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Veröffentlicht am 29.09.2016

Die Nacht brennt

Die Nacht brennt
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Anfangs wusste ich gar nicht, was ich von Die Nacht brennt halten sollte. Der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, daher ist mir der Einstieg sehr leicht gefallen. Und das, obwohl Sarah Butlers ...

Anfangs wusste ich gar nicht, was ich von Die Nacht brennt halten sollte. Der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, daher ist mir der Einstieg sehr leicht gefallen. Und das, obwohl Sarah Butlers Werk definitiv kein Buch für Zwischendurch ist.

Die Nacht brennt zeigt, wie schwer es ist, erwachsen zu werden, wie schnell sich das Leben ändern kann und dass Pläne, selbst welche, die schon seit Wochen, Monaten oder sogar Jahren Bestand haben, von Jetzt auf Gleich vollkommen wertlos sein können. Stick macht eine Achterbahn der Gefühle durch und rebelliert äußerlich und innerlich gegen die Ungerechtigkeit des Lebens. Alleine dadurch hat mich das Buch zum Nachdenken gebracht. Besonders gut gefallen hat mir das Aufgreifen der tatsächlich statt gefundenen Aufstände in London (August 2011; Eskalation einer Demonstration), ebenso das Ende, das einen auf jeden Fall ein wenig verloren, aber auch grübelnd zurücklässt.

Doch trotzdem habe ich es nicht geschafft, mich während der 288 Seiten mit Stick oder mit J oder sonst einem der relevanten Charaktere zu identifizieren. Die Harmonie der beiden Freunde Stick und Mac hat mir sehr gut gefallen und mit Stick konnte ich nach Macs Tod auch mitfühlen, aber das lag vor allem an der ausführlichen und glaubwürdigen Beschreibung der Autorin. Seine Trauer habe ich verstanden, ebenso seine Abwehrhaltung gegen alles und jeden, stellenweise auch den Zynismus, den er an den Tag legt. Doch trotzdem war mir Stick nicht ausgearbeitet genug; er wirkte auf mich während des ganzen Romans blass, wenn nicht sogar irreal. Selbst für einen Jugendlichen, der nur Mädchen, Saufen, Faulenzen und Urlaub im Kopf hat. Ähnlich ging es mir auch bei J. Ihre Motive, ihre Familie, ihr Charakter blieben für mich völlig im Dunkeln, was mir wie bei Stick auch Probleme bereitet hat, mich auf sie einzulassen oder sie als eventuelle Schlüsselfigur ernst zu nehmen. Sie war einfach auf einmal da.

Gelungen dagegen fand ich die Äußerungen über Mac, über den man im Laufe des Buches mehr erfährt, als über alle Charaktere zusammen. Mac, der jetzt folgendes gedacht hätte, Mac, der die Freundschaft zwischen den beiden eingeleitet hat, Mac, der dies und jenes getan hätte. Durch Sticks Beschreibungen und seine Gedanken lebt Mac weiter. Ich habe ihn mehr und mehr kennen und lieben gelernt.

Sarah Butlers Schreibstil hat es einem einfach gemacht, den Roman innerhalb von kurzer Zeit zu beenden. Die teilweise auftretenden derben Ausdrücke und Sticks Art zu kommunizieren, waren mir an manchen Stellen etwas zu viel, passten vermutlich aber ganz gut zu dem gebrochenen Jugendlichen. Weshalb ich darüber auch hinwegsehen kann.

Das Cover wirkte anfangs auf mich sehr befremdlich; zwar sehr einprägsam und individuell, jedoch fehlte mir der Bezug zur Geschichte. Wer das Buch allerdings gelesen hat, wird einen Zusammenhang herstellen können und jetzt gefällt mir das Cover doch sehr gut. Ebenso wie der Titel des Romans.

Fazit
Die Nacht brennt behandelt wichtige und schwierige Themen zugleich und zeigt, was Trauer auslösen kann und dass das Leben meist einfach nicht fair ist. Die Thematik hat mich noch lange nach dem Lesen beschäftigt. Weswegen mich das Buch allerdings nicht ganz überzeugen konnte, waren die Charaktere, die meiner Meinung nach sehr farb- und ausdruckslos erschienen. Alleine aber wegen der Geschichte drumherum kann ich dieses Buch trotzdem empfehlen.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Die Widerspenstigkeit des Glücks

Die Widerspenstigkeit des Glücks
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Die Widerspenstigkeit des Glücks ist mein erstes Buch von Gabrielle Zevin, obwohl die Birthright-Serie komplett, aber ungelesen in meinem Schrank steht. Die Inhaltsangabe klang für mich sehr interessant: ...

