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Veröffentlicht am 23.02.2019

Die Geschichte eines fiktiven Hamburger Kakao Kontors nach historischem Vorbild

Die Villa an der Elbchaussee
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Der Roman beginnt im Jahre 1919 und begleitet die 17jährige Frieda Hannemann, jüngste Tocher einer traditionsreichen Kaufmannsfamilie die mit Kakao handelt, bis ins Jahr 1924. Das Buch ist der 1. Band ...

Der Roman beginnt im Jahre 1919 und begleitet die 17jährige Frieda Hannemann, jüngste Tocher einer traditionsreichen Kaufmannsfamilie die mit Kakao handelt, bis ins Jahr 1924. Das Buch ist der 1. Band der neuen Hamburgsaga, erschienen im Aufbau-Verlag und geschrieben von Lena Johannson.

Der 1. Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und die deutsche Bevölkerung hat unter den Reparationen zu leiden. In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht Armut und Hunger. Frieda wächst previligiert in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie auf und bekommt das Elend nur am Rande mit. Neben dem Handel mit Kakao gibt es eine kleine Schokoladenmanufaktur in der Frieda nach Lust und Laune experimentieren darf. Hier entfaltet sie ein Talent für neue Rezepturen. Mit Hilfe Ihres Vaters liest sie sich darüberhinaus ein großes Wissen über den Kakao an. Am liebsten würde sie bei dem Vater in die Lehre gehen aber sie ist ein Mädchen, und von ihr wird lediglich erwartet, dass sie einen annehmbaren Ehemann findet, eine Arbeit kommt nicht in Frage.

Ihr Bruder Hans ist der Erbe des Unternehmens. Er wird zu Beginn des Romans noch vermisst, kehrt dann aber körperlich unversehrt aber vom Krieg gezeichnet und traumatisiert in sein Elternhaus nach Hamburg zurück. Ihm die Verantwortung für die geschäftlichen Belange des Kontors zu übergeben, das muss Frieda's Vater irgendwann einsehen, funktioniert nicht. Hans kann die furchtbare Kriegszeit alleine nicht verarbeiten und flüchtet sich in Drogen und Rotlichtmilieu. Eine schnelle Heirat für Frieda scheint unausweichlich.

Lena Johannson hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben, der mir auch die Stadt Hamburg, die ich sehr mag, ein Stück weit näher gebracht hat. Ausführlich beschreibt sie z.B das Hamburger Gängeviertel, in dem Not und Elend herrschten und welches so im heutigen Hamburg gar nicht mehr existiert. Ihre Figuren sind authentisch und ausdrucksstark gelungen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Frieda wirkt mir wohl manchmal zu perfekt und muss in der Zeitspanne von 5 Jahren wirklich sehr viele Schwierigkeiten überwinden. Den Titel fand ich nicht so treffend, die Villa wird erst ziemlich am Ende erwähnt und spielt für die Geschichte erst einmal keine große Rolle.

Andere Figuren des Romans wie Frieda's jüdische Freundin Clara, Ernst Krüger, ein Arbeiterjunge mit dem Frieda aufgewachsen ist, sind eng mit Frieda's Geschichte verwoben und sind ebenfalls spannende Charaktere.

Es hat großen Spaß gemacht diesen gelungenen Hamburgroman zu lesen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Eine Einmal im Leben Erfahrung - wunderbar

Mein Jahr mit Dir
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Ella kommt aus einer Kleinstadt in Ohio, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen und hat sich schon als 13Jährige vorgenommen einmal nach Oxford zu kommen, um dort zu studieren. Tatsächlich ist es ihr ...

Ella kommt aus einer Kleinstadt in Ohio, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen und hat sich schon als 13Jährige vorgenommen einmal nach Oxford zu kommen, um dort zu studieren. Tatsächlich ist es ihr mit Ehrgeiz und Fleiß gelungen ein Stipendium für ein Literaturstudium zu bekommen. Sie hat kaum den Fuß auf englischen Boden gesetzt, da wird ihr eine Stelle im Umfeld der möglichen nächsten Präsidentschaftskandidatin angeboten, die sie trotz Auslandsjahr annehmen kann, wenn sie jederzeit erreichbar ist und die sie dann nach diesem Jahr ganz übernehmen soll.


