Eine Story ohne Story und einem hanebüchenem Ende. WTF!
Lisa, eine Schwerkriminelle, begeht auf der ganzen Welt rätselhafte Verbrechen. Die Zeichen mehren sich, dass ein Mann ihr nächstes Opfer wird: Sie ist bereits in seine Wohnung eingebrochen. Doch sie bleibt ...
Lisa, eine Schwerkriminelle, begeht auf der ganzen Welt rätselhafte Verbrechen. Die Zeichen mehren sich, dass ein Mann ihr nächstes Opfer wird: Sie ist bereits in seine Wohnung eingebrochen. Doch sie bleibt unsichtbar, außer ihrer DNA gibt es keine einzige Spur. Verschanzt in einem verlassenen Landhaus, mit reichlich Whiskey und Koks, spricht der Mann jeden Abend per Internet-Radio zu einem virtuellen Publikum....(Klappentext)
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"Es ist, als ob mir nichts passieren könnte, solange ich hier sitze und rede, rede, rede.
Alles ist gut, solange ich durch dieses Gerät mit einem kleinen Ausschnitt der Welt kommuniziere.
Zu dem du, mein Zuhörer, gehörst.
Ich rede also um mein Leben."
(S. 116)
Ich bin an und für sich ein Fan des Autors Glavinic, "Das größere Wunder" und "Die Arbeit der Nacht" (was ich wieder einmal lesen und auch rezensieren sollte), sind hierbei meine absoluten Favoriten. Glavinic versteht es Tiefsinnigkeit und literarische Sprachgewalt in Stories zu packen, in denen nie alles so ist wie es scheint. Doch was er mit "Lisa" fabrizierte hat, ist meines Erachtens, einfach nur Mist.
Man ist gewohnt, dass in Romanen des Autors die Sprache auch einmal derb und direkt ist, dass darin gesoffen, gekokst und rumgehurt wird und, dass er es mit der Political Correctness nicht so ernst nimmt. Doch meist würde überhaupt nichts anderes zu der Story passen, da diese selbst schräg und abgefahren ist.
In dem vorliegenden Buch gibt es jedoch irgendwie keine Story.
Ein Vater hat sich mit seinem Sohn in einem Haus in der Pampa verschanzt. Nachdem bei ihm eingebrochen wurde und dies zur Anzeige gebracht wurde, stellte sich heraus, dass es sich bei der Täterin um eine international operierende Kriminelle handelt, welche auch vor Folter und Mord nicht zurückschreckt. Daraufhin bekommt der Vater Panik und versteckt sich.
Das Internet-Radio ist sein einziger Kontakt zur Außenwelt, welcher er seine Geschichte erzählt. Dabei fließt reichlich Alkohol und das Koks wird sich reingezogen, als gäbe es kein Morgen.
Tja, das war es auch schon. Das ist die ganze Story.
"Jeden Abend schreibe ich meinen Namen mit Kokain auf den freien Schreibtisch, saublöde Angewohnheit, ich weiß,
und jeden Abend ist schon um Mitternacht nichts mehr davon übrig,
obwohl ich einen langen Namen habe und die Buchstaben sehr groß sind."
(S. 9)
Schnell ist klar, dass sich Glavinic hierbei eines bekannten Kriminalfalls bedient, welcher überhaupt keiner war. Dies war bereits nach nur wenigen Seiten ersichtlich. Trotzdem habe ich mich durch dieses Büchlein gequält, da ich es gewohnt bin von dem Autor, die Enden betreffend, immer wieder überrascht zu werden. Doch hier war einfach nichts.
Und wenn ich sage nichts, dann meine ich nichts. Die Story war einfach zu Ende. Als würde jemand während des Erzählens Luft holen, man wartet was derjenige noch zu sagen hat und dieser dreht sich einfach um, geht und war nie mehr gesehen.
"DNA-Spuren dieser Frau sind im Lauf vieler Jahre nahezu bei allen denkbaren Verbrechen gefunden worden. [.....]
In Ungarn hat sie eine junge Frau entführt, gequält und mit ihren eigenen Haaren erwürgt,
in Prag gab es diese Giftserie, bei der sie sicher sind, sie wars,
in der Nähe von Warschau hat sie drei junge englische Adelige aufgehängt,
in Genua einem Obdachlosen die Nieren herausgeschnitten und in München einen Journalisten die Eier,....."
(S. 24)
Was erwartet einem also auf diesen 200 Seiten, wenn es keine Story gibt? Das ich Euch sagen. Nämlich Früher-war-alles-besser-Mimimi, dann war es doch wieder nicht so toll. Erzwungene und aufgesetzte Komik, inklusive Möchte-gern-cool-rüberkommen-Sprüche. Der Protagonist mag diese Leute nicht und er mag jene nicht, alle doof außer ich und Sexgeschichten bis zum Erbrechen. Dabei zieht er sich Koks, Benzos und Alkohol rein, wie andere ihr tägliches Essen. Und dies von Anfang bis Ende...wobei es ja irgendwie kein Ende gibt. Da ist dem Autor wohl, wie dem Protagonisten auch, der Stoff ausgegangen.
Kurz gesagt - to much of nothing.
Fazit:
Verschwendete Lesezeit, mehr gibt es von mir diesbezüglich nicht zu sagen.
© Pink Anemone (inkl. Leseprobe und Autoren-Info)