Die Widerspenstigkeit des Glücks ist mein erstes Buch von Gabrielle Zevin, obwohl die Birthright-Serie komplett, aber ungelesen in meinem Schrank steht. Die Inhaltsangabe klang für mich sehr interessant: Ich meine, es geht um Bücher! :)

Ich hatte so gehofft, dass die Geschichte rund um A.J. Fikry, der eine Buchhandlung führt und darüber wohnt, mich packen würde. Die Idee und auch die Inhaltsangabe fand ich sehr schön und hat mich direkt angesprochen. Die Umsetzung dagegen war für mich persönlich zu schwach; das sich bietende Potenzial nicht vollständig ausgeschöpft, die Möglichkeiten nicht vollends umgesetzt. Mir persönlich war sie nicht ausgearbeitet genug, zu oberflächlich und teilweise auch zu abgehackt.

Darunter haben leider auch die Figuren gelitten. Ich konnte sowohl A.J, als auch Maya und Amelia in mein Herz schließen, ich habe mit ihnen mitgelitten, ihre Geschichte hat mich auch berührt und bewegt. Mit A.J. konnte ich mich wohl am meisten und am leichtesten identifizieren. Wer will denn als Bücherliebhaber auch keine Buchhandlung haben, lesen können, was man will und jederzeit Bücher in seiner Nähe haben? Auch wenn er am Anfang des Buches verbittert und unglücklich erscheint – dafür gibt es allerdings eine Erklärung – so blüht er vollkommen auf, als er sich in die hübsche Vertragsvertreterin Amelia verliebt. Die Ausarbeitung aller Charaktere erschien mir interessant, tiefgründig, mit den berühmten Ecken und Kanten, doch trotzdem hat mir was gefehlt. Ich konnte mich nicht vollends auf sie einlassen – vermutlich auch, weil der Roman mit 288 Seiten und relativ großer Schriftgröße dazu nicht wirklich viel Platz gelassen hat. Ich hätte einfach gerne mehr über sie erfahren, hätte gerne Zeit gehabt, warm mit ihnen zu werden.

Das Ende dagegen fand ich sehr gelungen; ich mag traurige und bewegende Enden, daher war es total mein Fall. Definitiv ein gelungener Abschluss der Geschichte, der es schafft, dass der Roman im Gedächtnis bleibt und über den man noch einige Zeit nachdenken kann.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Das Erzähltempo war mir persönlich ein wenig zu schnell und sprunghaft; manche Szenenwechsel und Sprünge mussten sein, andere wiederum hätte man vermeiden können. Trotzdem freue ich mich sehr auf Bitterzart, Edelherb und Extradunkel :)

Fazit
Für mich war Die Widerspentigkeit des Glücks ein gelungener und schöner Roman für zwischendurch. Das Buch bietet eine schöne Geschichte rund um plötzliches Eltern-Sein und um das Wieder-ins-Leben-Finden. Für mich ein schöner Roman, bei dem man allerdings aufgrund der Länge bzw. Kürze Abstriche im Bezug auf Charaktere und die Tiefe der Geschichte machen muss.

Veröffentlicht am 26.09.2016

Zwei Sekunden

Zwei Sekunden
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Zwei Sekunden war der erste Politthriller, den ich gelesen habe, deswegen fiel mir die Bewertung des Buches auch nicht ganz so leicht. Im Großen und Ganzen ist das Werk von Christian v. Ditfurth ein gelungener ...

Zwei Sekunden war der erste Politthriller, den ich gelesen habe, deswegen fiel mir die Bewertung des Buches auch nicht ganz so leicht. Im Großen und Ganzen ist das Werk von Christian v. Ditfurth ein gelungener Thriller, der aus verschiedenen Handlungssträngen besteht und somit auch einiges an Spannung verspricht. Da ist zum Beispiel der ständtige Konkurrenzkampf zwischen zwei Kollegen bei der Polizei, eine unterschwellige Liebesbeziehung, Anschläge, Ermordungen und Ermittlungen auf deutscher und russischer Seite; jedoch nicht immer ganz so legal.