Doch das Leben hat seinen eigenen Fahrplan und lässt sich nicht verplanen. Das Schicksal führt Ella mit Jamie Davenport zusammen, der ihr Leben auf den Kopf stellt, insbesondere nachdem sie hinter sein Geheimnis kommt.

Wer jetzt eine einfache Liebesgeschichte erwartet mit ein paar Irrungen und Wirrungen und dann dem Happyend, wie man es bei dem Cover vielleicht vermuten würde, der täuscht sich gewaltig. Dieser Roman hat deutlich mehr Tiefgang und besticht durch intelligente Dialoge, birgt Potential zu Nachdenken.

Am Anfang macht es auch besonders Spaß aus amerikanischer Sicht die Engländer in ihrem Understatement und mit ihrem trockenen Humor zu beobachten. Oxford als solches wird so schön beschrieben, dass man gleich hinfahren möchte. Die Protagonistin Ella war mir zwar nicht gleich sympathisch, und ich habe am Anfang etwas gezweifelt ob mir das Buch gefallen könnte, aber diese Gefühle haben sich schnell gelegt. Durch ihre offene Art schließt Ella schnell Freundschaften, lernt interessante Menschen kennen und es macht Freude ihr auf dem Weg ihrer "Einmal im Leben Erfahrung" zu folgen.

Die Liebesgeschichte die sich langsam zwischen ihr und Jamie entwickelt ist ebenfalls wunderschön beschrieben und enthält so manchen Gänsehautmoment. Vor jedem Kapitel ist ein kleines Gedicht vorangestellt, welches aus der Zeit zwischen 1830 und 1914 stammt, passend zu Ella's Studium der englischen Literatur und Sprache in diesem Zeitraum. Die Sprache ist so bildhaft, dass ich in meinem Kopf schon einen Film vor Augen hatte. Kein Wunder, beruht der Roman doch auf einem Drehbuch von Allison Burnett, welches von der Autorin Julia Whelan weiter ausgearbeitet worden ist. So bin ich sicher, dass die Geschichte irgendwann auch verfilmt werden wird.

Es war eine sehr unterhaltsame, berührende Lektüre die ich im Rahmen einer Leserunde kennenlernen durfte. Vielen Dank dafür. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Wunderbar einfühlsamer Roman über eine furchtbare Zeit

Jahre aus Seide
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In dem Buch " Jahre aus Seide", erschienen im Aufbauverlag, beschreibt die Autorin Ulrike Renk das Schicksal der jüdischen Familie Meyer in den Jahren 1926 - 1938 in der Seidenstadt Krefeld. Das Buch ...

In dem Buch " Jahre aus Seide", erschienen im Aufbauverlag, beschreibt die Autorin Ulrike Renk das Schicksal der jüdischen Familie Meyer in den Jahren 1926 - 1938 in der Seidenstadt Krefeld. Das Buch ist der 1. Teil der auf 3 Bände ausgelegten Seidenstadt - Saga.

Aus Sicht von Ruth Meyer, ältester Tochter von Karl und Martha Meyer, erfährt der Leser von der glücklichen und behüteten Kindheit des aufgeweckten Mädchen und erlebt ihr Heranwachsen zum Backfisch, zur jungen Frau. Der Vater, der als Handelvertreter gut verdient, ermöglicht der Familie ein sorgenfreies und previligiertes Leben mit einem eigenen Haus und Personal.

Schleichend verändert sich das politische Klima in Deutschland, bis hin zur Machtergreifung Hitlers.Damit ändern sich auch nach und nach die Lebensumstände der Meyers und aller anderen Juden. Zunächst hatte die Familie immer noch darauf gehofft, dass die NSDAP und Hitler wieder von der Bildfläche verschwinden würden, ein Trugschluss, der die Familie viel zu spät die Pläne einer möglichen Auswanderung vorantreiben lässt.

Ulrike Renk ist ein berührender Roman gelungen, der wahre Begebenheiten mit fiktiven Elementen verknüpft. Mehr dazu erfährt man in einem sehr interessanten Nachwort.

