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Veröffentlicht am 21.04.2020

Was wäre wenn? Wie das eigene Geschlecht ein Leben verändert

Die andere Welt
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In der amerikanischen Kleinstadt Casablanca im Bundesstaat Maine wird 1978 ein Kind geboren. Seine Geschichte wird in diesem besonderen Buch gleich 2mal erzählt. Mal bekommt seine Mutter Peggy ein kleines ...

In der amerikanischen Kleinstadt Casablanca im Bundesstaat Maine wird 1978 ein Kind geboren. Seine Geschichte wird in diesem besonderen Buch gleich 2mal erzählt. Mal bekommt seine Mutter Peggy ein kleines Mädchen (Louise), in einer 2. Version bringt sie einen kleinen Jungen (Louis) zur Welt. Sehr spannend zu erfahren wie die Autorin Julie Cohen, deren Stil mir schon in "Das geheime Glück" sehr gefallen hat, die Entwicklung des Kindes durch das unterschiedliche Geschlecht beeinflusst sieht.

Die Kurzform ihres Namens Lou, passt auf die weibliche wie auf die männliche Version des Kindes, dass in wohlhabenden Familienumfeld aufwächst. Der Großvater ist der größte Arbeitgeber im Ort. Ihm gehört eine Papierfabrik, bei der die meisten Einwohner der kleinen Stadt ihre Arbeitstelle haben. Lou's engste Freunde sind die Zwillinge Allie und Benny, deren Eltern in weniger priviligierten Verhältnissen leben und deren Vater ebenfalls in der Papierfabrik arbeitet.

Nach ihrer Schulzeit verlassen sowohl Louise als auch Louis Casablanca und kehren erst zurück, weil die schwere Erkrankung der Mutter sie dazu zwingt. Jetzt müssen sie sich ihrer Vergangenheit stellen und der Leser erfährt nach und nach, warum sie ihrer Heimat so plötzlich den Rücken gekehrt haben

Ich war wirklich sehr gespannt, wie Julie Cohen ihre tolle Schreibidee wohl umsetzen würde, und sie hat mich wirklich überzeugt. Obwohl die Startbedingungen für beide Babys die gleichen sind, verlaufen ihre Leben doch sehr verschieden. Insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen mal aus weiblicher, mal aus männlicher Sicht zu betrachten., war interessant. Und dann gibt es immer wieder Rituale, die offensichtlich geschlechterneutral sind. Auch Talente und Charaktereigenschaften hat die Autorin versucht gleich zu halten.

Für mich war dieses einfühlsame Buch auf jeden Fall eine Entdeckung, und es hat Spaß gemacht, sich in die Figuren und in die zwei so unterschiedlichen Leben hineinzudenken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2019

Schöner romantischer Liebesroman

Weil es Liebe ist
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Nach der Leseprobe wusste ich gleich, dass mir dieser Roman sicher Spass machen würde und ich wurde nicht enttäuscht.

Holland Bakker , Mitte 20 und noch etwas unentschlossen was ihren weiteren Lebensweg ...

Nach der Leseprobe wusste ich gleich, dass mir dieser Roman sicher Spass machen würde und ich wurde nicht enttäuscht.

Holland Bakker , Mitte 20 und noch etwas unentschlossen was ihren weiteren Lebensweg angeht, hat nachdem sie ihren Master im Kreativen Schreiben erfolgreich abgeschlossen hat eine Schreibblockade. Deshalb jobbt sie zunächst als T-Shirtverkäuferin und Bühnenfotografin bei ihrem Onkel im Theater. Das Highlight ihres Tages ist ein Straßenmusiker in der U-Bahn, den sie seit Monaten anschmachtet und wegen dem sie sogar einen Umweg auf dem Weg zur Arbeit in Kauf nimmt.

Der Zufall will es, dass im Theater dringend ein Musiker nachbesetzt werden muss und der talentierte junge Mann diese Stelle wunderbar ausfüllen könnte, wäre er nicht illegal in New York.

Die Geschichte, die aus Sicht von Holland geschrieben ist, nimmt den Leser mit auf eine Gefühlsachterbahn. Plötzlich hat die junge Frau den Mann ihrer Träume in ihrer Wohnung ohne ihn wirklich zu kennen. Kann sich aus dieser irrwitzigen Situation wirklich Liebe entwickeln?

Lange Passagen beschreiben Calvin in seiner Leidenschaft für die Musik aber auch Hollands Talent sein Gitarrenspiel bewerten zu können, ihr gutes Gehör auch falsche Töne zu erkennen. Dadurch hat man bei den Beiden schnell das Gefühl, dass sie ein Paar auf Augenhöhe sind und nicht er der Star und sie das Mädchen, dass ihn nur bewundert.

Sowohl Holland als auch Calvin sind sehr sympathische, bodenständige Protagonisten. Sehr viel Herzenswärme geht auch von Onkel Jeff und dessen Ehemann und Dirigent im Theater, Robert aus. Sehr schön auch das Setting.Ich finde diese Geschichte passt perfekt zu meiner Liebligsstadt New York. Unsympathen gibt es natürlich auch. So ist der Theaterdirektor Brian höchst unsympathisch ,und wenn sich eine Person wie Lulu für eine Freundin hält, braucht man wohl keine Feinde mehr.

