INHALT:
Was zählt, wenn die Welt am Abgrund steht? Verändern Klimawandel und Flucht unsere Menschlichkeit?
Die 14-jährige Mhairi lebt in einer Welt in der es zu viele Menschen gibt und Wasser nur noch im Norden zu finden ist. Sie besitzt zwei Dinge: einen Revolver und ihre Papiere. Ihr einziges Ziel ist es, zu überleben. Dank ihrer Papiere wird es Mhairi bis in den Norden schaffen. Hoffentlich. Doch dann trifft sie kurz vor dem Grenzpunkt einem kleinen Jungen. Ist sie bereit, alles für ihn zu riskieren?
MEINUNG:
Das Buch wurde letztes Jahr auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Der Verlag wollte hier mal etwas völlig Neues wagen und hat auf das Buch kein Titel gedruckt, was ich sehr spannend fand. Der Titel steht nur an den Seiten des Buches. Die Aufmachung von Davor und Danach ist sehr edel und hochwertig. Das Buch ist ein absoluter Hingucker in der schwarz-weißen Aufmachung mit den goldenen Elementen.
Der Einstieg in das Buch war sehr
gewöhnungsbedürftig, denn Kapitel waren enorm kurz und beinhalteten gemäß Kapitelüberschrift oft immer ein Thema. Das wirkte zunächst fragmentarisch, aber der rote Faden wurde hier nicht gestört und die Handlung ist fortlaufend ohne Unterbrechungen. Unsere Erzählerin Mhairi will vom Sudan zurück in ihre Heimat Schottland. Allerdings befindet sich Mhairi nicht mehr im Sudan als wir in die Geschichte einsteigen.
Das große Thema in dem Buch ist auf jeden Fall Flucht aus der eigenen Heimat. Wir befinden uns im sogenannten „Danach“. Über das „Davor“ erfährt man eigentlich so überhaupt nichts. Ich dachte auch, dass wir uns hier in einer eher dystopischen Welt befinden, aber es ist der Realität doch noch sehr nah. In welchem Jahr die Geschichte spielt, wird auch nicht benannt. Das ganze Worldbuilding und die Strukturen dieser „neuen Welt“ fand ich sehr schwach beschrieben. So richtig kann sich kein Bild machen. Im Klappentext steht, dass sie Leute wegen Wasservorräten nach Norden wollen. Das muss man wohl so hinnehmen. Im Buch steht da nichts weiter zu.
Mhairi ist alleine auf dem Weg als auf einen kleinen Jungen trifft. Der Junge bleibt die ganze Geschichte über stumm und namenlos. Erst spät erfährt man, dass er so 6 Jahre alt ist. Obwohl er eigentlich fast unsichtbar ist, ist er doch Dreh- und Angelpunkt für die Handlung. Mhairi ist zunächst sehr emotionslos und es geht ihr hier alleine ums nackte Überleben. Sie schreckt dafür auch nicht vor Gewalt und andere Grobheiten zurück. Zunächst war nicht so ganz klar, warum Mhairi nun den Jungen im Schlepptau hat, der eigentlich für sie eine zusätzliche Last ist. Dazu kommt, dass er keine Papiere hat, was in dieser Welt ein ernsthaftes Problem ist. Mhairi wird mit der Zeit ein wenig weicher. Ihre Entwicklung fand ich sehr gelungen und entlockte mir definitiv auch Sympathiepunkte.
Trotzdem ist die Geschichte an sich sehr emotionslos und distanziert. Es werden hier natürlich einige Themen angeschnitten, wie z.B. Überbevölkerung und Flüchtlingsströme, aber so richtig gut ausgearbeitet fand ich die Ideen dazu nicht. Manches konnte ich auch nicht so richtig nachvollziehen. Wo ist Mhairi gerade? Was hat es mit ihrem Pass auf sich? Wieso gibt es überhaupt Überbevölkerung? Usw. Es bleibt alles irgendwie im Schatten. Das Ende dagegen ist sehr tragisch und offenbart endlich mal ein Strauß an Emotionen und Reibungspunkte.
FAZIT:
Ich hatte mir von Davor und Danach ein wenig mehr versprochen als ich bekommen habe. Für mich war die ganze Welt nicht wirklich ausgereift. Es fehlte einfach überall an Informationen, wie diese Welt funktioniert und wie sie aufgebaut ist. Dazu kommt die doch sehr emotionslose und durch kurzen Kapitel sehr abgehackte Schreibweise. Schade!
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.