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Veröffentlicht am 29.09.2016

Das Morgen ist immer schon jetzt

Das Morgen ist immer schon jetzt
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Das Morgen ist immer schon jetzt ist ein sehr außergewöhnlich, aber auch ein wenig seltsames Buch. Anfangs hatte ich Probleme in das Werk zu starten. Der Konversation, in die man direkt hinein geworfen ...


Das Morgen ist immer schon jetzt ist ein sehr außergewöhnlich, aber auch ein wenig seltsames Buch. Anfangs hatte ich Probleme in das Werk zu starten. Der Konversation, in die man direkt hinein geworfen wird, konnte ich anfangs nur schwer folgen – zu viele Namen und zu wenig Information (und ein männlicher Hauptprotagonist in der Ich-Form). Aber nach dem Klappentext war ich sehr gespannt darauf eine Geschichte neben einer Geschichte zu lesen; die eines normalen Teenagers, der keiner der Ausgewählten ist und die, die von den Helden handelt.

Patrick Ness hat den Aufbau seines Buch sehr clever inszeniert: er erzählt wie oben schon erwähnt zwei Geschichten. Die Auserwählten, die heldenhaftes tun, die versuchen die Welt zu retten und dabei auch Gefährten verlieren. Es sind immer nur ein paar Sätze, ein kleiner Abschnitt am Anfang eines jeden Kapitels, aber auf jeden Fall Stoff für einen eigenen Fantasy-Roman. Natürlich hätte ich mir da mehr gewünscht; ein paar Sätze haben meinen Wissensdurst nicht wirklich befriedigen können. Mehr Details, mehr Handlung, mehr Information, einfach mehr. Aber genau darum geht es ja bei Patrick Ness' Geschichte: Die Story der Helden und Auserwählten, die eigentlich eher im Hintergrund spielt.

Im Vordergrund stehen dagegen Mickey und seine Freunde. Und auch wenn es nur die Hauptgeschichte der Nebengeschichte der Hauptgeschichte ist, wie sich Mickey in einer Welt zurechtfindet, in der auch Vampire, Seelenfresser etc. ihren Platz haben, hat er alleine schon einiges zu bieten: Zwangsstörung, unsterblich verliebt in die beste Freundin, ständig Streit mit seinen Eltern. Und auch seine Schwester und seine Freunde haben mit ihren Probleme zu kämpfen, was natürlich der Stoff dieses wundervollen Romans ist.

Jeder dieser Charaktere hat ein Manko, eine Sucht, ein Problem, keiner ist völlig unbeschadet, frei und glücklich und deswegen macht es das Buch und die Freundschaften untereinander auch so interessant. Wahrscheinlich mochte ich deswegen alle, wegen der Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit, die sie zu bieten haben. Selbst den mysteriösen Nathan konnte ich in mein Herz schließen. Man erfährt viel über sie, über ihre Geheimnisse, ihre Wünsche, Ziele und Träume, ihren Umgang mit sich selbst und auch mit den anderen. Das steht im Vordergrund, während andere um sie herum, versuchen die Welt zu reden, so wie Mickey und seine Clique sie eben kennen.

Patrick Ness Schreibstil empfand ich als wundervoll. Seine Art, Dinge darzustellen und den Leser einzubeziehen, indem er ihn desöfteren direkt anspricht, fand ich wunderschön und eindeutig passend zu diesem Jugendbuch.

Fazit
Ein Roman über das Alltägliche: Klingt vielleicht auf den ersten "Blick" langweilig, war es aber ganz und gar nicht, da die Geschichte mit allerlei Übernatürlichem, Spannung und ein bisschen Liebe gespickt ist. Damit liefert Patrick Ness mit seinem Werk Das Morgen ist immer schon jetzt ein wundervolles Gesamtpaket, das ich euch mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Die Achse meiner Welt

Die Achse meiner Welt
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Die Achse meiner Welt ist eines der Bücher, um die ich seit Ewigkeiten herumgeschlichen bin und als meine Bloggerpartnerin es mir zu Ostern geschenkt hat, lag es dann auch noch Monate lang auf meinem SuB. ...

