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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2019

Spannender Hamburg-Krimi mit einer eigenwilligen Ermittlerin in ihrem zweiten Fall

Gefährdet
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Mit diesem Kriminalroman legt die Autorin Meike Dannenberg den zweiten Band ihrer Reihe um die eigenwillige BKA-Sonderermittlerin Nora Klerner vor, den man aber auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band ...

Mit diesem Kriminalroman legt die Autorin Meike Dannenberg den zweiten Band ihrer Reihe um die eigenwillige BKA-Sonderermittlerin Nora Klerner vor, den man aber auch ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band problemlos lesen und verstehen kann.

Ihr zweiter Fall führt Nora Klerner diesmal nach Hamburg, wo die beiden Kinder des Reeeders und Lokalpolitikers Justus Stein entführt wurden, ohne das eine Lösegeldforderung vorliegt.
Als Nora hinter die Fassade der angesehenen Hamburger Familie schaut, stößt sie auf reichlich Mißtrauen und Lebenslügen. Doch wo liegt hier das Motiv für die Entführungen ?
Und was hat die Ermordung eines russischen Ex-Zuhälters mit der ganzen Angelegenheit zu tun ?
Zum Glück kann sich Nora bei ihren schwierigen Ermittlungen wieder einmal auf ihren Kollegen Johan Helms von der Operativen Fallanalyse verlassen.

Mit Nora Klerner schickt die Autorin hier eine Figur ins Rennen, die es einem zu Beginn mit ihrer spröden und abweisenden Art nicht gerade leicht macht, sie zu mögen. Im Laufe der gut aufgebauten Geschichte bröckelt diese Fassade aber immer mehr, so das sie mir am Ende doch noch ziemlich ans Herz gewachsen ist.
Aber auch die übrigen Charaktere sind gut gezeichnet und vielschichtig angelegt, die gängigen Gut-und-Böse-Klischees sucht man hier größtenteils vergebens, so das ich am Ende sogar für die Täter ein wenig Mitgefühl entwickelt habe.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte in einem eher ruhigen, aber dennoch packenden Erzählton, an den ich mich anfangs erst noch ein wenig gewöhnen musste. Ihre Spannung bezieht die Geschichte in erster Linie aus den Figuren und ihrem Zusammenspiel, auf Actioneinlagen und blutige Detail wird hier verzichtet.
Die kurzen Kapitel mit häufigen Orts- und Perspektivwechseln sorgen zudem für ein hohes Erzähltempo.
Darüber hinaus fließt auch noch ein Menge an Hamburger Lokalkolorit in das Geschehen ein und verleiht der Geschichte so eine besondere Note.

Alles in allem ein absolut stimmiger Kriminalroman, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Spannender und überzeugender Ruhrgebiets-Thriller zum Thema Phobien

Hüter der Angst
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Nachdem mich der Autor H.C. Scherf schon mit seinen insgesamt fünf Thrillern aus der Reihe um den Essener Kommissar Sven Spelzer, die Gerichtsmedizinerin Karin Hollmann und den Killer Elmar Pehling durch ...

Nachdem mich der Autor H.C. Scherf schon mit seinen insgesamt fünf Thrillern aus der Reihe um den Essener Kommissar Sven Spelzer, die Gerichtsmedizinerin Karin Hollmann und den Killer Elmar Pehling durch die Bank begeistern konnten, legt er hier nun einen weiteren überzeugenden Thriller vor, der zwar wieder in Essen und Umgebung angesiedelt ist, aber (zunächst ?) dennoch für sich alleine steht.

Der Essener Hauptkommissar Peter Liebig bekommt es hier mit einem besonders skrupellosen und perfiden Gegner zu tun, der die Ängste seiner Opfer ausnutzt, um sie in den Tod zu treiben, und bei seinen Taten keinerlei brauchbare Spuren hinterlässt. Ein Hinweis führt zu einer Selbsthilfegruppe, die mit Hilfe des Psychotherapeuten Dr. Ruschtin ihre Ängste in den Griff bekommen möchte. Sind die Mitglieder dieser Gruppe wirklich nur hilflose Opfer des Psychopathen, oder befindet sich der Täter etwa mitten unter Ihnen ?
Gut, das sich Peter Liebig bei den schwierigen Ermittlungen auf seine Praktikantin Rita Momsen verlassen kann.

