More Bullshit
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Feminismus und die Bewegung gegen den allgemeinen Sexismus ist mittlerweile eine richtige Massenbewegung (gut so!) und scheint sich irgendwie als „Lifestyle“ eingeschlichen zu haben. Bücher zum Thema gibt ...

Feminismus und die Bewegung gegen den allgemeinen Sexismus ist mittlerweile eine richtige Massenbewegung (gut so!) und scheint sich irgendwie als „Lifestyle“ eingeschlichen zu haben. Bücher zum Thema gibt es viele, doch kommt es mir so vor, als wären viele davon viel zu „krass“ für mich – ein gutes Einsteigerbuch musste her, um sich einmal einen groben Überblick über die Thematik und all die Stammtischweisheiten, die so kursieren, zu bilden. Und dafür ist „No More Bullshit!“ vom Kollektiv und Frauennetzwerk Sorority e. V. wunderbar geeignet. Den Beginn macht ein kleiner Exkurs zum Thema Diskussionen und Argumentationen – wie diskutiert man richtig, wie kann man die Argumente des Gegenübers auf sachliche Weise entkräften und mit Fakten punkten? Obwohl der Buchtitel mit seiner Tonalität reißerisch und „auf Krawall gebürstet“ scheint, wird hier erst einmal aufgeräumt und für eine sachliche Ebene gesorgt, um die Eskalation im hitzigen Wortgefecht zu vermeiden. Der zweite, größere und wichtigste Teil von „No More Bullshit!“ liefert dem Leser dann die gängigsten Phrasen, die man im Alltag und in lockeren Runden wohl am meisten zu Ohren bekommt. So werden hier Aussagen wie z. B. „Karrieregeile Rabenmütter!“ oder „Qualität statt Quote!“ genau unter die Lupe genommen, teilweise mit einer durchaus humorvollen Note, stets ansprechend illustriert und natürlich ausnahmslos mit Fakten belegt.

Dass der ein oder andere Autor dieser Kapitel auch mal über die Stränge schlägt, ist bei diesem Thema und dem leidenschaftlichen Einsatz des Sorority e. V. verständlich, doch hätte ich mir gelegentlich ein wenig mehr Sachlichkeit – wie im ersten Teil des Buches gepredigt wurde – gewünscht. Dennoch bietet „No More Bullshit“ von der Sorority e. V. einen tollen Überblick zum Thema Alltagssexismus. (Ich vermeide hier bewusst den Begriff „Feminismus“, da in diesem Sachbuch durchaus auch Themen wie toxische Maskulinität, „das starke Geschlecht“ o. Ä. aufgegriffen werden.)

Veröffentlicht am 06.01.2019

Der Mönch von Mokka

Der Mönch von Mokka
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Nachdem ich letztes Jahr Dave Eggers‘ „Circle“ und „Ein Hologramm für den König“ gelesen (und auch gesehen) hatte, musste ich natürlich auch sein neuestes Werk, „Der Mönch von Mokka“ lesen. Laut Prolog ...

Nachdem ich letztes Jahr Dave Eggers‘ „Circle“ und „Ein Hologramm für den König“ gelesen (und auch gesehen) hatte, musste ich natürlich auch sein neuestes Werk, „Der Mönch von Mokka“ lesen. Laut Prolog handelt es sich hierbei nicht um einen Roman, sondern um eine Wiedergabe so exakt stattgefundener Ereignisse – das merkt man (leider) auch im Erzählstil. Dazu später mehr. In Eggers‘ neuem Buch sollte es um nichts geringeres als Kaffee gehen – ein Getränk, das mich täglich begleitet. Durch ein Nebenprojekt auf der Arbeit habe ich mich vor einigen Monaten bereits mit dem Thema Kaffee und seiner Geschichte beschäftigt und kann doch behaupten, mich einigermaßen auszukennen. Beim Geschmacklichen versage ich allerdings im großen Stil – ich habe noch nicht so viele Arten probiert, weiß aber mittlerweile, welche Arten von Kaffee ich mag und vertrage und bleibe einfach dabei. Ein Feinschmecker bin ich also nicht. Dennoch hat mich das Thema interessiert und naja, der Name des Autors und das wunderschöne Cover haben ihr Übriges getan. Im „Mönch von Mokka“ geht es um einen jungen Mann, der nach einer langen Aneinanderreihung von Sales-Jobs auf die Idee kommt, jemenischen Kaffee nach Amerika zu holen – und das zu fairen Rahmenbedingungen. Und so beginnt seine Reise auf dem Weg ins Entrepreneurship und in die Welt des Kaffees. Er, der in seinem ganzen Leben nicht mehr als ein Dutzend Tassen Kaffee getrunken hat, muss sich einarbeiten in die Grundlagen der Kaffeeherstellung, des Geschmacks und des Unternehmertums.

