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Veröffentlicht am 01.10.2016

Biologische Waffe

Der Duft des Zorns
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Ein Transporter verunglückt. Seine Ladung hat einen verführerischen Duft und gerät daher in die Hände der Bewohner von Walkers Hill. Plötzlich wird in dem Ort gemordet, was das Zeug hält. Normale Menschen ...

Ein Transporter verunglückt. Seine Ladung hat einen verführerischen Duft und gerät daher in die Hände der Bewohner von Walkers Hill. Plötzlich wird in dem Ort gemordet, was das Zeug hält. Normale Menschen entpuppen sich plötzlich als Killer. Die Behörden müssen tatenlos zusehen, denn sie wissen nicht, wie sie das Geschehen beenden können. FBI-Agent Roger Thom soll den Fall klären, aber auch ihm droht Gefahr. Die Menschen des Ortes glauben, dass sich ein alter Fluch erfüllt. Wer aber ist verantwortlich für diese Orgie der Gewalt?
Die Geschichte ist sehr flüssig und temporeich geschrieben. Die Spannung ist von Anfang an da. Aber es ist auch eine Welle von Gewalt, die über den Leser gespült wird. Mir war das oft zu viel.
Es gibt mehrere Handlungsstränge, die parallel verlaufen. Ein Vielzahl von Mitwirkenden macht die Sache dann manchmal etwas schwierig, zumal es keine Hauptfiguren gibt. Experimente mit einem gefährlichen biologischen Kampfstoff sind außer Kontrolle geraten und nun versuchen die beteiligen Gruppen unter den Teppich zu kehren bzw. ihre Interessen zu sichern.
Eine unwahrscheinliche Geschichte, die nach einigem Nachdenken dann doch gar nicht mehr zu unwahrscheinlich ist.
Spannend und blutrünstig.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Die Postmeisterin

Die Postmeisterin
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Die junge Adlige Aliz ist Kammerfrau bei der Herzogin Jakobe von Jülich. Als sie den Mord an der Herzogin zufällig beobachtet, wird ihr gleich klar, dass sie fliehen muss. Sie nimmt den illegitimen Sohn ...

Die junge Adlige Aliz ist Kammerfrau bei der Herzogin Jakobe von Jülich. Als sie den Mord an der Herzogin zufällig beobachtet, wird ihr gleich klar, dass sie fliehen muss. Sie nimmt den illegitimen Sohn ihrer Herrin mit nach Wöllenstein, ein Dorf in der Nähe von Mainz, und kümmert sich um ihn, als sei es ihr eigenes Kind.
Fünfzehn Jahre später ist sie verwitwet und hat in Wöllenstein den Gasthof „Zur grünen Laterne“. . Das Geld reicht aber nicht, um sie und die drei Kinder zu ernähren und so hat Aliz eine illegale Poststrecke aufgebaut, denn das kaiserliche Monopol hat die Familie Taxis. Aliz darf sich also keinesfalls erwischen lassen. Aber nicht nur aus dieser Richtung droht Gefahr, sondern auch von Sybille, einer Schwägerin von Jakobe, die Moritz zurückhaben will und dafür auch über Leichen gehen würde.
Diese Geschichte ist wundervoll geschrieben. Ich fühlte mich in eine vergangene Zeit versetzt, da alles so gut und bildlich beschrieben ist.
Auch die Personen und ihre Lebensweise sind sehr gut und authentisch dargestellt. Aliz ist ein mutige Frau, die für die ihren kämpft. Symon war mir am Anfang ziemlich suspekt, doch sein wahres Ich zeigt er erst mit der Zeit. Auch Moritz ist mutig, manchmal zu sehr. Der jüdische Junge Rafael bietet eine besondere Überraschung. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe anderer Charaktere, die ebenfalls gut gezeichnet sind.
Wir lernen die Geschichte unterschiedlichen Perspektiven kennen. So nach und nach ergibt sich dann aus mehreren Handlungssträngen ein Gesamtbild.
Über das Monopol der Postbeförderung habe ich früher schon einiges erfahren und dieses Wissen wurde durch den Roman noch einmal vertieft.
Ein sehr schöner historischer Roman , der spannend ist und mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Versöhnung

Der bulgarische Arzt
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Der Bulgare Wantscho hatte keine einfache Kindheit. Durch Kinderlähmung bekam er ein verkürztes Bein. Sein Vater wollte diese Behinderung nie akzeptieren und meinte deshalb mit Strenge reagieren zu müssen. ...