Das Buch ist nicht nur hochemotional sondern auch sehr humorvoll. Auch Romantik und Erotik kommen nicht zu kurz. Natürlich ist die Story ein wenig vorhersehbar aber das macht nichts. Ab und zu braucht es einen schönen Liebesroman fürs Herz, ein locker leichtes Wohlfühlbuch, und dann ist man mit diesem Roman genau richtig.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Die Geschichte eines fiktiven Hamburger Kakao Kontors nach historischem Vorbild

Die Villa an der Elbchaussee
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Der Roman beginnt im Jahre 1919 und begleitet die 17jährige Frieda Hannemann, jüngste Tocher einer traditionsreichen Kaufmannsfamilie die mit Kakao handelt, bis ins Jahr 1924. Das Buch ist der 1. Band ...

Der Roman beginnt im Jahre 1919 und begleitet die 17jährige Frieda Hannemann, jüngste Tocher einer traditionsreichen Kaufmannsfamilie die mit Kakao handelt, bis ins Jahr 1924. Das Buch ist der 1. Band der neuen Hamburgsaga, erschienen im Aufbau-Verlag und geschrieben von Lena Johannson.

Der 1. Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und die deutsche Bevölkerung hat unter den Reparationen zu leiden. In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht Armut und Hunger. Frieda wächst previligiert in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie auf und bekommt das Elend nur am Rande mit. Neben dem Handel mit Kakao gibt es eine kleine Schokoladenmanufaktur in der Frieda nach Lust und Laune experimentieren darf. Hier entfaltet sie ein Talent für neue Rezepturen. Mit Hilfe Ihres Vaters liest sie sich darüberhinaus ein großes Wissen über den Kakao an. Am liebsten würde sie bei dem Vater in die Lehre gehen aber sie ist ein Mädchen, und von ihr wird lediglich erwartet, dass sie einen annehmbaren Ehemann findet, eine Arbeit kommt nicht in Frage.

Ihr Bruder Hans ist der Erbe des Unternehmens. Er wird zu Beginn des Romans noch vermisst, kehrt dann aber körperlich unversehrt aber vom Krieg gezeichnet und traumatisiert in sein Elternhaus nach Hamburg zurück. Ihm die Verantwortung für die geschäftlichen Belange des Kontors zu übergeben, das muss Frieda's Vater irgendwann einsehen, funktioniert nicht. Hans kann die furchtbare Kriegszeit alleine nicht verarbeiten und flüchtet sich in Drogen und Rotlichtmilieu. Eine schnelle Heirat für Frieda scheint unausweichlich.

Lena Johannson hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben, der mir auch die Stadt Hamburg, die ich sehr mag, ein Stück weit näher gebracht hat. Ausführlich beschreibt sie z.B das Hamburger Gängeviertel, in dem Not und Elend herrschten und welches so im heutigen Hamburg gar nicht mehr existiert. Ihre Figuren sind authentisch und ausdrucksstark gelungen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Frieda wirkt mir wohl manchmal zu perfekt und muss in der Zeitspanne von 5 Jahren wirklich sehr viele Schwierigkeiten überwinden. Den Titel fand ich nicht so treffend, die Villa wird erst ziemlich am Ende erwähnt und spielt für die Geschichte erst einmal keine große Rolle.

Andere Figuren des Romans wie Frieda's jüdische Freundin Clara, Ernst Krüger, ein Arbeiterjunge mit dem Frieda aufgewachsen ist, sind eng mit Frieda's Geschichte verwoben und sind ebenfalls spannende Charaktere.

Es hat großen Spaß gemacht diesen gelungenen Hamburgroman zu lesen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Eine Einmal im Leben Erfahrung - wunderbar

Mein Jahr mit Dir
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Ella kommt aus einer Kleinstadt in Ohio, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen und hat sich schon als 13Jährige vorgenommen einmal nach Oxford zu kommen, um dort zu studieren. Tatsächlich ist es ihr ...

Ella kommt aus einer Kleinstadt in Ohio, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen und hat sich schon als 13Jährige vorgenommen einmal nach Oxford zu kommen, um dort zu studieren. Tatsächlich ist es ihr mit Ehrgeiz und Fleiß gelungen ein Stipendium für ein Literaturstudium zu bekommen. Sie hat kaum den Fuß auf englischen Boden gesetzt, da wird ihr eine Stelle im Umfeld der möglichen nächsten Präsidentschaftskandidatin angeboten, die sie trotz Auslandsjahr annehmen kann, wenn sie jederzeit erreichbar ist und die sie dann nach diesem Jahr ganz übernehmen soll.


Doch das Leben hat seinen eigenen Fahrplan und lässt sich nicht verplanen. Das Schicksal führt Ella mit Jamie Davenport zusammen, der ihr Leben auf den Kopf stellt, insbesondere nachdem sie hinter sein Geheimnis kommt.