"Wenn Mokhtar es satthatte, arm zu sein, über obdachlose Süchtige zu steigen, mit sechs Geschwistern in einem Zimmer zu schlafen, ließ er seine Gedanken schweifen und träumte von der Möglichkeit, dass er vielleicht wie Harry [Potter] war, vorerst noch Teil dieser schäbigen Welt, aber zu Höherem bestimmt."

Wie hat es mir gefallen?
Dave Eggers konnte mich mit den Büchern, die ich bereits von ihm gelesen habe, komplett begeistern. Doch irgendwie war der „Mönch“ nicht annähernd so gut wie der „Circle“ oder das „Hologramm“, sondern leider kam ich mir wie in einer Geschichtsstunde vor. Mokhtars Lebensgeschichte, sein Aufwachsen und sein Ringen um Anerkennung und finanzielle Unabhängigkeit sind spannend zu verfolgen und machen unseren Protagonisten sympathisch. Doch ab dem Moment, wo er darauf gestoßen wird, dass der Kaffee seinen Ursprung vermutlich aus seinem Heimatland Jemen hat und er beschließt, diesen Kaffee in die Vereinigten Staaten zu bringen, wandelt sich die Sprache des Buchs: Mokhtar wird mehr und mehr zum unpersönlichen Charakter, der sich mehr und mehr vom Leser entfernt, bis seine Erlebnisse, seine Handlungen, seine Leidenschaft, nicht mehr spürbar werden. Es kam mir bei der Lektüre so vor, als würde ich ein Geschichtsbuch lesen, das ohne Emotion beschreibt, wie etwas passiert. Dass der Roman eine nicht unerhebliche Wendung in eine politische Richtung vollzieht, macht die Geschichte runder, aber leider nicht lesbarer. Die vielen Seiten über die Geschichte des Kaffees, seinem Anbau, seiner Verarbeitung und der Entstehung der weltweiten Kaffeekultur waren vielleicht lehrreich, allerdings treiben sie die Story nicht voran und dehnen den Roman unnötig aus; meiner Meinung nach hätten bestimmt 50 Seiten gespart werden können, die nicht handlungsrelevant sind. Natürlich ist es immer spannend, wenn ein Charakter in einem Buch seine Leidenschaft für etwas entdeckt – aber den Leser in einem solchen Ausmaß an der Recherchearbeit, die ebendieser tätigt oder tätigen muss, zu beteiligen, finde ich unnötig. Alles in allem lässt sich sagen, dass Dave Eggers hier wunderbar recherchiert hat, den Teil, den Mokhtar reisend in Arabien, im Jemen und in Äthiopien verbringt, finde ich atmosphärisch gelungen und ja, historisch akkurat. Dennoch finde ich es ein wenig schade, dass die gesamte Erzählsprache darunter gelitten hat, dass Eggers keinen Roman in dem Sinne verfasst hat, sondern wie bei seinem letzten Buch „Bis an die Grenze“ wieder ein Werk verfasst hat, das die Genre-Grenzen überschreitet und vielleicht mehr in Richtung „erzählendes Sachbuch“ geht. Ich habe „Bis an die Grenze“ noch ungelesen im Regal stehen und überlege jetzt, ob ich es nicht vielleicht doch lieber überspringen soll. Was mir an der Sprache sowohl beim „Circle“ als auch beim „Hologramm“ so gut gefallen hat und mich vorfreudig auf dieses Buch hat warten lassen, fehlt nämlich komplett und hat mir die Lesefreude ziemlich getrübt, da ich mit der Erwartung an einen Roman an den „Mönch on Mokka“ herangegangen bin.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Jede Menge Mumpitz

Jede Menge Mumpitz
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Worum geht’s?

In diesem Buch gibt Bob Odenkirk, wohl am bekanntesten als Anwalt Saul Goodman in den Serien „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“, Kurzgeschichten und Gedichte zum Besten. Vom Plädoyer ...

Worum geht’s?