Der Bulgare Wantscho hatte keine einfache Kindheit. Durch Kinderlähmung bekam er ein verkürztes Bein. Sein Vater wollte diese Behinderung nie akzeptieren und meinte deshalb mit Strenge reagieren zu müssen. Da gab Wantscho seinen Traum, Dirigent zu werden, auf.
Stattdessen arbeitet er nun als Psychiater in der DDR. Dort lernt er Rose kennen und lieben, er vergöttert seine Frau. Sie heiraten gegen den Willen von Roses Mutter und ziehen nach Bulgarien. Als Rose schwanger wird gehen sie zurück in die DDR, denn die Armut und das Elend in Bulgarien tragen nicht dazu bei, dass Rose sich dort wohl fühlt. Später gehen sie in den Westen, weil das System in der DDR nicht mehr Wantschos Idealvorstellungen vom Kommunismus entspricht.
Doch im Laufe der Zeit wird Wantscho schwermütig und darunter leidet auch die Familie. Seinen Patienten kann er Hilfe geben, sich selbst kann er nicht helfen. Alkohol und Medikamente verstärken seine Beschwerden noch.
Die Geschichte wird aus der Sicht seiner Tochter Nelli Nikolow geschrieben, die immer unter ihrem Vater gelitten hat. Anfang sind Watschko und Rose glücklich, aber zunehmend leiden alle in der Familie, denn Watschko ist jähzornig und hat für die Nöte von Frau und Kind kein Gefühl. Im Laufe der Zeit kann man sich sehr gut in die einzelnen Personen hineinversetzen und ihre Gefühle und Ängste nachvollziehen. Nachdem Nelli die ganze Geschichte ihres Vaters kennt, ist sie auch in der Lage sich mit ihm auszusöhnen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm. Während der Geschichte ändert sich der Schreibstil von einer distanzierten Schreibweise zu einer emotionalen Erzählweise. Die Geschichte fließt ruhig dahin, wird aber nicht chronologisch erzählt, sondern durch Vorschauen und Rückblenden aufgelockert.
Es wird eine Welt beschrieben, die die meisten wohl so nicht kennengelernt haben. Die Verhältnisse in DDR und in Bulgarien werden sehr authentisch dargestellt. Wenn die Verhältnisse in den psychiatrischen Einrichtungen beschrieben werden, ist das sehr erschreckend.
Ein sehr eindringliche und ergreifende Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 25.09.2016

Hercule Poirot ermittelt

Der offene Sarg
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Sophie Hannah lässt in ihren Büchern den belgischen Privatdetektiv Hercule Poirot wieder auferstehen. Schon einmal durfte der „neue“ Poirot ermitteln und zwar in dem Band „Die Monogramm-Morde“.
Lady Athelinda ...