Mit seinem gewohnt packenden Schreibstil konnte mich der Autor schnell in den Bann der gut aufgebauten Geschichte ziehen. Mit hohem Erzähltempo treibt er das Geschehen voran und lässt es schließlich in einen fulminanten Showdown mit einer verblüffenden Auflösung münden.
Das Thema Phobien wird hier glaubwürdig und ausgewogen dargestellt, ohne die Betroffenen dabei vorzuführen und für bloße Schockmomente zu mißbrauchen.
Mit Peter Liebig und Rita Momsen gelingt dem Autoren hier erneut ein sehr gut aufeinander abgestimmtes Ermittlerpaar, das mich absolut überzeugen konnte und von dem ich sehr gerne mehr lesen würde.

Wer auf spannende und temporeiche Thriller der etwas härteren Art steht, wird hier ein weiteres Mal bestens bedient.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Beängstigende und zugleich faszienierende Zukunftsutopie zum Thema "Künstliche Intelligenz"

Die Reinsten
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Was wäre, wenn die Menschheit in knapp 20 Jahren angesichts des voranschreitenden Klimawandels und seiner Folgen nur noch eine Chance hätte, nämlich sich vollständig unter die Kontrolle einer Künstlichen ...

Was wäre, wenn die Menschheit in knapp 20 Jahren angesichts des voranschreitenden Klimawandels und seiner Folgen nur noch eine Chance hätte, nämlich sich vollständig unter die Kontrolle einer Künstlichen Intelligienz (KI) zu stellen, die dann alle nötigen Entscheidungen für das Überleben nach rein rationalen Gesichtspunkten und frei von jeglichen Emotionen treffen würde ?
Würden wir uns darauf wirklich einlassen ?

Mit dieser Frage beschäftigt sich der Autor Thore D. Hansen in diesem Buch und zeigt uns dabei eine Menschheit, die diese Frage mit Ja beantwortet hat und nun 150 Jahre später unter der Kontrolle der KI Askit ein scheinbar unbeschwertes Leben führt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Eve Legrand, die kurz vor ihrer wichtigsten Prüfung steht, um als sogenannte "Reinste" anerkannt zu werden, um dann wichtige Aufgaben für die Gesellschaft zu übernehmen. Doch dann wird sie urplötzlich und ohne Angabe von Gründen verstoßen. Ihr bleibt nur die Flucht in Zonen, die sich außerhalb des Zugriffes von Askit befinden. Dort wird sie mit einer unangenehmen Wirklichkeit konfrontiert, die alles in Frage stellt, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat.
Beruhen die letzten 150 Jahre der Menschheit etwa auf einer Lüge ?
Die Zukunftsutopie, die der Autor hier entwirft, ist beängstigend und faszienierend zugleich. Zu Beginn des Buches wird man zunächst mit einer Fülle an Informationen und Hintergründen überhäuft, durch die man sich erst einmal so ein wenig hindurchkämpfen muss, bevor man sich dann voll auf die Geschichte einlassen kann.
Der packende Schreibstil und die bildhaften Beschreibungen machen einem dieses aber doch ziemlich einfach.
Die Charaktere sich gut gezeichnet und durchgehend vielschichtig angelegt. Insbesonde die Hauptfigur Eve durchläuft im Laufe der Geschichte eine erstaunliche Entwicklung und gewinnt dabei auch immer deutlicher an Kontur.

Durch seine zahlreichen Andeutungen und Querverweise auf die heutige Zeit ist hier ein Buch entstanden, das man nicht so einfach zwischendurch lesen kann, sondern auf das man sich komplett einlassen muss.
Neben einer spannenden Geschichte mit einer verblüffenden Auflösung bietet das Buch darüber hinaus viel Stoff zum Nachdenken und wirkt so auch über sein Ende hinweg noch länger nach.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Spannender Thriller, der das Thema des religiösen Fundamentalismus auf ausgewogene Art behandelt

Roh
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Mit diesem Buch legt der Autor Uli T. Swidler einen fulminanten Thriller vor, der sich mit dem Thema des religiösen Fundamentalismus bzw. Terrorismus und seinen Folgen auseinandersetzt und dabei neben ...

