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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2019

Jugenderinnerungen

Klack
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Das Buch KLACK von Klaus Modick bereitet vor allem Lesern, die in den 50er Jahren geboren wurden, höchstes Lesevergnügen. Mehrmals pro Seite macht es Klack bzw. "Aha", wenn wieder ein neuer Erinnerungsfunken ...

Das Buch KLACK von Klaus Modick bereitet vor allem Lesern, die in den 50er Jahren geboren wurden, höchstes Lesevergnügen. Mehrmals pro Seite macht es Klack bzw. "Aha", wenn wieder ein neuer Erinnerungsfunken an die Jugend aufblitzt.
Ein Gewitter hat das Dach des Autors beschädigt und bevor die Arbeiter kommen, muss er den Dachboden freiräumen. Dabei fällt ihm sein erster Fotoapparat in die Finger und gleichzeitig ein Sammelsurium der ersten Aufnahmen, Sinnbilder seiner und im Prinzip auch unserer Jugend.

Zitat: "Bis eben hast du gar nicht gewußt, daß du so etwas noch weißt." So geht es wohl allen dieser Generation, denen bei der Erwähnung von "Diercke Weltatlas" und
"Lurchi ,der Feuersalamander" sofort der eigene alte Bücherschrank mit seinen Schätzen vor Augen steht.
Anhand dieser verblichenen Fotos erzählt Markus von einem wichtigen Jahr auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Da ist einerseits die große Schwester Hanna mit ihren heimlichen Liebschaften, die Oma mit ihren gefestigten Vorurteilen, der erfolgreiche Vater, der aus der russischen Kriegsgefangenschaft ein paar liebenswerte Schrullen zurückbehalten hat und die Mutter, die, wenn sie nicht unauffällig Familienstreitigkeiten umschifft, schmissige Schlager im Radio mitsingt.
Vor allem der eine von Rocco Granata zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Markus ersetzt für sich den Namen Marina durch Clarissa, dem hübschen italienischen Mädchen, das mit Vater und Bruder in das heruntergekommene Nachbarhaus einzieht, zum äußersten Missfallen von Oma, die durch gezielten Gartenmauerbau klare Abgrenzungen schafft und keine Gelegenheit zum Lästern ungenutzt verstreichen läßt. Zeitgleich wird übrigens auch die Mauer in Berlin hochgezogen. Überhaupt fließen immer wieder geschickt tagespolitische Nachrichten in den Romanverlauf mit hinein und tauchen genauso aus der Tiefe der Jugenderinnerungen auf, wie die geschmetterten Melodien oder der unverzichtbare Mettigel zum Francis Durbridge Krimi.
Irgendwann hat Markus seine unerfüllte Sehnsucht nach Clarissa überwunden, und zeitgleich mit dem letzten Foto -es zeigt das mittlerweile geräumte und ausgeschachtete Nachbargrundstück-endet der Roman als eine in sich runde Geschichte, in der Oma zu meinem grossen Vergnügen ganz zum Schluss auch noch ihr Fett weg kriegt....

Veröffentlicht am 05.03.2019

Schottischer Thriller

Die perfekte Unschuld
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Dieser Thriller aus Edinburgh hat mich von der ersten Seite an gepackt. Zwischen zwei voneinander unabhängigen Morden mit unterschiedlichen Tötungsarten gibt es eine obskure Verbindung. Dass DI Callanach ...

Dieser Thriller aus Edinburgh hat mich von der ersten Seite an gepackt. Zwischen zwei voneinander unabhängigen Morden mit unterschiedlichen Tötungsarten gibt es eine obskure Verbindung. Dass DI Callanach diese Spur, die ins Darknet führt, überhaupt verfolgen kann, verdankt er einem der fähigsten Hacker, dem Scotland Yard dicht auf den Fersen ist. Die Autorin versteht es, die Spannung von der ersten Seite an aufzubauen und gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse. So muss ein Thriller sein. Von den einzelnen Personen dagegen bin ich nicht so ganz überzeugt. Manche empfinde ich als nicht authentisch. Abgesehen von der aufgeblasenen, karrieregeilen Vorgesetzten ist mir in erster Linie die Beziehung zwischen Callanachs heimlicher Liebe Ava zu dem unsympathischen Scotland Yard Beamten nicht verständlich, ebenso wie die Aufdringlichkeit der neuen Nachbarin. Trotz allem ein tolles Buch. Ich werde versuchen, den ersten Band zu lesen, vielleicht klären sich dann die beanstandeten Punkte.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Leben im Kroatienkrieg

Die Zeugen
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"Die Zeugen" spielt mitten im Kroatienkrieg. Es handelt zwar vordergründig um einen Mord an einem serbischen Geschäftsmann, aber es ist eigentlich mehr eine Darstellung der Lebenssituation der Bevölkerung. ...

