Lost place to live
Was uns erinnern lässtMilla ist alleinerziehende Mutter eines pubertierenden, aber dafür extrem in Ordnung seienden Sohnes. Sie arbeitet in einer Anwaltskanzlei, aber in ihrer Freizeit ist sie Jägerin von lost places, also ...
Milla ist alleinerziehende Mutter eines pubertierenden, aber dafür extrem in Ordnung seienden Sohnes. Sie arbeitet in einer Anwaltskanzlei, aber in ihrer Freizeit ist sie Jägerin von lost places, also Orten, die vor Jahren oder auch Jahrhunderten aus welchen Gründen auch immer aufgegeben wurden, man aber noch Überreste und Anzeichen von ihnen entdeckt. Eines Tages findet sie einen solchen Ort und bei ihren Recherchen stellt sie fest, dass der Keller einst zu einem Hotel namens Waldeshöh gehört hat. Sie will mehr über dieses Hotel erfahren und als sie sich mit den Leuten in Verbindung setzt, die einst dort gewohnt haben, erfährt sie nicht nur nackte Fakten, sondern erlebt Nachkriegsgeschichte hautnah und erhält ganz nebenbei die Familie, die sie nie gehabt hat.
Die große Stärke des Buches ist nicht einmal das Mitnehmen in die Nachkriegs- und DDR-Geschichte, es sind glasklar die Personen, wobei ich eindeutig ein Fan von Millas Sohn Leo wurde, der mit seinen vierzehn Jahren ein unermüdlicher Weltverbesserer ist. Aber natürlich war auch die Geschichte des Hotels über die Jahrzehnte interessant. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles glauben soll - allein nach der Umsiedelung: Warum sollten Leute belobigt werden, um die Waldeshöher zu mobben? Das ergibt zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr und ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass es reines DDR-Bashing war; unnötig, weil man ohnehin durch das, was man mit den Bewohnern des Hotels im Hotel selbst erlebte, erschreckend genug wirkte. Gestört fühlte ich mich auch manchmal durch die Perspektivwechsel innerhalb einer Szene, in solchen Büchern konzentriere ich mich gern auf die Person, um die es im Moment geht. Ansonsten war es eine interessante Lektüre, die in eines der unbekannten Kapitel der näheren Geschichte mitnahm.