Man merkt, dass der Autor Ahnung vom Fach hat, sich mit der Materie beschäftigt und gut recherchiert hat, Details einfließen lässt, die sein Buch auch authentisch wirken lassen. Außerdem habe ich auch gemerkt, dass er Ahnung vom Schreiben hat; der Spannungsaufbau, ein wahnsinnig komplizierter, gut durchdachter Fall, eine sinnvolle und logische Erklärung, ein rundes Ende.

Doch trotzdem konnte mich das Buch nicht zu hundert Prozent überzeugen und mitreißen. Im Mittelteil hatte ich bezüglich Spannung und dem typischen Mitfiebern, wer denn nun der Täter ist, eine kleine Durststrecke. Das lag zum einen daran, dass die Sicht der Geschichte pro Kapitel wechselt. Man erlebt den Plot somit aus verschiedenen Perspektiven, was die Story auf den ersten Blick interessanter wirken lässt, aber einen soliden, gut strukturierten Fall wie Kaugummi zieht. Spannung war auf einmal keine mehr da; ich hatte das Gefühl, ich könnte Seiten überblättern, ohne viel zu verpassen. Vor allem die Kapitel aus Kürgers Sicht – einer der beiden Kollegen, die im ständigen Kampf liegen – haben wenig inhaltliches beigetragen, da sie grundsätzlich nur aus Beschwerden über den Hauptkommissar und Hasstiraden bestehen.

Zum anderen hatte ich es in den 464 Seiten kaum geschafft, einen Bezug zu den Charakteren zu finden. Der Hauptprotagonist – Hauptkomissar De Bodt – ist meiner Meinung nach mehr als nur überzeichnet: Er weiß alles, kann alles, ermittelt alleine, löst den Fall alleine, plant wichtige Aktionen alleine und kommt auch mit allem durch; egal ob illegale Aktionen oder ob er gegen sämtliche Dienstvorschriften verstößt. Ein einziger Kommissar löst also ganz alleine eine Anschlagsserie auf die Bundesrepublik Deutschland? Auch das kam mir mehr als suspekt vor. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das realitätsnah dargestellt ist.

Dann sind da noch sein Gegenspieler Krüger (s.o.), seine Kollegin Salinger, in die De Bodt verliebt ist, sein Kollege Yussuf, der zu allem und jedem Kontakt hat und somit jede benötige Ressource zur Verfügung stellen kann; sowie die russischen Ermittler Merkov und Katt, die auf Mörderzug durch Berlin gehen und versuchen herauszufinden, inwieweit der Anschlag sich auf den russischen Präsidenten beziehen lässt. Das alles im Ganzen gesehen war mir einfach too much, zu konstruiert, zu trivial und letzten Endes auch zu abwegig.

Der Schreibstil, ebenso wie der Aufbau des Buches haben mir sehr gut gefallen. Christian v. Ditfurth schreibt sehr viele kurze, abgehakte Sätze, was man sicherlich nicht jeder mag; ich mochte es jedoch sehr. Auch die kurzen Kapitel fand ich super gewählt. Zwar wechselt dadurch ständig die Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird, aber ich mag kurze Kapitel. Sie regen zum Weiterlesen an.

Von der Covergestaltung hätte ich mir etwas mehr erhofft. Ich finde das Cover nicht besonders ansprechend. Hätte ich das Buch im Laden entdeckt, wäre ich mit Sicherheit daran vorbeigelaufen. Erst der Klappentext konnte mich zum näheren Hinsehen bringen.

Fazit
Zwei Sekunden behandelt ein hochaktuelles und leider auch sehr beängstigendes Thema: Terror in Deutschland. Das hat mich auf das Buch aufmerksam werden lassen. Auch wenn ich das Thema sehr interessant fand, schwächelt dieses Werk meiner Meinung nach in der Ausführung und bei den Charakteren. Wer allerdings keinen großen Wert auf logische Zusammenhänge legt, sondern einfach nur unterhalten werden möchte, und wer mit vielen verschiedenen Charakteren kein Problem hat, dem kann ich dieses Buch voll und ganz empfehlen.

Veröffentlicht am 26.09.2016

Die Frau, die allen davonrannte

Die Frau, die allen davonrannte
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Carrie Snyder erzählt in ihrem Roman Die Frau, die allen davonrannte mehrere Geschichten auf einmal. Es gibt viele Handlungsstränge, die nacheinander oder nebeneinander laufen, viele die zusammenhängen, ...