Die Achse meiner Welt ist eines der Bücher, um die ich seit Ewigkeiten herumgeschlichen bin und als meine Bloggerpartnerin es mir zu Ostern geschenkt hat, lag es dann auch noch Monate lang auf meinem SuB. Jetzt konnte ich mich endlich aufraffen, das Buch zu lesen und wurde auch nicht enttäuscht.

Die Hauptprotagonistin Rachel war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie ist in etwa in meinem Alter, von daher fiel es mir auch überhaupt nicht schwer, mich in sie hineinzuversetzen. Geplatzte Träume, College, gescheiterte Beziehungen, alten Freunde, von denen man dachte, dass man niemals ohne sie kann, mit ihnen kaum noch Kontakt gehalten – wer, der Gymnasium/Realschule/usw. hinter sich hat und mitten im Leben steht, kennt das denn nicht? Während ich in der ersten Geschichte sehr schnell mit ihr warm geworden bin, war ich in der zweiten nicht immer gleicher Meinung mit ihr. Ich wäre auch ziemlich verwundert, wenn ich aufwachen würde und mein toter Freund steht an meinem Bett; ein Polizist, der mich befragen will und niemand scheint es komisch zu finden. Und ich würde auch erstmal alles von mir schieben, mir Gedanken machen, wie das sein kann und ob ich nich doch vielleicht in einem Traum feststecke und ich nur aufwachen muss. Was mich aber an ihr gestört hat, war, dass sie – und das vor allem im Umgang mit ihrem Verlobten Matt – ihn und andere für Dinge verurteilt, vor denen sie selbst in keinster Weise zurückschreckt bzw. zurückgeschreckt ist. Sie misst mit zweierlei Maß, sich selbst und ihren Freunde gegenüber und das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Trotzdem erschien ist mir als ein starker Charakter; ein wenig lädiert aufgrund der unlogischen Kollision zweier Welten.

Die Autorin liefert mit ihrem Werk hier eine wundervolle Geschichte darüber, was sich wahrscheinlich jeder schon ein Mal in seinem Leben gewünscht hat: eine zweite Chance bekommen, Dinge rückgängig machen und tote Menschen mehr wertschätzen, als wir es zu Lebzeiten getan haben. All das bekommt die Hauptprotagonistin Rachel hier geboten – womit sie selbstverständlich sehr überfordert ist.

Ich war selbst anfangs sehr verwirrt, als die Geschichten plötzlich und ohne Vorwarnung beginnen, ineinander zu laufen. Die neue Geschichte beginnt einfach mit einem neuen Kapitel, nachdem Rachel neben Jimmys Grab zusammengebrochen ist. Ich war aber auch ebenso sehr davon überrascht, dass Dani Atkins es geschafft hat, die beiden Storys so miteinander zu verbinden, dass zum Schluss beide einen Sinn ergeben und das Ende somit auch vollkommen logisch erscheint.

Was mich an dem Roman gestört hat, war die Vorhersehbarkeit; nämlich wie sich Rachel entwickelt, was mit ihrer Verlobung geschieht, dass Jimmy ihr hilft, herauszufinden, was mit ihr passiert ist. Das Ende hat es allerdings geschafft, das wieder wettzumachen – damit meine ich nicht unbedingt die logische Erklärung der Weltenverschiebung, sondern die letzten Sätze. Wie Dani Atkins mich damit bewegen und berühren konnte. Während des ganzes Buches habe ich mitgefiebert, Erklärungen gesucht, habe es für einen Traum gehalten und dann wieder nicht. Es war spannend, herauszufinden, wie alles mit Rachel zusammenhängt und wie sich die verschobenen Realitäten erklären lassen.

Dani Aktins' Schreibstil fand ich toll, gegen Ende auch sehr emotional. Sie konnte mich bewegen. Das Buch hatte ich innerhalb von Stunden fertig gelesen. Vor allem die autobiographischen Parallelen, die sie in ihrem Debütbuch verarbeitet – erklärt übrigens am Ende in einer Anmerkung – haben mich im Nachhinein auch vieles besser verstehen und klarer sehen lassen.

Das Cover finde ich wunderschön. Es ist nicht nur gut gestaltet und wirkt ansprechend, es setzt auch wunderbar die Geschichte des Romans in einem Bild um. Rachel, die zwischen zwei Welten schwebt, sich eher zu der einen Realität hingezogen fühlt, aber nun mal in die andere gehört. Auch die Gestaltung von Atkins' anderen Werken finde ich bezaubernd.

