Die knapp 30-jährige Lucy Kincaid möchte dem letzten Wunsch ihrer Mutter Beth entsprechen und deren Urne zur Bestattung nach Cape Hudson, Virginia, bringen. Allerdings erwartet Lucy noch eine echte Überraschung, denn sie ist als Erbin für ein altes Herrenhaus eingesetzt, deren Besitzerin Catherine Buchanan sie niemals begegnet ist geschweige denn gekannt hat. Wer war diese Frau, die ihr einfach so ein Haus vererbt? Lucy möchte unbedingt herausfinden, was es damit auf sich hat, doch dabei hat sie nicht viel Ruhe, denn schon bald taucht ein Unbekannter auf, der ihr das Erbe streitig machen will. Aber Lucy gibt sich nicht so schnell geschlagen und kämpft mit allen Mittel für das inzwischen liebgewonnene Haus und auch für die Geheimnisse, die es zu ergründen gilt…´
Mary Ellen Taylor hat mit ihrem Buch „Das Haus an der Bucht“ einen sehr unterhaltsamen und gleichsam gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser kann schnell in die Geschichte eintauchen und sich mit Lucy auf eine abenteuerliche Reise begeben, die ihr Leben grundlegend verändern wird. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Zeitebenen, bei einer erhält der Leser Einblick in die Gegenwart um Lucy im Jahr 2018, die anderen behandeln die Zeit von 1904 bis 1917 und das Jahr 1988. Durch die Perspektivwechsel wird nicht nur der Spannungsbogen immer auf gleichbleibendem Niveau gehalten, sondern der Leser entblättert nach und nach einem Puzzle gleich die versteckten Geheimnisse, wobei durch die etwas langatmige und detailverliebte Erzählweise der Autorin einige Verwirrung gestiftet wird und manchmal auch etwas Langeweile aufkommt, obwohl mit kriminalistischen Elementen gespielt wird. Etwas gestraffter wäre die Geschichte um einiges spannender gewesen. Beim Finale der Geschichte werden leider auch nicht alle Fäden miteinander verknüpft, so dass man als Leser nicht ganz befriedigt mit der Handlung ist. Auch die Beschreibung der Örtlichkeiten kommt etwas zu kurz, was bedauerlich ist, da der Handlungsort in Wirklichkeit so malerisch und farbenfroh ist. Hier hätte etwas mehr Recherche gut getan.
Die Charaktere sind ganz nett ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Ihre Ecken und Kanten wirken realitätsgetreu und authentisch, wodurch die Geschichte recht glaubhaft wirkt und dem Leser gestattet, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen, aber wirklich nah kommen sie ihm nicht. Lucy ist eine unternehmungslustige Frau, die mit ihrem eigenen Kopf durch die Welt geht. Sie ist freundlich, offen und auch sehr neugierig, weshalb sie sich der Sympathie des Lesers gewiss sein kann. Beth und auch Catherine sind zwei Frauen, deren Geschichte innerhalb der Handlung nicht unerheblich ist, aber sie können den Leser leider nicht so berühren, wie es sein sollte. Hund Dolly ist der wahre Lichtblick in diesem Roman, aber das ist leider etwas zu wenig.
„Das Haus an der Bucht“ ist ein unterhaltsamer Roman über die Vergangenheit, alte Geheimnisse und die Liebe. Leider nur Mittelmaß im Vergleich zu anderen Büchern dieses Genres.