Carrie Snyder erzählt in ihrem Roman Die Frau, die allen davonrannte mehrere Geschichten auf einmal. Es gibt viele Handlungsstränge, die nacheinander oder nebeneinander laufen, viele die zusammenhängen, kompliziert sind, bewegen, berühren und die die Hauptprotagonistin Aganetha Smart zu der gemacht haben, die sie heute ist: Eine alte Dame, 104 Jahre alt, Olympiasiegerin von 1928. Die verschiedenen Geschichten sind sehr komplex aufgebaut und werden in zwei Zeitsträngen erzählt: Heute und damals.

Auf der einen Seite ist da die junge Aganetha; sie hat eine große Familie, ist aufgewachsen mit Tod, Verlusten, zwei Weltkriegen und Prüfungen, die sie schon als kleines Mädchen prägten. Dann ist da die ältere Aganetha; von zuhause weggezogen, verliebt in einen anderen Athelten, Olympiasiegerin. Die Verbindung der beiden Geschichten in der Gegenwart bringt Kaley – eine junge Läuferin, die die 104-Jährige aus dem Altenheim entführt, die sich für Aganethas Leben interessiert, alles wissen und erfahren möchte um selbst eine erfolgreiche Sportlerin zu werden.

Das alles klingt natürlich wahnsinnig emotional und berührend, schließlich hat die Hauptprotagonistin einiges erlebt, viel Unglück überstanden, hart trainiert und lange gekämpft – wohl bemerkt in einer Zeit, in der Frauen nicht denselben Status hatten wie heute. Der Stammbaum der Familie Smart am Anfang des Buches ließ schon darauf schließen, dass die Familie stark beleuchtet wird, dass ein durchgängiges Folgen der Ereignisse aufgrund vieler Charaktere schwierig sein würde. Und genauso war es für mich auch.

Es gibt viele Zeitsprünge, deren genaue Ordnung und Bedeutung für mich nicht wirklich erkennbar waren und das Buch für mich auch komplizierter machten, als es unbedingt notwendig gewesen wäre. Der rote Faden wurde beeinträchtigt, Spannung ging verloren und Emotionen blieben leider nur oberflächlich.

Trotzdem ist Die Frau, die allen davonrannte ein wunderschönes Buch, das einen nachdenklich zurücklässt. Mich vor allem, da ich es zur Zeit der Olympischen Spiele in Rio gelesen habe. Heute ist es selbstverständlich, dass Frauen bei verschiedenen Disziplinen antreten; auch 800 m Laufen. Aganetha war stark, diszipliniert und scherte sich nicht um Konventionen oder Traditionen. Und genau als solche wurde sie auch von mir wahrgenommen. Eine sehr starke, wundervoll umgesetzte Hauptprotagonistin.

Carrie Snyders Schreibstil hat mir im großen und ganze gut gefallen. Vom Stil her ließ sich das Buch flüssig und leicht durchlesen. Allerdings war ich auch oft verwirrt, weil für mich nicht immer deutlich wurde, wer gerade an einem Dialog beteiligt ist, wer was sagt. Die vielen Zeitsprünge haben diesen Eindruck noch verschlimmert.

Die Gestaltung des Buchcovers gefällt mir. Die Verbindung von Aganethas altem (dem Hof) und ihrem neuen Leben (die Läuferin) finde ich gut gewählt und ergibt nach dem Lesen umso mehr Sinn.

Fazit
Die Frau, die allen davon rannte ist ein schönes Werk mit einer starken Botschaft, das leider in der Ausführung bezüglich Chronologie und Eindeutigkeit leicht schwächelt. Obwohl mir zwischendurch die Spannung und die Ordnung fehlten, konnte es mich aufgrund der starken Hauptprotagonistin sehr berühren.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Ich habe leider überhaupt nicht reingefunden.

Stadt aus Wind und Knochen
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Was habe ich mich mit diesem Buch schwergetan! Ich vermute, dass "Stadt aus Wind und Knochen" das erste Buch ist, das ich so oft angefangen und wieder weggelegt habe, denn ich habe wirklich mehrfach (bestimmt ...