Fazit
Die Achse meiner Welt ist ein perfektes Buch für zwischendurch, da es eine schöne und emotionale Geschichte liefert. Der unterhaltsame Schreibstil und der Wunsch, den wohl jeder von uns hat, wirkten fesselnd und machten das Werk zu etwas besonderem und empfehlenswertem.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt
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Der Wahnsinn, den man Liebe nennt war mein erster Roman von der Autorin Clara Römer und ist eine wunderschöne und "alltägliche" Geschichte über Betrug und den schwierigen Schritt danach, wieder ins Leben ...

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt war mein erster Roman von der Autorin Clara Römer und ist eine wunderschöne und "alltägliche" Geschichte über Betrug und den schwierigen Schritt danach, wieder ins Leben zurück zu finden und einen Neubeginn zu wagen.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die leichte, lockere und angenehme Sprache hat mir nicht nur den Einstieg in das Buch erleichtert, sondern die 320 Seiten einfach nur dahin fliegen lassen. Die Geschichte ist sicherlich nicht neu, doch trotzdem konnte sie mich fesseln, berühren und mitfühlen lassen.

Besonders gut gefallen hat mir die Entwicklung der Hauptprotagonistin Susa. Sie kam mir anfangs wie ein kleines und süßes Mäuschen vor, die es genießt, dass ihr Mann die Entscheidungen trifft, der es nichts ausmacht, dass er kommt und geht, wann er will und dass sie sich auch gerne mal von ihm einlullen lässt. Doch als sie von Wolfs Betrug erfährt, steht sie auf einmal alleine da, muss sich durchkämpfen, lernen auf eigenen Beinen zu stehen und ein neues Leben beginnen. Dass sie zwischendrin ihren Mann vermisst und auch mal schwach wird, konnte ich mehr als verstehen und hat Susa geradewegs einen Weg in mein Herz beschert. Sie wirkte so real, als würde man die Geschichte einer guten Freundin lesen. Nicht nur Susa, sondern alle Charaktere des Buches wirkten gut ausgearbeitet und perfekt in die Story integriert. Die bewusste Einsetzung von Rücblick-Kapiteln (gute, alte Zeiten der Beziehung von Susa und Wolf) haben es sogar geschafft, dass Wolf für mich nicht wie der vollkommene Idiot dastand.

Das Ende hat mich dann nach einem tollen Einstieg und einem interessanten Hauptteil doch ein ganz klein wenig enttäuscht (wirklich nur ein wenig!). Es bietet einen runden, tollen Abschluss, doch Susas Familienleben, das während des Romans neben der Geschichte rund um Wolf, den Betrug und ihre damit verbundene Verarbeitung, eine recht wichtige Nebenrolle spielt, wirkte mir dann doch ein wenig zu konstruiert und zu schnell abgehandelt. Als müsse das Rätsel auf den letzten Seiten noch schnell gelüftet werden. Außerdem hätte ich es Susa "gewünscht", dass sie sich nicht sofort neu verliebt, sondern erst eine gewisse Zeit auf eigenen Beinen steht und diese Zeit für sich selbst zu genießen lernt.

Das meiner Meinung nach wunderschöne Cover passt perfekt zu der Geschichte und vor allem zur Hauptprotagonistin und gibt dem Roman die würdige, leicht romantische Verpackung, die er definitiv verdient.

Fazit
Die Verbindung von Susa Leidensstory und den ein, zwei Nebenhandlungen bescherten mir einen wunderschönen Roman mit einer Geschichte, die beschreibt, wie es nun manchmal im Leben laufen kann. Auch wenn ich mir persönlich ein andere Ende gewünscht hätte, bietet Clara Römer mit Der Wahnsinn, den man Liebe nennt ein perfektes Gesamtpaket, das dazu einlädt, das Wochenende auf der Couch zu verbringen und 320 Seiten lang Susas Geschichte zu folgen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Der Sommer, in dem es zu schneien begann

Der Sommer, in dem es zu schneien begann
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Sowohl das Cover, als auch der ganz außergewöhnliche und schöne Buchschnitt haben mich bei diesem Buch besonders angesprochen. Deshalb bin ich dem Piper-Verlag umso dankbarer, dass er mir ein Exemplar ...