Mit diesem Buch legt der Autor Uli T. Swidler einen fulminanten Thriller vor, der sich mit dem Thema des religiösen Fundamentalismus bzw. Terrorismus und seinen Folgen auseinandersetzt und dabei neben spannender Unterhaltung auch reichlich Raum zum Nachdenken bietet.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Kölner Polizist Carl Gruber, der während eines Einsatzes in eine gezielt aufgebaute Falle läuft, bei der ein 15-jähriger Junge mit seiner Dienstwaffe erschossen wird. Obwohl er aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, verliert er seinen Job und auch seine Ehe zerbricht.
Fortan versucht er als Privatdetektiv mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen und sucht verzweifelt nach Beweisen, um seinen Namen wieder reinzuwaschen. Die Spuren führen ihn zu Meti Arslan, dem Kopf einer islamischen Parallelwelt mitten in Köln. Bei seinen Nachforschungen gerät er ins Visier eines international agierenden, radikal-christlichen Netzwerkes mit Namen "Caring Christians" und droht, zwischen die Mühlsteine der beiden skrupellosen Organisationen zu geraten.

Mit seinem packenden Schreibstil konnte mich der Autor schnell in den Bann seiner gut aufgebauten Geschichte ziehen, so das ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Carl Gruber ist zu Beginn der Geschichte alles ander als ein Sympathieträger, macht im Laufe der Geschichte aber eine erstaunliche und zugleich glaubwürdige Entwicklung durch, mit der er bei mir doch noch ordentlich punkten konnte. Auch die weiteren Charaktere sind durchweg vielschichtig angelegt und für so manche Überraschung gut.
Zudem gelingt es dem Autoren, das Thema des religiösen Fundamentalismus ausgewogen zu behandeln und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Insbesondere die Hauptfigur Carl Gruber und seine ehemalige Kollegin Lena Gülec mit ihren türkischen Wurzeln tragen dazu einen gehörigen Anteil bei.

Wer auf spannende Thriller zu hochaktuellen Themen steht, wird hier bestens bedient und mit einer außergewöhnlichen Geschichte belohnt, die nach der Lektüre noch längere Zeit nachhallt und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Atmosphärisch dichter und bildgewaltiger Kriminalroman im klassischen Stil

Nacht über dem Bayou
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Mit diesem atmosphärisch dichten und bildgewaltigen Kriminalroman im klassischen Stil legt James Lee Burke den bereits neunten von insgesamt 21 Bänden seiner Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux aus ...

Mit diesem atmosphärisch dichten und bildgewaltigen Kriminalroman im klassischen Stil legt James Lee Burke den bereits neunten von insgesamt 21 Bänden seiner Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux aus Louisiana vor. Im Original bereits 1996 erschienen, hat ihn der Pendragon Verlag nun aktuell in einer überarbeiteten Neuausgabe herausgegeben.
Man kann diesen Roman auch ohne Vorwissen aus den vorherigen Bänden problemlos lesen und verstehen, alle erforderlichen Informationen zu den Protagonisten werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.
Und so konnte auch ich mich als Quereinsteiger in diesen Serienkosmos schnell in den Bann dieser gut aufgebauten Geschichte begeben, die mein Kopfkino auf Hochtouren hat laufen lassen.

Aaron Crown wurde wegen des Mordes an dem schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon zu 40 Jahren Haft verurteilt, behauptet aber seit Jahren, unschuldig hinter Gittern zu sitzen. Als er nun Dave Robicheaux um Hilfe bittet, lässt sich dieser eher widerwillig in die Angelegenheit verwickeln. Er stößt dann aber schnell auf einige Ungereimtheiten, die mächtig Staub aufwirbeln. Die Spuren führen in höchste politische Kreise und Dave muss bald am eigenen Leib erfahren, das er mal wieder in ein Wespennest gestochen hat.

James Lee Burke versteht es wie kaum ein anderer Autor, Bilder in den Köpfen seiner Leser entstehen zu lassen. Und glaubt man dann beim Lesen auch, das hitzige Klima der Sümpfe Lousianas förmlich spüren zu können. Passend dazu bilden auch seine gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten einen wahren Sumpf menschlicher Abgründe ab, in dem wir Leser uns nun genau wie auch die Hauptfigur Dave Robicheaux mühsam zurechtfinden müssen. Mit viel Finesse und einigen überraschenden Wendungen fügt der Autor die zahlreichen Stränge seiner Geschichte zu einem insgesamt überzeugenden Gesamtbild mit verblüffender Auflösung zusammen.
Ab und an verliert er sich dabei aber doch ein wenig zu sehr in seinen Beschreibungen und nimmt so immer mal wieder ein wenig das Tempo aus seiner Geschichte. Es gelingt ihm dabei aber auch immer, das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen und die Geschichte wieder deutlicher ins Zentrum des Geschehens zu rücken.
Und so fällt das Gesamturteil am Ende doch mehr als positiv aus.

Mein erster Kriminalroman von James Lee Burke wird mit Sicherheit nicht mein letzter bleiben.