Die Protagonistin Ruth war mir direkt sehr sympathisch. Dieses lebensfrohe, selbstbewusste Mädchen hatte das Herz am rechten Fleck und war ihrer Familie immer eine große Stütze. Auch die anderen Familienmitglieder, sowie Freunde und auch Personal der Meyers mochte ich sehr. Nun ja die Großmutter Emilie war ein bisschen schwierig und fand immer das Haar in der Suppe. Aber so eine Person gibt es wohl in jeder Familie. Mir hat sehr gefallen, das die Meyers ihr Personal immer auf Augenhöhe behandelt haben, so dass aus Mitarbeitern im Laufe der Jahre echte Freunde wurden.

Dieser Roman besticht durch seine leisen Töne. So richtig dramatisch wird es erst am Ende und wie ich vermute in den Folgebänden.Leider sind in der jetzigen Auflage einige grammatikalische Fehler zu finden. Das ist schade.

Ich mochte das Buch aber sehr und warte mit Ungeduld auf die Fortsetzung. Es war sehr spannend für mich mehr über dieses dunkle Kapitel aus meiner Geburtsstadt zu erfahren.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Märchenhafte Geschichte von einer jungen Frau, die anderen Menschen in die Seele blickt und sich selbst noch nicht gefunden hat

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
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Juli Mahlo ist nicht ganz von dieser Welt. Sie liebt es, inmitten vertrauter Dinge zu sein, besonders in ihrem Blumenladen, eingehüllt von tausenderlei Farben und Düften. Und sie fürchtet das Schweigen ...


Juli Mahlo ist nicht ganz von dieser Welt. Sie liebt es, inmitten vertrauter Dinge zu sein, besonders in ihrem Blumenladen, eingehüllt von tausenderlei Farben und Düften. Und sie fürchtet das Schweigen nicht, das sie umgibt. So still sie selbst ist, so groß ist ihre Gabe, andere zum Sprechen zu bringen. So gelingt es ihr immer wieder, Menschen von einer dunklen Erinnerung zu befreien. Nur ihrem eigenen Glück steht Juli im Weg. Dann lernt sie Oskar kennen, der so schön ist wie Gregory Peck. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, und es scheinst, als wäre für Juli die Zeit des Alleinseins endlich vorbei. Doch sie ahnt nicht, dass die Liebe sie zu einem Geheimnis aus ihrer eigenen Familie führen wird.

Schon der Klappentext gibt dem Leser einen Hinweis wie die Autorin mit der Sprache zu spielen versteht. Die Art wie diese Geschichte erzählt wird ist eine ganz Besondere. Es schwingt bei ihrer Hauptfigur Juli immer eine gewisse Unschuld mit, die für eine erwachsene Frau doch recht ungewöhnlich ist. Juli ist eine sehr ungewöhnliche aber ausgesprochen liebenswerte Person, die die Gabe hat ihren Mitmenschen in die Seele zu schauen. Man hat den Eindruck, wenn sie Menschen begegnet, nimmt sie auch deren leiseste Schwingungen wahr und ist eine meisterhafte Zuhörerin. Und sie tut noch mehr als einfach zuzuhören, sie versucht ihren Begegnungen in ihren Nöten zu helfen. Das ist wirklich anrührend.

Diese Gabe mit Menschen umzugehen muss ihr entweder schon in die Wiege gelegt worden sein, oder sie hat es gelernt in den Jahren, in denen sie zu Hause Mutter und Großmutter gepflegt hat. Viel Kontakt zu anderen Menschen hat sie nämlich nie gehabt. Sie lebt recht abgeschirmt in den alten Möbeln noch mit Wählscheibentelefon und ganz ohne Internet und trifft höchstens mal den Briefträger. Sie hat ein paar liebenswerte Macken, die so gar nicht erwachsen sind, wie das Führen eines Angstalmanachs und das Schnüffeln an Mutters Keksdose um traurige Gedanken zu vertreiben.

Das Buch lebt aber auch von den Lebensbeichten die Juli anvertraut werden, nachdem sie sich endlich heraustraut in die Welt. Aber erst am Ende des Buches und durch ein Familiengeheimnis das sie persönlich betrifft, trifft sie endlich ihre eigenen erwachsenen Entscheidungen und stellt sich ihren Ängsten.