Sowohl das Cover, als auch der ganz außergewöhnliche und schöne Buchschnitt haben mich bei diesem Buch besonders angesprochen. Deshalb bin ich dem Piper-Verlag umso dankbarer, dass er mir ein Exemplar zum Rezensieren zugesandt hat. Der Klappentext hat mich ebenso begeistert, aber da ich die Autorin vorher nicht kannte, hatte ich keine große Erwartungen an den Roman. Ich wollte mich einfach überraschen lassen. Und wurde überrascht.

Lucy Clarke hat mit "Der Sommer, in dem es zu schneien begann" eine wunderbare, traurige und geheimnisvolle Geschichte geliefert, die mich stellenweise sehr berührt hat; eine Geschichte voller Trauer, Schmerz, Verrat, Hoffnung und Gefühlen, die eigentlich nicht auftreten sollten.

Die lebendigen Schilderungen von Tasmanien und der Umgebung dort – vom Strand bis hin zum Hafen – vermittelten mir den Eindruck, selbst vor Ort zu sein und bereiteten mir sogar ein wenig Fernweh. Auch die Beschreibung vom Freitauchen und vom Beobachten der Unterwasserwelt ergaben bei mir eindrucksvolle Bilder. An manchen Stellen hätte ich mir eine nähere Beschreibung der Landschaft gewünscht, aber das hätte wohl den Rahmen der Geschichte gesprengt.

Während ich mich wunderbar mit der Protagonistin Eva identifizieren konnte, ihr Leid als Neu-Witwe verstand und ebenso das Bedürfnis von Zuhause wegzugehen und die unbekannte Familie ihres verstorbenen Ehemanns zu besuchen und kennen zu lernen, umso unsympathischer war mir Jackson aufgrund der massenhaften Geheimnisse und Lügen, die man von und über ihn erfährt. Und obwohl es nicht ungewöhnlich ist, mit Jackson nicht warm zu werden – vielleicht ist es sogar gewollt oder zumindest einkalkuliert, so wie sich alles entwickelt – fehlte mir an manchen Stellen doch das Verständnis für Evas Verhalten, für ihre Trauer, ihren Zweifel und ihre Unfähigkeit eine Entscheidung zu treffen.

Meiner Meinung nach ist die Geschichte sehr spannend erzählt. Mit jeder Lüge und mit jedem Geheimnis, das neu aufgedeckt wurde, kamen neue Fragen auf; man musste einfach weiterlesen um die geforderten Antworten zu erhalten. Der fesselnde und angenehme Schreibstil haben maßgeblich dazu beigetragen. Einziger Kritikpunkt meinerseits und damit auch ein Stern Abzug ist das Ende, das ich leider vorausgeahnt hatte. Weniger Andeutungen im Hauptteil hätten es sicher unerwarteter und überraschender gestaltet. Vor allem, weil sie oft verletzt wird, ihre Vergangenheit in Frage stellt und man ihr die Chance bietet, alles hinter sich zu lassen und von vorne anzufangen.

Während hinter jedem Geheimnis im Plot ein weiteres Geheimnis steckt, so ist das mit dem Titel von Lucy Clarkes Werk auch nicht anders. So gehört auch zu "Der Sommer, in dem es zu schneien begann" eine wunderschöne, aber ebenso traurige Geschichte, die all die Ereignisse ins Rollen gebracht wird.


Fazit
Für mich war dies mein erster Lucy Clarke Roman und es wird auch sicher nicht der letzte sein. Die Geschichte war spannend aufgebaut, der Schreibstil hat mich überzeugt und auch die Charaktere waren ansprechend. Das vorhersehbare Ende enttäuscht mich zwar ein wenig, aber tut dem Plot ganz sicher keinen Abbruch; das Ende ist rund und schließt ein wunderbares Werk ab. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Die Zelle

Die Zelle
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Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen guten Thriller und Die Zelle von Jonas Winner war das perfekte Buch für mein Vorhaben. Den Klappentext fand ich gut gewählt, denn er hat mich neugierig auf ...

Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen guten Thriller und Die Zelle von Jonas Winner war das perfekte Buch für mein Vorhaben. Den Klappentext fand ich gut gewählt, denn er hat mich neugierig auf die Geschichte rund um Sammy, das Mädchen und seine Familie gemacht.