Sophie Hannah lässt in ihren Büchern den belgischen Privatdetektiv Hercule Poirot wieder auferstehen. Schon einmal durfte der „neue“ Poirot ermitteln und zwar in dem Band „Die Monogramm-Morde“.
Lady Athelinda Playford ist eine bekannte Autorin. Sie schreibt Detektivgeschichten für Kinder. Nun hat sie zu einem Dinner in ihr Gutshaus eingeladen. Doch vorher beauftragt sie den Anwalt Michael Gathercole ihr Testament zu ändern. Nicht mehr ihre Kinder sollen erben, sondern ihr totkranker Sekretär Joseph Scotcher.
Es ist eine bunt gemischte Dinnergesellschaft, die da zusammenkommt. Lady Playfords Kinder Harry und Claudia mit Partner sind dabei, ihr Sekretär mit seiner PflegerinSophie Bourlet, die Anwälte Wolfe und Gatherole sowie Catchpool von Scotland Yard und Hercule Poirot. Die Ankündigung über die Testamentsänderung schlägt ein wie eine Bombe. Die Kinder sind entrüstet. Am nächsten Tag ist Joseph tot. Der Fall scheint klar zu sein, aber Hercule Poirot hat seine Zweifel.
Man kennt den egozentrischen Poirot aus den Büchern von Agatha Christie und weiß, das er stolz ist auf seine besondere Kombinationsgabe. Dagegen ist Catchpools Selbstvertrauen nach dem letzten gemeinsamen Fall etwas angeschlagen. Seither hatte er den Kontakt zu Hercule vermieden.
Aber auch die anderen Personen bis hin zum Dienstpersonal sind alle wundervoll originell gezeichnet. Jeder hat seine ganz persönliche Note.
Obwohl es lange her ist, dass ich meinen letzte Christie-Krimi mit Poirot gelesen habe, konnte ich doch feststellen, dass der Erzählstil von Sophie Hannah dem von Christie in nichts nachsteht. Alles ist sehr schön und atmosphärisch herausgearbeitet und passt zu der Zeit, in der die Geschichte spielt.
Der Fall an sich ist gut konstruiert und Hercule kann wieder seine ganze Brillanz zeigen. Da kann einem Catchpool manchmal wirklich leidtun. Er ist eigentlich ein fähiger Ermittler, vergleicht sich aber ständig mit Hercule Poirot und glaubt, bei diesem Vergleich nicht sehr gut auszusehen.
Jeder ist verdächtig in dieser Geschichte und Hinweise und Motive müssen gut bedacht werden. Wer könnte das besser als Poirot und so löst er natürlich auch diesen Fall wieder. Das Ende hat mich wirklich überrascht, denn das Motiv ist wirklich außergewöhnlich.
Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen, das einen in eine andere Zeit versetzt.

Veröffentlicht am 23.09.2016

Verschiedene Sichtweisen

Familie der geflügelten Tiger
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Johanna ist ohne Vater großgeworden. Der hat sich kurz vor dem Mauerfall davon gemacht. Nun ist Johanna Anfang zwanzig und wohnt in Berlin. Dort macht sie eine Ausbildung zum Straßenbahnfahrer, obwohl ...

Johanna ist ohne Vater großgeworden. Der hat sich kurz vor dem Mauerfall davon gemacht. Nun ist Johanna Anfang zwanzig und wohnt in Berlin. Dort macht sie eine Ausbildung zum Straßenbahnfahrer, obwohl die Mutter gerne gehabt hätte, dass sie studiert. Johanna ist zu Besuch bei ihrer Mutter in der Uckermark, als ihr die Mutter sagt, dass ihr Vater Jens eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Bei Johanna entsteht ein Gefühlschaos, schließlich kennt sie ihren Vater nicht, der seit einer Postkarte kurz nach seinem Verschwinden sich nicht mehr gemeldet hat. Doch ihre Neugier siegt. Sie hat so viele Fragen. Jens liegt sterbenskrank in einem Berliner Krankenhaus. Als Johanna sich dazu aufgerafft hat, ihn zu besuchen, erlebt sie eine Überraschung. Sie hat eine Halbschwester.
Obwohl die Geschichte sich sehr angenehm lesen lässt, hat sie mich nicht so sehr angesprochen.
Johanna ist aufgewachsen mit der Version ihrer Mutter über das Verschwinden von Jens. Nun lernt sie noch andere Sichtweisen darüber kennen. Ihre Halbschwester Antonia berichtet aus ihre Warte und die Großmutter Hilde hat sowieso ihre höchst eigene Sicht auf die Dinge. Was ist wirklich geschehen?
Die Personen und das ganze Umfeld sind sehr gut und authentisch beschrieben. Die Geschichte wird immer wieder durch Protokolle und Berichte unterbrochen. Lange konnte ich damit nichts anfangen.
Johanna ist sympathisch und trotzdem kann ich ihr Verhalten nicht wirklich nachvollziehen. Dass sie mehr über Jens wissen will, ist verständlich, aber sie bastelt sich da etwas zurecht und das kommt mir doch seltsam vor. Ihr Weg zu ihrem Vater ist gleichzeitig auch ein Weg zu sich selbst.
Vieles bleibt so undeutlich und lückenhaft, dass ich meine Version der Geschichte bilden muss.
Das Buch ist nicht schlecht, konnte mich aber nicht so wirklich packen.