Dieses Buch hat mir ehrlich gesagt zum Ende immer besser gefallen. Vielleicht muss man sich an diese besondere Person Juli Mahlo auch erst ein bisschen gewöhnen. Das Buch ist für mich ein modernes Märchen, das auf jeden Fall auch sehr gut in die Weihnachtszeit passt. Und wenn man sich einmal auf die Protagonistin eingelassen hat, fühlt und fiebert man mit ihr mit.

Veröffentlicht am 04.08.2024

Unterhaltsamer YA Thriller

A Good Girl’s Guide to Murder
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Pippa Fitz Amobi heißt die etwas nerdige Heldin dieses Jugendthrillers.

Im Rahmen eines Schulabschlussprojektes möchte Pippa sich mit einem Kriminalfall beschäftigen, der die Kleinstadt in der sie lebt ...

Pippa Fitz Amobi heißt die etwas nerdige Heldin dieses Jugendthrillers.

Im Rahmen eines Schulabschlussprojektes möchte Pippa sich mit einem Kriminalfall beschäftigen, der die Kleinstadt in der sie lebt vor 5 Jahren schwer erschüttert hat. Damals wurde der Schüler Sal Singh als Mörder der Schülerin Andie Bell identifiziert, deren Leiche nie gefunden wurde, und nahm sich noch vor seiner Verhaftung das Leben. Da Pippa nie ganz überzeugt war, dass Sal, der Freund des Opfers, der wahre Mädchenmörder war, möchte sie mit ihrer Abschlussarbeit Zweifel an der Beweiskette der Polizei aufwerfen.

Sie ist ein schlaues Köpfchen, so dass sie nach einigen Recherchen und Interviews immer mehr davon überzeugt ist, dass der wirkliche Mörder von Andie Bell noch frei herumläuft. Zusammen mit Sal‘s Bruder Ravi versucht Pippa Sal zu rehabilitieren.

Ravi und seine Familie leiden nach wie vor nicht nur an dem Verlust des Sohns bzw. Bruders, sie werden in der Kleinstadt auch geschnitten und gemobbt seit dem Vorfall.

Pippa wirbelt einigen Staub auf, enthüllt unter anderem auch nicht so liebenswerte Charakterzüge von Andie und begibt sich immer mehr in gefährliches Fahrwasser mit ihren Untersuchungen. Sie und Ravi entdecken dunkle Geheimnisse und es gibt sogar Drohungen, die Pippa aber zunächst nicht ernst nimmt. Die Geschichte spitzt sich immer weiter zu und die Auflösung ist spannend und unerwartet.

Ich mochte Pippa , die „Hermine Granger“ in diesem Jugendthriller sehr. Sie hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Mit ihrem starken Verlangen nach Gerechtigkeit , gab sie auch den Bösewichten in der Geschichte immer die Gelegenheiten sich zu erklären, was sie natürlich sehr sympathisch wirken ließ, aber auch ein bisschen naiv.

Auch Ravi war ein sehr liebenswerter Charakter, den Pippa nicht immer in ihre Alleingänge einweiht hat, der dann aber trotzdem spürte, wenn sich der „Sarge“, wie er Pippa gerne nannte, mal wieder in Gefahr begeben hat.



Die Naivität lasse ich Pippa durchgehen, da es sich um einen Jugendthriller handelt. Ich denke, nicht nur für mich, sondern auch besonders für die Zielgruppe, ist der Autorin ein cleverer und unterhaltsamer Jugendthriller gelungen, der einfach Spaß macht. Ob ein solches Schulprojekt realistisch ist, sei mal dahingestellt.

Die Schlussfolgerungen der Teenie- Detektivin wurden zwischendurch immer mal wieder zusammengefasst, so dass sich auch die Verdächtigen-Liste ständig angepasst wurde. Das fand ich richtig klasse.



Wer wie ich Freude an der Jungdetektivin Pippa hatte, kann sich auf eine Fortsetzung freuen, und soweit ich weiß gibt es sogar eine Verfilmung.

Ich hatte das Buch als Hörbuch vorliegen und fand es gut gelesen und unterhaltsam.

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