Wer jetzt eine einfache Liebesgeschichte erwartet mit ein paar Irrungen und Wirrungen und dann dem Happyend, wie man es bei dem Cover vielleicht vermuten würde, der täuscht sich gewaltig. Dieser Roman hat deutlich mehr Tiefgang und besticht durch intelligente Dialoge, birgt Potential zu Nachdenken.

Am Anfang macht es auch besonders Spaß aus amerikanischer Sicht die Engländer in ihrem Understatement und mit ihrem trockenen Humor zu beobachten. Oxford als solches wird so schön beschrieben, dass man gleich hinfahren möchte. Die Protagonistin Ella war mir zwar nicht gleich sympathisch, und ich habe am Anfang etwas gezweifelt ob mir das Buch gefallen könnte, aber diese Gefühle haben sich schnell gelegt. Durch ihre offene Art schließt Ella schnell Freundschaften, lernt interessante Menschen kennen und es macht Freude ihr auf dem Weg ihrer "Einmal im Leben Erfahrung" zu folgen.

Die Liebesgeschichte die sich langsam zwischen ihr und Jamie entwickelt ist ebenfalls wunderschön beschrieben und enthält so manchen Gänsehautmoment. Vor jedem Kapitel ist ein kleines Gedicht vorangestellt, welches aus der Zeit zwischen 1830 und 1914 stammt, passend zu Ella's Studium der englischen Literatur und Sprache in diesem Zeitraum. Die Sprache ist so bildhaft, dass ich in meinem Kopf schon einen Film vor Augen hatte. Kein Wunder, beruht der Roman doch auf einem Drehbuch von Allison Burnett, welches von der Autorin Julia Whelan weiter ausgearbeitet worden ist. So bin ich sicher, dass die Geschichte irgendwann auch verfilmt werden wird.

Es war eine sehr unterhaltsame, berührende Lektüre die ich im Rahmen einer Leserunde kennenlernen durfte. Vielen Dank dafür. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Wunderbar einfühlsamer Roman über eine furchtbare Zeit

Jahre aus Seide
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In dem Buch " Jahre aus Seide", erschienen im Aufbauverlag, beschreibt die Autorin Ulrike Renk das Schicksal der jüdischen Familie Meyer in den Jahren 1926 - 1938 in der Seidenstadt Krefeld. Das Buch ...

In dem Buch " Jahre aus Seide", erschienen im Aufbauverlag, beschreibt die Autorin Ulrike Renk das Schicksal der jüdischen Familie Meyer in den Jahren 1926 - 1938 in der Seidenstadt Krefeld. Das Buch ist der 1. Teil der auf 3 Bände ausgelegten Seidenstadt - Saga.

Aus Sicht von Ruth Meyer, ältester Tochter von Karl und Martha Meyer, erfährt der Leser von der glücklichen und behüteten Kindheit des aufgeweckten Mädchen und erlebt ihr Heranwachsen zum Backfisch, zur jungen Frau. Der Vater, der als Handelvertreter gut verdient, ermöglicht der Familie ein sorgenfreies und previligiertes Leben mit einem eigenen Haus und Personal.

Schleichend verändert sich das politische Klima in Deutschland, bis hin zur Machtergreifung Hitlers.Damit ändern sich auch nach und nach die Lebensumstände der Meyers und aller anderen Juden. Zunächst hatte die Familie immer noch darauf gehofft, dass die NSDAP und Hitler wieder von der Bildfläche verschwinden würden, ein Trugschluss, der die Familie viel zu spät die Pläne einer möglichen Auswanderung vorantreiben lässt.

Ulrike Renk ist ein berührender Roman gelungen, der wahre Begebenheiten mit fiktiven Elementen verknüpft. Mehr dazu erfährt man in einem sehr interessanten Nachwort.

Die Protagonistin Ruth war mir direkt sehr sympathisch. Dieses lebensfrohe, selbstbewusste Mädchen hatte das Herz am rechten Fleck und war ihrer Familie immer eine große Stütze. Auch die anderen Familienmitglieder, sowie Freunde und auch Personal der Meyers mochte ich sehr. Nun ja die Großmutter Emilie war ein bisschen schwierig und fand immer das Haar in der Suppe. Aber so eine Person gibt es wohl in jeder Familie. Mir hat sehr gefallen, das die Meyers ihr Personal immer auf Augenhöhe behandelt haben, so dass aus Mitarbeitern im Laufe der Jahre echte Freunde wurden.

Dieser Roman besticht durch seine leisen Töne. So richtig dramatisch wird es erst am Ende und wie ich vermute in den Folgebänden.Leider sind in der jetzigen Auflage einige grammatikalische Fehler zu finden. Das ist schade.

Ich mochte das Buch aber sehr und warte mit Ungeduld auf die Fortsetzung. Es war sehr spannend für mich mehr über dieses dunkle Kapitel aus meiner Geburtsstadt zu erfahren.