Was habe ich mich mit diesem Buch schwergetan! Ich vermute, dass "Stadt aus Wind und Knochen" das erste Buch ist, das ich so oft angefangen und wieder weggelegt habe, denn ich habe wirklich mehrfach (bestimmt zwei oder drei Mal) versucht, in die Geschichte hereinzukommen. Immer wieder habe ich 50 Seiten gelesen und doch hat mich der Anfang nicht überzeugen können. Dieses Mal habe ich allerdings durchgehalten, das Buch bis zum Ende gelesen und nun auch endlich eine Rezension dazu geschrieben.

Die Idee von Fran Wilde, einen solchen Plot zu schreiben, fand ich schon im Vorfeld wahnsinnig spannend. Menschen, die in Knochentürmen aufwachsen und leben, Knochentürme, die durch die sogenannten Sänger wachsen können, Menschen, die mit Flügelschultergurten durch den Himmel fliegen können, Menschen, die über den Wolken wohnen. Absolut großartige Idee. Aber meiner Meinung nach hat die Autorin das einfach überhaupt nicht an den Leser bringen können. Die ersten Seiten waren so voller Informationen, dass ich die Welt gar nicht besonders gut in meinem Kopf bekommen habe und Zusammenhänge auch kaum miteinander in Verbindung bringen konnte. Da wurde mit Begriffen und Erklärungen um sich geschmissen, was ich nicht einordnen konnte (die Sänger, die Spire, Himmelsschlund) und was auf mich auch so wirkte, als würde ich fremde Vokabeln lernen, ohne deren Sinn zu verstehen. Ich hatte mehrfach das Gefühl, dass die Autorin wirklich eine sehr genaue Vorstellung davon hat, wie diese Welt aussieht, aber ihre Beschreibungen haben mir das nicht nahebringen können – sie blieb mir während des ganzen Buches fremd und unnahbar.

Zudem flachen die Geschichte, die Handlungen und der Spannungsbogen im Laufe des Buches einfach enorm ab. Mich hat ab einer gewissen Stelle einfach nichts mehr ansprechen oder abholen können, weil es entweder zu hervorsehbar war (wie die übertriebene Macht des Rates, "Sellis" Affäre oder das Überleben von Herausforderern) oder weil ich es als unglaubwürdig empfand, wie schnell sich Kirit entwickelt hat. Sie ist erst sechs Monate bei den Sängern in Ausbildung und trotzdem kann sie am Ende des Buches alles. Jeder vertraut ihr, sie gibt die Befehle und sie macht alles perfekt.

Das ist auch so ein Grund, warum ich zu Kirit nicht wirklich eine Beziehung aufbauen konnte. Anfangs war ich mir schlichtweg unsicher, was ich von ihr halten soll. Sie wirkte nicht unsympathisch oder langweilig, aber es fiel mir schwer, sie einzuschätzen. Am Anfang ihrer Sänger-Ausbildung habe ich sie immer besser kennengelernt, aber ihre enormen Fortschritte, dass alle Hoffnung in Kirits Entscheidungen liegt und dass sie nur selten Rückgrat zeigt, hat mich immer mehr und mehr enttäuscht und von ihr distanziert. Eine Figur, in der ich mehr gesehen habe, war Kirits Mentor Wik, der in der Geschichte aber leider viel zu wenig vorkam. Ich denke, aus ihm hätte man einiges rausholen können, aber da ich gelesen habe, dass "Stadt aus Wind und Knochen" der erste Band einer Reihe ist, wird da vielleicht auch noch was auf den Leser zukommen.

Für mich persönlich war einfach der Schreibstil nicht das Richtige. Die Art und Weise, wie die Autorin schreibt, finde ich per se nicht schlecht, denn im Grunde lässt sich das Buch gut lesen. Aber die fehlenden Beschreibungen und die losen Zusammenhänge schreibe ich in diesem Fall dem Schreibstil zu. Mich hat die Autorin damit leider nicht wirklich ansprechen können, weil ich viel mehr erwartet hatte und viel mehr Hoffnung in ein großartiges World-Building gelegt hatte.

Fazit
Letztlich ist "Stadt aus Wind und Knochen" okay, weswegen mir die 2,5 Sterne wirklich Leid tut, aber ich fand es leider nicht besonders berauschend. Meinen Erwartungen konnte es aus verschiedenen Gründen nicht standhalten. Das Buch hat zwar definitiv auch Stärken (die Plotidee finde ich richtig toll!), aber leider konnten sich diese nicht durchsetzen.