Als allererstes muss ich sagen: Ich liebe deutsche Handlungsorte. Ich lese sehr viele amerikanische Horror- und Psychothriller und daher bin ich jedes Mal froh, wenn mir ein Buch in die Hand fällt, das in Deutschland spielt. In Berlin war ich zwar bisher noch nie – aber das ist ja auch zweitrangig.

Sammy scheint ein normaler Junge zu sein. Elf Jahre ist er alt, er zieht von London nach Berlin und versucht sich in der neuen Stadt und in dem neuen Land einzuleben. Im Gegensatz zu seinem Bruder Linus, der mit seinem Vater schon vorgefahren ist um das Haus einzurichten, hat er keine Freunde und auch keine Beschäftigung für die Sommerferien. Als er sich langweilt, findet er einen Luftschutzbunker unterhalb der Villa und entdeckt dort versteckt in einer kleinen Zelle ein Mädchen, kaum älter als er selbst. Als er sie am nächsten Tag nochmal besuchen will, ist sie weg.

Jonas Winner hat mit Die Zelle einen Thriller geschaffen, der mich richtig packen konnte und durchgängig Spannung beibehält. Auch wenn mir die Einführung in das Buch ein wenig schwer gefallen ist, nimmt die Geschichte an Fahrt auf, als Sammy die böse Entdeckung macht. Ab da an habe ich mit dem 11-jährigen Jungen mitgefiebert und überlegt, wie das alles zusammenhängt. Ständig habe ich mir die Fragen gestellt: Wer ist das Mädchen? Warum war sie dort unten? Wer hat sie dort versteckt? Und vor allem: Wo ist sie jetzt? Mehrere Spannungsbögen haben die Geschichte an Düsternis und Unheimlichkeit weit oben gehalten und obwohl ich relativ schnell hinter das Rätsel gekommen bin, war ich doch am Ende überrascht von den Motiven und wie alles aufgelöst würde. Das Protokoll und die Tonbandaufzeichnung auf den letzten Seiten des Thrillers bewerte ich als perfekte Lösung; sie decken manch eine offene Frage doch noch auf. Besonders bei der Aufzeichnung habe ich mich gegruselt, auch wenn ich nicht genau sagen kann, warum. Ich war vermutlich einfach in der Geschichte gefangen.

Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass ein 11-jähriger Protagonist nicht die beste Wahl ist. Ich hatte kindliche Anwandlungen, Trotzreaktionen und unnötige Abschweifungen erwartet, die die Spannung des Thrillers zunichte machen würde. Doch nachdem ich das Buch beendet habe, kann ich sagen, dass Sammy die perfekte Wahl als Hauptprotagonist (und Ich-Erzähler) war. Zum einen hat er sich an manchen Stellen viel erwachsener verhalten, als man es ihm zugetraut hätte, auf der anderen Seite war er so auch empfindlich für die Veränderung innerhalb der Familie, vor allem die des Vaters, vielleicht auch ein Stück weit für die des Bruders. Auch die anderen Figuren fand ich stark und interessant ausgearbeitet, auch wenn nicht alle eine große Rolle im Hauptgeschehen spielten.

Der Schreibstil des Autors hat mir sehr gut gefallen; er war angenehm und flüssig zu lesen. Ich mag die düstere und unheimliche Sprache, die Jonas Winner verwendet hat. Sie hat mir an manchen Stellen eine Gänsehaut bereitet und konnte die Spannung bis zum Schluss halten. Auch das Cover finde ich sehr ansprechend und gut gewählt. Die schlichte Gestaltung spiegelt die dunkle, unheimliche Stimmung sehr gut wider und lässt dem Betrachter genug Raum, sich ein Versteck oder eine Zelle für ein Mädchen vorzustellen.

Fazit
Die Zelle von Jonas Winner hat mir sehr gut gefallen: ein unheimlicher Thriller, eine spannende Wendung, tiefgründige Charaktere und einen guten, flüssigen Schreibstil. Obwohl ich den Thriller alles in allem sehr gut fand und mich das Gesamtpaket überzeugt hat, gibt es von mir einen halben Stern Abzug dafür, dass ich doch recht schnell den Täter durchschaut hatte – die Motive und alles drumherum aber nicht (definitiv ein Überraschungsfaktor!).