In diesem Buch gibt Bob Odenkirk, wohl am bekanntesten als Anwalt Saul Goodman in den Serien „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“, Kurzgeschichten und Gedichte zum Besten. Vom Plädoyer gegen das Bücherlesen auf der Toilette über eine möglicherweise stattgefundene Begegnung mit Gott bis hin zur schlechtesten Rede, die Martin Luther King Jr. jemals gehalten hat, werden Leser und Leserin kopfüber in einen Humor gestürzt, den es auf unserer Seite des Atlantiks noch viel zu selten gibt. Sinn hat das ganze nicht, das gibt der Autor selbst zu, und soll es auch nicht haben. Außer vielleicht, Dinge und Menschen auf die Schippe zu nehmen, bei denen es man sich eigentlich nie traut und… wildes Gelächter.

Wie hat es mir gefallen?

Im Stile des Kapitels „Hat mich nicht überzeugt“ aus Bobs Buch beginne ich mal mit den Worten: Ich bin ein RIESIGER Fan von Bob und seiner Arbeit, aber dass er ein Buch geschrieben hat, ging voll an mir vorbei! Im Ernst, ich liebe Bob Odenkirk und die Rollen, denen er Leben einhaucht. Nun ein Buch von ihm zu lesen, war wohl das Riskanteste, was ich dieses Jahr getan habe — Götzenverehrung und so. ? Der Klappentext lockt, das Cover ebenso, und hach, dieser grüne Seitenschnitt! Doch leider, leider konnte ich mich überhaupt gar nicht mit Bobs Humor identifizieren. Natürlich, an ein paar Stellen habe ich geschmunzelt, doch von den Abschnitten „Berühmte Zitate, ungekürzte Fassung“ (bei denen darum geht, bekannte Zitate humorvoll zu erweitern und zu zeigen, dass das eigentliche Zitat aus dem Kontext gerissen wurde), bei denen gefühlt jedes Zitat um ein „Ach, auch egal“ erweitert wurde, bis hin zu Theaterstücken über Hitler oder professioneller Tattoo-Motiv-Beratung war mir irgendwie viel zu wenig „hihi“. Das „wilde Gelächter“, das mir auf dem Klappentext versprochen wurde, habe ich schmerzlich vermisst. Eingestreut zwischen die Texte sind Cartoons, die irgendwie nichts mit dem Text zu tun haben, sowie ein merkwürdiger, mehrseitiger Comic.

"Der mittlere Bauchmuskel auf der linken Seite […] heißt Terrence. Es ist ein Respekt gebietender Muskel. Er spannt sich jedes Mal, wenn ich einen Artikel über die Erderwärmung lese."

Jedoch muss ich sagen, dass die Sprache und der Schreibstil mir sehr gefallen haben und ich bei der Lektüre von „Jede Menge Mumpitz“ auch Bobs Stimme (bzw. die des Synchronsprechers) im Kopf hatte. (Vielleicht gibt es das Ganze ja demnächst als Hörbuch, gesprochen vom Autor?) Die 174 Seiten waren hin und wieder mit etwas persönlicheren Geschichten gespickt, die mir am meisten gefallen haben und die wohl auch teilweise im New Yorker als Kolumne erschienen sind. Diese etwas weniger albernen Kurzgeschichten waren vom Stil und auch vom Humor her irgendwie etwas komplett anderes, und davon würde ich sehr gerne mehr lesen! Highlights waren „Louvre-Audiotour für Hauseigentümer“, „Mein Waschbrettbauch“ und „Zukunftsvision“. In letzterer Kurzgeschichte gibt es auf der Welt nur noch glutenfreie Lebensmittel und die Menschen leben ein sorgenfreies Leben, da sie nicht mehr umständlich überall nach den Inhaltsstoffen fragen müssen.

„Jede Menge Mumpitz“ ist ein buntes Potpourri und auch, wenn es nicht meinem Humor entspricht, muss man festhalten, dass Bob Odenkirk nicht nur seichte Witzchen vom Stapel lässt, sondern politische Themen sowie Alltägliches mit einer Prise Humor aufarbeitet. Wer Bob mag und sich an ein humoristisches Buch herantrauen möchte, dem kann ich es empfehlen, aber mit diesem Buch habe ich wieder einmal festgestellt, dass Humor nicht universal funktioniert und jeder hier doch seinen eigenen Geschmack mitbringt.