"Die Zeugen" spielt mitten im Kroatienkrieg. Es handelt zwar vordergründig um einen Mord an einem serbischen Geschäftsmann, aber es ist eigentlich mehr eine Darstellung der Lebenssituation der Bevölkerung. Menschen, die in ihrem Schwarz-Weiß-Denken verhaftet sind, die nicht mehr den Menschen im Feind erkennen, Familienbande und Beziehungen über Recht und Ordnung stellen und die sich mit der überall herrschende Korruption irgendwie arrangiert haben. Es ist ein düsteres Bild, das sich vor dem Leser ausbreitet und man erschrickt, wie in solchen Ausnahmesituationen sich die primitiven Lebensansichten flächenbrandartig ausbreiten und der gesunde Menschenverstand verschwindet.
"Die Zeugen" ist ein Buch, das sich nicht in einem Zug runterlesen lässt. Es bietet durch den Kriminalfall eine gewisse Spannung, aber dennoch bleibt es ein schwerer Stoff, auch wenn Jurica Pavicic spannend und bildhaft zu erzählen weiß. Mir persönlich fehlt ein Sympathieträger in dem Roman, denn durchweg alle Personen haben einen unangenehmen Charakter.
Der Verlag tut sich keinen Gefallen damit, das Buch unter dem Genre Thriller laufen zu lassen. Es ist in meinen Augen reine Zeitgeschichte und spricht damit ein ganz anderes Publikum an.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Gefährliches Camping

Campermord in Bensersiel. Ostfrieslandkrimi
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Speziell Nordseeurlauber werden diesen spannenden Krimi mögen, denn der Autor hat das Flair von Stadt und Campingplatz wunderbar eingefangen. Die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig, die man eventuell ...

Speziell Nordseeurlauber werden diesen spannenden Krimi mögen, denn der Autor hat das Flair von Stadt und Campingplatz wunderbar eingefangen. Die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig, die man eventuell schon von früheren Folgen her kennt, haben gleich zwei Straftaten aufzuklären: ein toter Kellner im Hafenbecken und eine entführte Nymphomanin. Ein schmieriger Spanner trägt erheblich zur Aufklärung bei. Auch wenn die Szenen auf dem Campingplatz eine gewisse Gemütlichkeit vermitteln, so bleibt doch die Spannung stets erhalten. Mich persönlich hat das Schicksal der entführten Anna noch mehr interessiert als der Mord, denn die junge Frau läßt sich durch nichts unterkriegen.
Auch wenn man die früheren Bände mit Nina und Bert nicht kennt, kommt man problemlos in die Geschichte hinein. Diesmal stehen die persönlichen Beziehungen auch nicht so sehr im Vordergrund, was in diesem Fall ganz gut passt.
Ich finde, "Campermord in Bensersiel" ist ein wunderbarer Urlaubskrimi, nicht nur für Nordseefans!

Veröffentlicht am 19.02.2019

kompliziert und trocken

Diskrete Zeugen
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Ich habe die Hörbuchversion gehört, leider kann ich diese nicht hier bei Lesejury finden:
Eigentlich sind die Krimis von Dorothy L.Sayers für mich immer ein Highlight, doch bei diesem habe ich mich etwas ...

Ich habe die Hörbuchversion gehört, leider kann ich diese nicht hier bei Lesejury finden:
Eigentlich sind die Krimis von Dorothy L.Sayers für mich immer ein Highlight, doch bei diesem habe ich mich etwas schwer getan. Vielleicht liegt es daran, dass ein Hörbuch doch mehr Konzentration einfordert als das geschriebene Wort. Es hat auch etwas gedauert, bis mir die Vorleserstimme gefiel. Anfangs klingt es etwas zu monoton und sachlich, bis Christian Brückner dann endlich in Fahrt kommt.
Lord Peter Wimseys ganzes Detektivgeschick ist hier gefordert, als der Verlobte seiner Schwester Mary erschossen wird. Hauptverdächtiger ist Peters Bruder Gerald, der verstockt schweigt und darauf vertraut, dass sein Adelstitel schon in Justitias Waagschale das richtige Gewicht legen wird. Doch auch seine Schwester Mary gesteht plötzlich die Tat.
Peter Wimsey kann natürlich in allerletzter Minute alles aufklären, keiner der Wimseys macht Bekanntschaft mit dem Henker und über so manchen Charakter wird Unangenehmes publik.
Der Fall ist durch und durch logisch und wird
in Sherlock-Holmes-Manier grundlegend aufgeklärt, doch leider köchelt der Spannungsbogen meistens nicht auf hohem Niveau. Mir haben andere Bücher der Autorin besser gefallen.